verheiratete sich gleichzeitig. Auf seine noch verschiedene Jahre geheim gehaltenen litterarischen und poetischen Bestrebungen
hatte
MichaelEnk von der Burg (s. d.) bedeutenden Einfluß. Derselbe wies ihn auf die
spanischen Dichter als mustergültige Vorbilder hin und übertrug auch wohl den herb pessimistischen Zug,
der bei aller Weichheit
durch
HalmsDichtungen hindurchgeht, auf seinen
Schüler. 1834 ward das
Drama
»Griseldis« (9. Aufl.,
Wien
[* 2] 1879)
unter dem auch später beibehaltenen
PseudonymFriedrichHalm dem Burgtheater übergeben und mit so außerordentlichem Erfolg
zur Aufführung gebracht, daß es sich rasch über alle
Bühnen verbreitete.
Die Mischung echt dramatischen
Aufbaues, lyrischer Stimmungsfülle und psychologischen
Raffinements, die
durch die Bearbeitung der alten
Griseldis-Erzählung hindurchging, war charakteristisch für
Halms ganze
Anlage und Talentrichtung,
welche sich auch in den nächstfolgenden, minder erfolgreichen
Dramen: »Der
Adept« (1836),
unverändert zeigte. Einen neuen Triumphzug über die deutschen
Bühnen hielt der Dichter
mit dem romantischen
Drama »Der Sohn der Wildnis« (1842; 6. Aufl.,
Wien 1877), in welchem die lebendige
Wärme
[* 3] und sinnliche Unmittelbarkeit des Halmschen
Talents die damals beinahe allein herrschenden
Tendenzdramen entschieden schlug. Aber die gesuchte Unnatur des psychologischen
Motivs und das Bestreben, jede einzelne
Szene,
unbekümmert um das Ganze, zur höchstmöglichen theatralischen
Wirkung zu bringen, konnten ebensowenig
wie die eigentümlichen Vorzüge geleugnet werden. Münch-Bellinghausen war inzwischen 1840 zum
Regierungsrat bei der niederösterreichischen
Regierung ernannt worden; 1845 übernahm er mit dem
Titel eines k. k.
Hofrats die erste Kustosstelle bei der kaiserlichen Hofbibliothek,
um die er sich durch wichtige
Reformen verdient machte. 1861 ward er zum lebenslänglichen Mitglied des
österreichischen
Herrenhauses, später zum Hofbibliothekarpräfekten ernannt; 1869-71 leitete er unter dem
Titel eines
Generalintendanten
die beiden
Wiener Hoftheater, speziell das Burgtheater.
das
Lustspiel »Verbot
und Befehl« errangen nur mäßige Bühnenerfolge. Dafür wurde die
Tragödie »Der
Fechter von
Ravenna« (1854; 3. Aufl.,
Wien
1877), welche die alten Halmschen Vorzüge der spannenden
Erfindung, der malerischen
Anordnung und der klangvollen
Sprache
[* 4] neben
den alten Mängeln innerer Unwahrheit der
Motive und Gestalten aufwies, mit rauschendem Beifall allerorts
aufgenommen. Auch der halbkomische Streit, in welchem ein bayrischer Schullehrer,
Franz Bacherl, die Autorschaft des
»Fechters
von
Ravenna« beanspruchte, und der zu dem
Schluß leitete,
Halm sei durch das Machwerk Bacherls: »Die
Cherusker in
Rom«
[* 5] auf den
interessanten
Konflikt seiner
Komödie hingewiesen worden, trug zur Verbreitung des Halmschen
Trauerspiels
bei. Nächst den kleinen
Festspielen zur
Schiller- und
Shakespeare-Feier: »Vor hundert
Jahren« und »Ein
Abend in Titchfield« dichtete
Halm noch die
Dramen: »Eine
Königin« (1857),
»Begum Somru« (1860) und »Wildfeuer«
(1864, 4. Aufl. 1877),
ein romantisches
Lustspiel, in dessen Erfolg sich die
Triumphe seiner Dichterjugend
nochmals erneuerten. Der Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg.
1850; 3. Aufl.,
Wien 1877; Auswahl 1886) ließ der Dichter eine Sammlung seiner Werke (das. 1857-64, 8 Bde.)
folgen, deren letzte
Bände nach seinem in
Wien erfolgten
Tod erschienen (9.-12. Bd., hrsg.
von F. Pachler und E.
Kuh, das. 1872) und unter anderm seine interessanten, aber krankhaft gespannten
und düstern
»Novellen« enthalten. Auch »Neueste Gedichte« erschienen aus
seinem
Nachlaß
(Wien 1872).
[* 11] (hierzu der Stadtplan), die
Haupt- und Residenzstadt des
KönigreichsBayern,
[* 12] liegt am Südende einer im O.
von niedrigen
Hügeln begrenzten
Ebene, zu beiden Seiten der
Isar, 520 m ü. M. Wegen dieser hohen
Lage ist das
Klima
[* 13] oft rauh,
aber nicht so ungesund, als man gemeinhin annimmt.
