Freilassung 1713 legte er Karlshafen an, trat 1716 als Oberst in kursächsische, dann 1721 als Ingenieurgeneral in russische
Dienste, in denen er zunächst den Bau des Ladogakanals, des Hafens von Kronstadt und der Festungswerke von Riga leitete. Von
Peter d. Gr. zum Generalleutnant, von Peter II. 1727 zum General en Chef und 1728 in den russischen Grafenstand,
von der Kaiserin Anna, über die er nebst Ostermann und Biron den größten Einfluß ausübte, 1731 zum Generalfeldzeugmeister
und 1732 zum Generalfeldmarschall und Präsidenten des Kriegskollegiums erhoben, gab er dem russischen Landheer eine neue Organisation
und errichtete das adlige Kadettenkorps. 1734 eroberte er Danzig, stillte die Unruhen in Warschau und übernahm
sodann in der Ukraine den Oberbefehl gegen die Türken, eroberte 1736 die Krim, nahm 1737 Otschakow mit Sturm, schlug 1739 die
Türken bei Stawutschan, bemächtigte sich der Festung Chotin und besetzte die Moldau, worauf der Friede von Belgrad
zu stande kam.
Den von Anna als Vormund des Thronfolgers Iwan zum Regenten des Reichs erklärten Herzog Ernst Johann Biron von Kurland stürzte er
1740, da derselbe ihn von den Geschäften verdrängen wollte, ließ sich zum Premierminister ernennen und betrieb mit vielem
Eifer das Bündnis mit Preußen. Da die Regentin sich aber zu Österreich und Sachsen hinneigte, nahm er im
Mai 1741 seinen Abschied. Bald darauf wurde er bei der Thronbesteigung der Kaiserin Elisabeth verhaftet und zum Tod verurteilt,
auf dem Schafott aber begnadigt, nur seiner Güter für verlustig erklärt und nach Pelym in Sibirien verwiesen, wo er das auf
seinen Befehl für Biron erbaute Haus bezog und 20 Jahre in Einsamkeit und Entbehrung lebte. 1762 setzte
ihn Peter III. wieder in den Besitz aller seiner frühern Güter und Würden. Nach dessen Sturz ernannte ihn die Kaiserin Katharina
II. zum Generaldirektor der Häfen am Baltischen Meer. Münnich starb in Petersburg. Sein Leben beschrieben
v. Halem (Oldenb. 1803, neue Ausg. 1838) und Kostomarow (russisch, Petersb. 1884).
(spr. munjōds), Don Fernando Muñoz, Herzog von Rianzares, Gemahl der spanischen Königin Maria Christine, geb.
Sohn eines Alkalden zu Tarrancon in Cuenca, erregte 1833 als Leibgardist die Aufmerksamkeit der Königin,
die ihn 28. Dez., drei Monate nach dem Tod ihres Gemahls Ferdinand VII., heimlich heiratete. Am ward die Ehe auch öffentlich
eingesegnet und Muñoz hierbei zum spanischen Granden erster Klasse und Herzog von Rianzares erhoben. 1847, bei Gelegenheit der
spanischen Heiraten, wurde er von Ludwig Philipp von Frankreich zum Herzog von Montmorot ernannt. Doch hielt
sich Muñoz stets zurück und weigerte sich, eine politische Rolle zu spielen, welche die ehrgeizige Königin ihm gern aufgedrängt
hätte. Er starb
Donaukreis, auf der Rauhen Alb, 707 m ü. M., hat ein Schloß, ein Amtsgericht
und (1885) 1629 meist evang. Einwohner.
Hier wurde der Münsinger Vertrag abgeschlossen, durch
welchen die Grafen Eberhard V. und Eberhard VI. das vorher geteilte Württemberg wieder vereinigten.
(spr. monnster), die südwestlichste und größte Provinz Irlands, umfaßt 24,554 qkm (445,9 QM.), wovon 22 Proz.
auf Ackerland, 1 Proz. auf Wald, 55 Proz. auf Weide, 19 Proz. auf unproduktives Bergland und Moore und 3 Proz.
auf Gewässer kommen. Die Bevölkerung, in
stetem Abnehmen begriffen, betrug 1841: 2,396,161, 1881 nur noch 1,331,115 Seelen,
worunter 93,8 Proz. Katholiken. Irisch wurde 1881 noch von 445,766 Personen gesprochen. Munster zerfällt in die Grafschaften:
Clare, Cork, Kerry, Limerick, Tipperary und Waterford (näheres s. d.). Cork, Limerick und Waterford sind die wichtigsten Städte.
