gewaschen, die Sklaven aber, welche dabei
Dienste
[* 2] leisteten, vom
See sofort verschlungen (vermutlich geopfert).
Da man früher
an der betreffenden
Stelle des
TacitusHertha (statt Nerthus) las und
Rügen für die
Insel ihres
Dienstes hielt, lokalisierte man dort
von gelehrter Seite die
Sage, was allerlei
Fiktionen zur
Folge hatte.Grimm und
Simrock finden in Nerthus Beziehung
zu Njörd (s. d.).
Bedeutend ist die Salzsiederei am Borsinsksee sowie die Zahl der
Mineralquellen. Am untern
Lauf der
Schilka
arbeiten 2000 Sträflinge in den
Goldwäschereien von
Kara. In
Klima
[* 7] wie
Vegetation vollzieht sich der Übergang vom feuchten
Meeresuferland zur trocknen
Steppe.
In dem kurzen, aber sehr heißen
Sommer erzeugt das Land eine prachtvolle
Flora.
Ackerbau
und Gemüsekultur werden mit Erfolg betrieben. Die große sibirische Poststraße durchschneidet den
Kreis.
Die eingeborne
Bevölkerung
[* 8] gehört im
Norden
[* 9] dem tungusischen, im S. dem mongolischen
(Buräten) Volksstamm an; zahlreich sind
Russen, die besonders zwischen
Schilka und
Argun vor andern
Nationen vorwiegen. - Die Stadt Nertschinsk, mit 4070 Einw., wurde 1658 am
linken
Ufer der
Schilka gegründet, aber wegen häufiger
Überschwemmungen 1812 etwa 4 km nördlich vom
Fluß verlegt.
Zwar können nur ganz kleine Fahrzeuge bis Nertschinsk gelangen, größere bloß bis zu dem 160 km unterhalb gelegenen
Stretensk; doch ist der
Handel von Nertschinsk sehr bedeutend. Die Zufuhr von
Manufakten auf dem hiesigen
Jahrmarkt beträgt
1½ Mill.
Rub. Hier wurde 1689 ein
Vertrag mit
China
[* 10] geschlossen. Östlich, 295 km von der Stadt, die Nertschinskhütte mit
bedeutender Silberproduktion und bekannt durch die wichtigen meteorologischen
Beobachtungen, welche hier angestellt wurden.
»Kosmicke pisne«
(»KosmischeLieder«,
1879; deutsch von G. Pawikowsky, Leipz. 1880);
vielgelesene »Genrebilder aus dem
PragerLeben«, »Kleinseitner
Geschichten« (beide
deutsch, das. 1883-84);
zahlreiche litterarhistorische und ästhetische
Aufsätze (in den »Narodni Listy«) etc.
Weniger glücklich war er in seinen dramatischen
Versuchen.
2)
Wilhelmine, Violinspielerin, geb. zu
Brünn
[* 12] als Tochter des dortigen Domorganisten Neruda, erhielt mit ihren
Geschwistern
den
Unterricht in der
Musik von ihrem
Vater und trat bereits 1845 mit Erfolg öffentlich auf.
Später machte sie mit ihrer
SchwesterMaria (geb. 1844), einer Pianistin, und ihrem
BruderFranz (gest. 1852 in
Petersburg),
[* 13] einem Violoncellisten,
längere Kunstreisen durch ganz
Europa.
[* 14] Seit 1864 war sie mit dem HofkapellmeisterLudw.
Normann (gest. in
Stockholm
[* 15] vermählt, lebte jedoch meist in
London,
[* 16] wo sie sowohl als
Solo- wie als Quartettspielerin in hohem Ansehen steht.
die
Stränge und
Fäden, welche im
Körper der meisten
Tiere von den
Zentralorganen des
Nervensystems (s. d.) zu den
Muskeln,
[* 19] den
Sinnesorganen etc. ausstrahlen. Jeder Nerv besteht aus kleinern oder
größern, parallel nebeneinander laufenden Bündeln von
Nervenfasern; diese zerfallen wieder in noch feinere Fäserchen,
Fibrillen. Im einfachsten
Fall verläuft eine solche Nervenfibrille selbständig und ist dann entweder in eine sogen.
Markscheide, d. h. in ein
Rohr aus
Fett und Eiweißstoffen, eingeschlossen (markhaltige Fibrille), oder
liegt frei da (marklose Fibrille). In gleicher
Weise kann ein Bündel von marklosen Fibrillen, d. h. eine
Nervenfaser, marklos
bleiben oder sich mit einer Markscheide umgeben; im letztern
Fall nennt man das im Innern der Markscheide gelegene Fibrillenbündel
den Achsencylinder.
