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(1322 zu
Eisenach
[* 2] aufgeführt) und das
»Spiel von St.
Katharina«. Im 15. und 16. Jahrh. fand die Aufführung in
Frankreich von
einer privilegierten
Gesellschaft, der
»Confrérie de la Passion« (s. d.), welche von
Ort zu
Ort zog, und zwar im
Freien auf Spielwagen
(pageants) statt. Die
Bühnen der
Wagen waren in drei
Stockwerke, zur
Darstellung des
Himmels, der
Erde und
der
Hölle, geteilt und mit
Teppichen behängt; der unterste Teil des
Raums diente als Ankleidezimmer. In
England unterschied
man
Darstellungen der göttlichen Geheimnisse (mysteries), solche der
Wunder der
Heiligen (miracles) und solche moralischer,
lehrhafter
Handlungen aus der biblischen Geschichte (moralities). Überbleibsel der Mysterien sind die
Passionsspiele (s. d.) in
Oberammergau und in
Tirol.
[* 3] Sammlungen französischer Mysterien veranstalteten Monmerqué und
Michel
(»Théâtre
français du moyen-âge«, Par. 1839) und Jubinal (»Mystères
inédits du XV. siècle«, das. 1837, 2 Bde.);
deutsche Mysterien veröffentlichen
Mone
(»Altdeutsche
Schauspiele«,
Quedlinburg
[* 4] 1841, und
»Schauspiele des
Mittelalters«, Karlsr. 1846, 2 Bde.)
und
Kummer
(»Erlauer
Spiele.
Sechs altdeutsche Mysterien«,
Wien
[* 5] 1882).
Vgl.
Wright,
Early English mysteries (Lond. 1838);
Devrient, Geschichte
der deutschen
Schauspielkunst, Bd. 1 (Leipz.
1848);
Pichler, Über das
Drama des
Mittelalters in
Tirol (Innsbr. 1850);
Hase,
[* 6] Das geistliche
Schauspiel (Leipz. 1858);
Ebert,
Die englischen Mysterien (im »Jahrbuch für roman.
und engl. Litteratur«, Bd.
1, das. 1859);
Derselbe, Die ältesten italienischen Mysterien (ebenda, Bd.
5, 1863);
Reidt, Das geistliche
Schauspiel des
Mittelalters in
Deutschland
[* 7] (Frankf. 1868);
Wilken, Geschichte der geistlichen
Spiele in
Deutschland
(Götting. 1872);
Petit de Juleville,
Histoire du théâtre en
France.
Les mystères (Par. 1880, 2 Bde.).
und Mystizismus (griech., verwandt mit
Mysterium) bezeichnet nach herrschendem theologischen Sprachgebrauch
zunächst eine
Richtung des religiösen
Lebens, welche ihre bestimmtere Ausprägung zwar erst im
Gegensatz
zur scholastischen
Theologie des
Mittelalters gefunden hat, aber schon in den dem
Dionysios Areopagita zugeschriebenen
Schriften
Vertretung findet und durch sie mit dem
Neuplatonismus zusammenhängt. Der
Name Mystik
an sich führt nicht weiter als auf eine
Geheimlehre, in welche nur Auserwählte eingeweiht werden; erst die Geschichte der christlichen
Theologie
hat den
Begriff abgerundet.
Wie aber unmittelbare Vereinigung
mit Gott das letzte
Ziel schon der heidnischen
Mysterien (s. d.) gebildet hatte, so heißt
Mystik auch im christlichen
Sinn vornehmlich die durch den Areopagitischen Gottesbegriff geleitete
Andacht, in welcher die
Überschreitung aller verstandesmäßigen Vermittelungen bis zum Aufgeben des bestimmten
Bewußtseins
in das unterschiedslose
Wesen
Gottes als etwas schon in der irdischen Gegenwart Erreichbares erstrebt wird, während die
Scholastik
dasselbe
Ziel alles christlichen
Strebens erst im jenseitigen
Leben für erreichbar erachtete.
