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Leipz. 1873); »Ansichten aus den deutschen Alpen« [* 2] (Halle [* 3] 1858).
14) Adolf, naturwissenschaftl. Schriftsteller, geb. zu Friedberg [* 4] in der Wetterau, studierte bis 1842 Forst- und Naturwissenschaft in Gießen, [* 5] wurde Oberförster zu Gladenbach, trat 1866 in den preußischen Staatsdienst und wurde 1877 in die Oberförsterei Krofdorf bei Gießen versetzt. Schon früh brachten ihn gleiche Neigung und gleiches Streben mit seinem jüngsten Bruder, Karl Müller (geb. lebt als Pfarrer in Alsfeld, gab einen Band [* 6] religiöser und weltlicher »Gedichte«, Frankf. 1865, heraus),
in innigen Verkehr des Studiums und geistigen Austausches, dem eine gemeinschaftliche litterarische Thätigkeit entsproßte. Es erschienen: »Charakterzeichnungen der vorzüglichsten deutschen Singvögel« (Leipz. 1865);
»Wohnungen, Leben und Eigentümlichkeiten in der Tierwelt« (das. 1869);
»Gefangenleben der besten einheimischen Singvögel« (das. 1871);
»Die einheimischen Säugetiere und Vögel [* 7] nach ihrem Nutzen und Schaden« (das. 1873);
»Unsre nützlichsten Säugetiere und Vögel« (Köln [* 8] 1876);
»Der Hund und seine Jagd« (mit Aquarellen von Deiker, Frankf. 1880);
»Tiere der Heimat« (Kassel [* 9] 1881-83).
Zu diesen Werken hat Adolf Müller die meisten Illustrationen selbst auf Holz [* 10] gezeichnet. Er schrieb auch mehrere Dramen und Operntexte, namentlich eine Tragödie, »Faust«, als zweiten Teil zu Goethes Drama (Leipz. 1869).
Erfurt

* 11
Erfurt.15) Fritz, Naturforscher, geb. zu Windischholzhausen bei Erfurt, [* 11] erlernte die Pharmazie in Naumburg, [* 12] studierte seit 1840 in Berlin [* 13] und Greifswald [* 14] Mathematik und Naturwissenschaft, trat 1845 am Gymnasium zu Erfurt sein Probejahr an, gab aber noch in demselben Jahr das Lehrfach auf und studierte in Greifswald Medizin, um als Schiffsarzt Gelegenheit zu naturwissenschaftlichen Reisen zu finden. 1852 wanderte er nach Brasilien [* 15] aus, wo er erst einige Jahre als Farmer in Blumenau, dann als Lehrer der Mathematik in Desterro lebte. Hier widmete er sich der Erforschung der Meeresfauna und nach dem Erscheinen von Darwins Buch der Entwickelungsgeschichte [* 16] der Krustaceen. Durch die Resultate dieser Arbeiten (»Für Darwin«, Leipz. 1864) trug er viel zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland [* 17] bei. Als die Jesuiten am Lyceum in Desterro Eingang fanden, kehrte er als Naturforscher der Provinz Santa Catharina nach Blumenau zurück. Hier lieferte er noch mehrere Arbeiten mit Bezug auf die Darwinsche Theorie, besonders Beobachtungen über die Bienen- und Schmetterlingsfauna.
Rostflocke - Rostock

* 18
Rostock.16) Ferdinand von, Naturforscher, geb. zu Rostock, [* 18] studierte 1846-47 in Kiel [* 19] und bereiste bis 1852 Südaustralien, dann als Regierungsbotaniker Victoria [* 20] bis 1855, begleitete Gregory auf seiner Vermessungsreise und übernahm hierauf die Direktion des neuerrichteten botanischen Gartens zu Melbourne, [* 21] den er in wenigen Jahren zu einem der berühmtesten derartigen Institute erhob. Gleichzeitig war er ungemein thätig, die geographische Erforschung Australiens zu fördern.
Noch mehr ist seine große Thätigkeit für Kenntnis der Flora Australiens hervorzuheben: er selbst benannte mehr als 2000 Pflanzen. Ebenso erwarb er sich große Verdienste um Akklimatisation von Kulturpflanzen. Namentlich veranlaßte er die massenhafte Anpflanzung von Eukalyptus in den Mittelmeerländern und allen warmen gemäßigten Zonen, wodurch er zur Verbesserung des Klimas ausgedehnter Landstrecken beitrug. 1870 wurde er vom König von Württemberg [* 22] in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Fragmenta phytographiae Australiae« (Lond. 1862-77, Bd. 1-10);
»Flora australiana« (mit Bentham, 1863-70, 7 Bde.);
»Plante of Victoria« (Melb. 1860-65, 2 Bde.);
»The vegetation of the Chatham Islands« (das. 1864);
»Vegetable fossils«;
»Papuan plants«;
»Select plants«;
»Eucalyptographia« (das. 1879 ff.) u. a.
Mecklenburg, -Schwerin

