Entzündlichkeit wegen hierzu nicht;
später diente es auch zur Füllung von Zündhütchen.
Häufig sind auch Mischungen mit
Knallquecksilber als muriatisches Pulver bezeichnet worden.
Muriatische Wässer, s. v. w. Solquellen (s. Mineralwässer, S. 652).
(v. türk. murid, Schüler, Novize), eine mohammedan. Sekte im Kaukasus, die zum Kampf gegen
die Ungläubigen 1828 von Mulla Mohammed angeblich nach Vorbildern aus Bochara gestiftet wurde. Nach ihm war ihr Haupt (Imam)
Kasi Mulla, der den Krieg mit den Russen aufnahm und 1832 in Ghimri seinen Tod fand, zuletzt Schamyl, ebenfalls ein Schüler des
Begründers. Seit Vernichtung der Muriden unter Schamyl ist die Kraft des Islam im Kaukasus gebrochen und trotz
des noch jahrelang fortglimmenden Aufstandes der »Muridismus« erloschen. Weiteres s.
Kaukasien (Geschichte, S. 634).
(spr. -illjo), 1) Bartolomé Estéban, span.
Maler, geboren Ende Dezember 1617 zu Sevilla (getauft 1. Jan. 1618), wurde zuerst von J. ^[Juan] de Castillo
unterrichtet und begab sich zu seiner weitern Ausbildung 1643 nach Madrid, wo ihm sein Landsmann Velasquez Gelegenheit verschaffte,
in der königlichen Sammlung und im Escorial die besten Muster zu kopieren. Murillo studierte zwei Jahre lang namentlich nach Ribera,
Tizian, Rubens, van Dyck und Velasquez und kehrte hierauf nach Sevilla zurück, wo er durch elf jetzt zerstreute
Gemälde von Wunderthaten berühmter Franziskaner für das Kloster San Francisco schnell seinen Ruf begründete. In diesen Werken
erinnert noch der derbe, schwerfällige Realismus an die Vorbilder seiner Jugend.
Dieselben sind jedoch bereits überwunden, und die koloristische Behandlung ist flüssiger geworden in
den Heiligen Leander und Isidor (in der Sakristei der Kathedrale), der Geburt Marias im Louvre zu Paris (1655) und der Vision des
heil. Antonius in der Kathedrale zu Sevilla (1656), den beiden Hauptwerken des Meisters aus seiner mittlern Zeit. Seit 1665 war
Murillo für die Kirche Santa Maria la Blanca thätig, für welche er unter anderm vier halbrunde, jetzt zerstreute
Darstellungen lieferte, welche die triumphierende Kirche, die Empfängnis und die Gründung der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom
schildern. Um 1668 malte er die Empfängnis (la concepcion) im Kapitelsaal der Kathedrale zu Sevilla und um 1670 die heil. Familie
mit Elisabeth und dem kleinen Johannes im Louvre, eins seiner koloristisch reizvollsten Werke.
Seine glänzendste Periode umfaßt die Zeit von 1670 bis 1680. Im J. 1674 vollendete er acht große Gemälde, welche die Werke
der Barmherzigkeit darstellen, für die Kirche des Caridadhospitals, ausgezeichnet durch Kolorit, Zeichnung, sprechenden Ausdruck
der Gesichter, Komposition und Perspektive; nur drei von diesen Bildern befinden sich noch am Ort (Moses,
Wasser aus dem Felsen schlagend; die Vermehrung der Brote; San Juan de Dios als Krankenträger). Ein viertes Bild, die heil. Elisabeth,
Kranke waschend, besitzt die Akademie zu Madrid.
In den nächsten Jahren bis 1676 malte Murillo über 20 Bilder für das Kapuzinerkloster in Sevilla, von denen
sich 17 im dortigen Museum befinden, darunter zwei Darstellungen der unbefleckten Empfängnis, des heil. Antonius mit dem Jesuskind
und die Vision des heil. Franziskus. Derselben Zeit gehört eine Empfängnis im Museum zu Sevilla und eine für das Hospital Venerables
Sacerdotes gemalte Darstellung gleichen Inhalts, das berühmte Bild des Louvre, an.
