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Stärke [* 2] lag im Lyrischen, in der Empfindung und im Kolorit, das freilich zuletzt in Bizarrerien ausartete. Seine Technik zeichnete sich durch eine solide Impastierung aus.
33) Leopold Karl, Maler, geb. 1835 zu Dresden [* 3] von österreichischen Eltern, wurde auf der Akademie in Wien [* 4] unter Karl Blaas und Chr. Ruben ausgebildet und versuchte sich zuerst in der Historienmalerei, die er jedoch bald mit der Genremalerei vertauschte, zu welcher er seine Vorwürfe anfangs aus Oberösterreich und Ungarn [* 5] holte. Da er gezwungen wurde, nach dem Tod seines Vaters für seine Familie zu sorgen, war er nunmehr acht Jahre lang als Illustrator für den Wiener »Figaro« thätig.
Brunnen (artesische Br

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Brunnen.Dann konnte er sich wieder seinen Studien widmen und bereiste zu wiederholten Malen Italien [* 6] und Ägypten. [* 7] Er malte zunächst eine Reihe von Bildern aus dem italienischen und ungarischen Volksleben, bisweilen mit Tierstaffage, von geistvoller Komposition, kräftigem Vortrag und feinem Kolorit, z. B.: am Brunnen, [* 8] der Flickschneider, die letzte Tagesmühe, die Lautenschlägerin, Geistliche im Klosterhof, auf dem Marktplatz in Venedig, [* 9] Strand von Palermo. [* 10] Zu voller Kraft [* 11] entwickelte sich seine hohe koloristische Begabung und die Feinheit seiner Charakteristik jedoch erst in seinen Schilderungen aus dem orientalischen Volksleben, unter denen die arabischen Geldwechsler, die Rast der Mekkapilger, ägyptische Wasserträger, Mildthätigkeit im Osten, arabische Schule, lagernde Beduinen, Kamelmarkt, Dolce far niente in Nubien hervorzuheben sind. Seit 1877 ist er Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
34) Morten, Maler, s. Morten-Müller.
Musiker.
35) Wenzel, Opernkomponist, geb. zu Tyrnau in Mähren, [* 12] erhielt seine künstlerische Ausbildung durch Dittersdorf, ging als Violinspieler zum Brünner Theater, [* 13] ward Kapellmeister an demselben und kam 1786 in gleicher Eigenschaft zur Marinellischen Gesellschaft nach Wien; starb in Baden [* 14] bei Wien. Müller hinterließ außer vielen Kantaten, Symphonien, Messen etc. nicht weniger als 227 Bühnenwerke, von denen er sein erstes: »Das verfehlte Rendezvous«, bereits 1783 komponiert hatte. Erst ein Jahr vor seinem Tod nahm er von der Bühne Abschied; sein letztes Werk war »Asmodi« (1834). Die bekanntesten seiner durch Natürlichkeit und joviale Laune ausgezeichneten Opern, Singspiele und Zauberpossen sind: »Die Zauberzither«, »Das neue Sonntagskind«, »Die Schwestern von Prag«, [* 15] »Die Teufelsmühle«, »Der Alpenkönig und der Menschenfeind«.
Meinicke - Meininger

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Meiningen.36) Gebrüder Müller, Name zweier berühmter Streichquartette, von denen das ältere seinen Wohnsitz in Braunschweig [* 16] hatte und aus den vier Söhnen des Hofmusikus Ägidius Christoph Müller (gest. 1841) daselbst bestand; diese waren: Karl Friedrich Müller (geb. gest. als Konzertmeister, erste Violine), Gustav Müller (geb. gest. als herzoglicher Symphoniedirektor, Viola), Theodor Müller (geb. gest. als Kammermusikus, Cello) und Georg Müller (geb. gest. als herzoglicher Kapellmeister, zweite Violine). Die Zeit des Zusammenspielens der vier Brüder fällt in die Zeit von 1831 bis 1855; sie besuchten außer Deutschland [* 17] auch Paris, [* 18] Holland, Dänemark [* 19] und Rußland. - Das jüngere Müller-Quartett bildete sich gleich nach der Zersprengung des ältern durch den Tod (1855) aus vier Söhnen von Karl Friedrich Müller, nämlich: Karl Müller (geb. erste Violine), Hugo Müller (geb. zweite Violine), Bernhard Müller (geb. Bratsche) und Wilhelm Müller (geb. Cello). Die Brüder, sämtlich zu Braunschweig geboren, wurden als Hofmusiker in Meiningen [* 20] angestellt, siedelten aber 1866 nach Wiesbaden [* 21] über, und als Karl Kapellmeister in Rostock [* 22] wurde, folgten ihm die andern auch dorthin. Gesprengt wurde das Quartett 1873 durch die Anstellung Wilhelms in Berlin, [* 23] wo er erster Cellist der königlichen Kapelle und Lehrer an der Hochschule wurde.
Verschiedene.
37) Ludwig Christian, Ingenieur, geb. 1734 in der Priegnitz, erhielt kurz vor Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs eine Anstellung im preußischen Ingenieurkorps. In der Umgebung des Königs wohnte er vielen Schlachten [* 24] und Belagerungen bei, ward bei Maxen gefangen und nach Innsbruck [* 25] abgeführt, wo er drei Jahre blieb, die er zum Studieren und zu geognostischen Ausflügen verwendete. Nach dem Hubertusburger Frieden leitete er die Untersuchungen für die Anlage der Festungswerke von Graudenz. [* 26] 1786 ward er Lehrer der Mathematik und des Planzeichnens bei der Ingenieurakademie in Potsdam, [* 27] wo er starb. Er schrieb: »Vorschriften zum militärischen Plan- und Kartenzeichnen« (Potsd. 1778-84);
»Beschreibung der drei Schlesischen Kriege« mit 26 Schlachtenplänen (das. 1786).
Die »Terrainlehre« und »Lagerkunst« erschienen als »Nachgelassene Schriften« (Berl. 1807, 2 Bde.).
Erlaf - Erlangen

