den Venezianern einen nachteiligen Frieden auf. Er starb 9. Febr. 1640.
5) Murad V., Sohn Abd ul Medschids, geb. 21. Sept. 1840, als Prinz Mehemed Murad Efendi genannt, wurde nach der Thronbesteigung seines
Oheims Abd ul Asis (1861) von allen öffentlichen Angelegenheiten fern gehalten und hart behandelt, da er die
von Abd ul Asis beabsichtigte Änderung der Thronfolge nicht genehmigen wollte. Als sein Oheim durch seine Unfähigkeit selbst
die strenggläubigen Türken von sich abwendig gemacht hatte, wurde Murad durch eine Palastrevolution 30. Mai 1876 auf den Thron
erhoben und zum »Kaiser von Gottes Gnaden und durch den Willen der Nation« proklamiert. Da sich aber bald
zeigte, daß seine Gesundheit körperlich und geistig unheilbar zerrüttet war, wurde er 31. Aug. d. J. des Throns wieder entsetzt
und nach einem einsamen Palast gebracht, wo er seitdem in Stumpfsinn verfallen lebt.
Vgl. Kératry, Mourad V, prince-sultan,
prisonnier d'état (Par. 1878).
Efendi (Franz von Werner), deutscher Schriftsteller und türk. Diplomat, geb. 30. Mai 1836 als
Sohn eines kroatischen Gutsbesitzers zu Wien, trat nach vollendeten Gymnasialstudien in ein österreichisches Kavallerieregiment
und während des russisch-türkischen Kriegs als Offizier in die türkische Armee. Nach dem Friedensschluß vertauschte er den
Militärdienst mit dem diplomatischen, ward als Sekretär einer außerordentlichen Mission für die Angelegenheiten
Montenegros und der Herzegowina beigegeben, wurde hierauf persönlicher Sekretär des Großwesirs Mehemed Pascha, erhielt 1859 Spezialmissionen
nach Bukarest, 1860 nach Palermo, ward 1864 zum türkischen Konsul für das Banat mit dem Sitz in Temesvár, 1872 zum Generalkonsul
in Venedig, 1874 zum Generalkonsul in Dresden, 1877 zum Ministerresidenten an den Höfen vom Haag und von Stockholm
und 1880 zum bevollmächtigten Minister und außerordentlichen Gesandten daselbst ernannt. Er starb 12. Sept. 1881 im Haag.
Während seines Aufenthalts in Temesvár hatte er seine seit frühster Jugend gepflegten poetisch-litterarischen Bestrebungen
wieder aufgenommen. Außer den Gedichtsammlungen: »Klänge aus Osten« (Temesvár 1865) und »Durch Thüringen«
(1870) entstanden die Tragödien: »Marino Falieri« (Leipz. 1871),
»Selim III.« (1872),
»Ines de Castro« (1872),
»Mirabeau« (1875),
die auf einer Reihe von Bühnen mit Erfolg in Szene gingen, und die Lustspiele: »Bogadil« (1874),
»Mit dem Strom« (1874),
»Professors
Brautfahrt« (1874),
»Ein Roman« und »Durch die Vase« (1875). Außerdem veröffentlichte er: »Türkische
Skizzen« (2. Aufl., Leipz. 1878, 2 Bde.),
eine Reihe instruktiver Aufsätze über orientalische Zustände;
»Ost und West«, Gedichte (Oldenb. 1877, 3. Aufl.
1881);
»Nassreddin Chodja, ein osmanischer Eulenspiegel« (das. 1878, 3. Aufl. 1880) und »Balladen und Bilder« (das. 1879, 3. Aufl.
1885).
Seine »Dramatischen Werke« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Leipz. 1881).
