Ihr
Führer ist
Apollon
[* 3] (daher
Musagetes genannt). Hesiod teilt ihnen auch die
Kunst des
Tanzes zu; mit den Charitinnen führen
sie gemeinschaftlich Chorreigen auf. Sie sind ewig jungfräulich und
frei von jeder sinnlichen Regung,
doch heißen viele berühmte
Sänger der Mythenzeit ihre
Söhne. Weil
Apollon auch der Gott der
Weissagung ist, so liegen auch
den Musen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft klar vor
Augen. Sie üben auch das musikalische Richteramt, z. B. im Wettkampf
zwischen
Apollon und
Marsyas,
[* 4] und lassen sich selbst in Wettkämpfe ein.
Die bildende
Kunst stellte die Musen anfangs in der Dreizahl dar mit
Flöte,
Leier und Barbiton, so die
Gruppe des
Ageladas,
Kanachos
und Aristokles. Die Neunzahl trat erst auf, als
ApollonMusagetes mit langem Kitharodengewand und schwungvoller
Haltung sein
Kunstideal erhalten hatte, wurde dann aber sehr häufig in
Statuen (Giebelgruppe des Praxias in
Delphi,
Gruppen des
Lysippos, Strongylion u. a.),
Reliefs und Gemälden behandelt. Die jetzt noch beliebten, namentlich in der Römerzeit
gern wiederholten Musentypen haben sich, wie es scheint, erst in der alexandrinischen
Epoche entwickelt. In
Relief finden sich
(außer auf verschiedenen
Sarkophagen, z. B. dem
PariserSarkophag
[* 5] des
Louvre, s. Abbildung) die auch vereint
in der sogen.
Homer-Apotheose des Künstlers
Archelaos von
Priene
(Britisches Museum,
London).
[* 6]
Unter den erhaltenen Statuengruppen sind die bekanntesten:
jährlich erscheinende Sammlungen dichterischer Erzeugnisse, kamen zur Zeit der wieder auflebenden
Poesie der
Deutschen um die Mitte des 18. Jahrh. inAufnahme und dienten geraume Zeit als Vereinigungspunkte
für die bedeutendsten poetischen
Kräfte der
Nation.
Schon vor dem Aufkommen der eigentlichen Musenalmanache
gab es Sammelplätze für poetische
Versuche, unter denen zu nennen sind: die
»Poesien der
Niedersachsen« von Weichmann (Hamb. 1721-36, 6 Bde.),
woran sich die »Sammlung vermischter
Schriften« von den Verfassern der »Bremischen Beiträge« (Leipz.
1748-54, 8 Bde.) anschloß.
Einige Jahrzehnte später (1769) verbanden sich
Gotter und
Boje zur Herausgabe einer poetischen
Blumenlese, welcher sie nach dem Vorbild des seit 1765 herausgekommenen französischen »Almanac
des
Muses« den
Titel »Musenalmanach« gaben. Er ward später von
Boje allein bis 1775, dann von
Göckingk, seit 1778 vonBürger
und 1794-1805 von K.
Reinhard redigiert. In ihm legten die Mitglieder des
Göttinger Dichterbundes (s. d.) ihre dichterischen
Produktionen nieder.
Diesem
»Göttinger Musenalmanach« folgte 1776 der sogen. »Hamburgische
Musenalmanach« von
Voß, dann der in
Leipzig
[* 21] 1770-1781 von
Th. H.
Schmid herausgegebene sowie seit 1777 der sogen. »Wienerische
Musenalmanach«. Die bedeutendsteErscheinung auf diesem
Feld war jedoch der 1796-1801 von
Schiller herausgegebene
»Musenalmanach«, an welchem außer
Schiller und
Goethe die talentvollsten Dichter jener Zeit teilnahmen. Nach diesem entstanden
die Musenalmanache von A. W.
Schlegel und
Tieck
(Tübing. 1802),
von
Varnhagen v.
Ense und
Chamisso (1804) und
vonLeo v. Seckendorf (1807-1808) und das
»Poetische Taschenbuch« von
Fr.
Schlegel (Berl. 1805-1806). In der
nächsten Zeit wurden die Musenalmanache von den neu aufkommenden
»Taschenbüchern« (s. d.) verdrängt, und erst 1830 traten wieder
zwei Musenalmanache gleichzeitig hervor: der
Berliner »Musenalmanach« von Musenalmanache
Veit, der aber nur zwei Jahrgänge erlebte, und derLeipzigervon Am.
Wendt, der als
»Deutscher Musenalmanach« 1834-39 von
Chamisso und G.
Schwab fortgesetzt und von den bedeutendsten Dichtern mit
Beiträgen ausgestattet ward. Neuere
Erscheinungen von Bedeutung sind der »Deutsche
[* 23] Musenalmanach« von
Echtermeyer und
Ruge
(Berl. 1840-41), der von K.
Schad (Würzb. 1850-59) und der von O.
