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Anlage besitzt New York seit 1856 in seinem Central Park, 8 km von der Battery entfernt und 337 Hektar groß. In ihm liegen das Kunstmuseum und die großen Behälter der Wasserwerke; auch Denkmäler von Shakespeare, Humboldt, Schiller u. a. sind dort errichtet, und der 1881 aus Ägypten [* 2] gebrachte Obelisk (Kleopatras Nadel) hat dort eine Stelle gefunden. Pferdebahnen durchkreuzen die Stadt in allen Richtungen und haben die Omnibusse fast vollständig verdrängt. Aber noch wichtiger sind die seit 1868 auf Säulen [* 3] gebauten Eisenbahnen (96 km), welche die Battery mit den entferntesten Stadtteilen verbinden. Der Zentralbahnhof liegt 6½ km von der Battery entfernt. Eine großartige Eisenbrücke, 1874-78 erbaut, verbindet New York mit Brooklyn. Sie ist 1052 m lang, ihre mittlere Öffnung ist 483 m weit, und die Fahrbahn liegt 41,1 m über dem höchsten Wasserstand des East River (s. Tafel »Brücken [* 4] I«, [* 5] Fig. 2). Der Bau eines Tunnels unter dem Hudson nach Jersey City (1680 m) ist ins Stocken geraten, so daß der Verkehr noch auf Dampffähren angewiesen ist.
[Öffentliche Gebäude.]
Die Stadt besitzt zahlreiche öffentliche Gebäude, die an Pracht und Größe mit den schönsten unsrer europäischen Residenzen wetteifern können. Gleich am untern Ende des Broadway liegt die seit 1883 aufgeführt Produktenbörse mit einer Fassade von 93,5 m, einem 68,5 m hohen Turm und [* 6] einer 67 m langen, 44,2 m breiten, 14,5 m hohen Halle. [* 7] Architektonisch ausgezeichneter ist das Zollhaus in Wall Street, mit einer Fassade von 43,8 m in Quincygranit aufgeführt, mit einem Portikus von achtzehn 11,6 m hohen ionischen Säulen geschmückt.
Die Rotunde in der Mitte des Gebäudes ist von einem Dom überdeckt, der von acht 12,5 m hohen korinthischen Säulen aus italienischem Marmor getragen wird und eine Höhe von 37,8 m erreicht. In derselben Straße steht das Steueramt der Vereinigten Staaten [* 8] (Sub-Treasury). Es ist ein Marmorbau, nach dem Muster des Parthenon gebaut, und hat zwei Fronten, jede mit einem von acht 9,8 m hohen dorischen Säulen getragenen Portikus. Der Bau steht an der Stelle der alten Federal Hall, [* 9] von deren Balkon Washington [* 10] als erster Präsident der Vereinigten Staaten seine Antrittsrede gehalten.
Den Broadway hinaufgehend, erreichen wir beim City Park eine Anzahl öffentlicher Gebäude. Gleich an der Ecke steht das neue Postamt, 104 m lang, mit Granitsäulen und Kuppeln geziert, deren Bau 112 Mill. Mk. verschlang. Hinter ihm steht des Stadthaus (City Hall), in weißem Marmor aufgeführt, 65,8 m breit, 32 m tief, mit schönem Uhrturm und einer Kuppel, welche eine kolossale Statue der Themis trägt. Dicht dabei stehen die neuen Gerichtshöfe (Court Houses), gleichfalls in weißem Marmor aufgeführt, mit korinthischem Portikus und 52 m hoher Kuppel.
Diese öffentlichen Bauten sowohl als großartige Privatgebäude, darunter das Haus des »New York Herald« (an der Stelle von Barnums Museum), das berühmte Astor Hotel, das weltbekannte Restaurant Delmonico, das in Marmor aufgeführte Warenlager Stewarts u. a., machen die Umgebung des City Park zu einem der Glanzpunkte New Yorks. Unter den übrigen städtischen Gebäuden verdienen noch Erwähnung: das städtische Gefängnis, aus Granit in ägyptischem Baustil ausgeführt und wegen seines düstern Aussehens the Tombs (Grabgewölbe) genannt;
das städtische Zeughaus;
die große Markthalle (Washington Market) am Hudson.
