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22) Otto, Romanschriftsteller, geb. zu Schotten am Vogelsberg, widmete sich anfangs der kameralistischen Laufbahn, erhielt dann eine Stelle an der Darmstädter Hofbibliothek, mit welcher er später die eines Privatbibliothekars des Prinzen Karl von Hessen [* 2] verband, übernahm 1843 die Redaktion des »Frankfurter Konversationsblatts«, 1848 die des »Mannheimer Journals«, siedelte 1852 nach Bremen [* 3] über, kehrte 1854 nach Frankfurt [* 4] zurück; wo er das »Frankfurter Museum«, eine ästhetische Wochenschrift, begründete, und hat seit Ende 1856 seinen Wohnsitz in Stuttgart. [* 5] Als Romandichter machte er sich zuerst durch »Bürger. Ein deutsches Dichterleben« (Frankf. 1845; 3. Aufl., Stuttg. 1870) in weitern Kreisen bekannt.
Unter seinen spätern Werken sind die Romane: »Die Mediatisierten« (Frankf. 1848, 2 Bde.),
»Georg Volker« (Bremen 1851, 3 Bde.),
»Charlotte Ackermann« (Frankf. 1854; franz. von Porchat, Par. 1854; von Müller selbst auch dramatisiert),
ferner »Der Tannenschütz« (Bremen 1852; 4. Abdr., Stuttg. 1883),
»Der Stadtschultheiß von Frankfurt« (Stuttg. 1856, 3. Aufl. 1878),
»Andrea del Castagno« (Frankf. 1857),
»Der Klosterhof« (2. Aufl., Berl. 1862, 3 Bde.),
»Aus Petrarcas alten Tagen« (das. 1861, 2 Bde.),
»Roderich« (2. Aufl., Stuttg. 1862, 2 Bde.),
»Ekhof und seine Schüler« (Leipz. 1863, 2 Bde.),
»Zwei Sünder an einem Herzen« (Braunschw. 1863, 2 Bde.),
»Erzählungen und Charakterbilder« (Berl. 1865, 3 Bde.),
»Der Wildpfarrer«, historischer Volksroman (das. 1866, 3 Bde.),
»Erzählungen« (2. Aufl., Stuttg. 1870),
Heideland - Heidelberg

* 6
Heidelberg.»Der Professor von Heidelberg« [* 6] (das. 1870, 3 Bde.),
»Der Fall von Konstanz« [* 7] (Leipz. 1872, 3 Bde.),
»Der Majoratsherr« (das. 1873, 3 Bde.),
»Diadem und Maske« (Stuttg. 1875, 3 Bde.),
»Der Postgraf« (das. 1876, 2 Bde.),
»Monika«, Dorfgeschichte (das. 1877),
»Münchhausen im Vogelsberg«, Erzählung (das. 1880),
»Schatten [* 8] auf Höhen« (das. 1881, 2 Bde.),
»Altar [* 9] und Kerker« (das. 1884, 3 Bde.) etc. hervorzuheben. Eine Sammlung »Ausgewählter Schriften« (Stuttg. 1872-73, 12 Bde.) vereinigte die beliebtern Romane des Verfassers.
23) Karl, unter dem Pseudonym Otfried Mylius bekannter Schriftsteller, geb. zu Stuttgart, lernte als Buchdrucker, bezog 1840 die Universität Tübingen, [* 10] wo er seine bis dahin völlig autodidaktische Bildung durch humanistische Studien erweiterte, führte 1842-68 die Redaktion der Zeitschrift »Erheiterungen« in Stuttgart, trat dann in die »Allgemeine Familienzeitung« ein und ist seit 1885 Redakteur des Cottaschen »Ausland«. Als Romanschriftsteller debütierte er mit »Des Lebens Wandelungen« (unter dem Namen: Fr. von Elling, Stuttg. 1854, 3 Bde.),
veröffentlichte dann historische Romane wie: »Graveneck« (Stuttg. 1862; 2. Aufl., Leipz. 1872) und »Die Irre von Eschenau« (Stuttg. 1869, 2 Bde.),
Württemberg und Hohenz

