Nassi,
Titel des Vorstehers größerer Judengemeinden in der asiatischen Türkei. [* 2]
Titel des Vorstehers größerer Judengemeinden in der asiatischen Türkei. [* 2]
(arab.), bei den Mohammedanern das Fatum, die unabänderliche Vorherbestimmung des menschlichen Schicksals. Ja N.! Ausruf der Ergebung in die Fügungen des Schicksals.
ed din (Nasir ed din), Schah von Persien, [* 3] ältester Sohn Mehemed Schahs, geb. 1830, in seiner Jugend hinter den jüngern Bruder in kränkendster Weise zurückgesetzt und vergessen, ja selbst in bitterer Not zu Tebriz lebend, wurde durch den Tod des Vaters auf den Thron [* 4] berufen, den er sich erst mit den Waffen [* 5] erkämpfen mußte. Anfangs menschenscheu und nur des Türkischen, nicht einmal der Landessprache kundig, lernte Nassr ed din neben derselben auch noch etwas Französisch und wandte sich mit besonderer Vorliebe dem Studium der Geographie, der Dichtkunst wie dem Zeichnen von Karikaturen zu. Schon in den 50er Jahren plante Nassr ed din eine Reise nach Europa, [* 6] die 1873 zur Ausführung kam. Man versprach sich wohlthätige Folgen von dieser in der Geschichte Persiens einzigen Reise; die Mißstände in der Verwaltung blieben jedoch, nur nahm Nassr ed din im Verkehr mit den an seinem Hof [* 7] beglaubigten Gesandten europäische Umgangsformen an. 1877 trat Nassr ed din seine zweite europäische Reise an: er ging nach Rußland, Frankreich, England und Österreich [* 8] und pflegte seitdem die diplomatischen Beziehungen zu den europäischen Mächten.
enges, von der Naß durchflossenes Alpenthal von großer Naturschönheit an der Grenze von Niederösterreich und Steiermark, [* 9] beginnt an der Einsattelung des Naßkamp (1206 m) zwischen Raxalpe und Schneealpe und endet mit der Mündung der Naß in die Schwarza. Im obern Teil heißt es Reisthal. Im N. finden sich die Ansiedelungen Reithof und Naßwald, welche von protestantischen Holzknechten aus dem Gosauthal 1782 gegründet wurden. Der in Wien [* 10] bestehende Verein »Die Naßwalder« hat sich in neuester Zeit um die Hebung [* 11] der Lage der Thalbewohner sehr verdient gemacht. Das Naßthal wird häufig von Touristen besucht.
Vgl. Silberstein, Land und Leute im Naßwald (Wien 1868).
Ortschaft, s. Naßthal. ^[= enges, von der Naß durchflossenes Alpenthal von großer Naturschönheit an der Grenze von Niederös ...]
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, [* 12] Kreis [* 13] St. Goarshausen, hat 2 Kirchen, ein Amtsgericht, einen Sauerbrunnen und (1885) 1575 meist evang. Einwohner.
s. Uranpecherz. ^[= (Uranin, Pechblende), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert tesseral, ...]
R. Br. (Brunnenkresse), Gattung aus der Familie der Kruciferen, [* 14] ein- oder mehrjährige, kahle oder behaarte Kräuter mit ganzen oder verschieden gelappten oder geteilten Blättern, kleinen, meist gelben Blüten und linearischer oder elliptischer bis kugeliger Schote. Etwa 20 Arten in fast allen Klimaten.