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Erlangen.38) Friedrich von, weimar. Kanzler, geb. zu Kunreuth bei Forchheim, studierte in Erlangen [* 28] und Göttingen [* 29] die Rechte, trat 1801 in den weimarischen Staatsdienst, ward 1804 Regierungsrat und machte sich namentlich 1806 und 1807 dadurch verdient, daß er bei Napoleon die Erhaltung der Selbständigkeit Weimars und die Milderung der Kriegslasten erreichte, wofür er zum Geheimrat ernannt und in den Adelstand erhoben wurde (vgl. seine »Erinnerungen aus den Kriegszeiten von 1806 bis 1813«). Nachdem er die Trennung der Verwaltung von der Rechtspflege durchgeführt, trat er 1815 als Kanzler an die Spitze der Justiz. Liebenswürdig und vielseitig gebildet, trat er zu Goethe in nähere Beziehungen (vgl. »Goethes Unterhaltungen mit dem Kanzler Friedr. v. Müller«, hrsg. von Burkhardt, Stuttg. 1870). Seit 1835 Mitglied des Landtags, nahm er 1848 seine Entlassung und starb
39) Adam Heinrich, Romantiker und Publizist, berüchtigter Apostat, geb. zu Berlin, studierte seit 1798 in Göttingen die Rechte und wurde nach seiner Rückkehr nach Berlin nominell bei der kurmärkischen Kammer angestellt, behielt aber dabei Freiheit genug, allerlei Reisen, z. B. nach Schweden [* 30] und Dänemark, zu unternehmen. Einen längere Aufenthalt in Polen unterbrach er durch einen Besuch in Wien, wo er zur römisch-katholischen Kirche übertrat.
Über Polen begab er sich nach Dresden, hielt dort öffentliche, auch im Druck erschienene »Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Litteratur« (Dresd. 1806, 2. Aufl. 1807),
Müller von Steinla - M

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Seite 11.869.worin er die Schlegelsche Romantik vertrat, und gab 1808 mit H. v. Kleist, dessen böser Genius er wurde, die Zeitschrift »Phöbus« heraus. Durch den Krieg vertrieben, kehrte er nach Berlin zurück. Er verfaßte hier, nachdem sein Gesuch um Anstellung vom Staatskanzler v. Hardenberg zurückgewiesen worden, namens der kurbrandenburgischen reaktionären Ritterschaft eine gegen jenen an den König gerichtete Anklageschrift, welche den Kanzler revolutionärer Grundsätze ¶
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bezichtigte, aber fruchtlos blieb. Müller ging nun im Mai 1811 wieder nach Wien und wurde dort auf Empfehlung seines Freundes Gentz mit politischer Korrespondenz beschäftigt. 1813 sandte man ihn als k. k. Landeskommissar nach Tirol [* 32] und verwendete ihn später unter dem Titel eines Regierungsrats auch bei der neuen Organisation dieses Landes. 1815 zurückberufen, folgte Müller dem Kaiser ins Feldhoflager nach Heidelberg [* 33] und Paris. Hierauf wurde er österreichischer Generalkonsul für Sachsen [* 34] und Resident der anhaltischen Höfe in Leipzig, [* 35] in welcher Stellung er eine bedeutende Agitation gegen Preußen [* 36] betrieb und (1816-18) seine »Staatsanzeigen« erscheinen ließ. 1827 erfolgte seine Rückberufung nach Wien, wo man ihn mit dem Beinamen von Plittersdorf in den Adelstand erhob und bis zu seinem erfolgten Tod in der Hof- und Staatskanzlei beschäftigte.
Unter seinen Schriften, in denen sich der Hang zum Mystizismus mit katholisch-reaktionären Tendenzen verbindet, sind noch hervorzuheben: »Die Lehre [* 37] vom Gegensatz« (Berl. 1804);
»Von der Idee des Staats« (Dresd. 1809);
»Die Elemente der Staatskunst« (Berl. 1809, 3 Bde.);
»Die Theorie der Staatshaushaltung« (Wien 1812, 2 Bde.);
»Versuch einer neuen Theorie des Geldes« (Leipz. 1816);
»Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland« (das. 1817);
»Von der Notwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften« (das. 1819).
Vgl. Varnhagen v. Ense, Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang und Briefwechsel, Bd. 2 (Leipz. 1836);
»Briefwechsel zwischen F. Gentz und A. H. Müller« (Stuttg. 1857).