(Gymnothorax Bl.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Aale (Muraenoidei), aalähnliche, plump
gebaute Fische mit schuppenloser Haut, ohne Brustflossen, mit sehr enger Kiemenöffnung und spitzigen,
langen Zähnen in einer Reihe. Die gemeine (G. Helena L.), bis 1,5 m lang und 6 kg schwer, am Vorderleib gelb, am Hinterleib
bräunlich mit braunen, von
dunkeln Binden umschlossenen Flecken, lebt im Mittelmeer und im südlichen Atlantischen Ozean, gelangt
bisweilen an die englischen Küsten, hält sich am Grund auf, laicht im Frühjahr an den Küsten, nährt
sich von Krebsen und Tintenfischen, ist äußerst gefräßig und bringt den Fischern leicht gefährliche Wunden bei. Wegen des
sehr schmackhaften Fleisches wurde die Muräne von den Römern seit Cäsars Zeit in Teichen gezüchtet; Vidius
Pollio soll sie sogar mit dem Fleisch seiner Sklaven gemästet haben.
durch seine Glasindustrie berühmter Marktflecken in der ital. Provinz Venedig, auf einer Insel der venezianischen
Lagunen gelegen, hat mehrere Kirchen (darunter den altertümlichen Dom San Donato aus dem 12. Jahrh. und die Renaissancekirche
San Pietro mit einem Hauptbild von Giov. Bellini u. a.), sehenswerte Paläste, ein Glasindustriemuseum und
(1881) 3629 Einw. Seit früher Zeit war Murano Hauptsitz der
venezianischen Glasmacher, die schon im 13. Jahrh. eine Innung bildeten. Die Glaskunstindustrie beschränkte sich vorzugsweise
auf Gefäße und Spiegel, im 18. Jahrh. auf Perlen, wurde aber in neuerer Zeit durch Salviati und Radi wieder
auf die alte Höhe gebracht. Die Fabrikation wird von der Compagnia Venezia-Murano betrieben (vgl. Glas, S. 396 f.).
Dorf im ungar. Komitat Gömör, Sitz der Murány-Salgó-Tarjáner Bergwerks-Aktiengesellschaft, mit (1881) 1235 Einw.
In der Nähe auf hohem, steilem Felsen die Reste der uralten, historisch berühmten Feste Murány, welche im 15. Jahrh.
im Besitz der Hussiten war und 1620 von Gabriel Bethlen als königliche Donation dem Georg Szécsi übergeben wurde, dessen Witwe
Marie Szécsi unter dem Namen »die Venus von Murány« bekannt ist. ist jetzt im Besitz des Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha.
Kirchdorf im russ. Gouvernement Nishnij Nowgorod, Kreis Knjaginin, mit 8 Kirchen, 10 Gerbereien,
deren Produkte (namentlich Handschuhe, bis 100,000 Paar jährlich) weit ins Ausland verführt werden, und 3907 Einw. Es war im 17. Jahrh.
befestigt.
(spr. müra), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Cantal, am Fuß des 1070 m hohen, aussichtsreichen Basaltkegels Bonnevie und an der Orléansbahn
(Capdenac-Arvant), mit Fabrikation von Tuch, Spitzen und Hüten, Handel mit Getreide und Käse und (1881) 2833 Einw.
(spr. müra), Joachim, König von Neapel einer der tapfersten Generale Napoleons I., geb. 25. März 1771 als der Sohn
eines Gastwirts zu La Bastide bei Cahors (Lot), besuchte, für den geistlichen Stand bestimmt, das Collège
in Cahors und studierte dann Theologie zu Toulouse. Bei Beginn der Revolution trat er in die Armee, diente eine Zeitlang in der
konstitutionellen Garde Ludwigs XVI. und stieg durch seine Tapferkeit und seinen Eifer für die Sache der Revolution rasch bis
zum Kommandeur eines reitenden Jägerregiments in der Pyrenäenarmee, wurde aber nach dem Sturz der Schreckensregierung
im Juli 1794 abgesetzt. Während seiner Unthätigkeit wurde er mit Bonaparte bekannt und befreundet, stand ihm bei der Verteidigung
des Konvents 13. Vendémiaire (5. Okt. 1795) bei, begleitete ihn als Adjutant nach Italien und ward im Mai 1796 damit betraut,
dem Direktorium 21 eroberte Fahnen zu überbringen, worauf er zum Brigadegeneral ernannt wurde. An der Spitze der Reiterei focht
er mit Auszeichnung bei Borghetto, Roveredo, Bassano, Rivoli und beim Übergang über den
mehr
Tagliamento. 1798 begleitete er Bonaparte nach Ägypten, wo er in den Schlachten von Gaza und St.-Jean d'Acre seine stürmische
Tapferkeit bewährte. Nach der Rückkehr des Heers nach Ägypten entschied er 25. Juli 1799 bei Abukir den Sieg, wofür ihn Bonaparte
zum Divisionsgeneral ernannte. Nach Europa zurückgekehrt, trieb Murat bei dem Staatsstreich vom 18. Brumaire
in St.-Cloud an der Spitze von 60 Grenadieren den Rat der Fünfhundert auseinander. Bonaparte ernannte ihn dafür zum Kommandanten
der Konsulargarde und verheiratete ihn 20. Jan. 1800 mit seiner jüngsten Schwester, Karoline (s. Bonaparte 7). In dem neuen italienischen
Feldzug erzwang Murat den Übergang über die Sesia und den Ticino und zeichnete sich bei Marengo aus.
