Saturnalien
(Calendae Januarii), bei denen die
Diener von ihren
Herren bedient wurden und die »verkehrte
Welt« an der
Tagesordnung
war. Es ward, namentlich in
Frankreich und
Belgien,
[* 2] unter den ausgelassensten
Aufzügen, üppigen
Tänzen und Absingung unanständiger
Lieder gefeiert und gipfelte in der Parodierung der gottesdienstlichen
Handlungen in den
Kirchen unter Vorsitz
eines Narrenbischofs oder Narrenpapstes (vgl.
Eselsfest). Man hatte besondere Zeremonienbücher oder Ritualien zu diesen Narrenfesten,
von denen einzelne noch vorhanden sind.
Schon seit 633 wurden sie von
Päpsten,
Bischöfen und
Konzilen wiederholt verboten und verdammt; gleichwohl erhielten sie sich
noch lange Zeit, und die theologische
Fakultät zu
Paris
[* 3] nahm sie sogar in
Schutz. Erst 1544 erließ auch
sie ein Verbot der Narrenfeste die in der
Gesellschaft der Narrenmutter (confrérie ^[richtig:
confrèrie] de la
Mère folle)
von
Dijon
[* 4] fortlebten, worauf ein Parlamentsbeschluß zu
Dijon 1552 dem
Unfug vollends ein Ende machte.
Vgl. Tilliot,Mémoires
pour servir à l'histoire de la fête des fous
(Lausanne
[* 5] 1741);
(Fatuitas,Moria), s. v. w.
Geistesschwäche, ^[= (Imbecillitas, Dementia), Inbegriff der sämtlichen Abstufungen krankhaft verminderter Intelligenz, ...] s.
Idiotie.
Feldherr des
Kaisers Justinian I., ein Armenier,
Eunuch von kleinem Wuchs und schwachem
Körper, aber von klarem,
kräftigem
Geist und großmütigem, uneigennützigem
Charakter, kam als Kriegsgefangener in den
Palast des
Kaisers, schwang sich aber nach und nach zum Aufseher über die
Archive, Oberkammerherrn, Privatschatzmeister und Günstling
des
Kaisers auf. Nachdem er sich schon beim
Nika-Aufstand und in dem persischen
Krieg ausgezeichnet, wurde er 538 mit 7000 Mann
nach
Italien
[* 6] gesendet, um
Belisar (s. d.) gegen die Ostgoten zu unterstützen, entsetzte
Ariminum, trennte
sich aber, als
BelisarUrbino belagerte, mit seinen
Truppen von diesem, nahm
Imola durch
Überfall und eroberte einen Teil der
ProvinzEmilia.
Möhr.
(Ährenlilie, Ährenrinse),
Gattung aus der
Familie der
Liliaceen, Sumpfkräuter mit kriechendem
Rhizom,
[* 10] zweizeiligen, schwertförmigen, reitenden Blättern, in
Trauben stehenden
Blüten mit einem seitlichen Vorblatt und vielsamiger,
verkehrt-eilanzettlicher
Kapsel.
VierArten in der nördlichen gemäßigten Erdhälfte.
Narthecium ossifragumHuds.
(Sumpfährenlilie,
Knochenbrecher, Beinbrechgras,
Beinheil), 10-30
cm hoch, mit innen gelben, außen grünen
Blüten und glänzend
rotgelben
Kapseln,
[* 11] wächst ausdauernd in
Europa
[* 12] auf Sumpfboden, besonders in den
Heiden des nördlichen
Deutschland,
[* 13] südlich
auf
Gebirgen und war früher als Wundmittel im
Gebrauch. Für das weidende Vieh ist die
Pflanze giftig.
(griech.), eine hoch wachsende Doldenpflanze (s.
Ferula) mit knotigem und markerfülltem
Stengel,
[* 14] in welchem
Prometheus nach dem
Mythus die Feuerfunken vom
Himmel
[* 15] holte.
Auch hießen so (Narthekion) die Kästchen oder
Büchsen, welche
zur
Aufbewahrung wertvoller Gegenstände dienten;
(spr. -schéwitsch),AdamStanislaw, poln. Dichter und
Historiker, geb. in
Litauen, trat nach
Beendigung seiner
Studien auf der
UniversitätWilna
[* 16] 1748 in den Jesuitenorden, bereiste dann
Deutschland,
Frankreich und
Italien
und ward nach seiner Rückkehr
Professor in
Wilna, dann Vorsteher des Jesuitenkollegiums in
Warschau.
[* 17] Nach
Aufhebung seines
Ordens wurde er zum
Bischof von
Smolensk, später (1790) von
Luzk ernannt. Er starb in
Janow am
Bug.
Sein Hauptwerk ist die freilich nur bis zum Aussterben der
Piasten reichende »Geschichte des polnischen
Volks« (1782-86; neue
Ausg., Leipz. 1836, 10 Bde.).
Außerdem veröffentlichte er eine
Biographie des litauischen
FeldherrnChodkjewicz (1781; neue Ausg., Warsch. 1805, 2 Bde.)
und eine Geschichte der
Tataren. Unter seinen
Dichtungen (neueste Aufl., Leipz. 1835, 3 Bde.)
zeichnen sich nur die
Idylle und
Satiren durch poetischen Schwung aus.
(spr. -wāeds),DonRamonMaria Narvaez,Herzog von
Valencia,
[* 18] span. Staatsmann, geb. zu
Loja in
Andalusien als Sprößling eines altadligen
Geschlechts, trat 1814 in die königliche
Garde, schlug sich nach der
Revolution
von 1820 auf die Seite der
Liberalen, wurde unter
Mina in
Katalonien verwundet und trat erst nach
Ferdinands VII.
Tod wieder in
die
Armee. Er that sich im Karlistenkrieg hervor, namentlich 1836 bei der Verfolgung des karlistischen
Generals Gomez; bereits 1836 wurde
er
Brigadier, 1838
Generalkapitän von Altkastilien und Oberbefehlshaber einer Reservearmee.
Bis 1840 stand er auf seiten
Esparteros, zerfiel aber um diese Zeit mit ihm und schloß sich ganz der von der
KöniginChristine protegierten absolutistischen Kamarilla an, als deren eigentlicher
Führer er zwei Jahrzehnte hindurch gelten
konnte. Nach dem vergeblichen
Versuch,
Espartero 1841 durch Insurgierung des südlichen
Spanien
[* 19] zu stürzen, mußte er nach
Frankreich flüchten, von wo es ihm erst 1842, nachdem er in
Valencia gelandet, glückte, sein
Ziel zu erreichen
und nach
Madrid
[* 20] zurückzukehren.