werden. Die
Einnahme der
Insel betrug 1886: 215,755 Pfd. Sterl., die
Ausgabe 347,221 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld 472,496
Pfd. Sterl. Hauptstadt ist St.
Johns. Unter
Verwaltung des
Gouverneurs steht die
Küste von
Labrador. - Neufundland wurde zuerst von einigen
Norwegen
[* 2] entdeckt und Helluland (Steinland) genannt. Während des 10. und 11. Jahrh. besuchten
die
Normannen einen großen Teil der Ostküste von
Amerika
[* 3] und kannten wahrscheinlich auch Neufundland 1497 fand
es
GiovanniCabot, damals im englischen
Dienst, und nahm es für
England in
Besitz.
Den Gesamtnamen Neufundland gab
Cabot allen von ihm dort entdeckten Gebieten. 1500 waren Portugiesen,
Franzosen, Viscayer und andre
Nationen schon mit Fischfang an den
Bänken und
Küsten der
Insel beschäftigt, und 1583 versuchte zuerst
Sir Humphrey
Gilbert, ein
Halbbruder von
SirWalterRaleigh, eine Niederlassung hier zu gründen. Dieser und einige weitere
Versuche
mißlangen, bis 1623
SirGeorgeCalvert am südöstlichen Teil der
Insel eine
Kolonie gründete, die er
Avalon nannte.
Auch die
Franzosen hatten mittlerweile sich an der Placentiabai niedergelassen, und beständige Streitigkeiten entstanden
zwischen ihnen und den britischen Ansiedlern; 1708 zerstörten die
Franzosen die englische Niederlassung St.
Johns fast vollständig.
Durch den
UtrechterFrieden 1713 kam endlich die ganze
Insel in
Besitz der Briten. Doch behielt sich
Frankreich das
Recht derFischerei
[* 4] an den
Küsten von Neufundland vor.
Die
Eisberge schmelzen über ihr und lassen den mitgebrachten
Gruß auf den Meeresboden sinken, so daß die
Bank stetig zunimmt.
Berühmt sind schon seit dem Anfang des 16. Jahrh. die Neufundlandbank-Fischereien,
die jetzt ausschließlich von
Franzosen, Amerikanern und den Neufundländern selbst betrieben werden. Die
Franzosen rüsten
ihre
Schiffe
[* 7] in St.-Malo,
Dieppe
[* 8] und andern Häfen der
Normandie und
Bretagne aus, und die
Regierung fördert diese der Seetüchtigkeit
des
Volkes so zuträgliche Beschäftigung durch
Prämien, während die Amerikaner meist aus
Gloucester kommen.
Beiden
Nationen steht vertragsmäßig das
Recht zu, die
Fische
[* 9] an der
KüsteNeufundlands zu trocknen. Den
Ertrag dieser
Fischereien,
die sich auch auf die der
Halbinsel vorlagernden
Bänke und den St. Lorenzbusen erstrecken, kann man auf 14 Mill. kg im Wert
von 78 Mill. Mk. schätzen.
Deutschland
[* 10] hat daran keinen Teil.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Taus, an der Staatsbahnlinie Klattau-Taus, mit einem Bezirksgericht,
großer Schafwollwarenfabrik, Maschinenstickerei, Zündhölzchenfabrik, Viehmärkten und (1880) 2132 Einw.
Litteratur. Die neugriechische Litteratur steht in unmittelbarem, durch fortlaufende
Tradition erhaltenem Zusammenhang mit der byzantinischen Litteratur und kann ebenso wie die
Sprache
[* 13] nur in diesem Zusammenhang
richtig beurteilt werden. Die tiefe
Spaltung, welche heute in
Griechenland zwischen volkstümlicher und Kunstpoesie besteht,
erklärt sich aus dem Bestreben, die Form einer
Sprache, die bereits in den ersten
Jahrhundertenn. Chr.
eine tote war, in litterarischen Erzeugnissen immer weiter zu konservieren, was indessen nicht möglich war ohne eine bald
weitergehende, bald mehr beschränkte
Aufnahme von
Elementen aus der Vulgärsprache (s.
Neugriechische Sprache).
Eine neugriechische Litteraturgeschichte hat daher zu beginnen mit den
Produkten des griechischen
Mittelalters,
in welchen sich diese
Versetzung mit Vulgärgriechisch zuerst zeigt.
Wohl das frühste Werk dieser
Art ist der »Syntipas«, die
griechische Bearbeitung des
Buches von den
sieben weisenMeistern (hrsg. von
Eberhard, Leipz. 1872),
in welchem Einflüsse der
Vulgärsprache noch sehr spärlich auftreten (vgl.G.Meyer in der
»Zeitschrift für österreichische Gymnasien«
1874).