Unter den 436 Kirchen der Stadt zeichnen sich wenige durch architektonische Schönheit aus; 76 davon gehören den Episkopalen, 68 den Katholiken, 60 den methodischen Episkopalen, 48 den Presbyterianern, 41 den Baptisten und 20 den Lutheranern. Der erste Rang unter allen gebührt der Trinitykirche am Broadway, der ältesten und reichsten der Stadt, 1839-42 aus rotem Sandstein im gotischen Stil neu aufgeführt, mit 86,5 m hohem Spitzturm, von dem aus man die prachtvolle Ansicht von Stadt, Hafen und Umgebung genießt. Im Kirchhof steht ein zu Ehren der in britischer Gefangenschaft gestorbenen Amerikaner errichtetes Denkmal.
Die Episkopalkirche St. Paul steht in der Nähe des City Park und hat einen eleganten gotischen Turm, 61,5 m hoch. Die ebenfalls den Episkopalen gehörige Grace Church, am obern Ende des Broadway, ist aus weißem Marmor erbaut, hat einen der schönsten Türme der Stadt und 40 gemalte Fenster. Die St. Georgskirche ist ein byzantinischer Bau mit zwei je 74,6 m hohen Türmen. Unter den deutschen Kirchen zeichnet sich die des Erlösers aus, mit 80,7 m hohem gotischen Turm. Diese sämtlichen Kirchen aber werden an Größe und Glanz durch die katholische Kathedrale St. Patrick, in der fünften Avenue, übertroffen. Dieselbe ist 98,2 m lang und hat zwei gotische, in Marmor ausgeführte Türme von je 99,4 m Höhe erhalten. Unter den 32 Synagogen ist der im maurischen Stil aufgeführte Tempel [* 11] Immanuels die bemerkenswerteste. Unter den neun Missionsgesellschaften gebührt der Gesellschaft zur Verbreitung der Bibel [* 12] der erste Rang. Sie besitzt im Bible House ein prachtvolle Hauptquartier.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung von New York betrug 1870: 942,292, 1875: 1,064,272, 1880: 1,206,299, 1886: 1,439,037 Seelen, aber mit Brooklyn, Jersey City und Hoboken, welche ein zusammengehöriges Ganze bilden, wohl 2,240,000 Seelen. Im J. 1880 waren unter der Bevölkerung [* 13] 198,595 Iren, 163,482 Deutsche, [* 14] 19,663 Farbige, 474 Chinesen und Japaner und 116,119 im Ausland Geborne der verschiedensten Nationalitäten. Auf je 1000 Lebende kommen jährlich 25,85 Geburten, 13 Heiraten und 24,28 Todesfälle.
Die in New York so zahlreichen Deutschen haben nicht nur ihre Kirchen und Schulen, sondern auch neben Klubs, Gesang- und Turnvereinen ein deutsches Stadttheater. Im öffentlichen Leben aber, namentlich im politischen, treten sie entschieden hinter die Iren zurück, die überhaupt eins der bedenklichen Elemente der Bevölkerung bilden, welches nicht nur in den öffentlichen Ämtern, sondern auch in den Gefängnissen zahlreich vertreten ist. In die 9402 Trinklokale (Saloons) aber scheinen sich Deutsche und Iren brüderlich zu teilen.
[Industrie, Handel.]
New York ist zwar vorwiegend Handelsstadt, aber seine industrielle Anstalten sind trotzdem von hervorragender Bedeutung. Im J. 1880 beschäftigten 11,339 Anstalten jeglicher Art 227,352 Arbeiter. Rohmaterial im Wert von 288 Mill. Doll. wurde in ihnen verarbeitet, und die fertigen Produkte derselben erreichten einen Wert von 473 Mill. Doll. Dem Wert nach waren am wichtigsten: Männerkleider (60,7 Mill. Doll.), Tabak [* 15] und Zigarren (22,7), Buchdruckwaren (21,7), Bier (19,1), Frauenkleider (18,9), Maschinen (14,7), Zucker [* 16] (11,3), Möbel [* 17] (9,6), seidene Waren (7,8), Stiefel (7,7), Orgeln und Pianofortes (7,3 Mill. Doll.) etc. Im Handel ist New York die hervorragendste Stadt der Neuen Welt. Der Hafen, welcher eine große Bai bildet, friert selbst im Winter fast nie zu und hat sichere Landungsplätze für die größten Seeschiffe. Am regsten ist der mit dem Seeverkehr in Verbindung stehende Verkehr ¶
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zunächst der Battery und längs der beiden die Stadt bespülenden Flüsse, [* 19] in welche zahlreiche Anländen vordringen. Docks hat New York noch nicht, wohl aber bestehen solche in Brooklyn und New Jersey. Im J. 1886 besaß der Zollbezirk New York (zu welchem auch die gegenüberliegenden Städte und Newark gehören) 3955 Schiffe [* 20] von 918,668 Ton. Gehalt (darunter 1030 Dampfer von 354,991 T.). 1886-87 liefen 5991 Schiffe von 6,087,110 T. vom Ausland in den Hafen ein, wovon nur 1654 Schiffe von 987,677 T. unter amerikanischer Flagge segelten.