* 11
Württemberg.worin das Zeitalter des Herzogs Karl Eugen von Württemberg [* 11] geschildert wird;
die Kulturgemälde: »Neue Pariser Mysterien« (das. 1863, 3 Bde.) und »Neue Londoner Mysterien« (das. 1865-1867, 4 Bde.);
ferner: »Das Testament von St. Helena« (das. 1868-69, 2 Bde.);
»Die Weiße Frau« (das. 1868-73, 3 Bde.);
»Die Türken vor Wien« [* 12] (Leipz. 1870);
»Am Hof [* 13] der nordischen Semiramis« (Hannov. 1873, 2 Bde.);
»Ein verlorner Sohn« (Jena [* 14] 1874);
»Die Opfer des Mammon« (das. 1882) u. v. a. Außerdem schrieb er Erzählungen und Novellen (Auswahl, Leipz. 1874, 2 Bde.) sowie eine Reihe belehrender Jugendschriften und brachte neuerdings eine deutsche Bearbeitung von A. Morgans Buch »Der Shakespeare-Mythus« (Leipz. 1885).
Künstler.
25) Johann Gotthard von, Kupferstecher, geb. zu Bernhausen bei Stuttgart, widmete sich seit 1770 in Paris [* 15] unter Wille der Kupferstecherkunst und ward 1776 nach Stuttgart berufen, um eine Schule für Kupferstecher zu gründen. Von seinen Schülern sind die namhaftesten: Leybold, Bitthäuser, Ulmer, Barth, Riß, Hof, Krüger und besonders sein Sohn Friedrich. 1818 wurde er geadelt. Er starb in Stuttgart. Müller wußte die frühere Behandlung des Stichs, welche das Kolorit der Gemälde wiederzugeben suchte, mit der neuern, durch Wille eingeführten Anwendung des Grabstichels glücklich zu verbinden.
Unter seinen Blättern sind vornehmlich zu nennen: Fr. Schiller, nach A. Graff;
die Schlacht bei Bunker Hill, nach Trumbull, 1799 vollendet;
die Madonna della Sedia, nach Raffael, und die heil. Cäcilia, nach Domenichino, beide für das Musée français;
die heil. Katharina, nach Leonardo da Vinci;
die Madonna mit dem Kind, nach L. Spada.
Pflanzenvariationen (S

* 16
Porträte.Andre treffliche Porträte [* 16] sind die Ludwigs XVI. im Krönungsornat, des Malers Grass, Dalbergs, des Königs Jérôme von Westfalen [* 17] und des Anatomen Loder.
Vgl. Andresen, Joh. Gotthard v. M. und Joh. Friedr. Wilh.
Müller, beschreibendes Verzeichnis ihrer Kupferstiche (Leipz. 1865).
Dresden

* 19
Dresden.26) Friedrich, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. 1782 zu Stuttgart, besuchte das Gymnasium daselbst, hatte daneben seinen Vater zum Lehrer in der Kupferstecherkunst und widmete sich seit 1802 derselben zu Paris. Hier stach er für das Musée français die Venus d'Arles und eine Statue, la Jeunesse, letztere ausgezeichnet durch treue Charakteristik des Marmors. 1805 stach er das von ihm selbst gemalte Porträt des nachmaligen Königs Wilhelm I. von Württemberg und 1808 den Evangelisten Johannes von Domenichino; hierauf zeichnete er die heil. Cäcilia von Domenichino, welche nachher sein Vater in Kupferstich ausführte. 1809 von einer Reise nach Italien [* 18] zurückgekehrt, beschäftigte er sich vorzugsweise mit dem Stich der Sixtinischen Madonna Raffaels in der Galerie zu Dresden [* 19] (jedoch nach einer Zeichnung von andrer Hand), [* 20] worauf er 1814 bei der Dresdener Kunstakademie als Professor der Kupferstecherkunst angestellt ward.
Neben dieser großen Arbeit stach er noch die Bildnisse Jacobis, Schillers (nach Danneckers Büste), Hebels (nach dem Leben) und das Blatt: [* 21] Adam und Eva, nach einem Raffaelschen Deckengemälde im Vatikan. [* 22] Kurz nach Vollendung der Madonna, welche sein Hauptwerk ist, das noch heute unübertroffene Vorzüge vor allen spätern Stichen besitzt, verfiel er jedoch in eine unheilbare Gemütskrankheit, welcher er auf dem Sonnenstein bei Pirna [* 23] erlag. Die Platte der Madonna wurde 1827 wieder aufgestochen.
Müller (Künstler)