Mehr ist dies schon der
Fall in den zwei dem
KaiserManuelKomnenos gewidmeten Gedichten des
Mönchs Theodoros Ptochoprodromos
aus dem 12. Jahrh. (hrsg. von
Korais in den »Atakta«, Bd.
1, Par. 1822, und neuerdings von
Miller, das. 1876).
Chronologisch im einzelnen meist nicht näher bestimmbar,
aber in der Zeit vom 14.-16. Jahrh. entstanden ist eine Anzahl von Gedichten, die ihren
Stoff entweder abendländischen Rittergedichten
entnahmen, oder altgriechische
Stoffe in romantischer
Weise behandelten, oder endlich in den schon in byzantinischer Zeit ausgetretenen
Geleisen der
Didaktik wandelten.
Sammlungen solcher
Produkte sind: Ellissens
»Analekten der mittel- und neugriechischen Litteratur« (Leipz. 1855 ff., 5 Bde.);
W.
Wagners »Mediaeval greek texts« (Lond. 1870,
Bd. 1),
»Carmina graeca medii aevi« (Leipz. 1874) und
»Trois poèmes grecs« (Berl. 1881);
Spyridion-Lambros' »Collection des
romans grecs en langue vulgaire
et en vers« (Par. 1880).
Alle diese
Dichtungen, deren poetischer Wert durchweg ein sehr geringer
ist, sind in den sogen. politischen
Versen, d. h. silbenzählenden katalektischen iambischen
Tetrametern, geschrieben, deren
unendliche Eintönigkeit erst seit dem Ende des 15. Jahrh. durch die dem
Abendland entlehnte Anwendung des
Reims
[* 15] (zuerst nachweislich
in der im J. 1498 entstandenen »Totenklage von
Rhodos« von Georgillas) einige
Gliederung¶
mehr
erhielt. Verfasser und Entstehungsort der meisten sind unbekannt. Bei mehreren weisen sprachliche Eigentümlichkeiten auf
die Inseln, besonders auf Rhodos, wie die Bearbeitung des Apollonios-Romans; viele sind uns zuerst aus venezianischen Drucken
bekannt geworden und werden zum Teil noch heute als Volksbücher in der griechischen Druckerei Phönix zu Venedig
[* 17] (»Fondamenta
San Lorezzo«) neu aufgelegt. Im einzelnen sind hervorzuheben: Bearbeitungen des Romans von Flos und Blancflos,
von Peter vonProvence und der schönen Magelone (Imberios und Margarona), des Apollonios von Tyros, des Trojanischen Kriegs, der
Alexandersage, noch ganz spät der Theseide von Boccaccio (1529);
mit unbekannten Vorlagen die Romane von Lyvistros und
Rhodamni, von Velthandros und Chrysantza;
Einen glänzenden Abschluß fand diese romantische Richtung in dem großen Kunstepos
des Vinkentios Kornaros aus Kreta: »Erotokritos«, aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.,
welches allerdings unter dem Einfluß der abendländischen Rittergedichte entstanden ist, aber durch
Originalität der Erfindung, psychologische Wahrheit und eine Fülle wahrhaft poetischer Schönheiten eine hervorragende Stellung
einnimmt und noch heute eine wohlverdiente Popularität genießt.
Die ganze griechische Ritterpoesie schildert geistvoll Gidel in seinen »Études sur la littérature etc.«
(s. unten),
worin auch eine treffliche Analyse des Erotokritos enthalten ist. Von besonderm Interesse sind
eine Anzahl historischer Dichtungen, zunächst die sogen. »Frankenchronik«
über die EroberungMoreas durch die Franken (hrsg. von Buchon, Par. 1845),
und aus späterer Zeit der »Θρῆνος εἰς τὴν Ἑλλάδος καταστροφήν«
von A. Eparchos aus Korfu
[* 20] (Vened. 1544; auch in Sathas' »Anecdota«). Die Heldenthaten des Merkurios Buas besang 1519 Koronäos
aus Zante (»Ἀνδραγαθήματα Μερκουρίου Μπούα«,
abgedruckt in Sathas' »Anecdota«),
den Krieg auf Kreta zwischen Türken und Venezianer (1645-69) Athanasios
Skliros in seinem »Κρητικὸς πόλεμος«, Stavrinos die KriegeMichaels des Tapfern, Woiwoden der Walachei (Vened. 1668 und
1672; mit kleinern Gedichten neu hrsg. von Legrand im »Recueil de poèmes historiques en grec vulgaire«, Par. 1877). Auch einige
Versuche in der Lyrik und in dem Drama aus dieser Zeit tragen den Charakter der Abhängigkeit von fremden
Mustern in Stoff und Form. Schon 1658 wurde Guarinis »Pastor fido« ins Vulgärgriechische übersetzt; ein Originalhirtenstück,
freilich mit durchgehends Anlehnung an Tassos »Aminta«, ist der »Giparis«,
der in dem »Κρητικὸν θέατρον« von Sathas (Vened. 1879) publiziert worden ist. Auf eine italienische Vorlage
geht wohl auch die »Boskopūla« (»Schöne Hirtin«) von Nikolaos Dimitrios aus Kreta in gereimten trochäischen
Versen zurück (Vened. 1620) sowie die »Geschichte
der Susanna« von M. Depharanas (das. 1663). Einer Tragödie von Giraldi ist das berühmte Schauerdrama »Erophile« von G. Chortatzis
aus Kreta nachgedichtet.