Zum Gouverneur der Cisalpinischen Republik ernannt, vertrieb er 1801 die Neapolitaner aus dem Kirchenstaat und schloß einen
Waffenstillstand mit dem König beider Sizilien. Im Januar 1804 erhielt er das Generalgouvernement von Paris. Napoleon erhob ihn
nach seiner Thronbesteigung 1804 zum Reichsmarschall, zum Prinzen des französischen Reichs, zum Großadmiral
und zum Großoffizier der Ehrenlegion und übertrug ihm im Feldzug von 1805 den Oberbefehl über die Reiterei. Am 8. Okt. schlug
Murat die Österreicher bei Wertingen, nahm am 18. den General Werneck mit 16,000 Mann gefangen und drang 13. Nov. bis nach
Wien vor.
Kutusow ließ er 16. Nov. bei Hollabrunn entkommen, dagegen trug er bei Austerlitz 2. Dez. als Befehlshaber der gesamten Reiterei viel
zum Sieg bei, wofür er 15. März 1806 zum Großherzog des neugeschaffenen Großherzogtums Berg erhoben wurde. Im Feldzug von 1806 wieder
an der Spitze der Kavallerie, half er zum Sieg bei Jena mit, nahm Erfurt durch Kapitulation, zwang Hohenlohe
zur Kapitulation von Prenzlau, eroberte bei Eylau mehrere russische Batterien, focht dann bei Friedland und bemächtigte sich
später Königsbergs.
Nach dem Tilsiter Frieden von dem Kaiser nach Spanien gesandt, bewog er Karl IV. zu der verhängnisvollen Reise nach
Bayonne, zog 23. April 1808 an der Spitze der französischen Armee in Madrid ein, erhielt aber nicht den spanischen Thron, wie er
gehofft, sondern an Joseph Bonapartes Stelle das Königreich Neapel, wurde 1. Aug. unter dem Namen Joachim I. Napoleon als König beider
Sizilien proklamiert und nahm im September Besitz von Neapel; Sizilien blieb aber unter dem Schutz der englischen
Flotte im Besitz der Bourbonen, und eine Unternehmung Murats gegen diese Insel 1810 scheiterte. Er wußte Milde mit Kraft zu vereinigen
und that viel für die Herstellung der innern Ordnung und die Regelung der Verwaltung des Landes.
Mit Napoleon geriet er allerdings manchmal in Konflikt, da auch er sich die rücksichtslose Ausbeutung
seines Königreichs zum Vorteil des Eroberers nicht ruhig gefallen lassen wollte. Dennoch stieß als ihn der Kaiser zur Teilnahme am
Feldzug nach Rußland aufforderte, mit 10,000 Mann zur Großen Armee, übernahm im April 1812 den Oberbefehl über
die gesamte Kavallerie und focht mit glänzender Tapferkeit fast immer als Führer der Avantgarde. Als der Kaiser die Armee verließ,
übertrug er (5. Dez. 1812) Murat den Oberbefehl; dieser leitete den Rückzug von Smolensk nach Wilna.
Während eines Aufenthalts in Italien begann er die ersten geheimen Verhandlungen mit Österreich und England,
begab sich aber nach den Mai-Erfolgen Napoleons wieder zu dessen Heer. In der Schlacht bei Dresden 1813 befehligte er den rechten
Flügel der Franzosen, der die Österreicher vernichtete.