* 28
Seite 11.867.27) Andreas, Maler, geb. zu Kassel, [* 24] erhielt die erste Anleitung von seinem Vater Franz Hubert Müller, Galeriedirektor in Darmstadt, [* 25] bildete sich von 1832 bis 1834 bei Schnorr und Cornelius in München [* 26] und darauf in Düsseldorf [* 27] bei Sohn und Schadow, ging 1837 nach Italien und blieb dort bis 1842 zur Vorbereitung für die Fresken in der Apollinariskirche. 1855 wurde er Professor, Lehrer und Konservator der Kunstsammlungen an der königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf, welche Ämter er bis 1882 versah. Müller hat besonders religiöse und Kirchenbilder von stilvoller Auffassung und äußerst fleißiger Ausführung gemalt. Er beteiligte sich an der Ausschmückung der Apollinariskirche zu Remagen mit ¶
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Wandgemälden, die sämtlich nach einer von ihm erfundenen Technik der Wandmalerei mit gekochtem Öl ausgeführt wurden. Auch hatte er die Leitung aller Dekorationsmalereien, welchen jene Kirche einen großen Teil ihres harmonischen Eindrucks verdankt. Später führte er für den Fürsten von Hohenzollern im Kunstsaal des Schlosses zu Sigmaringen 24 Darstellungen deutscher Meister aus. Er wurde dabei von seinem Sohn Franz, der ihm als Maler erfolgreich nachstrebt, und dem Historienmaler Lauenstein unterstützt.
Von seinen Ölgemälden sind hervorzuheben: drei singende Engel (1836), Maria mit Jesus und Joseph und St. Anna mit der kleinen Maria (Eigentum des Großherzogs von Hessen), St. Cäcilia und das durch Vervielfältigungen bekannte Rosenkranzbild (Altarblatt für die Kirche in Zifflich). Müller hat auch Entwürfe zu Altären, Kanzeln, Kaminen, Bucheinbänden und Kartons zu Glasgemälden gefertigt. Sein Sohn Karl ist als Bildhauer thätig und hat außer Arbeiten für Kirchen eine Kolossalbüste des deutschen Kaisers modelliert.
28) Karl, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1818 zu Darmstadt, begann seine Kunststudien bei seinem Vater und ging nach dessen Tod 1835 auf die Akademie in Düsseldorf, wo er sich unter Sohn und Schadow bildete. Von 1839 bis 1843 verweilte er in Italien, wo er Studien zu den Fresken in der Apollinariskirche machte, die ihm mehrere der besten Bilder (Szenen aus dem Leben der Maria und die Anbetung des Lammes) verdankt. Ein sorgfältiges Studium der Natur bei idealer Auffassung, ein feiner Sinn für Schönheit und eine sorgfältige Ausführung bei heller Farbe charakterisieren seine Werke. Hervorzuheben sind davon: die Himmelskönigin (Altarbild für die Kirche zu Altena [* 29] in Westfalen), die Verkündigung (städtische Galerie in Düsseldorf), das heilige Abendmahl, Christus in der Werkstatt des heil. Joseph, Madonna mit dem Jesuskind in einer Grotte, die Jünger zu Emmaus, Vision der heil. Hedwig, das Rosenwunder der heil. Elisabeth. Seit 1858 ist als Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie thätig.
Schweiz

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Schweiz.29) Johann Georg, Architekt und Dichter, geb. zu Moshang in der Schweiz, [* 30] erhielt seine künstlerische Ausbildung zu München und auf einer 1842 mit dem Architekten Merian unternommenen Reise nach Italien. Hier wurde er besonders von den Baudenkmälern des 13. und 14. Jahrh. angezogen. 1844 kehrte er nach München zurück und wurde von da nach Winterthur zur Ausführung der Oberbauten an der Eisenbahn berufen. Im Frühjahr 1847 ging er nach Wien, wo er in der Konkurrenz um die Kirche in der Vorstadt Altlerchenfeld den Preis und den Auftrag zur Ausführung erhielt. Im Februar 1849 wurde er Professor der höhern Baukunst [* 31] an der Militärakademie, starb jedoch schon
Vgl. Förster, Müller, ein Dichter- und Künstlerleben (St. Gallen 1851).
Antwerpen

