Niagarafall immer weiter nach dem
Eriesee zurück, nach genauen Messungen 1842-79 jährlich 0,82 m, so daß er in 40,000
Jahren
den
Eriesee erreichen dürfte. Bis zu den
Fällen beträgt der
Lauf des Niagara 32 km und das
Gefälle 18,6 m, wovon jedoch 15,5 m
auf die letzten 800 m unmittelbar vor den
Fällen kommen. Bis zu diesen
Stromschnellen ist der
Strom abwärts
schiffbar. Unterhalb des
Falles nimmt derselbe wieder einen ruhigen
Lauf an, verengert sich nach etwa 5 km wieder auf 300
m und
wendet sich, zwischen 100 m hohen, steilen Felswänden eingeschlossen, plötzlich nach links.
Dadurch entsteht der sogen. Whirlpool
(Strudel). Die Oberfläche des
Wassers ist hier in beständiger Aufregung
und steht in der Mitte des
Flusses 3 m höher als an den
Ufern. Nur einmal (1861) ist ein
Schiff,
[* 2] die
Maid of
Mist, glücklich
durch diese tosende Wassermasse gekommen. Bei den Städtchen
Lewiston und
Queenstown, 10 km unterhalb der
Fälle, ist der
Fluß 2700 m breit und wird hier wieder schiffbar. 11 km unterhalb ergießt er sich zwischen dem amerikanischen
Dorf
Youngstown (mit dem
Fort Niagara) und dem kanadischen Städtchen Niagara in den
Ontariosee.
Den Niagarafluß überspannen jetzt, abgesehen von der zur Ziegeninsel hinüberführenden, vier
Brücken,
[* 3] nämlich die
Eisenbahnbrücke bei
Buffalo, wo er aus dem
Eriesee austritt (seit 1873); die
Hängebrücke dicht unter den
Fällen (375 m lang, 78 m
hoch, 1869 eröffnet); die von A.
Röbling erbaute
Kettenbrücke, 3 km unterhalb der
Fälle (1244 m lang, 78,6 m hoch, 1855 eröffnet)
und eine 1883 eröffnete stählerne Cantileverbrücke (277 m lang, 73 m hoch). Da die Niagarafälle alle
direkte Wasserverbindung zwischen den nächsten
Seen völlig unterbrechen, so hat man auf der kanadischen Seite den wichtigen
Wellandkanal (s. d.) angelegt. Die
Frage, wie die gewaltige
Kraft
[* 4] des Niagara durch
Übertragung auf weitere
Entfernungen in ausgiebiger
Weise zu benutzen sei, harrt noch der
Lösung.
Vgl. Holley, Niagara, its history and geology etc.
(Toronto 1872);
Falls (spr. nei-äggärä fahls),Stadt im nordamerikan.
StaatNew York, unmittelbar am Niagarafall, mit (1880) 3320 Einw. Ein
NiagaraCity genanntes Dorf liegt dicht unterhalb.
großer, zu den Nubavölkern gehöriger Volksstamm in Zentralafrika, unter 4-6° nördl.
Br.,
im Gebiet der
Quellen des
Bahr el Gazal und der
Wasserscheide zwischen diesem und den entweder zum
Congo
oder zum
Schari fließenden Gewässern, welcher so von den
Dinka, auf den Kannibalismus des
Volkes anspielend, genannt wird,
während derselbe bei den
Monbuttu Babungera, bei den
Mittu Makaraka oder Kakaraka heißt. Die Niam-Niam, deren Zahl 2 Mill. betragen
soll, haben sich, kurz ehe die ersten
Europäer zu ihnen kamen, nach
Norden
[* 6] hin ausgebreitet, die Negerstämme,
auf welche sie stießen, unterjochend oder vertreibend.
IhreVorposten stehen bereits an den
Grenzen
[* 7] von
Dar Fur,
[* 8] wo die
Kredsch ihnen zugehören; im O. sind die durch fremde Zumischung
ihnen entfremdeten
Bongo den Niam-Niam zuzurechnen. Die Niam-Niam sind mittelgroß, untersetzt und fleischig.
Die
Köpfe sind gerundet, die
Gesichter breit. Die
Stirn ist gewölbt, die
Nase
[* 9] eingedrückt, gerade oder auch semitisch gebogen,
mit stumpfer
Spitze und breiten
Flügeln. Die sehr großen
und offenen
Augen sind mandelförmig und etwas schräg gestellt,
die
Lippen sehr breit.
Die Hautfarbe ist rotbraun, das wollig-krause
Haar
[* 10] wird in phantastische
Flechten
[* 11] und
Knoten gelegt, auch
zu einem
Strahlenkranz geflochten, der den
Kopf wie ein
Heiligenschein umgibt. Als Stammesabzeichen tättowieren sich die Niam-Niam drei
oder vier mit
Punkten ausgefüllte
Quadrate auf
Stirn,
Schläfen und
Wangen, ferner eine ╳-förmige punktierte
[* 1]
Figur auf der
Magengrube. Außerdem tragen sie mancherlei individuelle Tättowierungen. Die Schneidezähne feilen
sie spitz.
Als
Kleidung dient ein Fellschurz, auf dem
Kopf wird eine vierkantige, mit
Federn ausgeputzte Strohmütze getragen. Zieraten
sind
Schnüre von
Zähnen, Glasperlen und Drahtringe um
Arme und
Beine, die letzten namentlich bei den Weibern.
Ihre kegelförmigen,
gut gebauten
Hütten
[* 12] sind zu kleinen
Weilern gruppiert, die inmitten der Ackerfelder liegen; auf letztern
bauen die
FrauenEleusine,
Bataten, Mandiok, Yams und
Tabak.
[* 13] Einzige
Haustiere sind
Hunde,
[* 14] die man mästet, und
Hühner.
[* 15]
Die Kunstfertigkeit der Niam-Niam inHolzschnitzerei, Töpferarbeiten und Schmiedearbeiten ist nicht gering.
Als Zeitvertreib haben sie das Mangalaspiel, das auf einem
Brett mit 16 Löchern gespielt wird, wobei jeder
Spieler 24
Kauris
mit sich führt.
Ihre mit geschnitzten
Menschen- und Tierköpfen verzierten
Harfen erinnern an die altägyptische; das
Spiel
begleiten sie mit
Gesang. Auch benutzen sie hölzerne
Glocken und
Pfeifen. Sie haben professionelle
Sänger,
die sich phantastisch aufputzen.
Die
Leichen werden mit
Fellen und
Federn geschmückt und in sitzender
Stellung oder in hohlen Baumstämmen liegend beerdigt.
Auf dem Grabhügel wird eine
Hütte errichtet. Über die religiösen
Anschauungen der Niam-Niam wissen wir so gut wie nichts. Eine
große
Rolle spielen die Zauberer und die Augurien, die vor jeder
Unternehmung angestellt werden. Auch
Gottesurteile zur Feststellung
der
Schuld oder Unschuld eines
Menschen kommen vor. Die Niam-Niam teilen sich
in Freie und Sklaven. In politischer Beziehung herrscht
große Zersplitterung; mehr als 100 erbliche
Fürsten (Bjän) herrschen im Land, aber nur einige besitzen
ein größeres Gebiet.
IhreWürde ist erblich und ihre
Regierung despotisch. S. Tafel
»AfrikanischeVölker«,
[* 18] Fig. 17.