S. Karte »Großbritannien«.
ursprünglich die Gesamtheit einer Klosteranlage (wie noch heute das franz.
moutier, s. v. w. Abtei), insbesondere die dazu gehörige Kirche;
später Bezeichnung für die prächtigen Kirchen der größern
geistlichen Stifter und die bischöflichen Kathedralen. In Norddeutschland gebraucht man für Münster meist den Ausdruck Dom (s. d.).
ehemaliges Hochstift, das bedeutendste des westfälischen Kreises, zwischen den Niederlanden, Ostfriesland,
Oldenburg, dem Bistum Osnabrück, den Grafschaften Lippe und Mark und den Herzogtümern Berg und Kleve gelegen, umfaßte 9900 qkm
(180 QM.) mit 350,000 Einw. und 12 landtagsfähigen
Städten. Es zerfiel in das Oberstift im S. und das Unterstift im N., welche durch die Grafschaft Lingen getrennt waren. Das
Wappen des Bistums war ein goldener Querbalken im roten Felde.
Der jedesmalige Bischof war im westfälischen Kreis erster kreisausschreibender Fürst und Direktor. Das
Bistum Münster wurde um 791 von Karl d. Gr. gestiftet und der Erzdiözese Köln überwiesen; der erste Bischof war der heil. Liudger.
Kaiser Friedrich II. verlieh dem Domkapitel das Wahlrecht, und Otto IV. erhob das Bistum zum Reichsfürstentum. Der Bischof Franz,
Graf von Waldeck (1532-53), hatte mit den Wiedertäufern (s. d.) zu kämpfen, welche die Herrschaft
in der Stadt an sich rissen. Er wurde ihrer mit Hilfe von Reichstruppen 1535 Herr.
Die nun folgende katholische Reaktion rottete alle Keime der evangelischen Lehre in aus. Der kriegerische Bischof Christoph Bernhard von
Galen (1650-78) unterwarf die Stadt und verlegte seinen Hofhalt von Koesfeld in dieselbe. Seit 1719 war
der Erzbischof von Köln zugleich Bischof von Münster, doch ward dieses durch besondere Statthalter regiert. Im Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 wurde das Hochstift säkularisiert. Der größte Teil, 5500 qkm (110 QM.) mit 260,000 Einw.,
kam an Preußen und wurde zum Fürstentum Münster erhoben. Im Frieden von Tilsit 1807 an Frankreich abgetreten,
wurde es dem Großherzogtum Berg einverleibt, aber im Wiener Kongreß (1815) an Preußen zurückgegeben. 1821 wurde das Bistum
wiederhergestellt.
Vgl. »Die Münsterschen Chroniken des Mittelalters«, herausgegeben von Ficker (Münst.
1851);
Janssen, Berichte der Münsterschen Chroniken (das. 1856);
Hüsing, Der Kampf um die katholische Religion
im Bistum Münster 1535-85 (das. 1883);
Tücking, Geschichte des Stifts Münster unter Christ. Bernh.
von Galen (das. 1865).
[* ] 1) Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß. Provinz Westfalen und Stadtkreis, früher
Hauptstadt des Bistums an der Aa, Knotenpunkt der Linien Münster-Emden, Münster-Enschede, Wanne-Bremen, Münster-Lippstadt und Soest-Münster der
Preußischen Staatsbahn, 62 m ü. M., hat mehrere öffentliche Plätze, darunter der Domplatz mit dem Denkmal Fürstenbergs
und der Ludgeriplatz mit dem Kriegerdenkmal. Von den 14 meist kath. Kirchen sind hervorzuheben: der Dom (aus dem 12.-14. Jahrh.),
merkwürdig durch die Verschmelzung des gotischen und romanischen Stils;
die
mehr
gotische Liebfrauenkirche (um 1340 erbaut);
die Lambertikirche (aus dem 14. Jahrh.; an der Spitze des jetzt abgetragenen und
neu zu erbauenden Turmes wurden 1536 die Anführer der Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung in drei Eisenkäfigen aufgehängt);
die Ludgerikirche (1170 im romanischen Stil erbaut, 1330 im gotischen Stil umgebaut);
die St. Maurizkirche
(aus dem 12. Jahrh., 1859 restauriert) mit drei romanischen Türmen;
die gotische Ignatiuskirche (1857-58 erbaut) und die
Ägidikirche (aus dem 18. Jahrh.) mit schönen Wandgemälden.
