des
Ätzens zu kontrollieren, sollen die in verschiedenen Kupferstichsammlungen aufbewahrten Niellen, welche man mit der
Vorgeschichte der
Kupferstecherkunst (s. d.) in
Verbindung bringt, auf diese
Weise entstanden sein; doch sind diese Niellen
meist verdächtig, und es handelt sich wohl nur um spätere
Abdrücke von Kupferplatten, deren Gravierungen sich von schwarzem
Grund abheben. Ein wirkliches Niëllo, eine Gravierung in
Gold,
[* 2] war der sogen. Degenknopf
KaiserMaximilians von
A.
Dürer.
Die Niellen sind dadurch kenntlich, daß sie
Abdrücke von der
Gegenseite sind.
Vgl.
Duchesne, Essai sur les nielles, gravures
des orfèvres florentins du XV. siècle (Par. 1826).
Gegenwärtig hat die Nielloarbeit ihren Hauptsitz im Innern von Rußland. Am bekanntesten sind die in
Tula verfertigten silbernen Tabaksdosen, vorzügliche aber sind die
Fabrikate von
Wologda und
Ustjug Weliki. Eine besondere Anwendung
findet das Niëllo zur schwarzen Ausfüllung der
Ziffern und Teilstriche des Minutenkreises auf metallenen Uhrzifferblättern sowie
zur Emaillierung goldener Uhrgehäuse. S. auch Tafel
»Ornamente
[* 3] IV«,
[* 4] Fig. 10. - Nielleur (spr. -lör),Niellierer, Verfertiger von Nielloarbeiten.
Auf dem
Konstanzer Konzil genoß er großes Ansehen und beförderte die Herstellung der kirchlichen
Einheit.
Er starb in
Maastricht.
[* 7] Niem schrieb: »De Schismate libri III«, die Geschichte der
Päpste 1378-1410 (Nürnb. 1532, 1592 u.
öfter),
die von der päpstlichen Mißwirtschaft ein lebhaftes
Bild entwirft und daher vom römischen
Stuhl verboten wurde;
den »Nemus unionis«, einen an wichtigen Aktenstücken reichen
Traktat (mit dem vorigen Werk in der
Ausgabe
von Schard, Basel
[* 8] 1566, vereinigt);
»Historia de vita Joannis XXIII.« (zuerst Frankf. 1628, dann in »Rer.
germ. hist.«, Bd. 1, und von
Hardt,
»Concilium Constantiense«, Bd. 2, das.
1700, hrsg.) u. a. m., während seine Autorschaft bei
andern
Schriften, wie:
»De necessitate reformationis ecclesiae in capite et in membris«,
»De difficultate
reformationis in capite et in membris«, zweifelhaft und die ihm zugeschriebenen
»Vitae pontificum romanorum a Nicolao IV.
usque ad Urbanum V. et inde ab anonymo usque ad annum 1418 continuatae additis imperatorum gestis« (als »Continuatio
chronici
Martini Poloni« von Eccardus in »Corp. hist. med.
aev.«, Bd. 1, hrsg.)
vermutlich ältern Ursprungs sind.
Seit 1866 gehört er der königlichen
Bühne in
Berlin an. NiemannsSpezialität sind die Heldengestalten der Wagnerschen
Opern,
für welche sich seine imposante, echt deutsche
Erscheinung und sein trotz des hellen
Klanges männlicher
Tenor vorzüglich
eignen. Wie sein
Gesang, so zeugt auch sein
Spiel von einem außerordentlichen dramatischen
Talent. Zahlreiche
Gastspiele an den bedeutendsten
BühnenDeutschlands
[* 19] verschaffen Niemann die allgemeinste
Anerkennung, namentlich aber hat er sich
durch seine Mitwirkung bei den
PariserTannhäuser-Aufführungen 1861, in denen er die Titelrolle sang, sowie bei den
BaireutherFestspielen 1876 einen Ehrenplatz in der Künstlerwelt gesichert. 1859 vermählte er sich mit der
Schauspielerin
MarieSeebach (s. d.), von welcher er 1868 wieder geschieden wurde; später ging
er eine zweite
Ehe mit der Schauspielerin
HedwigRaabe (s. d.) ein.
vonStrehlenau,Nikolaus, gewöhnlich nur mit seinem Dichternamen
NikolausLenau genannt, ausgezeichneter Dichter,
geb. zu Czatad in
Ungarn,
[* 20] studierte zu
Wien
[* 21]
Jurisprudenz und wandte sich dann der
Medizin zu,
ohne jedoch zur Ausübung der letztern zu gelangen. Von früh auf eine eigentümliche, zu gleicher Zeit feurige und melancholisch
gestimmte
Natur, deren innerste poetische
Ideale mit der umgebenden Wirklichkeit in
Konflikt gerieten, der
Bewegung und
Gärung
der Zeit mit hoffendem
Blick zugewandt und doch zu elegischer
Trauer über den verlornen
Frieden harmloser
Tage gestimmt, leidenschaftlich und wiederum von krankhafte Weichheit der
Empfindung, sprach
Lenau die wechselnden
Stimmungen
seines Innern in lyrischen und lyrisch-epischen
Dichtungen aus. Die beabsichtigte Herausgabe seiner »Gedichte« (Stuttg.