Meist ist auch noch die
Nervenfaser von einer besondern häutigenHülle, der Nervenscheide oder dem
Neurilema,
umgeben. In lebenden
Tieren ist das Markrohr fast flüssig, gerinnt jedoch nach dem
Tod zu krümeligen, mit
Tropfen untermischten
Massen, welche der markhaltigen
Nervenfaser ein eigentümliches Ansehen geben; durch
Mittel, welche
Fett auflösen
(Äther,
Benzin),
ist es nahezu völlig ausziehbar. Markhaltige
Fasern und Fibrillen finden sich nur bei den
Wirbeltiere
(mit Ausnahme der niedersten
Gruppen:
Leptokardier und
Cyklostomen).
Bei den
Teilungen und Verzweigungen der Nerven, wie sie bei ihrem Verlauf vielfach vorkommen, teilen sich nur die
Fasern, indem
sich ihre Fibrillen nach verschiedenen
Richtungen hin wenden, nie die Fibrillen selbst. Jede
Faser steht an ihrem
Anfang mit wenigstens einer Ganglienzelle, an ihrem Ende mit einem oder vielen Endapparaten (Sinneszellen, Muskelfaser etc.)
in
Verbindung.
BeimZitterwels (Malapterurus electricus) z. B. wird das elektrische
Organ von einer einzigen
Nervenfaser versorgt,
die sich millionenmal teilen muß. Auch
Verbindungen
(Anastomosen) zweier oder mehrerer Nerven und Verflechtungen zu einem
Netz
(Nervengeflecht, Nervenplexus) sind bei höhern
Tieren nicht selten. An manchen
Stellen können in den Verlauf
der Nerven
Haufen von Nerven- oder Ganglienzellen,
[* 20] die sogen.
Nervenknoten oder
Ganglien (s. d.), eingeschaltet sein.
Wie am
Muskel, so unterscheidet man auch am lebenden Nerv dreierlei Zustände:
1) den Ruhezustand, 2) den Zustand des
Absterbens, 3) den thätigen Zustand.
Differenzen im
Stoffwechsel
des Nervs liegen diesen verschiedenen Zuständen zu
Grunde, aber von allen Stoffwechseldifferenzen wissen wir kaum mehr, als
daß der Nerv beim
Absterben eine saure
Reaktion annimmt.
¶
Die Fähigkeit des Nervs, durch gewisse Einwirkungen, die man als Reize bezeichnet, in den thätigen Zustand übergeführt
zu werden, nennt man seine Erregbarkeit oder Reizbarkeit. Dieselbe ist zunächst abhängig von der normalen chemischen Zusammensetzung
des Nervs. Ferner ist sie gebunden an die Verbindung des Nervs mit einem nervösen Zentralapparat; nach
der Lösung dieser Verbindung nimmt die Reizbarkeit zuerst zu, um dann bis zum völligen Erlöschen abzusinken.
Anhaltende Unthätigkeit eines Nervs verringert seine Erregbarkeit und kann selbst zur Degeneration des Nervs führen. Übermäßige
Thätigkeit bewirkt Ermüdung und Verengerung der Erregbarkeit; Ruhe stellt den normalen Zustand wieder her. Einen eigentümlichen
und sehr eingehend studierter Einfluß auf die Erregbarkeit des Nervs bekundet der konstante elektrische
Strom. Führt man durch eine beliebig lange Strecke eines Nervs einen konstanten Strom, so gerät der ganze Nerv in einen Zustand,
in welchem seine Erregbarkeitsverhältnisse eigentümlich modifiziert erscheinen.
Mechanisch reizend wirken alle mit einer gewissen Schnelligkeit und einer gewissen Stärke
[* 26] erfolgenden mechanischen Erschütterungen
des Nervs. Läßt man eine Anzahl mechanischer Reize mit genügenden Schnelligkeit hintereinander auf den Nerv einwirken, so
gerät der Muskel in tetanische Kontraktion. Thermisch reizend wirken rasche Übergänge sowohl zu höherer
als zu niedrigerer Temperatur. Ein ganz konstanter, den Nerv in seiner Längsrichtung durchfließender Strom stellt keinen Nervenreiz
dar, sondern nur Veränderungen der Stromdichte wirken erregend und zwar umso stärker, je schneller diese Veränderungen
vor sich gehen.
Die Erscheinung, daß ein Reiz, der an irgend einer Stelle den Nerv trifft, eine Veränderung im entsprechenden
Endorgan bewirkt, spricht für eine Fortpflanzung der Erregung durch die Nervenfaser. Man spricht deshalb von einem Leitungsvermögen
der Nerven. Die Nervenfaser ist nur dann im Besitz dieses Vermögens, solange ihr Zusammenhang an keiner Stelle unterbrochen ist.
