(lat., Navigationsgesetz),
Schiffahrts- und Seehandelsgesetz, welches das republikanische englische
Parlament zur
Förderung der britischen
Schiffahrt erließ. Hiernach durften namentlich alle aus
Asien,
[* 5]Afrika
[* 6] und
Amerika
[* 7] stammenden
Waren nur durch britische
Schiffe
[* 8] in
Großbritannien
[* 9] und
Irland und den britischen
Kolonien eingeführt
und alle in
Europa
[* 10] erzeugten oder verfertigte
Waren im britischen
Reich nur auf britischen oder solchen
Schiffen eingeführt
werden, die
Eigentum des
Landes waren, von welchem die
Waren ausgeführt wurden, welch letztere Bestimmung
jedoch später auf gewisse
Artikel beschränkt ward, die man im
Handel seitdem als »enumerated articles« bezeichnete.
Daher wurde die englische Navigationsakte 1821 und 1825 durch neue
Gesetze und durch die
Annahme des sogen. Reciprozitätssystems
wesentlich gemildert, bis endlich durch die
Bill vom alle noch übrigen Bestimmungen der Navigationsakte, mit Ausnahme der
Begünstigungen
der einheimischen Küstenschiffahrt und
Fischerei,
[* 15] aufgehoben wurden und auch dieser Vorbehalt 1854 grundsätzlich beseitigt
ward. Doch ist der
Regierung (Customs consolidation act von 1876) das
Recht vorbehalten, die
Schiffe derjenigen
Länder von der Küstenschiffahrt auszuschließen, welche britischen
Schiffen die Reciprozität versagen.
Jede Navigationsschule, vom
Handelsministerium ressortierend, steht unter einem
Direktor und wird durch
ein Kuratorium beaufsichtigt und verwaltet. Die
Lehrer sind Seeleute, welche die Schifferprüfung für große
Fahrt bestanden
haben. Das Bestehen der
Prüfungen berechtigt am Ende des Steuermannskursus zum Seesteuermann, zu Ende des Seeschifferkursus
zum Seeschiffer
(Kapitän) für große oder europäische
Fahrt.
Die europäische
Fahrt berechtigt nur zur
Führung von Segelschiffen unter 250
Ton., jedoch zur
Führung von
Dampfern aller
Größen. Es besteht auch eine
Prüfung für
Seeschiffe der kleinen
Fahrt in
Ost- und
Nordsee bis zum 61. Breitengrad auf
Schiffen über 30 und unter 100 T. Tragfähigkeit,
für welche 60monatliche Seefahrzeit vorgeschrieben ist, und die jederzeit abgelegt werden kann. Küstenfahrer,
d. h.
Führer von
Schiffen unter 30 T., sind keiner
Prüfung unterworfen.
Alle Seestaaten besitzen ähnliche Lehranstalten. Als
ältestes Lehrbuch für deutsche Seeleute gilt das 1655 in
Hamburg in plattdeutscher
Sprache
[* 28] erschienene
Buch »Wegweyser tho
de
Kunst der Seevaert«. 1749 wurde inHamburg auf Staatskosten die erste öffentliche Navigationsschule
(mit freiem
Unterricht) eröffnet.
Gnäus, röm.
Dramatiker und
Epiker, gebürtig aus
Kampanien, nahm am ersten
PunischenKrieg teil und brachte 235
v. Chr.
sein erstes
Stück zur Aufführung. Der rücksichtslose
Freimut, mit
dem er in seinen
Dramen auch politische
Größen angriff, brachte ihm zuerst Gefängnis, dann
Verbannung nach
Utica, in welcher er um 200 starb. Seine Hauptstärke
war die
Komödie, in der er die griechischen
Originale mit
Freiheit und Selbständigkeit verarbeitete; in der
Tragödie hat er
das
Verdienst, zuerst neben griechischenNachbildungen nationale
Stoffe dramatisiert zu haben (die dramatischen
Überreste in
Ribbecks »Scaenicae poesis Romanorum fragmenta«, 2. Aufl.,
Leipz. 1871-73, Bd. 1 u.
2, undL.Müllers »Livi Andronici et Naevi fabularum reliquiae«, Berl.