* 23
Schwerin.17) Hermann, Naturforscher, Bruder von Müller 15), geb. zu Mühlberg a. E., studierte seit 1848 in Halle und Berlin Naturwissenschaft, ward 1854 Lehrer in Schwerin [* 23] und 1855 in Lippstadt. [* 24] In demselben Jahr ging er nach Kärnten, Krain [* 25] und Istrien und durchforschte die Höhlen Krains nach augenlosen Höhlenkäfern; in Lippstadt stellte er die Phanerogamenflora der Umgegend, dann 1858-66 die Moosflora der Provinz Westfalen [* 26] fest und gab Herbarien westfälischer Laubmoose (1864-66) heraus.
Darauf widmete er sich biologischen Beobachtungen und veröffentlichte seine epochemachenden Resultate in dem Werk »Die Befruchtung der [* 27] Blumen durch Insekten« [* 28] (Leipz. 1873). Seitdem brachte er fünf Jahre lang die Sommerferien in den Alpen zu, um die Befruchtung der Alpenblumen durch Insekten zu studieren; er veröffentlichte noch: »Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch Insekten« (Berl. 1879-82, 3 Tle.) und starb bei Meran. [* 29]
Dänemark

* 31
Dänemark.Dichter und Schriftsteller.
18) Johann Gottwerth, Romanschriftsteller, geb. zu Hamburg, [* 30] lebte in Itzehoe als Buchhändler, dann, nachdem ihm der König von Dänemark [* 31] 1772 eine Pension ausgesetzt, als Privatmann und starb in Itzehoe. Müllers einst vielgelesene Romane, denen zum Teil ausländische Originale stofflich zu Grunde liegen, sind nicht ohne Witz und Laune geschrieben, entbehren aber in ihrer hausbackenen Verständigkeit, die das gleichzeitige kraftgeniale Treiben in satirischer Weise bekämpfen wollte, jedes poetischen Gehalts.
Sein bekanntestes Werk ist der Roman »Siegfried von Lindenberg«, zuerst in 1 Band erschienen (Hamb. 1779),
dann, nicht zu seinem Vorteil, zu 4 Bänden erweitert (Leipz. 1781-82; 8. Aufl., Jena [* 32] 1830; Leipz. 1867). Unter seinen übrigen Schriften sind die »Komischen Romane aus den Papieren des braunen Mannes« (Götting. 1784-91, 8 Bde.) und seine Fortsetzung der von Musäus begonnenen »Straußfedern« (2. u. 3. Bd., Berl. 1790-91) hervorzuheben.
Vgl. Schröder, J. G. Müller (Itzehoe 1843).
Kreuznimbus - Kreuzott

* 33
Kreuznach.19) Friedrich, genannt »Maler Müller«, Dichter, Maler und Kupferstecher, geb. zu Kreuznach, [* 33] trat als Maler in die Dienste [* 34] des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken und wurde von diesem auf Goethes Verwendung zur weitern Ausbildung 1778 nach Italien [* 35] geschickt. In Rom [* 36] verbrachte er fast den ganzen Rest seines Lebens, ließ sich während einer Krankheit zum Übertritt zur katholischen Kirche bestimmen und starb daselbst. Der König von Bayern [* 37] hatte ihm den Titel eines Hofmalers verliehen.
Müller (Dichter)

