Erdmann, geistlicher Liederdichter, geb. zu Üchteritz bei
Weißenfels,
[* 5] war seit 1715 Hauptpastor
an der St. Johanniskirche zu
Hamburg,
[* 6] wo er starb. Neumeister nahm an den pietistischen und unionistischen
Streitigkeiten seiner Zeit in unduldsamem
GeistAnteil.
[* 1] 1) Bezeichnung der melismatischen
Verzierungen des Gregorianischen
Gesanges (s. d.). -
2) EineArt stenographischer Notenschrift, in welcher das Gregorianische
Antiphonar und überhaupt der gesamte kirchliche
Ritualgesang bis in die neueste Zeit hinein notiert wurde. Der Ursprung der Neumen ist unbekannt, wird aber wohl
italisch gewesen sein
(nota romana). Die älteste bekannte Form der Neumen (aus dem 9. Jahrh.) zeigt
zierliche Häkchen, Strichelchen,
Punkte und allerlei kombinierte Gestalten, die einer sprachliche
Stenographie
täuschend
ähnlich sehen
(Beispiel 1-3). Im
Lauf der
Jahrhunderte vergröberten und verdickten sich die
Züge zu nagel- und hufeisenartigen
Gestalten. Im 10. Jahrh. fing man an, die Tonhöhenbedeutung der Neumen durch
eine
Linie (f-Linie) zu fixieren
(Beispiel 3). Nachdem
Guido von Arezzo das
Liniensystem vervollkommt und seine noch heute übliche
Anwendung geregelt hatte, schwand der letzte Rest von Undeutlichkeit der Tonhöhenbedeutung
(Beispiel 4). Zugleich aber entwickelte
sich die sogen.
Nota quadrata oder quadri-quarta
(Beispiel 5), die viereckige
Note (s.
Choralnote), welche
nun überwiegend die Neumen verdrängte.
Eine vollständige Entzifferung der Neumen ohne
Linien ist wahrscheinlich nicht möglich, weil sie nach den Zeugnissen frühmittelalterlicher
Schriftsteller mehr ein Hilfsmittel für das
Gedächtnis als eine genaue Notierung waren.
Daher nannte man sie auch usus; man
mußte die
Gesänge kennen, die man aus einer Neumennotierung ablesen wollte. Die
Elemente der Neumenschrift waren:
2) das Zeichen für ein steigendes
Intervall:
Pes (Podatus);
3) das Zeichen für ein fallendes
Intervall: Clinis (Flexa);
4) einige Zeichen für besondere Vortragsmanieren: Tremula
(Bebung), Quilisma
(Triller),
Plica
(Doppelschlag)
etc. Die übrigen sind entweder
Synonyme der hier genannten oder
Kombinationen derselben, z. B.
Gnomo, Epiphonus, Cephalicus,
Oriscus,
Ancus, Tramea, Sinuosa, Strophicus, Bivirgis, Trivirgis, Distropha, Semivocalis etc. Über
Neumen haben in neuerer Zeit gearbeitet: Lambillotte,
Coussemaker, A. Schubiger und H.
Riemann.