Wenn daher die
Scholastik auf eine Weltanschauung der
Transcendenz in Form eines dialektischen Verstandesformalismus hinausläuft,
sucht die Mystik die
Immanenz des
Unendlichen im
Endlichen zugleich praktisch zu erfahren und theoretisch festzustellen. Dieses
in allen
Wesen gleichmäßig vorhandene Allgemeine kann ebendarum nichts Bestimmtes, Persönliches sein, weshalb alle ausgeprägte
Mystik mit dem
Pantheismus wahlverwandt ist.
An sich beruht sie auf einer besondern Virtuosität einseitig und exzentrisch
religiöser
Naturen, welche nicht jedermanns
Sache ist. Es liegt ihr auch nahe, weil Gott »alles in allem«
ist, ebendarum auch phantastische und überschwengliche Regungen des Gemütslebens direkt auf Gott als die erste
Ursache zurückzuführen,
daher der moderne Sprachgebrauch mit dem
Namen Mystizismus gewöhnlich allerlei frucht- und ziellose
Gelüste bezeichnet, mit
übersinnlichen
Wesen in geheimnisvolle Berührung zu treten.
Nachdem die griechische
Philosophie im letzten
Stadium ihrer
Entwickelung derartigen
Tendenzen
Raum gegeben, mußte sie notwendig
in den neuplatonischen Mystizismus auslaufen, der sich von dem echten Platonismus grundsätzlich durch
Aufnahme eines ekstatischen
Erkenntnisprinzips unterscheidet. Während aber die daran anknüpfende morgenländisch-christliche Mystik des Areopagiten
die
Frage nach der
Erkenntnis
Gottes und der Idealwelt in den
Vordergrund stellt, weist die abendländische
Mystik zunächst wieder mehr praktischen
Gehalt auf; sie strebt nach unmittelbarer Vereinigung
mit Gott. Aber auch hier unterscheiden
sich wieder sehr bestimmt die romanische Mystik, die durch
Johannes
Scotus Erigena mit dem Areopagiten zusammenhängt, in
Bernhard von Clairvaux, den Viktorinern und in
Bonaventura, überhaupt zum Teil in denselben Männern, welche gleichzeitig
die
Scholastik kultivieren, ihre Hauptträger besitzt und mehr nur eine psychologische
Theorie der mystischen
Andacht repräsentiert,
und die germanische Mystik, welche, von
Meister Eckard,
Tauler,
Suso,
Ruysbroek u. a. vertreten, durchaus spekulativ verfahrend,
denselben
Prozeß, welchen jene nur nach seiner subjektiven Seite auffaßte, objektivierte, in das
Wesen
Gottes verlegte und so jene
Anschauungen von demselben gewann, welche dann wieder von
Jakob
Böhme,
Schelling und andern Theosophen
und
Philosophen der Neuzeit aufgenommen wurden. In naturalistischer Färbung fand der neuere Mystizismus Vertretung durch
Paracelsus,
Bruno,
Campanella u. a., in katholisch gläubigem
Sinn durch
Franz von Sales,
Angelus Silesius
und den
Quietisten
Molinos.
Vgl.
Tholuck, Blütensammlung aus der morgenländischen Mystik (Berl. 1825);
Heinroth, Geschichte
und
Kritik des Mystizismus (Leipz. 1830);
Görres, Die christliche Mystik (2. Aufl., Regensb. 1879, 5 Bde.);
Helfferich, Die christliche Mystik in ihrer
Entwickelung und ihren Denkmalen (Hamb. 1842, 2 Bde.);
Pfeiffer, Deutsche
[* 9] Mystiker des 14.
Jahrhunderts (Leipz. 1845-57, 2 Bde.);
Noack, Die christliche Mystik (Königsb. 1853, 2 Bde.);
Hamberger,
Stimmen aus dem Heiligtum der Mystik (Stuttg. 1857, 2 Bde.);
Preger, Geschichte der deutschen Mystik im
Mittelalter (Leipz. 1874-81, 2 Bde.);
Heppe, Geschichte der quietistischen Mystik in der katholischen
Kirche (Berl. 1875);
Derselbe, Geschichte
des
Pietismus und der Mystik in der reformierten
Kirche
(Leiden
[* 10] 1879);
Denifle, Das geistliche
Leben.
Blumenlese aus den deutschen
Mystikern des 14.
Jahrhunderts (2. Aufl.,
Graz
[* 11] 1878).