Andre hervorragende Gebäude sind: das gotische Rathaus (aus
dem 14. Jahrh.), in dessen Saal der Westfälische Friede abgeschlossen wurde;
das Schloß (1767
erbaut, früher bischöfliche Residenz) mit Parkanlagen und einem botanischen Garten;
der Stadtkeller (aus der 2. Hälfte des 16. Jahrh.)
mit den Sammlungen des Kunstvereins (darunter seltene Gemälde aus der altdeutschen Schule);
das Ständehaus (aus neuerer
Zeit);
der Erbdrosten- und der Romberger Hof.
Die ehemaligen Befestigungen wurden 1770 in Promenaden umgewandelt.
Die Einwohnerzahl der Stadt beläuft sich (1885) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 13, ein Kürassierregiment Nr.
4, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 22 und ein Trainbataillon Nr.
7) auf 44,060, darunter 36,751 Katholiken, 6784 Evangelische und 513 Juden. Die Industrie besteht vorzugsweise in Tuch-, Woll-,
Baumwoll- und Seidenzeugweberei, Färberei, Druckerei, Papier- und Emailgeschirrfabrikation etc.; der Handel,
unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle und verschiedene Bankinstitute, beschränkt sich fast nur auf
Leinen- und Wollwaren, Garn, Vieh, Getreide etc. Münster hat eine Akademie mit einer katholisch-theologischen und einer philosophischen
Fakultät (Zahl der Studierenden im Wintersemester 1887/88: 467), mit einem afrikanischen Seminar, Bibliothek,
naturhistorischem Museum, botanischem und zoologischem Garten, ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein Priesterseminar, ein kath.
Lehrerinnenseminar, eine Vereinsschule zur Ausbildung israelitischer Lehrer, ein Waisen-, ein Irren- und ein Zuchthaus, Klöster
der Barmherzigen Schwestern, der Franziskanerinnen, der Schwestern der Vorsehung, der Kongregation Unsrer Lieben Frau und der Schwestern
vom guten Hirten etc.; ferner: Vereine für Kunst und Wissenschaft, einen Musikverein, einen Verein für Geschichte
und Altertumskunde und einen landwirtschaftlichen Zentralverein.
Die städtischen Behörden zählen 8 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete, sonst ist Münster Sitz des Generalkommandos des 7. Armeekorps,
der Kommandos der 13. Infanteriedivision, der 25. Infanterie- und der 13. Kavalleriebrigade, des Oberpräsidiums
der Provinz Westfalen, eines königlichen Provinzialschul- und eines Medizinalkollegiums, einer Provinzialsteuerdirektion, der
Generalkommission zur Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse, einer Oberpostdirektion, der Provinzialverwaltung,
einer königlichen Regierung, eines Landratsamtes für den Landkreis Münster, einer königlichen Rentenbank, eines Landgerichts etc.
Von kirchlichen Behörden befinden sich dort: ein Bischof, ein Domkapitel, ein Generalvikariat und ein
königliches Konsistorium. Zum Landgerichtsbezirk Münster gehören die 22 Amtsgerichte zu Ahaus, Ahlen, Beckum, Bocholt, Borken, Bottrop,
Buer, Dorsten, Dülmen, Haltern, Ibbenbüren, Koesfeld, Lüdinghausen, Münster, Ölde, Recklinghausen, Rheine, Steinfurt, Tecklenburg, Vreden,
Warendorf
und Werne.