1885). Ebenso schuf er in seinem
»Bellum poenicum« (in saturnischem
Metrum) das erste nationale
Epos
(Fragmente gesammelt von
Vahlen, Leipz. 1854, undL.Müller in »Enni carminum reliquiae«, Petersb.
1884).
(jetzt Naxia, vulgär Axia),
Insel im Ägeischen
Meer, die schönste und größte der
Kykladen, 423 qkm (7,68 QM.)
groß mit (1879) 14,880 Einw., von
Paros nur durch eine schmale
Meerenge getrennt, hat im O. steile
Ufer, nach
W. zu ebneres Land und wird von Naxos nach S. von einem im Oxia bis zu 1003 m ansteigenden Granitgebirge durchzogen.
Die
Insel ist gut bewässert und in ihren untern Teilen höchst fruchtbar. Hauptprodukte sind:
Weizen,
Gerste,
[* 33]
Südfrüchte,
Wein,
Öl,
Mastix, von
Mineralien
[* 34]
Marmor und namentlich
Schmirgel (jetzt jährlich 2⅕ Mill. kg). Merkwürdig
ist eine antike, nur aus dem Rohen zugehauene, fast 10 m lange Kolossalstatue, welche noch jetzt unweit der Bruchstelle liegt.
Die Hauptstadt Naxos, auf der Nordwestküste, hat ein von den
Venezianern erbautes
Schloß, 20
Kirchen, 3 Klöster und einen
Hafen,
ist Sitz eines
¶
mehr
römisch-katholischen Erzbischofs und eines griechisch-katholischen Bischofs und zählt (1879) 1871 (als Demos 2156) Einw. -
In der ältesten Zeit hieß die Insel von ihrer Gestalt Strongyle (die Abgerundete), auch Dia und Dionysias und war durch den
Mythus von Dionysos
[* 36] berühmt. Die ältesten Bewohner der Insel waren Karer, welche von den Ioniern verdrängt
wurden. Dieselben gründeten auf Naxos einen mächtigen Staat, welcher eine Hegemonie über die Nachbarinseln ausübte. 536 v. Chr.
geriet Naxos in einen Krieg mit Peisistratos von Athen,
[* 37] welcher es überwand und Lygdamis, den Führer der oligarchischen Partei
auf Naxos, als Tyrannen daselbst einsetzte.
Schon 510 wurden jedoch die Aristokraten wieder verjagt, und die von denselben zu Hilfe gerufenen Perser
mußten nach viermonatlicher Belagerung 501 unverrichteter Dinge wieder abziehen. Dafür verwüsteten dieselben 490 bei ihrem
Zuge gegen Griechenland
[* 38] die Insel mit Feuer und Schwert. Nachdem die Naxier in der Schlacht von Salamis zu den Griechen übergegangen
waren und dadurch die Freiheit von der persischen Oberherrschaft erlangt hatten, bildete Naxos ein Glied
[* 39] des
Attischen Seebundes, war jedoch der erste der verbündeten Staaten, welcher der Bundespflicht nachzukommen sich weigerte, aber
von Athen 466 unterworfen und als erobertes Land behandelt wurde. 376 besiegte der AthenerChabrias, welcher Naxos dem neuen Seebund
mit Gewalt einverleiben wollte und es belagerte, dort die zum Ersatz herangekommene spartanische Flotte,
worauf Naxos für kurze Zeit wieder dem Athenischen Seebund beitrat.
im Altertum Stadt auf der Ostküste von Sizilien,
[* 43] als die erste griechische Ansiedelung auf der Insel wahrscheinlich
schon 735 v. Chr. von Chalkidiern gegründet, wurde bald so blühend, daß sie selbst wieder Kolonisten nach Leontini, Catana
etc. aussenden konnte. Eine Zeitlang von Gela und Syrakus
[* 44] beherrscht, machte sie sich bald wieder frei, kämpfte als Verbündete
der Leontiner und Athener gegen Syrakus und blühte, bis sie 403 von Dionysios eingenommen und zerstört wurde. Die vertriebenen
Bewohner gründeten darauf (396) in der Nähe des alten Naxos die Stadt Tauromenion (jetzt Taormina).