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Herrschaft der Häuser Burgund und Habsburg.
Im 14. Jahrh. begann das
Haus der burgundischen
Valois die niederländischen
Provinzen durch
Heirat und
Verträge unter seinem
Zepter zu vereinigen: zuerst 1384 durch die
Heirat mit der Erbin des
Grafen von
Flandern diese große
Grafschaft nebst
Artois und
Mecheln,
[* 2] 1427
Namur,
[* 3] 1428
Holland,
Friesland,
Zeeland und
Hennegau, 1430
Brabant und
Limburg,
[* 4] 1443
Luxemburg.
[* 5] Im
Besitz dieser elf
Provinzen suchte
Philipp der
Gute (1419-67) denselben eine einheitliche
Verfassung zu geben. 1437 berief
er die ersten
Generalstaaten, eine Versammlung von Abgeordneten der
Provinziallandtage
(Staaten); dieselben, allmählich immer
häufiger, zuletzt fast alljährlich berufen und meist in
Brüssel
[* 6] oder
Mecheln tagend, bewilligten die
Beden für die gesamten Niederlande
[* 7] und verteilten den Betrag auf
die einzelnen
Provinzen.
Die Südprovinzen, vor allen Brabant, hatten das Übergewicht. In Brüssel hielten die Herzöge ihren glänzenden Hof; [* 8] Brabant regierten sie selbst, die übrigen Provinzen Statthalter. Doch führten sie als Beherrscher der Niederlande noch keinen besondern Titel, und dieselben waren noch so wenig zu einem Einheitsstaat verschmolzen, daß jede Provinz die andre als Ausland betrachtet und keinen Beamten aus derselben duldete. Nach der stürmischen Regierung Karls des Kühnen (1467-77), der Gelderland und Zütphen erwarb, fielen die Niederlande durch die Vermählung seiner Erbin Maria mit Maximilian von Österreich [* 9] an das Haus Habsburg.
Diesen
Wechsel des Herrscherhauses benutzten die
Provinzen zur
Vermehrung ihrer
Rechte.
Maria mußte sich ihre
Hilfe durch große
Zugeständnisse erkaufen
, z. B. durch das »große
Privilegium« an die
Staaten von
Holland, und nach ihrem
Tod (1482) brachen gegen die vormundschaftliche
Regierung
Maximilians für
seinen Sohn
Philipp den
Schönen
Unruhen aus: in
Holland erhob sich die
Partei der
Hoeks wieder, die
Bürger von
Brügge nahmen 1488
Maximilian
sogar gefangen und preßten ihm den
Verzicht auf
die
Vormundschaft zu gunsten der
Staaten von
Flandern ab.
Indes mit
Hilfe des
Herzogs
Albrecht von
Sachsen,
[* 10] der 1491 zum Erbstatthalter von
Friesland ernannt wurde, gelang es
Maximilian,
der Empörungen
Herr zu werden und auch
Artois zu behaupten, das der französische König
Ludwig XI. als erledigtes
Lehen einzuziehen
versucht hatte. 1493 übernahm
Philipp selbst die
Regierung der Niederlande; unter ihm riß sich
Gelderland unter
Herzog
Karl wieder los
(1499).
Nach
Philipps frühem
Tod (1506) führte seine
Schwester
Margarete die
Regierung für den sechsjährigen
Karl, den spätern
Kaiser
Karl V., und blieb auch, nachdem derselbe 1515 mündig und Herrscher geworden, Statthalterin in den
Niederlanden bis zu ihrem
Tod (1531), worauf
Karls
Schwester, die verwitwete
Königin
Maria von
Ungarn,
[* 11] ihr in der Statthalterschaft
folgte.
Karls Herrschaft war die
Blütezeit der Niederlande. Er erwarb
Overyssel und die
Utrechter Stiftslande (1517), kaufte
Albrechts
Sohn
Georg von
Sachsen seine
Rechte auf
Friesland ab und erlangte 1538 auch
Groningen und
Gelderland zurück, so daß er die 17
Provinzen:
Brabant,
Limburg,
Luxemburg,
Gelderland,
Flandern,
Artois,
Hennegau,
Holland,
Zeeland,
Namur, Zütphen,
Ost- und
Westfriesland,
Mecheln,
Utrecht,
[* 12]
Overyssel und
Groningen unter seinem
Zepter vereinigte.
