bezichtigte, aber fruchtlos blieb. Müller ging nun im Mai 1811 wieder nach
Wien
[* 2] und wurde dort auf
Empfehlung seines
FreundesGentz
mit politischer
Korrespondenz beschäftigt. 1813 sandte man ihn als k. k. Landeskommissar nach
Tirol
[* 3] und verwendete ihn später unter dem
Titel eines
Regierungsrats auch bei der neuen
Organisation diesesLandes. 1815 zurückberufen,
folgte Müller dem
Kaiser ins Feldhoflager nach
Heidelberg
[* 4] und
Paris.
[* 5] Hierauf wurde er österreichischer
Generalkonsul für
Sachsen
[* 6] und
Resident der anhaltischen
Höfe in
Leipzig,
[* 7] in welcher
Stellung er eine bedeutende
Agitation gegen
Preußen
[* 8] betrieb und (1816-18)
seine »Staatsanzeigen« erscheinen ließ. 1827 erfolgte seine Rückberufung
nach
Wien, wo man ihn mit dem Beinamen von Plittersdorf in den Adelstand erhob und bis zu seinem erfolgten
Tod in der
Hof- und Staatskanzlei beschäftigte.
Unter seinen
Schriften, in denen sich der Hang zum Mystizismus mit katholisch-reaktionären
Tendenzen verbindet, sind noch
hervorzuheben: »Die
Lehre
[* 9] vom
Gegensatz« (Berl. 1804);
(spr. -tahni), stark gewürzte, ursprünglich indische
Suppe, welche in
England bei
Diners gegeben wird,
besteht aus sehr starker
Fleischbrühe, Kalbskopf, Geflügel, Fleischstückchen,
Speck, Currypulver,
Gemüsen und
Reis.
die sich meist an französische Vorbilder anlehnen.
Sein dichterischer
Ruf beruht aber auf seinen
Tragödien: »Der neunundzwanzigste
Februar« (Leipz. 1812),
einem matten Nachklang des Wernerschen
Trauerspiels »Der vierundzwanzigste
Februar«, ferner
»Die
Schuld« (das. 1815),
»König Yngurd« (das. 1817) und »Die
Albaneserin« (Stuttg. 1820),
Dichtungen, durch welche er die sogen. Schicksalstragödie in die
Mode brachte. Das tragische
Schicksal knüpft sich in diesen
Stücken an kleinliche Zufälligkeiten, an unbedeutende
Dinge, wie z. B. in der
»Schuld« an
eine zersprungene
Saite; die grandioseIdee des antiken
Fatums erscheint unabsichtlich ins
Komische verzerrt,
und bei aller Vorliebe des Dichters für Herbeiziehung des
Furchtbaren und Schaudererregenden ist der Totaleindruck, den die
Müllnerschen
Trauerspiele auf den gebildeten
Geschmack hervorbringen, der dem echt tragischen gerade entgegengesetzte, nämlich
der des Greulichen und zugleich Lächerlichen.
Gleichwohl haben Müllners
Tragödien eine Zeitlang von der deutschen
Bühne herab eine bedeutende
Wirkung
geübt und eine ganze
Reihe geistesverwandter dramatischer
Produkte hervorgerufen. Als talentvollste Nachfolger schlugen
Grillparzer
(in der
»Ahnfrau«) und
Houwald den von Müllner eröffneten Weg der fratzenhaften Schicksalstragik ein, die in
Tieck,
Börne,
Castelli
und
Platen geistreiche Bekämpfer fand. Seit 1820 wandte sich Müllner ausschließlich der litterarischen
und dramaturgischen
Kritik zu. Er führte 1820-25 die Redaktion des »Litteraturblattes«
zum »Morgenblatt« und gab dann 1823 die
Zeitschrift »Hecate«, seit 1826 das »Mitternachtsblatt«
selbständig heraus. Auch als juristischer Schriftsteller ist Müllner aufgetreten. Seine
Dichtungen erschienen als »Dramatische
Werke« (Braunschw. 1828, 8 Bde.);
zuvor schon hatte er »Vermischte
Schriften« (Stuttg. 1819-26, 2 Bde.)
herausgegeben.
(MülsenerGrund), großer Fabrikdistrikt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 22]
¶
mehr
Amtshauptmannschaft Glauchau,
[* 24] an der LinieOrtmannsdorf-Mosel der Sächsischen Staatsbahn, bildet eine fast 15 km lange, ununterbrochen
fortlaufende Reihe von Wohnhäusern und Fabrikgebäuden und enthält die sieben Dörfer: Nieder-Mülsen mit (1885) 457 Einw., Thurm
(Mülsen St. Urban) mit Schloß, Strumpfwirkerei, Weberei,
[* 25] Bleichen und 1572 Einw., Stangendorf (Mülsen St. Annen) mit 722 Einw.,
Micheln (Mülsen St. Michael) mit Weberei, Strumpfwirkerei, Bleichen und 1679 Einw., Mülsen St. Jakob mit denselben Erwerbszweigen und 4041 Einw.,
Mülsen St. Niklas mit Strumpfwirkerei und 3211 Einw. und Ortmannsdorf mit 1445 Einw.,
insgesamt mit 5 Kirchen und (1885) 13,127 meist evang. Einwohnern.