Münster wird zuerst um 800 erwähnt, wo Karl d. Gr. dem für die Sachsen ernannten Bischof Liudger diesen Ort (Mimigardevord)
zum Wohnort anwies. Im 11. Jahrh. erstanden hier eine Pfarrkirche und ein Kloster (monasterium), das nun zu dem Namen Münster Veranlassung
gab. Bald nach 1186 erhielt Münster Stadtrecht und wurde vom Bischof Hermann II. befestigt. Es blieb unter bischöflicher Herrschaft,
obgleich der Bischof schon 1277 der Stadt wegen der Besetzung des Gerichts und Verwendung des städtischen
Einkommens Zugeständnisse machte. Zu Ende des 13. Jahrh. wurde Münster Mitglied
der Hansa. 1532 neigte sich die ganze Stadt, mit Ausnahme des Domkapitels, zur lutherischen Konfession; 1535 war die Stadt der
Schauplatz der politisch-religiösen Bewegungen der Wiedertäufer (s. d.). Nachdem Münster nach tapferer
Gegenwehr von dem Bischof erobert worden, ward der evangelische Gottesdienst unterdrückt. Im Dreißigjährigen
Krieg litt Münster besonders durch die protestantischen Heere.
Wie oben erwähnt, ward hier 1648 der Westfälische Friede geschlossen. Die Bischöfe besaßen damals in Münster nur sehr beschränkte
Herrschaftsrechte, bis der Bischof Bernhard von Galen 1661 die Stadt, welche ihm im Einverständnis mit
Holland den Gehorsam verweigerte, mit Gewalt nahm, eine Citadelle erbaute und den Bürgern ihre meisten Privilegien entriß. Doch
residierten die Bischöfe selten in Münster. Im Siebenjährigen Krieg wurde Münster sowohl von den Franzosen als den Verbündeten belagert
und erobert.
Vgl. Erhard, Geschichte Münsters (Münst.
1837);
Cornelius, Geschichte des Münsterschen Aufruhrs (Leipz. 1855-60, 2 Bde.);
Keller, Geschichte der Wiedertäufer und ihres Reichs zuMünster (Münst.
1880);
Detten, Münster, seine Entstehung etc. (das. 1887).
-
Der Regierungsbezirk (s. Karte »Westfalen«) umfaßt 7252 qkm (131,64 QM.), zählt
(1885) 494,275 Einw. (darunter 438,291 Katholiken,
52,404 Evangelische und 3458 Juden) und besteht aus den elf Kreisen:
2) Münster im Gregorienthal, Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Kolmar, im Münsterthal, an der Fecht und
der Eisenbahn Kolmar-Münster, 380 m ü. M., hat eine schöne neue evangelische und eine
kath. Kirche, eine Realschule, bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei, Bleicherei und Appretur, Käsefabrikation und (1885) 5390 Einw.
Der Ursprung der Stadt geht auf ein 634 gegründetes Benediktinerkloster zurück. Dieses trat 1235 die Vogtei an das Reich
ab, infolgedessen Münster die Rechte einer Reichsstadt erlangte und 1354 in den Zehn-Städtebund des Elsaß
trat. Die großartige Industrie wurde 1780 von A. Hartmann begründet.
mehr
Das Münsterthal, von der reißenden Fecht durchflossen, sehr anmutig und interessant, hat auf den südlichen Bergabhängen
noch Weinbau; auf den Bergwiesen wird Alpenwirtschaft mit zahlreichen Sennhütten betrieben, die den berühmten Münsterkäse
(jährlich etwa 500,000 kg) erzeugt. Aus dem Thal führt eine großartige, 1842-60 erbaute Straße über die Vogesen nach Gerardmer
in Frankreich.
Vgl. Rathgeber, Münster im Gregorienthal (Straßb. 1874);
Calmet, Hist. de l'abbaye de Münster (Kolmar 1882). -
3) (Moutier) Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Bern,
im romantischen Münsterthal an der Birs, mit Schloß, 2 Kirchen und (1880) 2133 Einw. -
4) (Beromünster) Chorherrenstift u. Flecken (1132 Einw.) im schweizer. Kanton Luzern;
hier
bestand um 1470 eine Buchdruckerei, angeblich die älteste der Schweiz. - 5) Dorf in Graubünden,
s. Mustair.
[* ] altes deutsches Adelsgeschlecht in Westfalen, welches seinen Ursprung bis ins 9. Jahrh. zurückführt und
sich gegenwärtig in die drei Äste Münster-Langelage, Münster-Meinhövel und Münster-Ledenburg spaltet, die 1792 in den Reichsgrafenstand
erhoben wurden. Namhaftester Sprößling des Geschlechts:
1) Ernst Friedrich Herbert, Reichsgraf zu Münster-Ledenburg, hannöverscher Staats- und Kabinettsminister, geb. zu Osnabrück,
studierte in Göttingen, trat 1788 als Kammerauditor in den hannöverschen Staatsdienst und ward 1791 Hof- und Kanzleirat, 1798 Finanzkammerrat.