Karl, zu Gent [* 13] geboren, galt den Niederländern als ihr Landsmann und ließ sich auch gern so nennen. In seinem Weltreich konnten die Niederländer ungehindert Handel treiben und rissen einen großen Teil des Weltverkehrs, [* 14] als dessen Mittelpunkt Antwerpen [* 15] gelten konnte, an sich. Neben Handel und Gewerbe blühten auch Ackerbau, Viehzucht und [* 16] Fischerei, [* 17] Künste und Wissenschaften. Auch die politische Verschmelzung machte Fortschritte: in Mecheln wurde ein oberstes Tribunal sowie eine Rechenkammer für die Niederlande errichtet;
nachdem
Artois und
Flandern von der französischen Oberlehnshoheit befreit und die
nordöstlichen
Provinzen vom westfälischen
Kreis
[* 18] losgelöst worden, erhob
Karl durch den
Augsburger
Vertrag (1548) die 17
Provinzen
zu einer staatsrecht
lichen
Einheit, dem nur lose mit dem
Deutschen
Reich verbundenen burgundischen
Kreis, der nach der
Pragmatischen Sanktion
von 1549 immer vereinigt und von Einem
Fürsten beherrscht sein sollte.
Dabei wahrte Karl seine fürstlichen Rechte mit Entschiedenheit und schritt gegen trotzigen Widerstand mit Strenge ein; 1540 unterwarf er seine Geburtsstadt Gent mit blutiger Energie. Die kirchliche Reformbewegung suchte er durch grausame Verfolgung und Hinrichtung von Tausenden ihrer Anhänger von den Niederlanden abzuhalten. Ungeheure Summen (für einen Krieg 40 Mill. Dukaten) zog er aus den Bewilligungen der Generalstaaten.
Der Aufstand gegen Spanien.
Bei der Teilung des habsburgischen Weltreichs nach der Abdankung Karls V. fielen die Niederlande an Spanien. [* 19] Der neue Herrscher, Philipp II., stieß durch seinen Hochmut, sein steifes Wesen die Niederländer von sich ab, behandelte die Generalstaaten in herrischer Weise, verletzte die Privilegien der einzelnen Provinzen und erbitterte das Volk durch die rücksichtslose Härte, mit der er die Ketzeredikte ausführen ließ. Als er 1559 sich nach Spanien begab, ernannte er seine Halbschwester Margarete von Parma [* 20] zur Statthalterin und gab ihr einen Ausländer, den Kardinal Granvelle, als einflußreichsten Ratgeber bei.
Dadurch verletzte er den hohen Adel. Gegen Granvelle richtete sich daher die allgemeine Opposition, als die Verzögerung des Abmarsches der spanischen Truppen, die neue Einteilung der niederländischen Kirche in drei Erzbistümer und 14 Bistümer, die Einführung der Inquisition und die Verkündigung der Beschlüsse des Trienter Konzils als Staatsgesetze die Unzufriedenheit immer mehr steigerten. Durch das Eindringen des glaubenseifrigen streitbaren Calvinismus in den Niederlanden erhielt die religiöse Bewegung eine größere Kraft. [* 21]
Granvelles Entlassung 1564 beschwichtigte die Gemüter nicht, und die schroffe Ablehnung jeder Milderung der religiösen Strafedikte durch Philipp hatte die Vereinigung zahlreicher Edelleute zum Kompromiß vom zur Folge, in welchem sie sich zur Treue gegen den König und zur Verteidigung der Rechte und Freiheiten der Niederlande verbanden; überreichten sie der Regentin eine Bittschrift, in der sie Milderung der Religionsedikte und Abschaffung der Inquisitionsgerichte verlangten. Margarete suchte durch Nachgiebigkeit und Mäßigung zu beschwichtigen, aber schon war es zu spät. Aus dem Kompromiß entstand der Geusenbund, der am 28. Juli unbedingte Religionsfreiheit forderte, und im August 1566 kam es im Bildersturm in Flandern zu einem gewaltsamen Ausbruch der lange gärenden Bewegung.