Den Wert der Einfuhr (an Waren) schätzte man 1875 auf 341 Mill. Doll., 1885-86 auf 419 Mill. und 1886-87 auf 457 Mill. Doll., denjenigen der Ausfuhr bez. auf 324, 314 und 316 Mill. Doll., wobei in letzterer Summe ausländische Produkte im Wert von 9½ Mill. Doll. eingeschlossen sind. Dazu kommen noch (1886-87) für 41 Mill. Doll. Gold [* 21] und Silber bei der Einfuhr und 18 Mill. Doll. bei der Ausfuhr. Bei der letztern spielen Rohprodukte die Hauptrolle. Im J. 1885-86 kamen von inländischen Produkten zur Ausfuhr: Getreide [* 22] und Mehl [* 23] für 47 Mill. Doll., Baumwolle [* 24] (173 Mill. kg) für 39 Mill., Petroleum (1790 Mill. Lit.) für 35,1 Mill., Tabak (84 Mill. kg) für 16,4 Mill., Baumwollzeuge für 11 Mill., Zucker (68 Mill. kg) für 10 Mill., Rindfleisch für 7,5 Mill., Leder für 4,3 Mill., und Ölkuchen für 3,6 Mill. Doll. Außerdem verdienen Erwähnung: Vieh, Brot [* 25] und Zwieback, Oleomargarin, Öl, Speck, landwirtschaftliche Maschinen, Nähmaschinen [* 26] und Bücher.
Die Einfuhr besteht vorwiegend aus Kaffee, Thee, Zucker, Wein, Spirituosen und europäischen Manufakturwaren. Sieben mächtige Dampfschiffahrtsgesellschaften verbinden New York mit Liverpool, [* 27] Bremen, [* 28] Hamburg [* 29] und Havre, [* 30] während der Eriekanal und zahlreiche Eisenbahnen ihm die Produkte des Westens und Südens zuführen. Wie rege der Verkehr ist, ersieht man daraus, daß 1886-87: 446,937 vom Ausland kommende Reisende im Hafen von New York landeten, unter welchen 376,005 Einwanderer waren, die sich von hier aus über alle Teile der Union zerstreuten. New York ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.
[Wohlthätigkeits- und Bildungsanstalten.]
Trotz seines Reichtums ist New York, ganz wie unsre europäischen Städte, ein Sitz der Armut geworden. Mit der Armut sind indes auch die wohlthätigen Anstalten zahlreicher geworden, so daß jetzt von 300 wohlthätigen Vereinen jährlich 4 Mill. Doll. verausgabt werden. Abgesehen von seinen aus der Stadtkasse unterhaltenen wohlthätigen Anstalten besitzt New York (1886) 36 Krankenhäuser, 47 Anstalten, an welchen ärztlicher Rat erteilt wird, 7 Irrenanstalten (3211 Irre), 3 Blindenschulen, 3 Taubstummenanstalten, 104 Waisenhäuser, Versorgungshäuser und Asyle.
Die drei Inseln im East River (Blackwell's, Ward's und Randall's) sind ausschließlich den öffentlichen Anstalten der Stadt gewidmet. Auf ihnen liegen 8 Krankenhäuser, 4 Arbeitshäuser, ein Versorgungshaus, 2 Irrenanstalten, ein Zuchthaus, ein Asyl für verwahrloste Kinder, eine Anstalt für Blödsinnige und ein Asyl für Trunkenbolde. Die sämtlichen Gebäude sind durch Sträflinge in Granit aufgeführt worden. Für den Volksunterricht ist durch zahlreiche städtische Freischulen in genügender Weise gesorgt.
