(Nesselausschlag,
Urticaria),
Hautkrankheit, bei welcher sich flache, unregelmäßige,
mehr breite als hohe Anschwemmungen der
Haut
[* 9] ohne Abstoßung der
Epidermis
[* 10] bilden. Diese Anschwellungen
(Quaddeln, Nesselmäler)
sind meist von bleichem Ansehen, mit blaßrotem
Hof
[* 11] umgeben und entstehen durch eine entzündliche, wässerige
Ausschwitzung
in das Lederhautgewebe
(Ödem). Die
Quaddeln stehen bald vereinzelt, bald so nahebei einander, daß sie zum
Teil zusammenfließen; bald ist die Dauer einer
Quaddel eine sehr kurze, bald hält sie sich eine längere Zeit hindurch.
Bisweilen sind die
Quaddeln mit roten
Knötchen, den geschwollenen Hautbälgen, besetzt
(Nesselfriesel). Nach den verschiedenen
Ursachen unterscheidet man verschiedene
Arten von Nesselsucht. Es entsteht nämlich Nesselsucht 1) infolge äußerer Hautreize, wie
bei der Berührung der
Haut mit
Brennesseln, mit den Blättern von
Rhus Toxicodendron, mit den
Haaren mancher
Raupen etc., sowie
2) nach dem
Genuß gewisser
Speisen. Die letztere Form tritt bei manchen Individuen aus, unmittelbar nachdem sie
Erdbeeren,
Krebse,
Muscheln,
[* 12]
Pilze,
[* 13]
Käse oder andre ungewöhnliche
Nahrungsmittel
[* 14] genossen haben. Es ist völlig rätselhaft,
weshalb die genannten
Nahrungsmittel nur bei sehr wenigen
Menschen und bei diesen gewöhnlich jedesmal Nesselsucht hervorrufen
(Idiosynkrasien.
Auch nach der Darreichung großer
Dosen von
Kopaivabalsam entsteht nicht selten Nesselsucht 3) Die fieberhafte Nesselsucht
(Nesselfieber,
Febris
urticata) ist eine mit heftigem
Fieber und Verdauungsstörungen verbundene Form, deren
Ursachen ganz unbekannt
sind.
Endlich tritt 4) Nesselsucht in
Begleitung fieberhafter
Krankheiten
(Wechselfieber) zuweilen auf. Die Nesselsucht ist stets mit einem lästigen,
unwiderstehlich zum
Kratzen der
Haut auffordernden
Jucken der
Haut verbunden. Dieses
Jucken und die Quaddelnbildung sind die einzigen
Symptome der
Formen der Nesselsucht, mit Ausnahme der fieberhaften Nesselsucht. Die Dauer der
Krankheit ist meist auf einen
oder wenige
Tage beschränkt, doch macht sie nicht selten Rückfälle. Das die fieberhafte Nesselsucht begleitende und dieselbe
zuweilen einleitende
Fieber kann einen hohen
Grad erreichen, so daß die
Zunge trocken, der
Schlaf sehr unruhig wird und selbst
Delirien auftreten.
Gesellen sich zu diesemFieber heftiges
Erbrechen und häufige
Durchfälle, so kann man eine schwere Erkrankung
vor sich zu haben glauben. Indessen verliert sich der
Ausschlag wie das
Fieber und die gastrischen
Symptome schon nach einigen
Tagen, und es folgt eine schnelle
Genesung. Eine eingreifende ärztliche Behandlung der Nesselsucht ist durchaus nicht nötig. Gegen
das Hautjucken hat man Waschungen mit sehr verdünnten
Säuren und
Einreibungen mit Zitronenscheiben empfohlen,
doch ist ihre
Wirkung sehr unsicher. Gegen hartnäckige
Formen werden
Quecksilber,
Arsen, Aconit mit geringem Erfolg angewendet.
Man muß sich daher darauf beschränken, das etwa beeinträchtigte Allgemeinbefinden der Kranken durch diätetische
Mittel
wiederherstellen, Verdauungsstörungen zu beseitigen und den
Genuß von
Speisen zu untersagen, nach welchem
erfahrungsgemäß manche
Personen die Nesselsucht bekommen.
Daneben führte Neßler zahlreiche agrikulturchemische Untersuchungen aus. Außer dem bekannten Neßlerschen
Reagens auf
Ammoniak
(Jodkalium-Jodquecksilber mit freiem
Kali) und einer Konservierflüssigkeit für Pflanzenpräparate (20proz.
Weingeist mit 0,1
Proz. saurem schwefligsaurem
Kali) findet das Neßlersche Insektengift (Tabakspulver 30 g mit heißem
Wasser übergossen und abfiltriert, dann 40 g
Fuselöl, 30 g
Seife, 200
ccmWeingeist zugesetzt und mit
Wasser auf 1
Lit. verdünnt)
häufige Verwendung.
Seit Mitte der 60er Jahre beschäftigte sich Neßler vorzugsweise mit
Versuchen und Untersuchungen über Weinbau, Weinbehandlung
und Erkennung von
Verfälschungen des
Weins. Er schrieb: »DerWein und seine
Bestandteile« (2. Aufl.,
Chemn.
1866);
endlich 1885 »Der Trompeter von
Säckingen«
folgten, welch letztere
Oper in ganz
Deutschland
[* 24] großen Beifall gefunden hat. Von seinen kleinern
Kompositionen
sind hervorzuheben die
¶