Hierauf
sandte
Philipp den
Herzog von
Alba
[* 22] mit 10,000
Soldaten nach den
Niederlanden, der im
August 1567 seinen
Einzug in
Brüssel hielt. Niemand wagte
Widerstand; der Geusenbund löste sich auf
, einer der
Führer des hohen
Adels,
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Wilhelm von Oranien, begab sich nach Deutschland,
[* 24] zwei andre, Egmond und Hoorne, wurden 5. Sept. verhaftet. Nachdem Margarete im Dezember
ihre Würde niedergelegt hatte, ward die gesamte öffentliche Gewalt in den Niederlanden Alba übertragen, der nun zur Ausführung
der von Madrid
[* 25] befohlenen Schreckensregierung schritt. Er setzte einen »Rat der Unruhen« ein, den das Volk
den »Blutrat« nannte, und der ohne Rücksicht auf
Gesetz und Recht Tausende dem Schafott überlieferte; Egmond und Hoorne wurden in
Brüssel hingerichtet.
Ein Versuch Wilhelms von Oranien und seines Bruders Ludwig von Nassau, durch Einfälle in Brabant und Friesland einen Aufstand in
den Niederlanden hervorzurufen, scheiterte an der Überlegenheit der spanischen Truppen. Zahlreiche Einwohner
flüchteten ins Ausland. Alba schlug dem Handel und Gewerbfleiß weitere Wunden, indem er eine drückende Steuer von 1 Proz. am
Vermögen, 5 Proz. von erkauftem
Grundeigentum und 10 Proz. von jedem Warenumsatz einführte. Endlich glückte es den Meergeusen,
kühnen Freibeutern, sich der Stadt Brielle an der Mündung der Maas zu bemächtigen, welchem
kühnen Handstreich der Abfall der festen Stadt Vlissingen und des größten Teils von Zeeland sowie kurze Zeit darauf der meisten
Städte Hollands folgte.
Am traten die Abgeordneten von 12 Städten und mehrere vom Adel in Dordrecht [* 26] zusammen, erkannten Wilhelm von Oranien als Statthalter von Holland, Zeeland und Utrecht an und schlossen einen Bund zu gemeinsamer Verteidigung ihrer Freiheit unter seiner Führung. Die Spanier rächten sich durch blutige Züchtigung der Städte Zütphen, Naarden und Haarlem, [* 27] wogegen die spanische Flotte auf dem Zuidersee von der niederländischen vernichtet wurde.
Alba wurde zwar 1573 abberufen, der neue Statthalter, Requesens, setzte indes nach einigen vergeblichen Versöhnungsversuchen die gewaltsame Unterwerfung der Aufständischen energisch fort. In der unglücklichen Schlacht auf der Mooker Heide fielen Oraniens Brüder Philipp und Heinrich von Nassau. Dagegen wurden die Spanier durch die Eroberung von Middelburg (21. Febr.) aus Zeeland und durch den Entsatz von Leiden [* 28] (3. Okt.) aus Holland vertrieben. Die zügellosen Ausschreitungen der spanischen Truppen nach Requesens' Tod bewogen auch die südlichen Provinzen, sich gegen Spanien zu erklären und sich auf Andringen Oraniens mit Holland und Zeeland durch die Pazifikation von Gent (November 1576) zur Vertreibung der Spanier und Aufrechterhaltung ihrer Freiheiten und Privilegien zu verbinden. Der neue Statthalter, Don Juan d'Austria, mußte die Genter Pazifikation durch das ewige Edikt (Febr. 1577) bestätigen und die spanischen Truppen entlassen, ehe er 1. Mai Brüssel einziehen durfte.
Doch erlangte er weder die Zustimmung des Königs zu seiner versöhnlichen Politik, noch gewann er das Vertrauen des Volkes, das Oranien als seinen Retter und Herrn begrüßte und ihn zum Ruwart von Brabant ernannte. Nur war ein Teil des brabantischen Adels auf ihn eifersüchtig und rief den Erzherzog Matthias von Österreich, Kaiser Rudolfs II. Bruder, zum Statthalter aus, während es in Hennegau, Artois und Südflandern zum heftigen Zwist zwischen den Calvinisten und den Katholiken (Malkontenten) kam, welch letztere im August 1578 den franz. Prinzen Franz von Anjou ins Land riefen.