Schüler, welche sich auszeichnen, können in das 1848 gegründete städtische »College« eintreten, eine Art von Realgymnasium und technischer Schule. An höhern Anstalten verdienen noch Erwähnung: das 1754 gegründete Columbia College [* 31] mit Rechts- und Bergbauschule und großer Bibliothek, die 1831 gegründete städtische »Universität« (in gotischem Prachtbau), 25 theologische Seminare, 10 medizinische Schulen, ein Lehrerseminar (Normal College), eine Seemannsschule, das von den Jesuiten geleitete College St. Francis und Xavier und Rutgen's College für junge Damen.
Ferner gibt es 3 Konservatorien der Musik, eine gut geleitete Kunstschule (Academy of design), 1823 gegründet, und eine Gewerbeschule (Cooper Union). Unter den 38 öffentlichen Bibliotheken zählen 5 über 50,000 Bände, nämlich die 1853 von einem Deutsch-Amerikaner gegründete Astor Library (192,547 Bände), die Kaufmännische Bibliothek (192,016 Bde.), die New Yorker Vereinsbibliothek (80,000 Bde.), die Bibliothek des Historischen Vereins und die Freibibliothek für Lehrlinge (63,000 Bände).
Das Metropolitan-Kunstmuseum besitzt in Cesnolas auf Cypern [* 32] gesammelten Altertümern einen wertvollen Schatz. Ein naturhistorisches Museum steht beim Central Park. Von gelehrten Gesellschaften sind zu nennen: die Historische Gesellschaft, der Geographische Verein, ein Naturwissenschaftlicher Verein u. a., die übrigens nicht von hervorragender Bedeutung sind. Der im Central Park befindliche zoologische Garten [* 33] entspricht selbst mäßigen Ansprüchen nicht. Für das Vergnügen sorgen 19 Theater [* 34] (die hervorragendsten die Academy of Music, die Große Oper und Booth's), Konzerthallen und zahlreiche sogen. Biergärten. Von den 12 Klubhäusern können einige mit denen Londons rivalisieren.
[Verwaltung.]
New York ist in 22 Wards (Quartiere) eingeteilt und hat die übliche amerikanische Municipalverfassung. Der Mayor wird von den Bürgern auf zwei Jahre, die Ratsherren werden jährlich gewählt. Der Mayor bezieht einen Gehalt von 10,000 Doll. Bei den Wahlen spielt das irische Element der Bevölkerung eine bedenkliche Rolle, und diesem Umstand darf man es zuschreiben, daß sich die Stadt durch die Unredlichkeit ihrer Vertreter auszeichnet. Noch im J. 1885 wurden einige Stadträte angeklagt, daß sie sich von einer Gesellschaft durch Summen von 20-30,000 Doll. bestechen ließen, eine Konzession für den Bau einer Pferdebahn zu erteilen. 1886 hatte New York eine Schuldenlast von 125,317,939 Doll., und die städtischen Einnahmen beliefen sich 1885-86 auf 34,838,070 Doll., die Ausgaben auf 31,545,682 Doll. Die städtische Polizei zählte 3040 Mann.
Die Nationalgarde bildet 82 Kompanien mit 5400 Mann. Die Umgebung der Stadt (s. den Plan) ist reizend, und namentlich sind die herrlichen Ufer des Hudson, längs deren sich freundliche Landsitze hinziehen, sehr malerisch. Beliebte Ausflugsorte sind die Seebäder auf Coney Island [* 35] und Staten Island. Brooklyn, Jersey City und andre benachbarte volkreiche Orte bilden gewissermaßen Vorstädte von New York, obgleich breite Flüsse sie von demselben trennen. Brooklyn (s. d.) insbesondere verdient Beachtung, weil es die schönsten städtischen Friedhöfe enthält.
[Geschichte.]
New York wurde 1612 von den Holländern gegründet, die sich dort des Pelzhandels wegen niederließen und neben einem kleinen Fort (bei der heutigen Battery) eine Niederlassung bauten, welche sie Neuamsterdam nannten. 1616 zählte diese Ansiedelung nur 30 Einw.; aber 1623 kauften die Holländer den Indianern die ganze Insel Manhattan ab, wofür sie Waren im Wert von etwa 24 Doll. zahlten. 1642 baute man die erste Kirche, und 1656 zählte die Stadt bereits 120 Häuser und ungefähr 1000 Einw. 1664 wurde sie den Engländern übergeben und kam in den Besitz des Herzogs von York, von dem sie den Namen erhielt. 1700 war die Bevölkerung auf 6000 Seelen gestiegen; 1711 wurde daselbst ein Sklavenmarkt in ¶