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Antwerpen.30) Eduard, Bildhauer, geb. zu Hildburghausen, [* 32] trat 1842 als Lehrling in die herzogliche Hofküche, ging vier Jahre später als Koch nach München und Paris, hielt sich zwei Jahre in Antwerpen [* 33] auf und folgte, nachdem er bisher in seinen Mußestunden schon viel modelliert hatte, 1850 auf den Rat des Bildhauers Joseph Geefs seinem Drang zur Bildhauerkunst. [* 34] Er besuchte die dortige Akademie und erwarb sich daneben durch Porträte seinen Unterhalt. 1852 ging er nach Brüssel, [* 35] schuf dort 1854 die Marmorstatue eines erwachenden Knaben und 1856 eine Psyche, die er, nachdem er 1857 in Rom [* 36] seinen bleibenden Aufenthalt genommen, für den Prinzen-Gemahl von England in Marmor ausführte.
Sowohl diese als seine nachfolgenden Werke idealen Inhalts sind von meisterhafter Komposition, großer Lebenswahrheit und besonders in der Behandlung der Stoffe von hoher technischer Vollendung, so namentlich die Marmorgruppen und -Einzelfiguren: Nymphe, den Amor küssend (1862, im Besitz der Königin von England);
Glaube, Liebe, Hoffnung, für ein Mausoleum in Hamburg [* 37] (1869);
Satyr [* 38] mit der Maske (1870);
ein erwachendes Mädchen (1872);
das Geheimnis des Fauns und die Bacchantin, die dem Amor die Flügel zu beschneiden droht (1874);
der neapolitanische Fischer und sein Knabe (1875);
die im geistigen Ausdruck ausgezeichnete Eva mit ihren Kindern und die erschreckte Nymphe (Pendant zu jenem Satyr mit der Maske).
Sein Hauptwerk ist die von 1874 bis 1879 in Marmor ausgeführte kolossale Gruppe: Prometheus und die Okeaniden (Nationalgalerie in Berlin), [* 39] aus einem einzigen Block gehauen. In der Zwischenzeit entstanden noch: ein neapolitanischer Fischer (1875) und eine Römerin mit dem Moccolilicht. Nachdem er noch eine Skizze zu einem Pendant der Prometheusgruppe (die Befreiung des Prometheus durch Herkules) vollendet, schloß er seine künstlerische Thätigkeit ab. Er ist Professor und Mitglied der Akademie von San Luca in Rom, der Akademien von Berlin und Madrid, [* 40] Ehrenmitglied der Akademie von Carrara.
Koburg - Koch

* 41
Koburg.31) Gustav, Maler, geb. zu Hildburghausen, Zwillingsbruder des vorigen, besuchte die Akademien von München und Antwerpen, lernte dann 1850 einige Monate in Paris bei Gleyre, malte in den nächsten Jahren zu Koburg [* 41] und Gotha, [* 42] dann in Wien Porträte und wurde 1857 an den Hof von Portugal [* 43] berufen, wo er zum Hofmaler ernannt wurde und das Ritterkreuz des Christusordens erhielt. Nachdem er noch 1857-59 viele Porträte in London [* 44] gemalt hatte, ließ er sich in Rom nieder, wo er neben Porträten auch eine Reihe von Genrebildern aus der Mythologie und aus dem römischen Volksleben sowie Jagdstücke schuf, z. B. Jupiter und Antiope, Erinnerungen aus der Villa Borghese, Jagdleben in der Campagna, Mädchen aus Corleone (vom Kaiser Wilhelm I. erworben), Jäger in der Klosterküche. Er ist Professor und Mitglied der Akademie von San Luca in Rom.
32) Viktor, Maler, geb. zu Frankfurt a. M., besuchte dort das Gymnasium und hierauf die Kunstschule, ging nach Antwerpen und 1849 nach Paris, wo er bis 1860 blieb und sich namentlich nach Couture und Courbet bildete. Durch die Normandie, Lothringen, Elsaß und Basel [* 45] heimgekehrt, besuchte er England und wiederholt Holland und führte dann in den Patrizierhäusern der Graham und Lachmann zu Frankfurt a. M. mehrere Bilder aus, worauf er 1865 nach München übersiedelte.
Dort malte er zwei Szenen aus der Geschichte des Ritters Hartmuth von Kronberg für das Schloß Kronberg im Taunus und ein fein gestimmtes Bild: Hero und Leander. Dann folgten: Hamlet mit Horatio auf dem Friedhof, Ophelia am Bach, zwei Mohren, die einen Schädel betrachten, und Romeo und Julia. Unvollendet blieb sein letztes Bild: Faust auf dem Spaziergang. Dazwischen entstanden eine Waldnymphe, Tannhäuser im Venusberg, eine große Landschaft mit einer Szene aus Victor Hugos »Les misérables«, Schneewittchen, mit den Zwergen tanzend. Sein letztes vollendetes Bild war ein Blumenmädchen. Müller starb in München. Seine ¶