Gründung der Republik der Vereinigten Niederlande.
Während dieses Wirrwarrs starb Juan d'Austria Sein Nachfolger Alexander Farnese von Parma, ein ebenso ausgezeichneter Feldherr wie kluger Politiker, benutzte geschickt die Zwistigkeiten unter den Niederländern und die Eifersucht der Befehlshaber gegeneinander, sprengte die Genter Pazifikation und machte die Vereinigung sämtlicher Provinzen zu Einem Bundesstaat mit nationaler und religiöser Freiheit unmöglich. Dem katholischen Bunde der wallonischen Provinzen gegenüber verbanden sich die sieben nördlichen Provinzen: Holland, Zeeland, Utrecht, Gelderland, Groningen, Overyssel und Friesland, zu der Union von Utrecht und sagten nach der Ächtung Oraniens im Haager Manifest vom dem König von Spanien den Gehorsam auf.
Die mittlern Provinzen schwankten, schlossen sich eine Zeitlang teilweise der Utrechter Union an und wählten endlich den Herzog von Anjou zum Oberhaupt, der sich aber durch seine Herrschsucht so verhaßt machte, daß er im Juni 1583 zum zweitenmal die Niederlande verlassen mußte. Wilhelm von Oranien wurde in Delft ermordet, noch ehe die neue Verfassung der Niederlande vom welche dem Oranier als erblichen Grafen die freilich beschränkten landesherrlichen Rechte übertrug, beschworen worden war.
Parma unterwarf sich jetzt Flandern und Brabant und eroberte Antwerpen, so daß die Union sich um Schutz an Elisabeth von England wandte, die den Grafen von Leicester [* 29] als Oberstatthalter mit 6000 Mann Hilfstruppen sandte. Dieser verfolgte aber nur selbstsüchtige Herrschaftspläne und führte den Krieg mit Spanien so lau und unglücklich, daß die Spanier Herren des ganzen Laufs der Maas bis zur holländischen Grenze wurden. Endlich wich er dem allgemeinen Unwillen und verließ im Dezember 1587 die Niederlande. Der Ratspensionär von Holland, Johan van Oldenbarneveldt, bewirkte nun, daß Wilhelms ältester Sohn, der junge Prinz Moritz von Oranien, zum Statthalter von Holland und Zeeland ernannt und mit der Führung des Kriegs beauftragt ward.
Derselbe nahm infolge des Feldherrntalents des jungen Prinzen eine immer günstigere Wendung, zumal sich Philipp gleichzeitig in einen Krieg mit England und Frankreich einließ. Moritz errang bei Nieuwpoort einen glänzenden Sieg und eroberte eine Stadt nach der andern. Gleichzeitig schlugen die niederländischen Flotten die Spanier auf den Meeren und eroberten die portugiesischen Kolonien in Ostindien. [* 30] Unter diesen Umständen schloß Erzherzog Albrecht, dem Philipp II. 1598 die Niederlande überlassen hatte, mit den Niederlanden einen zwölfjährigen Waffenstillstand ab.
Die Verfassung der Republik der Vereinigten [* 31] Niederlande ging aus der Utrechter Union, einem Kriegsbündnis, hervor und litt daher an mancherlei Mängeln. Träger [* 32] der Souveränität waren die Provinzen, deren Staaten aus dem nur in den östlichen Provinzen zahlreichen Adel und den Vertretern des städtischen Patriziats, einer Oligarchie von 2000 Souveränen, gebildet waren, und denen ein Syndikus (Raadpensionaris, d. h. besoldeter Rat) zur Seite stand. Die Deputierten der Provinzialstaaten, die hochmögenden Herren Regenten, bildeten die Generalität oder die Generalstaaten, welche seit 1593 sich im Haag [* 33] versammelte und die vollziehende Gewalt innehatten, die unter ihrer Autorität von den Statthaltern ausgeübt ward. Ein ebenfalls aus ¶