1831, 4. Aufl. 1840) führte ihn nach
Stuttgart, wo er im
Kreis
[* 22] der schwäbischen Dichter große
Sympathien
gewann und sich besonders eng an
JustinusKerner,
Schwab und K.
Mayer anschloß.
Doch konnten zunächst weder die neuen
Freunde noch die Aussichten auf litterarischen
RuhmLenau bewegen, von der beabsichtigten
Reise nach
Amerika
[* 23] abzustehen; er hoffte in den Urwäldern die Befriedigung zu finden, die ihm daheim selbst
die
Einsamkeit der
Alpen
[* 24] versagte. Er trat die
Reise nach den
Vereinigten Staaten
[* 25] 1832 an, kaufte dort etwas Land an, das
er an
einen seiner Reisegefährten verpachtete, und bereiste zu
Pferde
[* 26] den
Westen der
Union. Der
Eindruck der amerikanischen Zustände
konnte auf eine tieflyrische
Natur wie die
Lenaus nur ein abstoßender sein; amerikamüde kehrte er nach
Verlauf einiger
Monate nach
Europa
[* 27] zurück, wo inzwischen seine Gedichte ihre erste Verbreitung gewonnen hatten.
Die Dichtererscheinung
Lenaus mußte in einer gärenden Übergangsepoche, wie die 30er Jahre waren, das höchste
Interesse
wachrufen. Neben der tiefen Innigkeit desGefühls, dem melodischen
Reiz seines lyrischen
Ausdrucks wirkte
bei seinen frühern und spätern Gedichten auch die Eigentümliche des
Kolorits. Die
Bilder aus seiner ungarischen
Heimat verliehen
namentlich den kleinern epischen
DichtungenLenaus ihren unwiderstehlichen
Reiz, und die Mischung kräftiger
Züge der Wirklichkeit
und elegischer Grundstimmung kam
¶
mehr
auch den erzählenden Dichtungen ohne ungarischen Hintergrund zu gute, welche neben zahlreichen lyrischen Gedichten in der
ersten Zeit nach der Rückkehr aus Amerika entstanden. Das Jahrzehnt zwischen 1833-43 verbrachte der Dichter abwechselnd in
Wien und in Schwaben. Seine erste größere Dichtung: »Faust« (Stuttg. 1836; für die Bühne eingerichtet von Gramming,
Münch. 1869), weder eine eigentlich epische noch eine dramatische Dichtung, sondern eine Reihe zum Teil farbenprächtiger Lebensbilder,
durch welche eine skeptische, unselig mit Gott und Welt zerfallene Natur hindurchgeht, vermehrte den Ruf, dessen sich der Dichter
bereits erfreute. In ihm selbst aber nagte, trotz allen poetischen Gelingens, eine schmerzliche Unbefriedigung,
die auch in der wachsenden Schwermut seiner Dichtungen zu Tage trat. Vielfache Herzenserlebnisse, Erschütternden und Enttäuschungen,
die Rastlosigkeit eines beständigen Reiselebens und der nie ruhende Widerspruch seiner persönlichen Neigungen und seiner
Geistesziele steigerten die nervöse Reizbarkeit des Dichters Schritt für Schritt. Außer den »Neuern Gedichten« (Stuttg.
1838, 2. vermehrte Auflage 1840) erschienen die größern Dichtungen: »Savonarola« (das. 1837, 5. Aufl.
1866) und »Die Albigenser« (das. 1842, 4. Aufl. 1873), welche beide alle
Vorzüge des Lenauschen Talents: die Tiefe der Empfindung, die Glut und Farbenpracht der Schilderung, den Schwung echter Begeisterung,
in einer Reihe glänzender Situationen und Bilder aufweisen, aber beide mehr geniale Fragmente als geschlossene
Kunstwerke sind. Im »Savonarola« hielt Lenau wenigstens noch die einheitliche Form fest, in den »freien Gesängen« der »Albigenser«
verzichtete er auch auf diese und erzielte darum nur fragmentarische Eindrücke.
schloß sich in der Kompositionsweise völlig dem »Faust«
an.
Die Vollendung desselben war Lenau leider nicht beschieden. Im Sommer 1844 überraschte der Dichter seine Freunde durch
die Nachricht von seiner glücklichen Verlobung;
Seine Geisteskrankheit erwies sich als völlig unheilbar; Lenau ward
daher nach der Irrenanstalt Oberdöbling bei Wien gebracht, wo ihn erst der Tod von seinen Leiden
[* 29] erlöste. Seine
»Gedichte« (Vereinigung der beiden obigen Sammlungen) sind seitdem in zahlreichen
Auflagen erschienen; sonst ist von seinen Publikationen noch der »Frühlingsalmanach« (Stuttg.
1835-36, 2 Jahrg.) zu erwähnen. Seinen dichterischen »Nachlaß« (Stuttg. 1851) und seine »Sämtlichen
Werke« (das. 1855, 4 Bde.;
illustriert Ausg. 1881, 2 Bde.) gab
Anastasius Grün, dem Dichter im Leben eng befreundet, heraus.
Von den neuern Ausgaben sind die vom Bibliographischen Institut in Leipzig
[* 30] veranstaltete (mit Anmerkungen etc., 1882, 2 Bde.)
und die Hempelsche (Berl. 1883, 2 Bde.)
zu nennen.