Von 1801 bis 1804 war er hannöverscher Gesandter am russischen Hof, ward dann Kabinettsminister des Königs in
London und übte auf die britische Politik im Sinn energischen Kampfes gegen Napoleon einen maßgebenden Einfluß; er stand mit
Stein, Stadion, dem Herzog von Braunschweig u. a. in lebhaftem Verkehr.
Sein Ziel dabei war neben der Befreiung Deutschlands die Gründung eines Nordwestdeutschland und die Niederlande
umfassenden Welfenreichs mit einer liberalen Verfassung. 1813 und 1814 war er im Hauptquartier der Verbündeten und wohnte
dann dem Wiener Kongreß bei. Hier bemühte er sich vergeblich für Herstellung des Kaisertums und die Einführung freiheitlicher
Verfassungen in den deutschen Landen; zugleich trat hier sein Haß gegen Preußen hervor, und die Schaffung
des hannöverschen Königreichs inmitten dieses Staats ist wesentlich sein Werk, wie auch die ständische Verfassung desselben.
Münster richtete nun, nachdem er 1814 Erblandmarschall von Hannover geworden und die Domäne Derenburg als Dotation erhalten hatte,
die Verwaltung des neuen Staats ein, blieb aber Kabinettsminister in London. Gleichzeitig erhielt er die
Spezialvollmacht zur Führung der Vormundschaft über den Herzog Karl von Braunschweig. Als dieser, nachdem er die Regierung selbst
angetreten, 1827 gegen Münsters vormundschaftliche Verwaltung öffentlich Klage erhob, suchte dieser sich und den König von
England in einer besondern Schrift (»Widerlegung der ehrenrührigen Beschuldigungen etc.«,
Hannov. 1827) zu rechtfertigen. Bei den Bewegungen in Hannover 1831 erhielt Münster 12. Febr. als dirigierender
Minister für die hannöv. Angelegenheiten am Londoner Hof seine Entlassung, ward aber zum Großkreuz des Bathordens
ernannt. Er starb
2) Georg Herbert, Reichsgraf zu Münster, deutscher Staatsmann, einziger Sohn des vorigen, geb. zu
London, war von 1857 bis 1865 hannöverscher Gesandter in
Petersburg und bemühte sich 1866 vergeblich, den König Georg V.
zu einer gemäßigten, preußenfreundlichen Politik zu bewegen; nach der Annexion schloß er sich Preußen an, wurde 1867 erbliches
Mitglied des Herrenhauses und Landtagsmarschall der Provinz Hannover, war vom selben Jahr ab Mitglied des
norddeutschen, dann des deutschen Reichstags und gehörte zur freikonservativen Partei. Er wurde 1873 Botschafter des Deutschen
Reichs in London und 1885 in Paris. Er schrieb: »Politische Skizzen über die Lage Europas vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart,
1815-67« (Leipz. 1867),
worin er wichtige Depeschen seines Vaters veröffentlichte;
»Mein Anteil an den Ereignissen
des Jahrs 1866« (Hannov. 1867, 2. Aufl. 1868);
»Der Norddeutsche Bund und dessen Übergang zu einem deutschen Reich« (Leipz.
1868);
»Deutschlands Zukunft, das Deutsche Reich« (Berl. 1870).
[* ] Sebastian, Gelehrter des Reformationszeitalters, geb. 1489 zu Ingelheim, studierte in Heidelberg und Tübingen,
ward Franziskaner, trat aber 1529 zur reformierten Kirche über und lehrte erst das Hebräische und Theologie
zu Heidelberg, dann seit 1536 in Basel
auch Mathematik. Hier starb er Er gab zuerst unter den Deutschen eine hebräische
Bibel (Basel
1534-35) heraus und schrieb das Werk »Cosmographia« (das.
1544), eine der frühsten Geographien, die neben der Länder- und Völkerbeschreibung auch historische
und genealogische Notizen enthält und in kaum 100 Jahren (von den Übersetzungen ins Lateinische, Französische und Italienische
abgesehen) 24 Auflagen erlebte.