Mit der Ausführung der
Verlobung der heil. Katharina für den Hauptaltar der Kapuzinerkirche zu Cadiz beschäftigt, stürzte er vom Gerüst und starb
infolge davon 3. April 1682 in Sevilla. Dieses Gemälde wurde von seinem Schüler Osorio vollendet. Bei der Eröffnung
einer Malerakademie zu Sevilla (1660), worin zuerst das Studium des Nackten öffentlich gelehrt ward, wurde Murillo Direktor derselben.
Von seinen Schülern sind Meneses Osorio (ca. 1630-1705), Villavicencio (1635-1700) und sein Sklave Sebastian Gomez, von seinen
spätern Nachahmern Tobar (1678 bis ca. 1729) und Llorente (1685-1757) hervorzuheben. Murillo hat gegen 400 Bilder
hinterlassen, überwiegend Andachtsbilder, unter denen zahlreiche Darstellungen der »unbefleckten Empfängnis«, eines von Murillo geschaffenen
Bildertypus, eine besondere Gruppe bilden, in welcher Murillo uns als »der unerreichte Darsteller
der inbrünstigen Andacht, der göttlichen Wundererscheinungen und der himmlischen Herrlichkeit« entgegentritt.
Seine Bedeutung beruht vornehmlich auf der »Kühnheit und Ungezwungenheit, mit
denen er die realistischte, spanisch-volkstümlichste Formenauffassung seiner glühendsten seelischen
Begeisterung dienstbar zu machen« wußte (Woermann). In seiner mittlern Zeit entfaltete er sein Kolorit zu üppigem Reichtum
warmer, lichtumflossener Lokalfarben, die später zu einem duftigen, leichten Gesamtton gestimmt wurden, welcher der vollkommenste
Ausdruck seiner spiritualistischen und übernatürlichen Stoffe wurde. Murillo hat auch kräftig realistische
Sittenbilder aus dem Sevillaner Volksleben gemalt, welche als »Murillosche
Gassenjungen« bekannt sind (Hauptbilder in der Münchener Pinakothek, im Louvre zu Paris, in der Nationalgalerie zu London, in der
Eremitage zu St. Petersburg und im Museum zu Madrid).
Buben und Mädchen sind beim Essen, Würfeln und Geldzählen dargestellt. Von den übrigen Werken Murillos
sind noch zu nennen: die Madonnen in der Galerie zu Dresden, im Palazzo Pitti zu Florenz, im Palazzo Corsini zu Rom und in den Museen
zu Sevilla und Madrid, der kleine Jesus und der kleine Johannes im Museum zu Madrid, die Vision des heil. Antonius im
Berliner Museum. Murillo hat auch Landschaften und Bildnisse gemalt.
Vgl. Tubino, Murillo, su epoca, su vida, sus cuadros (Sevilla 1864);
Lücke in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 3 (Leipz.
1880);
Curtis, Velasquez and Murillo (Lond. 1883).
2) Don Juan Bravo-Murillo, span. Staatsmann, s. Bravo-Murillo.
(ungar. Muraköz), sehr fruchtbares Gebiet im ungar.
Komitat Zala, zwischen der Mur und Drau, von der steirischen Grenze bis zur Vereinigung beider Flüsse.
Hauptort ist Csakathurn
(Csáktornya), Markt an der Südbahn, mit (1881) 3810 Einw., Bezirksgericht
und altem Schloß, dem einstigen Wohnsitz Nik. Zrinys, der hier begraben liegt.
Landsee in Mecklenburg-Schwerin, 132 qkm (2,4 QM.)
groß, steht durch die Elde mit der Elbe und durch den Müritz-Havelkanal mit der obern Havel in schiffbarer Verbindung (s. Elde).
Küste (korrumpiert aus »Normännische Küste«),
die Nordküste der russ. Halbinsel Kola, am Nördlichen Eismeer,
von der norwegischen Grenze bis zum Kap Swjätoi-Noß, über 420 km lang, wegen der Nähe des Golfstroms
eisfrei, im Sommer beliebter Jagdgrund für Jäger und Fischer (1885 waren 500 Boote mit dem Fischfang beschäftigt), besteht
meist aus Granitfelsen, welche sich stellenweise 200 m ü. M. erheben und viele
ausgezeichnete Ankerbuchten bilden.
Hauptort Kola. Vgl. Goulewitsch,
mehr
Die in murmanskische Küste handelspolitischer und sanitärer Beziehung (russ., Archangel 1885).