Gruppe (Berl. 1851-55).
danach auch Bezeichnung eines im
Tripeltakt geschriebenen
Tanzes, der zur Zeit
Ludwigs XIV. und
Ludwigs XV.,
wo die Musette Favoritinstrument war, in
Aufnahme kam;
offenbar wurde derselbe mit Musetten begleitet, wie daraus hervorgeht, daß
das
Charakteristische des
Tanzes ein festliegender
Baß ist.
(v. griech. musa,
Muse), ursprünglich ein Musentempel; dann überhaupt ein den
Musen, d. h. der
Gelehrsamkeit,
den
Wissenschaften und
Künsten, geweihter
Ort etc. Das bedeutendste und wichtigste Museum des
Altertums im letztern
Sinn war das
zu
Alexandria, als dessen
Stifter gewöhnlich
PtolemäosPhiladelphos (284-246v. Chr.) genannt wird. Es befand
sich in dem Teil des königlichen
Palastes, welcher zugleich für die
Bibliothek bestimmt war.
Dort versammelte sich eine ausgewählte
Gesellschaft von
Gelehrten, die auf Staatskosten unterhalten wurden, um ungestört ihren wissenschaftlichen Bestrebungen leben
zu können.
Ihre Thätigkeit war eine vorherrschend philologische und zwar sowohl kritische als exegetische;
aber auch
Poesie wurde geübt und für die
Medizin und die sogen. exakten
Wissenschaften ein fruchtbarer
Boden gewonnen. Die
größte
Blüte
[* 24] der Anstalt fällt in die
Zeiten der
Ptolemäer;
¶
mehr
aber auch unter der römischen Herrschaft blieb sie, einige Wechselfälle abgerechnet, in Wirksamkeit. Der römische KaiserClaudius fügte ein zweites Museum zu gleichem Zweck hinzu und benannte es nach sich.
Vgl. Parthey, Das alexandrinische Museum (Berl.
1838);
Klippel, Über das alexandrinische Museum (Götting. 1838).
Seit dem Ende des Mittelalters bezeichnete man mit dem Ausdruck Museum im weitern Sinn eine in einem besonders dazu hergestellten
Gebäude zur Ansicht aufgestellte Sammlung seltener und interessanter Gegenstände aus dem Gebiet der Naturgeschichte oder
der Künste; später verstand man darunter ein Gebäude zur Aufbewahrung von Kunstdenkmälern, bis in der
Neuzeit das Wort Museum für Kunst- und wissenschaftliche Sammlungen jeglicher Art angewendet wird. Es gibt anatomische, landwirtschaftliche,
mineralogische, botanische, zoologische, geologische, naturhistorische, ethnologische, physikalische, historische, prähistorische,
Waffen- u. a. Museen, in welchen die Geschichte und das System jeder Wissenschaft durch Naturerzeugnisse, Präparate oder Kunstprodukte
veranschaulicht wird.
Die ersten Kunstmuseen wurden in Florenz
[* 34] angelegt. Man ging von Münz- und Gemmensammlungen aus, deren erste die FamilieEste
errichtete; dann sammelte man Büsten und schmückte damit Bibliotheken und Säle, während man andre Bildwerke
in geräumigen Hallen und offenen Höfen aufstellte. Das berühmteste Lokal dieser Art war die VillaBorghese (s. d.) vor derPorta
del Popolo in Rom.
[* 35] Dann stellte man inMuseen überhaupt Kunstgegenstände des Altertums auf, Gemälde, Säulen,
[* 36] Reliefs etc.,
und vereinigte dieselben auch wohl mit Kunstgegenständen der neuern Zeit.
Cosimo I. von Medici veranstaltete mehrere bedeutende Sammlungen, unter denen das Florentiner
[* 37] Museum den berühmtesten Namen gewann.
In Rom gehen die Museen im Vatikan (s. d.) auf Julius II. zurück. Im Italien
[* 38] des 16. Jahrh. wurden vornehmlich Antiken (griechische,
römische, ägyptische und etruskische) gesammelt. Gemälde und Handzeichnungen traten erst später hinzu.
Die Museen des Vatikans sind die umfangreichsten Roms. In Bezug auf Mannigfaltigkeit und Universalität stehen ihnen zur Seite
das Louvre (s. d.) in Paris,
[* 39] welches seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts Kunstzwecken eingeräumt wurde und zur Zeit Napoleons
I. unter dem NamenMuséeNapoleon aus allen Ländern zusammengeraubte Kunstschätze enthielt, das Britische
Museum (s. d.) zu London, die königlichen Museen zu Berlin (s. d., S. 755 u. 759), die Eremitage (s. d.) in Petersburg
[* 40] und die kaiserlichen
Hofmuseen in Wien
[* 41] (s. d.). In Rom befinden sich außer dem Museum des Vatikans noch ein Museum im Lateran (s. d.) und
zahlreiche Kunstsammlungen in Privatpalästen und Villen (s. die einzelnen Namen).