versteht man unter Mörser kurze, 3-3½ Kaliber lange Geschützrohre, welche unter hohen, von 30-75° gehenden Elevationen feuern,
um dicht hinter Deckungen liegende Ziele zu treffen oder vermöge der großen Fallkraft der Geschosse Eindeckungen von Hohlräumen,
Decks von Schiffen etc. zu zerstören. Die glatten Mörser hatten nur eine geringe Wurf- (Schuß-) Weite (bis 1400 m),
die gezogenen Mörser reichen dagegen bis zu 7500 m, um auch beim Beginn der Belagerungen neben den gezogenen Kanonen in Thätigkeit
treten zu können.
Die glatten Mörser wurden früher nach dem Gewicht der Steinkugel, die aus ihnen geworfen wurde, als 7-, 10-, 25-, 50 und 75pfündige,
später nach dem Durchmesser der Seele in Zentimetern oder Zollen (England) als 15, 23, 28 cm Mörser benannt. Die Kammer für die Pulverladung
war cylindrisch oder konisch (Frankreich), die Schildzapfen saßen am halbkugelförmigen Bodenstück. Aus dem glatten Mörser wurden
nur Bomben (s. d.), bei größerm Kaliber auch Spiegelgranaten (s. Hebespiegel), Leucht- und Brandkugeln und
Kartätschen, aus dem Steinmörser auch Steine geworfen.
Gegenwärtig sind überall Mörser von kleinem, mittlerm und großem Kaliber, in Deutschland 9, 15 und 21 cm, eingeführt (letztere
s. Tafel »Geschütze I«). Die Mörser werden bei Belagerungen in Mörserbatterien, in Festungen auf dem Wallgang oder in bedeckten
Mörserbatterien (Carnotsche Batterien, bombenfest eingedeckte Hohlräume mit einer etwa 2 m über dem
Geschützstand beginnenden weiten, schartenartigen Öffnung) aufgestellt. Sie stehen auf Mörserbettungen, welche eine
größere Anzahl (5-9) Rippen haben als Kanonenbettungen.
Die Mörser traten an die Stelle der Ballisten oder Blyden und haben von jeher zu monströsen Konstruktionen verleitet. Der Paixhanssche
Mörser (mortier-monstre, Lüttich) von 1832 wog 155 Ztr. und hatte 60 cm Seelendurchmesser; die Bombe wog 10¾ Ztr. einschließlich 1 Ztr.
Sprengladung. Der 1858 in England gefertigte Palmerstonsche Mörser (Palmerston's folly) wog 1830 Ztr.; die Bombe hatte einen Durchmesser
von 93 cm, faßte 4¼ Ztr. Sprengladung und wog mit dieser 31¼ Ztr.
(spr. -tannj), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Orne, Knotenpunkt der Westbahn, mit Fabrikation von Leinwand und Handschuhen, Pferdemärkten und (1881) 4266 Einw.
(spr. -täng), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Manche, Knotenpunkt der Eisenbahnlinien nach Flers, Vire, Avranches und Fougères, mit interessanter
Kirche (von 1082), Collège, Seminar (ehemalige Abtei), Baumwollspinnerei und (1881) 2181 Einw.
Kreishauptstadt in der ital. Provinz Pavia, an der Arbogna, Hauptort der Lomellina und wichtiger Eisenbahnknotenpunkt
(Linien nach Mailand, Novara, Vercelli, Casale, Alessandria und Pavia), hat eine gotische Kirche, San Lorenzo,
und eine von Pellegrini erbaute Klosterkirche, Santa Croce, ein Theater, ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Spital, starken
Reisbau, lebhaften Handel und (1881) 5058 Einw. Hier siegreiches Gefecht der Österreicher unter Erzherzog Albrecht
gegen die Piemontesen.
