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Wandgemälden, die sämtlich nach einer von ihm erfundenen Technik der Wandmalerei mit gekochtem Öl ausgeführt wurden. Auch hatte er die Leitung aller Dekorationsmalereien, welchen jene Kirche einen großen Teil ihres harmonischen Eindrucks verdankt. Später führte er für den Fürsten von Hohenzollern [* 2] im Kunstsaal des Schlosses zu Sigmaringen 24 Darstellungen deutscher Meister aus. Er wurde dabei von seinem Sohn Franz, der ihm als Maler erfolgreich nachstrebt, und dem Historienmaler Lauenstein unterstützt.
Von seinen Ölgemälden sind hervorzuheben: drei singende Engel (1836), Maria mit Jesus und Joseph und St. Anna mit der kleinen Maria (Eigentum des Großherzogs von Hessen), [* 3] St. Cäcilia und das durch Vervielfältigungen bekannte Rosenkranzbild (Altarblatt für die Kirche in Zifflich). Müller hat auch Entwürfe zu Altären, Kanzeln, Kaminen, Bucheinbänden und Kartons zu Glasgemälden gefertigt. Sein Sohn Karl ist als Bildhauer thätig und hat außer Arbeiten für Kirchen eine Kolossalbüste des deutschen Kaisers modelliert.
28) Karl, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1818 zu Darmstadt, [* 4] begann seine Kunststudien bei seinem Vater und ging nach dessen Tod 1835 auf die Akademie in Düsseldorf, [* 5] wo er sich unter Sohn und Schadow bildete. Von 1839 bis 1843 verweilte er in Italien, [* 6] wo er Studien zu den Fresken in der Apollinariskirche machte, die ihm mehrere der besten Bilder (Szenen aus dem Leben der Maria und die Anbetung des Lammes) verdankt. Ein sorgfältiges Studium der Natur bei idealer Auffassung, ein feiner Sinn für Schönheit und eine sorgfältige Ausführung bei heller Farbe charakterisieren seine Werke. Hervorzuheben sind davon: die Himmelskönigin (Altarbild für die Kirche zu Altena [* 7] in Westfalen), [* 8] die Verkündigung (städtische Galerie in Düsseldorf), das heilige Abendmahl, Christus in der Werkstatt des heil. Joseph, Madonna mit dem Jesuskind in einer Grotte, die Jünger zu Emmaus, Vision der heil. Hedwig, das Rosenwunder der heil. Elisabeth. Seit 1858 ist als Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie thätig.
29) Johann Georg, Architekt und Dichter, geb. zu Moshang in der Schweiz, [* 9] erhielt seine künstlerische Ausbildung zu München [* 10] und auf einer 1842 mit dem Architekten Merian unternommenen Reise nach Italien. Hier wurde er besonders von den Baudenkmälern des 13. und 14. Jahrh. angezogen. 1844 kehrte er nach München zurück und wurde von da nach Winterthur zur Ausführung der Oberbauten an der Eisenbahn berufen. Im Frühjahr 1847 ging er nach Wien, [* 11] wo er in der Konkurrenz um die Kirche in der Vorstadt Altlerchenfeld den Preis und den Auftrag zur Ausführung erhielt. Im Februar 1849 wurde er Professor der höhern Baukunst [* 12] an der Militärakademie, starb jedoch schon
Vgl. Förster, Müller, ein Dichter- und Künstlerleben (St. Gallen 1851).
30) Eduard, Bildhauer, geb. zu Hildburghausen, [* 13] trat 1842 als Lehrling in die herzogliche Hofküche, ging vier Jahre später als Koch nach München und Paris, [* 14] hielt sich zwei Jahre in Antwerpen [* 15] auf und folgte, nachdem er bisher in seinen Mußestunden schon viel modelliert hatte, 1850 auf den Rat des Bildhauers Joseph Geefs seinem Drang zur Bildhauerkunst. [* 16] Er besuchte die dortige Akademie und erwarb sich daneben durch Porträte [* 17] seinen Unterhalt. 1852 ging er nach Brüssel, [* 18] schuf dort 1854 die Marmorstatue eines erwachenden Knaben und 1856 eine Psyche, die er, nachdem er 1857 in Rom [* 19] seinen bleibenden Aufenthalt genommen, für den Prinzen-Gemahl von England in Marmor ausführte.