* 38
Seite 11.865.Müllers noch in Deutschland herausgegebene radierte Blätter (Hirtenszenen, Tierstücke und Genrebilder im niederländischen Geschmack) waren nicht ohne Beifall aufgenommen worden; in Italien wirkte das Studium Michelangelos auf ihn wie auf viele andre ungünstig und ließ ihn sich ins Barocke und Verzerrte verirren. Als Dichter gehört Müller entschieden der in der Sturm- und Drangperiode aufgekommenen Richtung an; Überschwenglichkeit, kraftgeniale Wortfülle neben stellenweise hervortretendem ¶
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derben Realismus machen die Hauptcharakterzüge seiner Poesie aus. Von seinen dramatischen Versuchen ist das lyrische Drama »Niobe« (Mannh. 1778) das mindest gelungene; »Fausts Leben, dramatisiert« (1. Teil, das. 1778; neu hrsg. von Seuffert, Heilbr. 1881) zeigt mehr stürmischen Drang als dichterisches Vermögen. Am höchsten steht »Golo und Genoveva« (1781; bruchstückweise zuerst gedruckt in der »Zeitung für Einsiedler« 1808). Das Stück vermag sich allerdings, obschon in den Einzelszenen und in der Charakteristik von einem nicht selten energischen Naturalismus, nicht zu einer Totalwirkung zu erheben, weil es jeder künstlerischen Komposition entbehrt; immerhin aber wirkte es mit seiner phantasievollen Versenkung in vergangenes deutsches Leben mächtig auf die spätere Entwickelung des historischen Dramas und Romans ein und war eine der besten Nachahmungen, die durch Goethes »Götz« hervorgerufen wurden. Viel Anerkennung hat als Idyllendichter erfahren, unter andern durch Tieck. Seine Darstellungen aus dem pfälzischen Landleben: »Die Schafschur« (Mannh. 1775) und »Das Nußkernen«, zeigen, gegen Geßners unnatürliche Machwerke gehalten, unvergleichlich mehr Lebendigkeit und Naturwahrheit, auch einen gewissen Kernhumor und einzelne sehr glückliche Züge von Volksmäßigkeit.
Auch seine sonstigen, biblische, griechische und altdeutsche Stoffe behandelnden Idylle (»Der erschlagene Abel«, »Adams erstes Erwachen und selige Nächte«, »Der Satyr [* 39] Mopsus«, »Bacchidon und Milon«, »Ulrich von Koßheim«) zeigen ergreifende, lebendige, echt idyllische Züge, daneben freilich auch noch die dithyrambische Überschwenglichkeit und sentimentale Weichmütigkeit, die in der Sturm- und Drangperiode leicht mit echter Empfindung verwechselt wurde.
Das Gleiche gilt von Müllers lyrischen Produkten mit Ausnahme des zum Volkslied gewordenen »Soldatenabschieds«. Eine Ausgabe von Müllers Werken erschien in 3 Bänden (Heidelb. 1811 u. 1825); ausgewählte Dichtungen veröffentlichten H. Hettner (Leipz. 1868, 2 Bde.) und Sauer (in Kürschners »Deutscher Nationallitteratur«, Bd. 81); eine Nachlese Hans Graf Yorck (Jena 1873).
Vgl. Hettner, Bilder aus der deutschen Sturm- und Drangperiode (in Westermanns »Monatsheften« 1867);
Seuffert, Maler Müller (Berl. 1877).
Despot - Dessau

* 40
Dessau.20) Wilhelm, Dichter, geb. zu Dessau, [* 40] erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung, besuchte 1812 behufs philologischer und geschichtlicher Studien die Berliner [* 41] Universität, machte 1813 und 1814 als Freiwilliger die Befreiungskriege mit und setzte dann seine Studien in Berlin fort. Im Kreis [* 42] einiger poetisch begabter Freunde fand sein Talent zuerst bedeutendere Anregung; die mit ihnen gemeinsam herausgegebenen »Bundesblüten« (Berl. 1815) enthalten die Erstlinge seiner Muse. 1817 unternahm er als Begleiter des Grafen Sack eine Reise nach Italien, als deren litterarische Frucht das lebendig und anschaulich geschriebene Werk »Rom, Römer [* 43] und Römerinnen« (Berl. 1820, 2 Bde.) zu nennen ist. Bald nach seiner Rückkehr (1819) wurde er als Lehrer der lateinischen und griechischen Sprache [* 44] an die Gelehrtenschule zu Dessau berufen und erhielt hier wenig später auch die Stelle eines Bibliothekars an der soeben gebildeten herzoglichen Bibliothek. Er starb in Dessau. Als Dichter machte er sich besonders durch die »Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten« (Dess. 1821-27, 2 Bdchn.; 2. Aufl. 1826) und die »Lieder der Griechen« (das. u. Leipz. 1821-24, 5 Hefte; neue Aufl., Leipz. 1844) in weitern Kreisen bekannt. Ihnen reihten sich »Neugriechische Volkslieder« (Leipz. 1825, 2 Bde.) und »Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge« (das. 1827) würdig an. Außerdem schrieb er die Novelle »Der Dreizehnte« und eine »Homerische Vorschule« (Leipz. 1824, 2. Aufl. 1836),
Leipzig

