Eugen in dieser
Stellung zugebracht, ward er nach der
Ablehnung einer neuen Geldforderung des
Herzogs als angeblicher Verfasser
der gegen denselben gerichteten
Schriften vom
Herzog selbst (1759) im Audienzsaal verhaftet und fünf Jahre lang auf der Bergfestung
Hohentwiel in harter Gefangenschaft gehalten. Erst 1764 befreiten den
Unschuldigen, der eine Entlassung
unter ehrenrühriger
Bedingung standhaft verworfen hatte, die Fürsprache
Friedrichs d. Gr. beim
Kaiser und ein reichshofrätlicher
Befehl.
Der
Herzog erklärte Moser nun zwar für schuldlos und setzte ihn wieder in sein
Amt als Landschaftskonsulenten ein; doch nahm
Moser seitdem wenig und seit 1770 fast gar keinen
Anteil mehr an denGeschäften, sondern widmete den Rest
seines
Lebens bloß schriftstellerischer Thätigkeit. Er starb Im J. 1885 wurde seine
Büste, von
Kopp modelliert,
in
Stuttgart
[* 2] aufgestellt. Das bedeutendste Werk unter seinen 500
Bände umfassenden
Schriften ist sein
»DeutschesStaatsrecht«
(Nürnb. 1737-54, 50 Bde. nebst 2 Supplementbänden
und 1 Bd.Register).
Außerdem sind zu erwähnen: »Neues deutsches
Staatsrecht« (Stuttg. u. Frankf. 1766-75, 21 Bde.,
und Zusätze, 1781-82, 3 Bde.);
SeinLeben beschrieben A.
Baumstark (Stuttg. 1846) und Ledderhose
(Heidelb. 1871).
3)
Gustav von, Lustspieldichter, geb. zu
Spandau
[* 8] als der Sohn eines
Majors, wurde im
Berliner
[* 9] Kadettenkorps für die Militärlaufbahn erzogen, quittierte 1856 als
Offizier in
Görlitz
[* 10] den Militärdienst, um zur
Landwirtschaft
überzugehen, und lebt gegenwärtig auf
seinem
Gut Holzkirch bei
Lauban in
Schlesien.
[* 11] Erst die
Einsamkeit des Landlebens in
Verbindung
mit seinen
BerlinerErinnerungen brachte ihn auf den
Gedanken, für das
Theater
[* 12] zu schreiben. Von seinen
zahlreichen mit frischem
Humor entworfenen und durch eine gewisse Keckheit der
Erfindung ausgezeichneten, übrigens ohne jeden
poetischen und litterarischen Anspruch rein auf die theatralische Unterhaltung abzielenden
Stücken, die fast sämtlich glänzende
Aufnahme fanden, nennen wir: »Er soll dein
Herr sein!« (1860),
»Ein
Stoff von
Gerson« (1885)
etc. Eine Sammlung seiner spätern
Stücke erschien in 17
Bänden (Berl. 1873-86).
4)
Julius, Bildhauer, geb. zu
Berlin,
[* 15] bildete sich auf der dortigen
Akademie und unter Aug.
Fischer und
Drake und machte 1857 und 1858 Studienreisen
nach
Rom und
[* 16]
Paris. Seine
Statuen und
Gruppen religiösen, mythologischen und allegorischen
Inhalts zeichnen sich durch edle Formenbildung
aus, während sich in seinen Porträtbüsten und
-Statuen ein lebendiges
Naturgefühl bei schlicht-realistischer
Auffassung kundgibt. Seine Hauptwerke sind: das Denkmal des
Cornelius de Greiff in
Krefeld,
[* 17] des Wohlthäters der Stadt, die
sitzende Sandsteinfigur der Kunsttechnik an der Außenseite der Nationalgalerie, die kolossale
Statue eines segnenden
Christus
für die Dreifaltigkeitskirche zu
Berlin (1875), das Kriegerdenkmal für
Naumburg,
[* 18] einige allegorische
Gruppen am
SchloßHansemann auf
Rügen, die kolossalen Bronzestatuen
FriedrichWilhelms I. und III. am Hauptportal der Kadettenanstalt
zu
Lichterfelde bei
Berlin, die
Gruppe der
Fischerei
[* 19] für die
Belle-Alliancebrücke, die Marmorgruppe eines
Amor, dem eine
Nymphe
die
Waffen
[* 20] raubt, ein Chamissodenkmal für
Berlin (1888).
1) Justus, ausgezeichneter deutscher Staatsmann,
Publizist und
Historiker, geb. zu
Osnabrück,
[* 21] wo
sein
Vater Kanzleidirektor war, studierte 1740-42 in
Jena und
Göttingen
[* 22] die
Rechte, erhielt 1742 in seiner Vaterstadt das
Amt
eines
Sekretärs der
Landstände und wurde zwei Jahre später dort
Rechtsanwalt. Er zeichnete sich durch redlichen
Freimut und besonders durch energisches Auftreten gegen die Willkürlichkeiten des damaligen
Statthalters von
Osnabrück so
aus, daß er zum
Advocatus patriae, d. h. zum
Anwalt des
Staats in Rechtsstreitigkeiten, ernannt wurde.