Sowohl diese als seine nachfolgenden Werke idealen Inhalts sind von meisterhafter Komposition, großer Lebenswahrheit und besonders in der Behandlung der Stoffe von hoher technischer Vollendung, so namentlich die Marmorgruppen und -Einzelfiguren: Nymphe, den Amor küssend (1862, im Besitz der Königin von England);
Glaube, Liebe, Hoffnung, für ein Mausoleum in Hamburg [* 20] (1869);
Satyr [* 21] mit der Maske (1870);
ein erwachendes Mädchen (1872);
das Geheimnis des Fauns und die Bacchantin, die dem Amor die Flügel zu beschneiden droht (1874);
der neapolitanische Fischer und sein Knabe (1875);
die im geistigen Ausdruck ausgezeichnete Eva mit ihren Kindern und die erschreckte Nymphe (Pendant zu jenem Satyr mit der Maske).
Sein Hauptwerk ist die von 1874 bis 1879 in Marmor ausgeführte kolossale Gruppe: Prometheus und die Okeaniden (Nationalgalerie in Berlin), [* 22] aus einem einzigen Block gehauen. In der Zwischenzeit entstanden noch: ein neapolitanischer Fischer (1875) und eine Römerin mit dem Moccolilicht. Nachdem er noch eine Skizze zu einem Pendant der Prometheusgruppe (die Befreiung des Prometheus durch Herkules) vollendet, schloß er seine künstlerische Thätigkeit ab. Er ist Professor und Mitglied der Akademie von San Luca in Rom, der Akademien von Berlin und Madrid, [* 23] Ehrenmitglied der Akademie von Carrara.
31) Gustav, Maler, geb. zu Hildburghausen, Zwillingsbruder des vorigen, besuchte die Akademien von München und Antwerpen, lernte dann 1850 einige Monate in Paris bei Gleyre, malte in den nächsten Jahren zu Koburg [* 24] und Gotha, [* 25] dann in Wien Porträte und wurde 1857 an den Hof [* 26] von Portugal [* 27] berufen, wo er zum Hofmaler ernannt wurde und das Ritterkreuz des Christusordens erhielt. Nachdem er noch 1857-59 viele Porträte in London [* 28] gemalt hatte, ließ er sich in Rom nieder, wo er neben Porträten auch eine Reihe von Genrebildern aus der Mythologie und aus dem römischen Volksleben sowie Jagdstücke schuf, z. B. Jupiter und Antiope, Erinnerungen aus der Villa Borghese, Jagdleben in der Campagna, Mädchen aus Corleone (vom Kaiser Wilhelm I. erworben), Jäger in der Klosterküche. Er ist Professor und Mitglied der Akademie von San Luca in Rom.
32) Viktor, Maler, geb. zu Frankfurt [* 29] a. M., besuchte dort das Gymnasium und hierauf die Kunstschule, ging nach Antwerpen und 1849 nach Paris, wo er bis 1860 blieb und sich namentlich nach Couture und Courbet bildete. Durch die Normandie, Lothringen, Elsaß und Basel [* 30] heimgekehrt, besuchte er England und wiederholt Holland und führte dann in den Patrizierhäusern der Graham und Lachmann zu Frankfurt a. M. mehrere Bilder aus, worauf er 1865 nach München übersiedelte.
Dort malte er zwei Szenen aus der Geschichte des Ritters Hartmuth von Kronberg für das Schloß Kronberg im Taunus und ein fein gestimmtes Bild: Hero und Leander. Dann folgten: Hamlet mit Horatio auf dem Friedhof, Ophelia am Bach, zwei Mohren, die einen Schädel betrachten, und Romeo und Julia. Unvollendet blieb sein letztes Bild: Faust auf dem Spaziergang. Dazwischen entstanden eine Waldnymphe, Tannhäuser im Venusberg, eine große Landschaft mit einer Szene aus Victor Hugos »Les misérables«, Schneewittchen, mit den Zwergen tanzend. Sein letztes vollendetes Bild war ein Blumenmädchen. Müller starb in München. Seine ¶
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Stärke [* 32] lag im Lyrischen, in der Empfindung und im Kolorit, das freilich zuletzt in Bizarrerien ausartete. Seine Technik zeichnete sich durch eine solide Impastierung aus.