Nasturtium officinale R. Br. (Sisymbrium nasturtium L., gemeine Brunnenkresse, Wasserkresse, Quellenrauke), mit am Grund niederliegendem und aus den Gelenken wurzelndem, dann aufsteigendem, 30-60 cm langem Stengel, [* 15] drei- bis siebenpaarig gefiederten Blättern, dichten Blütensträußchen, weißen Blüten und linealischen Schoten, wächst in Quellen, Bächen, Gräben, am Rande der Teiche (immer im Wasser) in Europa, Asien, [* 16] Afrika [* 17] und Amerika. [* 18] Das bitterlich-scharfe, rettichartig schmeckende frische Kraut wird gegen Skorbut sowie zu Frühlingskuren, häufiger noch als Salat benutzt. Zu diesem Zweck wird die Kresse in Quellen kultiviert und liefert vom Oktober bis April ein sehr wohlschmeckendes, mildes Kraut. Man legt in der Quelle [* 19] gut vorbereitete Wasserbeete (Klingen) an, bepflanzt diese im Hochsommer mit Fechsern und düngt gut mit Kompost. Bei starker Kälte wird die Kresse überstaut, wobei jeden Morgen das Eis [* 20] an mehreren Stellen gebrochen werden muß. Besonders großartig wird der Kressenbau bei Erfurt [* 21] betrieben, er erregte selbst Napoleons Bewunderung und wurde damals nach Fontainebleau verpflanzt.
(Nestved), Stadt auf der dän. Insel Seeland, Amt Prästö, an der Susaa und der Eisenbahn Roeskilde-Masnedo, mit einem Hafen (Karrebäksminde) und (1880) 4792 Einw. In der Nähe das Kloster Herlufsholm (s. d.).
Nasenbär. ^[= (Rüsselbär Stoor), Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere und der Familie ...]
(spr. nássōd), Markt im ungar. Komitat Bistritz-Naszód (Siebenbürgen), am Szamos, mit (1881) 2453 meist rumän. Einwohnern, einem griechisch-kathol. Obergymnasium und Bezirksgericht.
Stadt im Departement Panama [* 22] der Republik Kolumbien, [* 23] am Rio [* 24] Chico, 15 km oberhalb dessen Mündung in die Paritabai des Stillen Ozeans, in schöner, viehreicher Ebene, mit (1870) 5888 Einw. Strohhüte, Lederzeug und Krüge [* 25] werden verfertigt. Natá wurde 1515 gegründet.
brit. Kolonie an der Ostküste von Südafrika [* 26] (s. Karte bei »Kapland«),
erstreckt sich an der Küste vom Umtamwuna im S. bis zur Mündung der Tugela (29° 10' südl. Br.) im Norden, [* 27] im W. bis an die Drakenberge reichend, und wird begrenzt im O. vom Indischen Ozean, im S. von Britisch-Kaffraria, im W. vom Basutoland und der Oranjerepublik, im Norden vom Zululand und der Transvaalrepublik. Das Hauptgebirge im W. sind die Kathlamba- oder Drakenberge (s. d.), durch welche der Van Reenen-Paß (1650 m) und der De Beer-Paß (1720 m) nach den Bauernrepubliken führen.
Alle Ströme und Bäche, welche das fruchtbare, wasserreiche Land durchziehen, stammen von diesen Bergen [* 28] und fließen dem Indischen Ozean zu. Wo die Kathlamba einen nach W. vorspringenden Winkel [* 29] bilden, stürzt der Hauptfluß, die Tugela, in einem Fall von fast 700 m herunter, wie denn überhaupt prachtvolle Wasserfälle in Natal häufig sind. Andre Flüsse [* 30] sind: der Umzimkulu, Umkomanzi, Umgeni und Umwoti, die meisten goldhaltig, aber keiner schiffbar. Das Areal von Natal beträgt 48,560 qkm (882 QM.). Vom Gebirge zum Meer fällt das Land in drei Stufen ab und bildet dadurch vier unregelmäßige Terrassen, von denen die höchste eine Durchschnittshöhe von 1200 m, die zweite von 600 m, die dritte von 250 m hat.
