versteht man unter Mörser kurze, 3-3½
Kaliber lange Geschützrohre, welche unter hohen, von 30-75° gehenden
Elevationen feuern,
um dicht hinter
Deckungen liegende
Ziele zu treffen oder vermöge der großen Fallkraft der
Geschosse
[* 2] Eindeckungen von Hohlräumen,
Decks von
Schiffen etc. zu zerstören. Die glatten Mörser hatten nur eine geringe Wurf-
(Schuß-) Weite (bis 1400 m),
die gezogenen Mörser reichen dagegen bis zu 7500 m, um auch beim Beginn der Belagerungen neben den gezogenen
Kanonen in Thätigkeit
treten zu können.
Gegenwärtig sind überall Mörser von kleinem, mittlerm und großem
Kaliber, in
Deutschland
[* 3] 9, 15 und 21
cm, eingeführt (letztere
s. Tafel
»Geschütze
[* 4] I«). Die Mörser werden bei Belagerungen in Mörserbatterien, in
Festungen auf dem Wallgang oder in bedeckten
Mörserbatterien
(CarnotscheBatterien, bombenfest eingedeckte Hohlräume mit einer etwa 2 m über dem
Geschützstand beginnenden weiten, schartenartigen Öffnung) aufgestellt. Sie stehen auf Mörserbettungen, welche eine
größere Anzahl (5-9)
Rippen haben als Kanonenbettungen.
Die Mörser traten an die
Stelle der
Ballisten oder
Blyden und haben von jeher zu monströsen
Konstruktionen verleitet. Der Paixhanssche
Mörser (mortier-monstre,
Lüttich)
[* 5] von 1832 wog 155 Ztr. und hatte 60
cm Seelendurchmesser; die
Bombe wog 10¾ Ztr. einschließlich 1 Ztr.
Sprengladung. Der 1858 in
England gefertigte Palmerstonsche Mörser
(Palmerston's folly) wog 1830 Ztr.; die
Bombe hatte einen
Durchmesser
von 93
cm, faßte 4¼ Ztr. Sprengladung und wog mit dieser 31¼ Ztr.
(Mauerspeise,
Speise), aus gelöschtem
Kalk und
Sand bereitete breiartige Mischung, die teils zur
Verbindung der
Mauersteine,
[* 8] teils
zum
Abputz etc. dient. Man unterscheidet Luftmörtel (gemeinen Kalkmörtel) und
Wassermörtel (hydraulischen
s.
Zement). Ersterer erstarrt bei Luftzutritt, aber nicht, wie letzterer, unter
Wasser, wird vielmehr von diesem ausgewaschen
und vollständig in seine
Bestandteile zerlegt. Der zur Mörtelbereitung taugliche
Sand muß
frei vonThon
und
Humus sein, und man zieht allgemein eckigen und kantigen dem rundkörnigen vor. Am besten ist
Sand von verschiedener
Größe
des
Korns, der aber mehr fein als grob ist. Je fetter der
Kalk (s. d.) ist, um so mehr Sandzuschlag verträgt
er. Man rechnet auf 1
cbm steifen Kalkbrei (aus fettem
Kalk) 3-4
cbmSand; bei magerm, magnesiahaltigem
Kalk nimmt man nur 1-2,5cbmSand, weil die fremden Gemengteile darin sich schon selbst wie
Sand verhalten.
Beim Auftragen müssen die
Mauersteine genetzt werden, damit dem Mörtel nicht zu schnell
Wasser entzogen wird.
Guter Mörtel soll so viel
Kalk enthalten, daß die Zwischenräume im
Sand nur, aber auch vollständig mit Kalkbrei ausgefüllt sind.
Ist der Mörtel fetter (kalkreicher), so schwindet und reißt er;
ist er magerer (kalkärmer), so wird er mürbe und zerfällt,
besonders unter dem Einfluß des
Frostes. Ist grober
Sand mit feinem gemischt, so erspart man Kalkbrei;
die Kalkschicht wird dünner und reißt weniger leicht, und die
Adhäsion wird vergrößert.