33) Leopold Karl, Maler, geb. 1835 zu Dresden [* 33] von österreichischen Eltern, wurde auf der Akademie in Wien unter Karl Blaas und Chr. Ruben ausgebildet und versuchte sich zuerst in der Historienmalerei, die er jedoch bald mit der Genremalerei vertauschte, zu welcher er seine Vorwürfe anfangs aus Oberösterreich und Ungarn [* 34] holte. Da er gezwungen wurde, nach dem Tod seines Vaters für seine Familie zu sorgen, war er nunmehr acht Jahre lang als Illustrator für den Wiener »Figaro« thätig.
Dann konnte er sich wieder seinen Studien widmen und bereiste zu wiederholten Malen Italien und Ägypten. [* 35] Er malte zunächst eine Reihe von Bildern aus dem italienischen und ungarischen Volksleben, bisweilen mit Tierstaffage, von geistvoller Komposition, kräftigem Vortrag und feinem Kolorit, z. B.: am Brunnen, [* 36] der Flickschneider, die letzte Tagesmühe, die Lautenschlägerin, Geistliche im Klosterhof, auf dem Marktplatz in Venedig, [* 37] Strand von Palermo. [* 38] Zu voller Kraft [* 39] entwickelte sich seine hohe koloristische Begabung und die Feinheit seiner Charakteristik jedoch erst in seinen Schilderungen aus dem orientalischen Volksleben, unter denen die arabischen Geldwechsler, die Rast der Mekkapilger, ägyptische Wasserträger, Mildthätigkeit im Osten, arabische Schule, lagernde Beduinen, Kamelmarkt, Dolce far niente in Nubien hervorzuheben sind. Seit 1877 ist er Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
34) Morten, Maler, s. Morten-Müller.
Musiker.
35) Wenzel, Opernkomponist, geb. zu Tyrnau in Mähren, [* 40] erhielt seine künstlerische Ausbildung durch Dittersdorf, ging als Violinspieler zum Brünner Theater, [* 41] ward Kapellmeister an demselben und kam 1786 in gleicher Eigenschaft zur Marinellischen Gesellschaft nach Wien; starb in Baden [* 42] bei Wien. Müller hinterließ außer vielen Kantaten, Symphonien, Messen etc. nicht weniger als 227 Bühnenwerke, von denen er sein erstes: »Das verfehlte Rendezvous«, bereits 1783 komponiert hatte. Erst ein Jahr vor seinem Tod nahm er von der Bühne Abschied; sein letztes Werk war »Asmodi« (1834). Die bekanntesten seiner durch Natürlichkeit und joviale Laune ausgezeichneten Opern, Singspiele und Zauberpossen sind: »Die Zauberzither«, »Das neue Sonntagskind«, »Die Schwestern von Prag«, [* 43] »Die Teufelsmühle«, »Der Alpenkönig und der Menschenfeind«.
36) Gebrüder Müller, Name zweier berühmter Streichquartette, von denen das ältere seinen Wohnsitz in Braunschweig [* 44] hatte und aus den vier Söhnen des Hofmusikus Ägidius Christoph Müller (gest. 1841) daselbst bestand; diese waren: Karl Friedrich Müller (geb. gest. als Konzertmeister, erste Violine), Gustav Müller (geb. gest. als herzoglicher Symphoniedirektor, Viola), Theodor Müller (geb. gest. als Kammermusikus, Cello) und Georg Müller (geb. gest. als herzoglicher Kapellmeister, zweite Violine). Die Zeit des Zusammenspielens der vier Brüder fällt in die Zeit von 1831 bis 1855; sie besuchten außer Deutschland [* 45] auch Paris, Holland, Dänemark [* 46] und Rußland. - Das jüngere Müller-Quartett bildete sich gleich nach der Zersprengung des ältern durch den Tod (1855) aus vier Söhnen von Karl Friedrich Müller, nämlich: Karl Müller (geb. erste Violine), Hugo Müller (geb. zweite Violine), Bernhard Müller (geb. Bratsche) und Wilhelm Müller (geb. Cello). Die Brüder, sämtlich zu Braunschweig geboren, wurden als Hofmusiker in Meiningen [* 47] angestellt, siedelten aber 1866 nach Wiesbaden [* 48] über, und als Karl Kapellmeister in Rostock [* 49] wurde, folgten ihm die andern auch dorthin. Gesprengt wurde das Quartett 1873 durch die Anstellung Wilhelms in Berlin, wo er erster Cellist der königlichen Kapelle und Lehrer an der Hochschule wurde.