Ist letzteres aber geschehen, so kann sich der Reiz über die verletzte Stelle hinaus nicht fortpflanzen.
Die Erregung geht auch nie auf eine benachbarte Nervenfaser über; die Leitung jeder Faser ist vielmehr vollkommen isoliert,
und die Erregung pflanzt sich stets nur in der gereizten Faser fort. Erfolgt die Leitung in der Richtung
von der Peripherie nach dem Zentrum, so nennt man sie zentripetal, in umgekehrte Richtung aber zentrifugal: Die Nerven leiten für
gewöhnlich nur
in einer Richtung;
man unterscheidet deshalb zentripetal von zentrifugal leitenden Nervenfasern.
Hieraus darf
man aber nicht schließen, daß ein prinzipieller Unterschied zwischen diesen Fasern bestehe, und daß jede
Faser überhaupt nur in einer einzigen Richtung zu leiten im stande sei. Vielmehr besteht sehr wahrscheinlich ein doppelsinniges
Leitungsvermögen. Die Erregung pflanzt sich mit einer meßbaren Geschwindigkeit im Nerv fort. Die mittlere Geschwindigkeit
im Froschnerv fand Helmholtz = 26,4 m in der Sekunde.
Am Nerv beobachtet man elektrische Erscheinungen, die eine große Ähnlichkeit
[* 27] mit denen des Muskels besitzen.
Bringt man nämlich ein Galvanometer
[* 28] mit einem natürlichen Längsschnitt und einem künstlichen Querschnitt eines noch nicht
abgestorbenen Nervs in Verbindung, so überzeugt man sich von dem Vorhandensein eines elektrischen Stroms, der ähnliche Gesetze
befolgt wie der Muskelstrom. Die elektromotorische Kraft des Nervs ist nun am größten im Zustand der
Ruhe. Wie beim Muskel, so ist auch hier die Abnahme des Stroms bei der Erregung von Du Bois-Reymond als negative Stromesschwankung
bezeichnet worden.
1) zentrifugal leitende, 2) zentripetal leitende und 3) interzentrale Fasern. Je nach der Arbeitsleistung,
welche ihre Erregung in den peripheren Organen hervorruft, bezeichnet man die zentrifugal leitenden Fasern a) als motorische
Fasern, d. h. solche, auf deren Erregung Muskelkontraktion erfolgt. Nerven, welche
an die Muskulatur von Blutgefäßen treten, bezeichnet man als vasomotorische Nerven, und man unterscheidet hier zwischen Vasokonstriktoren
und Vasodilatatoren; auf Reizung der erstern verengern sich, auf solche der letztern erweitern sich die
Blutgefäße; b) als sekretorische Fasern; ihr peripheres Endorgan ist eine Drüsenzelle, und durch die Erregung dieser Fasern
wird der Absonderungsvorgang in der Drüse angeregt.
Die zentripetalen Fasern leiten Erregungen der peripheren Endorgane nach dem Zentrum hin und lösen hierselbst
entweder Empfindungen aus, oder die im Zentrum anlangende Erregung wird auf zentrifugale, d. h. also auf motorische oder sekretorische,
Fasernübertragen. Im erstern Fall spricht man von sensibeln, im letztern von reflektorischen oder excitomotorischen Nervenfasern.
Die sensibeln Nerven lassen sich einteilen 1) in die gewöhnlichen sensibeln Fasern, durch deren Erregung
Gemeingefühle, wie z. B. der Schmerz, ausgelöst werden, und 2) in Sinnesnerven, d. h. solche, deren Erregung
spezifische Empfindungen, wie Sehen,
[* 29] Hören, Riechen etc., bewirkt. Die reflektorischen Fasernübertragen ihre Erregung entweder
auf motorische oder auf sekretorische Fasern; im erstern Fall spricht man von Reflexbewegungen, im letztern von Reflexabsonderungen.
- Interzentrale Fasern sind solche, welche nervöse Zentralapparate in leitende Verbindung setzen.
Hierher gehört die Mehrzahl der Fasern des Gehirns und des Rückenmarks, Fasern des sympathischen Nervs etc. Nicht immer wird
durch die Erregung von Nervenfasern eine Thätigkeit in Gang
[* 30] gesetzt oder unterhalten; es gibt auch Fasern, die eine regulierende
Thätigkeit ausüben, und durch deren Erregung eine Thätigkeit verzögert oder angehalten wird; man
bezeichnet sie als Hemmungsfasern. Über die Erkrankungen der s. Nervenkrankheiten.