Für geringern
Bedarf bereitet man den Mörtel in den Löschbutten, indem man zuerst den
Kalk zu Brei löscht und dann den feuchten
Sand einrührt; für größere Bauten benutzt man Mörtelmaschinen, in welchen eine mit
Armen versehene
rotierende
Welle die
Bestandteile mischt. Die bindende
Kraft
[* 9] des Mörtels ist auf die
Absorption von
Kohlensäure durch den
Ätzkalk
und auf Flächenanziehung zurückzuführen. Je scharfkörniger, oberflächenreicher der
Sand und je dünner die Mörtelschicht
ist, um so fester haftet diese.
Schon auf Chausseesteinen, welche mit
Kalkmilch besprengt werden, bildet sich eine sehr fest haftende
Schicht
von kohlensaurem
Kalk. Allmählich trocknet der Mörtel unter
Aufnahme von
Kohlensäure aus, und es bildet sich unter dem
Druck des
Mauerwerks ein fest werdendes
Konglomerat. Jedenfalls schreitet die Erhärtung des Mörtels sehr langsam vor und erreicht selbst
nach
Jahrhunderten noch nicht ihr
Maximum. Die
Menge der absorbierten
Kohlensäure ist dabei sehr verschieden.
Oft enthält alter Mörtel nur kohlensauren
Kalk, in andern
Fällen bleibt die
Kohlensäure um 20-70 Proz. hinter der zur
Bildung
von neutralem
Carbonat erforderlichen
Menge zurück. War der Mörtel mit Quarzsand bereitet, so kann sich kieselsaurer
Kalk bilden. Doch trägt dieser zur Erhärtung nicht wesentlich bei, denn einmal gibt Kalksand oder dolomitischer
Sand ebenfalls
sehr festen und dann wird der kieselsaure
Kalk später durch eindringende
Kohlensäure zersetzt, so daß sich freie
Kieselsäure
im M. findet. Da das erste
Stadium des Erhärtungsprozesses des Mörtels durchFrost gestört wird, so
darf man bei einer
Temperatur von -4° nicht mehr mauern; polizeiliche
Verordnungen haben die Minimaltemperatur mehrfach auch
auf -2° festgesetzt. Über Gipsmörtel s.
Gips,
[* 10] S. 357.
Lehm, mit
Wasser erweicht und, falls er zu fett ist, mit
Sand magerer
gemacht oder mit gehacktem
Stroh vermischt, gibt den
Lehmmörtel, welcher als
Bindemittel für Lehmsteinwände
und bisweilen auch zum Vermauern der
Backsteine im Innern der Gebäude verbraucht wird. Der
Lehmmörtel erhärtet bei weitem
nicht in dem
Maß wie der Kalkmörtel, auch treten keine chemischen
¶
mehr
Veränderungenein.Da er sehr weich verarbeitet wird, so schwindet er stark. Einmal getrocknet, scheidet der Lehmmörtel nicht
weiter (wie der Kalkmörtel durch Aufnahme von Kohlensäure aus der ausgeatmeten Luft der Bewohner) Wasser aus; die mit Lehmmörtel
verputzten Zimmer sind daher auch früher bewohnbar als die mit Kalkmörtel verputzten. Dagegen zieht
der Lehmmörtel sehr leicht Feuchtigkeit an. Ausgedehnte Anwendung findet er zum Aufführen des Mauerwerks für gewöhnliche
Feuerungsanlagen;
[* 12] auch dient er als Schutzmittel gegen Feuersgefahr, insofern das damit überzogene Holz
[* 13] ziemlich lange dem
Feuer widersteht.
Schamottemörtel besteht aus feuerfestem Thon (s. Thon) und dem Pulver der Porzellankapseln, der Schamottesteinbruchstücke oder
Quarzsand. Man benutzt ihn zu feuerfesten Mauerwerken. Mischt man Kalkbrei mit gröblich gepulvertem Kalkspat
[* 14] oder kristallinischem
Marmor, so erhält man die Masse, aus welcher der Stuck bereitet wird.
Vgl. Heusinger v. Waldegg, Kalk-, Ziegel- und Röhrenbrennerei
(3. Aufl., Leipz. 1875);
Rühne, Lehrbuch der Kalk-, Zement-, Gips- und Ziegelfabrikation (Braunschw. 1877);