Verschiedene.
37) Ludwig Christian, Ingenieur, geb. 1734 in der Priegnitz, erhielt kurz vor Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs eine Anstellung im preußischen Ingenieurkorps. In der Umgebung des Königs wohnte er vielen Schlachten [* 50] und Belagerungen bei, ward bei Maxen gefangen und nach Innsbruck [* 51] abgeführt, wo er drei Jahre blieb, die er zum Studieren und zu geognostischen Ausflügen verwendete. Nach dem Hubertusburger Frieden leitete er die Untersuchungen für die Anlage der Festungswerke von Graudenz. [* 52] 1786 ward er Lehrer der Mathematik und des Planzeichnens bei der Ingenieurakademie in Potsdam, [* 53] wo er starb. Er schrieb: »Vorschriften zum militärischen Plan- und Kartenzeichnen« (Potsd. 1778-84);
»Beschreibung der drei Schlesischen Kriege« mit 26 Schlachtenplänen (das. 1786).
Die »Terrainlehre« und »Lagerkunst« erschienen als »Nachgelassene Schriften« (Berl. 1807, 2 Bde.).
38) Friedrich von, weimar. Kanzler, geb. zu Kunreuth bei Forchheim, studierte in Erlangen [* 54] und Göttingen [* 55] die Rechte, trat 1801 in den weimarischen Staatsdienst, ward 1804 Regierungsrat und machte sich namentlich 1806 und 1807 dadurch verdient, daß er bei Napoleon die Erhaltung der Selbständigkeit Weimars und die Milderung der Kriegslasten erreichte, wofür er zum Geheimrat ernannt und in den Adelstand erhoben wurde (vgl. seine »Erinnerungen aus den Kriegszeiten von 1806 bis 1813«). Nachdem er die Trennung der Verwaltung von der Rechtspflege durchgeführt, trat er 1815 als Kanzler an die Spitze der Justiz. Liebenswürdig und vielseitig gebildet, trat er zu Goethe in nähere Beziehungen (vgl. »Goethes Unterhaltungen mit dem Kanzler Friedr. v. Müller«, hrsg. von Burkhardt, Stuttg. 1870). Seit 1835 Mitglied des Landtags, nahm er 1848 seine Entlassung und starb
39) Adam Heinrich, Romantiker und Publizist, berüchtigter Apostat, geb. zu Berlin, studierte seit 1798 in Göttingen die Rechte und wurde nach seiner Rückkehr nach Berlin nominell bei der kurmärkischen Kammer angestellt, behielt aber dabei Freiheit genug, allerlei Reisen, z. B. nach Schweden [* 56] und Dänemark, zu unternehmen. Einen längere Aufenthalt in Polen unterbrach er durch einen Besuch in Wien, wo er zur römisch-katholischen Kirche übertrat.
Über Polen begab er sich nach Dresden, hielt dort öffentliche, auch im Druck erschienene »Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Litteratur« (Dresd. 1806, 2. Aufl. 1807),
worin er die Schlegelsche Romantik vertrat, und gab 1808 mit H. v. Kleist, dessen böser Genius er wurde, die Zeitschrift »Phöbus« heraus. Durch den Krieg vertrieben, kehrte er nach Berlin zurück. Er verfaßte hier, nachdem sein Gesuch um Anstellung vom Staatskanzler v. Hardenberg zurückgewiesen worden, namens der kurbrandenburgischen reaktionären Ritterschaft eine gegen jenen an den König gerichtete Anklageschrift, welche den Kanzler revolutionärer Grundsätze ¶