Von letzterer aus übersieht man das subtropische Litorale mit seinen Kaffee-, Zucker- und Bananenpflanzungen. Aus dieser Bodenbildung erklärt sich die Verschiedenheit des Klimas; während in den Wintermonaten im Litorale noch sommerliche Temperatur herrscht, findet auf der obern Terrasse nachts Eisbildung statt. Der Winter dauert vom April bis September, und das Thermometer [* 31] fällt dann auf der mittlern Terrasse bis +7° C., während die höchste daselbst beobachtete Temperatur +34° C., der Durchschnitt der Sommermonate +20° C. beträgt.
Der Mineralreichtum der Kolonie ist nicht unbedeutend, Gold [* 32] und Kohle werden ausgebeutet, außerdem findet man Eisen, [* 33] Kupfer, [* 34] Blei, [* 35] Marmor. Obgleich es keine eigentlichen Wälder in Natal gibt, so fehlt es doch nicht an kostbaren und nützlichen Hölzern. Die meisten Bäume zeichnen sich im Frühjahr durch grellen Blütenschmuck aus; Mimosen und Akazien fallen durch ihre schirmartigen Kronen [* 36] auf; der Kafirbaum, eine Erythrina, zeigt mitten im Winter seine scharlachroten Blumen. Nutzbare Hölzer sind: das Gelbholz (Taxus elongata), ¶
welches zum Bauen benutzt wird, das Stinkholz (Laurus bullata), Eisenholz und Ebenholz. Ende September, am Schluß der trocknen Jahreszeit, stecken Kaffern wie Ansiedler weite Landstrecken in Brand, und aus der Asche sprießen dann nach den ersten Regengüssen zahlreiche Zwiebelgewächse, Lilien- und Amaryllis-Arten (darunter die meterhohe Natallilie, Amaryllis Belladonna) empor. Hier werden Zuckerrohr, Baumwolle, [* 38] Kaffee, Bananen, höher hinauf alle europäischen Kulturgewächse gebaut.
Auch die europäischen Haustiere gedeihen in Natal, besonders aber in den nördlichen Distrikten die Schafe, [* 39] welche eine vortreffliche Wolle liefern. Der Viehstapel zählte 1886: 50,012 Pferde, [* 40] 629,725 Rinder, [* 41] 569,556 Schafe und 22,927 Schweine. [* 42] Von wilden Tieren sind der Löwe und Elefant [* 43] schon längst aus den Grenzen [* 44] von Natal verschwunden; zahlreich ist noch der Leopard, [* 45] an verschiedenen Antilopenarten ist kein Mangel. Sehr verbreitet sind giftige Schlangen, [* 46] eine wahre Landplage die Termiten [* 47] und die Blutwanze (Tick der Kolonisten).
Großen Schaden verursachen periodische Dürre, der ganze Herden zum Opfer fallen, und Nachtfröste, welche die Ernten der tropischen Produkte gefährden. Die Zahl der Bewohner betrug 1886: 442,697 Seelen, wovon nur 35,453 Europäer, dagegen 361,766 Kaffern (Amakosa und Amazulu) und 27,276 indische und chinesische Kulis waren. Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau und Viehzucht. [* 48] Ausgeführt werden namentlich Wolle, Rohzucker, Häute und Felle, außerdem noch Mais, Angoraziegenhaar, Straußfedern, Elfenbein, Arrowroot, im ganzen 1886 für 960,290 Pfd. Sterl. Die Einfuhr (1,331,115 Pfd. Sterl.) besteht in Kleidern, Baumwollmanufakten, Weizenmehl, Eisen und Eisenwaren, Reis, Wollwaren, Maschinen, Kaffee, Bier u. a. Der Schiffsverkehr betrug 1886: 392,834 Ton. Eine Eisenbahn führt von Durban über Pietermaritzburg nach Ladysmith und sendet von Durban Zweigbahnen nach Norden und Süden aus, insgesamt 347 km. Dampferlinien verbinden Durban mit den Häfen der Kapstadt, [* 49] Ostafrikas und Mauritius', ein Kabel mit Aden. [* 50]
An der Spitze der Verwaltung steht ein von England ernannter Gouverneur mit einem aus zwei Häusern bestehenden Parlament. Die Einkünfte (1886: 600,178 Pfd. Sterl.) blieben seit Jahren hinter den Ausgaben (717,415 Pfd. Sterl.) zurück. Die Kolonialschuld beträgt 3,972,930 Pfd. Sterl. Administrativ zerfällt Natal in zwölf Distrikte (Grafschaften; seit 1887 steht das angrenzende Zululand unter der Verwaltung des Gouverneurs von Natal); Hauptstadt ist Pietermaritzburg mit dem Sitz des Gouverneurs, Haupthafen und Handelsort Durban mit deutschem Konsulat.