Rascher Temperaturwechsel (im
Sommer bis zu 9° von
Mittag zum
Abend) mahnt allerdings zur Vorsicht in
Kleidung etc. Die Sterblichkeitsziffer (in den letzten
Jahren 29 auf 1000 Einw.)
ist durch die in ganz Süddeutschland gleichmäßig große Kindersterblichkeit bedingt.
Die Stadt ist in 19
Bezirke geteilt, von welchen 14 (das eigentliche und die Vorstadt
Sendling) links u. 5 (die
ursprünglichen
Dörfer, jetzigen Vorstädte
Haidhausen,
Au, Giesing u. Rammersdorf umfassend) rechts der
Isar liegen. Die Stadtmauern
sind vollständig niedergelegt. Von
Thoren bestehen noch gegen O. das Isarthor mit 2 Barbakantürmen (1833 restauriert und
mit einem neuerdings wiederhergestellten Prachtgemälde Bernh.
Nehers geschmückt, das den Einzug
KaiserLudwigs nach der
Schlacht bei
Ampfing darstellt), gegen S. das
Sendlinger,
gegen W. das Karlsthor, gegen
NW. die unter König
Ludwig I. zum Andenken an den Freiheitskampf der Griechen von
Leo v.
Klenze
1854-62 nach dem Vorbild der athenischen erbauten
Propyläen mit reichen
Skulpturen nachSchwanthalersEntwürfen
in den Giebelfeldern und
Reliefs an den Turmwänden sowie gegen N. das Siegesthor, im
Stil römischer
Triumphbogen 1844 von
Gärtner entworfen und begonnen, von
Metzger 1850 vollendet, gekrönt von der 5 m hohen
Viktoria und ihrem herrlichen Löwenviergespann
(erstere von
Brugger, letzteres von
Halbig geformt); im Innern der Stadt das Thalthor unter dem alten Rathausturm. SechsBrücken
[* 18] verbinden die Stadtteile links
und rechts der Isar: die beiden Maximiliansbrücken, die Ludwigsbrücke und die alte Isarbrücke von Stein, die hölzerne Reichenbachbrücke
und die eiserne WittelsbacherBrücke;
[* 19]
Von öffentlichen Plätzen sind besonders erwähnenswert: der Marienplatz (früher Markt- und Schrannenplatz),
der Mittelpunkt des alten München, mit der Mariensäule, dem Fischbrunnen von Knoll, an welchem bis vor kurzem
am Faschingsmontag der »Metzgersprung« (s. d.), eine aus der Zunftzeit erhaltene Freisagungszeremonie,
stattfand, dem alten und dem neuen Rathaus und einer Reihe prächtiger älterer u. neuerer Privatgebäude; der Max Josephs-Platz,
mit dem Denkmal König Maximilians I. (von Rauch), dem sogen. Königsbau der Residenz, dem Hof- und Nationaltheater
sowie dem durch eine gedeckte Terrasse im pompejanischen Stil auffallenden Postgebäude; ferner der Odeonsplatz, mit dem zu
Konzerten, Bällen, Ausstellungen etc. dienenden Odeon (darin auch die königliche Musikschule und der anglikanische Betsaal)
und dem von Widnmann modellierten Reiterstandbild König Ludwigs I., dann dem Palais des Prinz-RegentenLuitpold, der jedoch persönlich
die königliche Residenz bewohnt;
der Maximiliansplatz (früher
Dultplatz), mit Promenadenanlage und dem Standbild Liebigs (von Wagmüller,
s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 21] X«,
[* 22] Fig. 14);
der Karolinenplatz, mit dem Obelisk, einer 32 m hohen
Erzsäule auf massigem Unterbau von weißem Marmor (von König LudwigI. dem Andenken der 30,000 Bayern gewidmet,
die in NapoleonsHeeresfolge auf den Gefilden Rußlands fielen);
der Königsplatz, mit den Propyläen (s. oben) im dorischen,
der Glyptothek (s. unten) im ionischen und dem Kunstausstellungsgebäude im korinthischen Stil;
Zunächst
verdient Erwähnung die Ludwigsstraße, welche am Nordende vom Siegesthor (s. oben), am Südende von der 19 m hohen, 12 m
tiefen und 38 m breiten Feldherrenhalle (von Gärtner 1841-44 nach der Loggia dei Lanzi in Florenz
[* 24] erbaut)
mit hoher Freitreppe und den StatuenTillys und Wredes (nach Schwanthaler) begrenzt wird und eine Anzahl der herrlichsten, großenteils
von Gärtner entworfenen Bauten enthält, darunter: die Universität (1835-1840 von Gärtner erbaut), im Rundbogenstil,
mit dem Priesterseminar (Georgianum);
die Ludwigskirche, 1830-44 von Gärtner im italienisch-romanischen Stil erbaut, mit pyramidenförmig
zugespitzten Türmen und dem berühmten Chorgemälde: das Jüngste Gericht von Cornelius;
die Hof- und Staatsbibliothek, ebenfalls
von Gärtner 1832-43 erbaut, die 1¼ Mill. gedruckte Bände und mehr als 30,000 Handschriften in 77 Sälen geordnet enthält;