Seit 1755 vertrat er zugleich als
Syndikus die
Rechte derRitterschaft. Die schwere
Heimsuchung des
BistumsOsnabrück durch den
Siebenjährigen
Krieg wurde durch Mösers kluges und festes Verhalten in ihren
Folgen erheblich gemildert,
und das Vertrauen, welches ihm der Höchstkommandierende der mit
Friedrich d. Gr. verbündeten
Heere schenkte, ersparte dem
Land beträchtliche
Summen. 1763 nach
London
[* 23] geschickt, um die
Zahlung der englischen Subsidiengelder für die Alliierten zu
betreiben, bewährte auch hier sein hohes
¶
mehr
staatsmännisches Geschick, und zugleich eignete er sich damals eine gründliche Kenntnis der englischen Institutionen und
des britischen Volkscharakters an. Als 1761 die Regierung des BistumsOsnabrück an den PrinzenFriedrich, den minderjährigen
Sohn des KönigsGeorg III. von England, fiel, war Möser von da an (obschon er erst 1768 offiziell zum GeheimenReferendar ernannt wurde) 20 Jahre hindurch die Seele der gesamten Landesverwaltung. Seine einflußreiche Thätigkeit hatte
mit ungemeinen, in den eigentümlichen Verhältnissen von Osnabrück begründeten Schwierigkeiten zu kämpfen.
In dem kleinen Ländchen, wo sich mehr als irgend anderswo Reste altgermanischen Lebens in Verfassung und Volkssitte erhalten
hatten, fand sich ein seltsames Gemisch von Freiheiten und Einschränkungen des öffentlichen Wesens, und
gerade die Eigentümlichkeit dieser Zustände war es, welche Mösers politische Einsicht zu einer Höhe gelangen ließ, auf
der er geradezu alle seine deutschen Zeitgenossen überragte. Er starb Möser war eine Persönlichkeit
von kerngesundem Schlag, stark und groß von Gestalt, humoristisch und voll festen Ernstes, treuherzig
und Vertrauen weckend, ein deutscher Mann im besten Sinn des Wortes.
Als Schriftsteller nimmt er im Fach der Publizistik und Geschichtschreibung eine hervorragende Stellung ein. Er begründete 1766 die
»Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter«, welche von ihm bis Mitte 1782 geleitet, bis 1792 mit
Beiträgen ausgestattet wurden. Aus den für diese Zeitschrift verfaßten Abhandlungen stellte er 1774 eine Auswahl unter
dem Gesamttitel: »Patriotische Phantasien« (4. Aufl., hrsg. von seiner Tochter J.
^[Johanne/Jenny Wilhelmine Juliane] v. Voigt, Berl. 1820, 4 Bde.; neue
Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen von R. Zöllner, Leipz. 1871, 2 Bde.)
zusammen.
Diese Aufsätze sind in ihrer Mehrheit unvergleichliche Muster populärer Behandlung der verschiedenartigsten Gegenstände,
kleine Meisterwerke voll klarer Gedankenfülle, humoristischer Laune, psychologischen Tiefblicks, politischer und volkswirtschaftlicher
Weisheit, gründlichen Wissens und sittlichen Ernstes. Zugleich bekunden die kleinen Abhandlungen ein entschieden künstlerisches
Talent ihres Verfassers, wie denn auch durch seine gegen Gottsched gerichtete Abhandlung »Harlekin, oder
Verteidigung des Grotesk-Komischen« in dem Aufsatz »Über die deutsche Sprache und Litteratur« sehr helle ästhetische Einsichten
an den Tag legt. Am bewundernswürdigsten erscheint er jedoch in der Klarheit und dem divinatorischen Tief- und Scharfblick
seiner volkswirtschaftlichen und politischen Überzeugungen.
Der Einfluß, den er als gelehrter und zugleich echt populärer Schriftsteller geübt hat, war außerordentlich
und wirkt noch jetzt nach. Nicht geringere Bedeutung als der Publizist hat der Historiker Möser. Mitten in den Stürmen des Siebenjährigen
Kriegs und seinen mühseligen Geschäften entwarf er seine ausgezeichnete »Osnabrückische Geschichte«
(Osnabr. 1768, 2 Bde.; 2. umgearb.
Aufl., Berl. 1780; 3. Aufl.
1819). Auch als Dichter hat sich Möser versucht, doch zeigt er in seinem Trauerspiel »Arminius« (Hannov. 1749) sich noch gänzlich
in der Enge Gottschedscher Ästhetik befangen. Die sämtlichen Werke Mösers gab Abeken in 10 Bänden (Berl. 1842-44, neue Ausg.
1858) heraus.
Vgl. Nicolai, Leben Justus Mösers (Berl. 1797, neue Ausg.
als 10. Bd. von Mösers »Werken«);
Am wurde ein Denkmal Mösers (von Drake) in seiner Vaterstadt aufgestellt.
2) Albert, lyrischer Dichter, geb. zu Göttingen, studierte daselbst klassische
Philologie und ward dann Lehrer der
alten Sprachen an der Krauseschen Lehr- und Erziehungsanstalt zu Dresden,
[* 25] in welcher Stellung er sich noch
zur Zeit befindet. Mit seinen »Gedichten« (Leipz.
1864, 2. Aufl. 1869) erwarb er sich rasch einen Ruf als Vertreter reiner Form im Platenschen Sinn, während der Inhalt derselben
nur in der elegischen Stimmung eine gewisse Eigentümlichkeit zeigte. Auch in seinen »NeuenSonetten« (Leipz.
1866),
den »Idyllen« (das. 1875) und den neuen Gedichten: »Schauen und
Schaffen« (Stuttg. 1881),
interessierte vorzugsweise die schöne Form. Er schrieb noch: »Das Dresdener Hoftheater 1862-1869«
(Dresd. 1869) und »Totenopfer. Gneisenaus Enkel, demGrafenL. von Hohenthal« (das. 1870).