Erquicklicher ist die in Prosa geschriebene Komödie: »Neaira« von Dimitrios Moschos 1478 (hrsg. und übersetzt
von Ellissen, Hannov. 1859). Über das byzantinische Theater
[* 21] handelt eingehend und reichhaltig, wenn auch
mit vielfach verfehlten
Anschauungen über die Beziehungen der byzantinischen Bühne zur abendländischen, KonstantinSathas im ersten Band
[* 22] seines »Kretischen
Theaters« (Vened. 1878). Aus den Metaphrasen altgriechischer Litteraturwerke seien die »Ilias« von Lukanos
aus Zante (um 1530) und die Bearbeitungen der »Batrachomyomachie« von Dimitrios
Zinos aus Zante (um 1510; hrsg. von Mullach, Berl. 1837) und von Antonios Stratigos aus Korfu (1745) im kretischen Dialekt hervorgehoben.
Die Prosa des Zeitraums vom FallKonstantinopels bis zur WiedergeburtGriechenlands ist in noch höherm Grad
als die Poesie eine Fortsetzung byzantinischer Thätigkeit mit ihrer Richtung auf grammatische und historische Kompilation,
theologische Zänkerei und ungemein trübes Philosophieren. Hervorragend sind der PatriarchGennadios (gest. 1460) und der
vielfach überschätzte Georgios Gemistos Plithon, nicht unelegant in der Darstellung, aber durchaus unklar und verworren.
Am interessantesten ist die an die Flucht griechischer Gelehrten nach Italien
[* 23] sich anschließende philologische
Thätigkeit, die den weitgreifendsten Einfluß auf die Wiederbelebung der klassischen Studien im Abendland ausübte.
Sein jüngerer Bruder, Joannis Laskaris (gest. 1535), bildete zahlreiche Schüler, unter denen Nikolaos Sophianos, der Verfasser
der ersten Grammatik der griechischen Volkssprache (1544; neu hrsg. von Legrand, Par. 1874), und MarkosMusuros (gest. 1517),
der für Herausgabe griechischer Schriftsteller in Venedig in hervorragender Weise thätig war, besonders zu
nennen sind. Gleichzeitig mit diesen und den sich ihnen anschließenden erfreulichen Leistungen der Griechen in Italien verkam
das Volk in Griechenland unter dem brutalen Despotismus der Türken und später unter dem kleinlichen Krämersinn der Venezianer
immer mehr.
Schulbildung existierte so gut wie gar nicht, und die Geistlichkeit versank immer tiefer in Stumpfsinn
und Apathie. Die chronikenartigen Aufzeichnungen aus dieser Epoche zeigen die fürchterlichste geistige Öde und eine unglaubliche
Unbeholfenheit in der Form; sie sind fast nur vom sprachlichen Standpunkt als Ausdruck des Vulgäridioms von Interesse, so
die Chronik von Galaxidion (bis 1690; hrsg. von Sathas, Athen 1865). Am interessantesten für die Zeitgeschichte
ist der umfassende Briefwechsel des Theodosios Zygomalas in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann zugleich mit dem politischen auch das geistige Leben in Griechenland sich zu regen.
Französische Aufklärungsideen fanden auch hier Eingang, Lehranstalten wurden durch eine im großartigsten Maßstab
[* 29] betriebene
Privatwohlthätigkeit geschaffen, Zeitschriften (besonders der »Λόγιος Ἑρμῆς«) gegründet,
das Studium des Altgriechischen eifrig betrieben und im Anschluß daran der Versuch gemacht, eine gebildete
¶