denen später die »Anecdota graeca« (das.
1709) folgten, den
Ruf eines ausgezeichneten
Gelehrten. 1700 wurde er als herzoglicher Bibliothekar und Archivar nach
Modena
berufen. Seine letzten Lebensjahre wurden ihm durch die Anfeindungen und
Verleumdungen seitens der
Jesuiten, welche ihn wegen
freisinniger Äußerungen über einige
Lehrsätze der
Kirche der Ketzerei beschuldigten, verbittert, wogegen ihn jedoch
Benedikt XIV. in
Schutz nahm. Er starb Von seinen zahlreichen
Schriften philosophischen, theologischen, juristischen,
antiquarischen, geschichtlichen und poetischen
Inhalts sind außer den
oben genannten die namhaftesten: die große Sammlung
von Geschichtsquellen: »Rerum italicarum scriptores«
(Mail. 1723-51, 29 Bde.; Fortsetzung von
Tartini,
Flor. 1748-70, und Mitarelli,
Vened. 1771);
Kanon,ein vonL. A.Muratori (s. d.) in
Mailand aufgefundenes Verzeichnis neutestamentlicher
Schriften, welches, 1740 im dritten
Band
[* 11] seiner »Antiquitates italicae« veröffentlicht, um seiner Bedeutung
für die Geschichte des
Kanons willen Gegenstand von unzähligen Untersuchungen und Bearbeitungen geworden ist; wir nennen
aus neuester Zeit bloß
Hesse,
Hilgenfeld, A.
Harnack und
Overbeck. Das verstümmelte, in barbarischemLatein
abgefaßte anonyme
Stück scheint
den etwa von einem Zeitgenossen des
Irenäus aufgezeichneten
Kanon der römischen
Kirche zu
enthalten.
Stadt in Obersteiermark, an der
Mur, mit
Mauern umgeben, überragt von dem fürstlich Schwarzenbergschen
Schloß
Ober-Murau mit wichtigem
Archiv, hat eine schöne gotischePfarrkirche und eine Friedhofskirche mit guten
Gemälden, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts und zählt (1880) 1308 Einw.
In und Umgebung (zu Turrach) befinden sich große Montanwerke des
FürstenSchwarzenberg, als: ein Steinkohlenbergwerk, Eisenbergbau
nebst
Hochofen und Bessemerhütte, mehrere
Hammerwerke und Marmorbrüche.
alte russ. Bojarenfamilie, die, ursprünglich im Großfürstentum
Moskau
[* 12] ansässig, 1488 durch
Iwan Wasiljewitsch I. Ländereien im Nowgorodschen erhielt. Namhaft sind:
Sendung nach Chiwa, über welches Land er durch seine »Puteschestwie w'Turkmeniju i Chiwu« (Petersb.
1822) schätzenswerte Aufschlüsse gab. Im persischen Krieg avancierte er zum Generalmajor, focht mit Auszeichnung 1828 bei
Kars und Achalzych, 1829 bei Kalila und Milli Djus und erhielt 1830 im polnischen Feldzug das Kommando der litauischen Grenadierbrigade,
mit welcher er denSieg bei Kasimiersh entschied. Hierauf zum Generalleutnant befördert, befehligte er 6. und beim
Sturm auf Warschau
[* 22] den rechten Flügel und erstürmte die Verschanzungen von Rakoviec.
Ende 1832 ging er als außerordentlicher Bevollmächtigter Rußlands nach Ägypten,
[* 23] um Mehemed Ali zum Einstellen der Feindseligkeiten
zu bewegen, kommandierte dann die am Bosporus
[* 24] gelandeten russischen Truppen und ward 1835 Befehlshaber
des 5. Infanteriekorps. Seit 1838 verabschiedet, trat er erst 1848 wieder in Dienst und ward Mitglied des Militärkonseils,
im DezemberChef des Grenadierkorps und 1855 an die Spitze der kaukasischen Armee gestellt, mit welcher er Kars nach
mehr als halbjähriger ruhmreicher Belagerung (Anfang Juni bis Ende November) eroberte.
Dieser Erfolg gestattete Rußland, trotz des Verlustes von Sebastopol
[* 25] den Frieden anzunehmen. Murawjew ward hierauf in den Fürstenstand
erhoben und zum Generaladjutanten des Kaisers und Mitglied des Reichsrats ernannt, war auch Mitglied der Kommission, welche
die Mißbräuche während des Krimkriegs untersuchen sollte, lebte aber die nächsten Jahre teils zurückgezogen
in Rußland, teils auf Reisen im südlichen Europa.
[* 26] Er starb in Petersburg.
Der Aufhebung der Leibeigenschaft aber trat er entschieden entgegen. 1861 und 1862 fühlte sich Murawjew durch seine
geringe Popularität zum Rücktritt von seinen Ämtern bewogen. Als jedoch der polnische Aufstand mehr und mehr um sich griff
und bis nach Litauen reichte, schickte ihn der Kaiser 1863 als Generalgouverneur nach Wilna,
[* 28] wo er eine solche Härte, ja Grausamkeit
(er ließ Edelleute und Priester henken) entwickelte, daß sein Name in ganz Europa verhaßt ward. Aber
dafür war ihm die Unterdrückung des Aufstandes gelungen. Der Kaiser belohnte ihn mit dem Andreasorden und dem Grafentitel.
Er starb auf seinem Gut Syrez bei Luga.
Ein starrer Anhänger der orthodoxen Kirche,
hat er sich auch nach dieser Richtung schriftstellerisch bethätigt. Außerdem veröffentlichte er einige dramatische
Versuche, eine »Geschichte von Jerusalem«
[* 32] (Petersb. 1844),
eine »Geschichte der russischen Kirche« (3. Aufl., das. 1845) u. a.
AndernZweigen der Familie gehören an:
9) Nikolai Nikolajewitsch, Graf Murawjew Amurskij, geb. 1803 zu Petersburg, widmete sich dem Militärdienst, ward aber zeitig auch
in der Zivilverwaltung beschäftigt. Von 1836 bis 1840 fungierte er als Generalmajor und Zivilgouverneur
von Kursk, bis 1847 von Grodno u. bis 1848 von Tula, von wo er in demselben Jahr zum Gouverneur von Ostsibirien berufen wurde.
Murawjew warf sein Auge
[* 33] sofort auf die fruchtbaren und wohlbewässerten Ebenen zwischen dem Amur und der Jablonowoikette, legte 1850 unweit
der Amurmündung einen stark befestigten Posten, Nikolajewsk als Stütz u. Ausgangspunkt der beabsichtigten
friedlichen Eroberung an, erforschte die Ufer des Amur und seiner Quellenarme und gründete an ihnen zahlreiche russische Kolonien.
China
[* 34] zog eben ein starkes Heer gegen Murawjew zusammen, als es auch mit England in Konflikte geriet, die es bestimmten, durch
den Vertrag von Aigun vom das Amurgebiet an Rußland abzutreten. Murawjew erhielt hierauf von seinem Kaiser den Ehrentitel
Amurskij. 1859 unternahm er eine Expedition gegen Japan, erzwang von diesem die nämlichen Vertragsbedingungen, die es den
übrigen großen Seemächten bewilligt hatte, und nahm die an Kohlen reiche japanische InselSachalinvor der
Amurmündung vertragsmäßig in Besitz. Daneben hatte sich auch die Konsolidierung seiner Erwerbungen eine stete Sorge sein
lassen, unter anderm durch die Konstituierung der Handelsgesellschaft des Amur (1856). 1861 legte er seine Stelle nieder und
wurde Mitglied des Reichsrats.