Nach der Schlacht bei Leipzig verließ er das Heer, um seinen Abfall vorzubereiten,
und schloß 11. Jan. 1814 mit Österreich einen Vertrag, dem zufolge er 30,000 Mann zu dem Heer der Alliierten
stellen sollte, wofür er den Besitz seiner Staaten von Österreich und England garantiert erhielt. Er bekämpfte hierauf den
Vizekönig Eugen in Oberitalien. Da indessen nach dem ersten Pariser Frieden die Bourbonen seine Absetzung verlangten und auch
die Verhandlungen des Wiener Kongresses sich ungünstig für ihn zu gestalten schienen, trat er mit dem
Kaiser auf Elba in geheime Verbindung.
Auf die Kunde von Napoleons Landung in Frankreich ließ er im Februar 1815 den Kirchenstaat besetzen, fast in demselben Augenblick,
als Österreich auf dem Kongreß mit der Forderung durchgedrungen war, daß Murat im Besitz seines Reichs verbleibe,
und begann ohne Kriegserklärung 30. März die Feindseligkeiten gegen Österreich. Eine Proklamation verkündigte die Unabhängigkeit
von ganz Italien, während er mit 40,000 Mann gegen den Po vorrückte. Von den Österreichern 12. April bei Ferrara geschlagen und
bald mehrfach umgangen, trat er den Rückzug an, erlitt aber noch bei Tolentino (2. Mai) eine vollständige
Niederlage. Er floh mit einigen Reitern nach Neapel, fand aber das Land in vollem Aufstand und eilte daher nach Frankreich. Von
Napoleon zurückgewiesen, flüchtete er nach der Schlacht bei Waterloo 25. Aug. 1815 nach Corsica, sammelte hier ein kleines Korps
Corsen und französischer Flüchtlinge und schiffte sich, auf die Sympathien der neapolitanischen Bevölkerung
rechnend, 28. Sept. auf sechs Schiffen nach Neapel ein. Ein Sturm zerstreute jedoch seine Schiffe, und der schadhafte Zustand seines
Schiffs zwang ihn 8. Okt. zur Landung bei Pizzo in Kalabrien. Er proklamierte sich hier an der Spitze von 30 Mann
als König und Befreier Neapels, ward aber auf dem Marsch nach Monteleone von einem Haufen Bewaffneter angegriffen, auf der Flucht
nach der Küste gefangen genommen, durch ein Kriegsgericht als Usurpator zum Tod verurteilt und 13. Okt. 1815 auf Schloß Pizzo erschossen.
Sein Leichnam ruht in der Kirche daselbst. Zu Cahors ist ihm ein Denkmal errichtet. Seine Witwe Maria Annunciata
Karoline, geb. 26. März 1782 zu Ajaccio, nahm den Titel einer Gräfin von Lipona (Anagramm von Napoli) an und starb 18. Mai 1839 in
Florenz.
Vgl. Gallois, Histoire de J. Murat (Par. 1828);
Helfert, Joachim Murat, seine letzten Kämpfe und sein
Ende (Wien 1878).
Joachim Murat hinterließ zwei Söhne: Achille Murat, geb. 21. Jan. 1801, lebte als Landwirt und Advokat in der Grafschaft Jefferson in
Florida, war seit 1826 mit Karoline Dudley, einer Nichte Washingtons, vermählt und starb 15. April 1847. Er ist Verfasser des Werkes
»Exposition des principes du gouvernement républicain tel qu'il a été perfectionné en Amérique« (1833).
- Lucien Napoléon Charles, geb. 6. Mai 1803, begab sich gleichfalls nach Amerika, heiratete dort 1831 eine Amerikanerin, Georgine
Fraser, und sah sich wegen zerrütteter Vermögensverhältnisse genötigt, ein Mädchenpensionat zu gründen. Nach der
Februarrevolution von 1848 kehrte er nach Frankreich zurück, wurde in die Nationalversammlung gewählt, 1849 von
dem Präsidenten Napoleon zum Gesandten in Turin, 1852 zum Senator ernannt und erhielt 1853 den Titel »Prinz«. Während der politischen
Umwälzungen in Italien 1859-61 wurden von seiten des Napoleonischen Hofs entfernte Versuche gemacht, um Lucien