* 45
Leipzig.worin er sich als tüchtigen Schüler F. A. Wolfs bekundete, nebst zahlreichen kritischen Abhandlungen. Ein verdienstliches Werk Müllers ist auch die Herausgabe einer »Bibliothek der Dichtungen des 17. Jahrhunderts« (Leipz. 1822-27, 10 Bde.; fortgesetzt von K. Förster, das. 1828-38, Bd. 11-14). Müller gehört zu den frischesten deutschen Liederdichtern; eine helle, innige Naturfreude singt und klingt in seinen Liedern, die auch zu den sangbarsten gehören und daher sehr häufig komponiert sind (am schönsten von Franz Schubert). Den begeistertsten Schwung nahm seine Muse in den »Griechenliedern«. Seine »Vermischten Schriften« mit biographischem Vorwort gab G. Schwab (Leipz. 1830, 5 Bde.) heraus; seine »Gedichte« erschienen in neuester Ausgabe, eingeleitet von seinem Sohn Max (s. oben, Müller 8), Leipzig [* 45] 1869 u. (mit Illustrationen von Hailmair u. a.) Berlin 1874.
21) Wolfgang (genannt Müller von Königswinter), Dichter, geb. zu Königswinter a. Rh., studierte in Bonn [* 46] Medizin, ließ sich 1842 als praktischer Arzt in Düsseldorf [* 47] nieder, von wo er 1848 ins Parlament gesendet wurde, zog sich jedoch bald gänzlich von der Politik zurück und nahm 1853 seinen Wohnsitz in Köln, wo er bald nachher die ärztliche Praxis aufgab, um sich ganz der schriftstellerischen Thätigkeit zu widmen. 1869 ließ er sich in Wiesbaden [* 48] nieder und starb im Bad [* 49] Neuenahr.
Von seinen Dichtungen und Schriften, großenteils mit rheinischem Lebenshintergrund, sind hervorzuheben: »Junge Lieder« (Düsseld. 1841);
»Balladen und Romanzen« (das. 1842);
»Rheinfahrt« (Frankf. 1846, 2. Aufl. 1871);
»Gedichte« (Frankf. 1847; 3. Aufl., Hannov. 1868, 2 Bde.);
»Germania, [* 50] ein satirisches Märchen« (Frankf. 1848);
»Lorelei«, eine Sammlung der schönsten Rheinsagen in Balladenform (Köln 1851, 4. Aufl. 1873);
»Die Maikönigin«, eine Dorfgeschichte in Versen (Stuttg. 1852);
»Prinz Minnewin« (Köln 1854, 2. Aufl. 1856);
»Das Rheinbuch« (Brüssel [* 51] 1855);
»Der Rattenfänger von St. Goar« (Köln 1856);
»Mein Herz ist am Rhein«, eine Liederauswahl aus den »Gedichten« (Hannov. 1857; 4. Aufl., Leipz. 1871);
»Johann von Werth« (das. 1858);
»Erzählungen eines rheinischen Chronisten« (Bd. 1: »Karl Immermann und sein Kreis«, Bd. 2: »Aus Jacobis Garten. [* 52] Furioso, aus Beethovens Jugend«, das. 1860-61);
»Aschenbrödel«, episches Gedicht (Frankf. 1863);
»Vier Burgen« [* 53] (Leipz. 1862, 2 Bde.);
»Von drei Mühlen«, [* 54] ländliche Geschichten (das. 1865);
»Zum stillen Vergnügen«, Künstlergeschichten (das. 1865, 2 Bde.);
»Märchenbuch für meine Kinder« (das. 1866);
»Der Pilger in Italien«, Sonette (das. 1868);
»Der Zauberer Merlin«, Gedicht (Berl. 1871);
»Durch Kampf zum Sieg«, Zeitgedichte (das. 1870);
»Im Rittersaal«, rheinische Historien (Leipz. 1874).
Unter vielen dramatischen Versuchen gewann nur das Lustspiel »Sie hat ihr Herz entdeckt« einigen Bühnenerfolg. Von Müllers kunsthistorischen Schriften erschienen selbständig: »Düsseldorfer Künstler aus den letzten 25 Jahren« (Leipz. 1854);
»Münchener Skizzenbuch« (das. 1856);
»Alfred Rethel« (das. 1861) und der »Katalog des Museums Wallraf-Richartz« (Köln 1864, 2 Bde.).
Eine Auswahl aus seinen Dichtungen erschien unter dem Titel: »Dichtungen eines rheinischen Poeten« (Leipz. 1871-76, 6 Bde.). ¶