Die Küste von Natal wurde zuerst Weihnachten 1497 von Vasco da Gama erreicht und, weil er am Weihnachtstag (dies natalis Domini) hierher kam, Natal genannt. Um 1575 besuchte der Portugiese Perastrello das Land, doch ward dasselbe trotz seiner günstigen Lage nicht kolonisiert. Erst 1719 gründeten die Holländer daselbst eine Kolonie, welche jedoch bald wieder einging. Keinen längern Bestand hatte die vom englischen Leutnant Farewell 1824 gegründete Niederlassung.
Erst 1834 siedelten sich wieder einige Engländer daselbst an. Kapitän Gardiner bereiste das Land 1835 in verschiedenen Richtungen, trat in freundschaftliche Verbindung mit dem Zulukaffernkönig Dingaan und erhielt von ihm über 28,000 qkm Landes abgetreten. Er gründete Port Durban und konstituierte die Kolonie als Republik Victoria, [* 51] bat aber die englische Regierung vergebens, dieselbe als britische Kolonie in Besitz und Schutz zu nehmen. Gardiner verließ deshalb Natal, und die Kolonie ging wieder ein.
Inzwischen kamen 1837 nach und nach verschiedene Züge unzufriedener Buren, welche aus der Kapkolonie auswanderten, nach Natal, bestanden unter Peter Retief, Gert Maritz und Andreas Pretorius mehrere siegreiche Kämpfe gegen die Zulukaffern und gründeten im eroberten Gebiet das zum Andenken Peter Retiefs und Gert Maritz' sogen. Pietermaritzburg. Die Kolonie, die »batavisch-afrikanische Maatschappij«, wie die Buren ihre Niederlassung in Natal nannten, blühte rasch auf und konstituierte sich im November 1839 als unabhängige Republik Port Natal. Aber der Gouverneur der Kapkolonie, Sir George Napier, bestritt 1840 den Buren das Recht, in Natal einen unabhängigen Staat zu gründen, und begann 1842 die Feindseligkeiten, infolge deren das Gebiet von Natal der britischen Hoheit unterworfen wurde, die Buren aber meist in das Gebiet des Vaal und Oranje auswanderten.
Die 1848 vom Gouverneur Sir Harry Smith gemachten Versöhnungsversuche kamen allerdings zu spät, indem die Auswanderung nicht rückgängig gemacht werden konnte; indes wurden die zurückgebliebenen Buren zufriedengestellt und ordneten sich willig der britischen Herrschaft unter. Natal wurde 1856 zu einer besondern, von der Kapkolonie unabhängigen Kolonie erhoben und durch verschiedene neue Erwerbungen (zuletzt 1865 Alfredia) vergrößert.
Vgl. Brooks, History and description of the colony of Natal (Lond. 1876);
Kermode, Natal, its early history, rise etc. (das. 1882);
Peace, Our colony of Natal (das. 1885);
E. v. Weber, Vier Jahre in Afrika (Leipz. 1879);
»Natal official handbook« (Lond. 1886).
Hauptstadt der brasil. Provinz Rio Grande do Norte (s. d.).