(Mauerspeise, Speise), aus gelöschtem Kalk und Sand bereitete breiartige Mischung, die teils zur Verbindung der
Mauersteine, teils
zum Abputz etc. dient. Man unterscheidet Luftmörtel (gemeinen Kalkmörtel) und Wassermörtel (hydraulischen
s. Zement). Ersterer erstarrt bei Luftzutritt, aber nicht, wie letzterer, unter Wasser, wird vielmehr von diesem ausgewaschen
und vollständig in seine Bestandteile zerlegt. Der zur Mörtelbereitung taugliche Sand muß frei von Thon
und Humus sein, und man zieht allgemein eckigen und kantigen dem rundkörnigen vor. Am besten ist Sand von verschiedener Größe
des Korns, der aber mehr fein als grob ist. Je fetter der Kalk (s. d.) ist, um so mehr Sandzuschlag verträgt
er. Man rechnet auf 1 cbm steifen Kalkbrei (aus fettem Kalk) 3-4 cbm Sand; bei magerm, magnesiahaltigem Kalk nimmt man nur 1-2,5
cbm Sand, weil die fremden Gemengteile darin sich schon selbst wie Sand verhalten.
Beim Auftragen müssen die Mauersteine genetzt werden, damit dem Mörtel nicht zu schnell Wasser entzogen wird.
Guter Mörtel soll so viel Kalk enthalten, daß die Zwischenräume im Sand nur, aber auch vollständig mit Kalkbrei ausgefüllt sind.
Ist der Mörtel fetter (kalkreicher), so schwindet und reißt er; ist er magerer (kalkärmer), so wird er mürbe und zerfällt,
besonders unter dem Einfluß des Frostes. Ist grober Sand mit feinem gemischt, so erspart man Kalkbrei;
die Kalkschicht wird dünner und reißt weniger leicht, und die Adhäsion wird vergrößert.
Für geringern Bedarf bereitet man den Mörtel in den Löschbutten, indem man zuerst den Kalk zu Brei löscht und dann den feuchten
Sand einrührt; für größere Bauten benutzt man Mörtelmaschinen, in welchen eine mit Armen versehene
rotierende Welle die Bestandteile mischt. Die bindende Kraft des Mörtels ist auf die Absorption von Kohlensäure durch den Ätzkalk
und auf Flächenanziehung zurückzuführen. Je scharfkörniger, oberflächenreicher der Sand und je dünner die Mörtelschicht
ist, um so fester haftet diese.
Schon auf Chausseesteinen, welche mit Kalkmilch besprengt werden, bildet sich eine sehr fest haftende Schicht
von kohlensaurem Kalk. Allmählich trocknet der Mörtel unter Aufnahme von Kohlensäure aus, und es bildet sich unter dem Druck des
Mauerwerks ein fest werdendes Konglomerat. Jedenfalls schreitet die Erhärtung des Mörtels sehr langsam vor und erreicht selbst
nach Jahrhunderten noch nicht ihr Maximum. Die Menge der absorbierten Kohlensäure ist dabei sehr verschieden.
Oft enthält alter Mörtel nur kohlensauren Kalk, in andern Fällen bleibt die Kohlensäure um 20-70 Proz. hinter der zur Bildung
von neutralem Carbonat erforderlichen Menge zurück. War der Mörtel mit Quarzsand bereitet, so kann sich kieselsaurer
Kalk bilden. Doch trägt dieser zur Erhärtung nicht wesentlich bei, denn einmal gibt Kalksand oder dolomitischer Sand ebenfalls
sehr festen und dann wird der kieselsaure Kalk später durch eindringende Kohlensäure zersetzt, so daß sich freie Kieselsäure
im M. findet. Da das erste Stadium des Erhärtungsprozesses des Mörtels durch Frost gestört wird, so
darf man bei einer Temperatur von -4° nicht mehr mauern; polizeiliche Verordnungen haben die Minimaltemperatur mehrfach auch
auf -2° festgesetzt. Über Gipsmörtel s. Gips, S. 357. Lehm, mit Wasser erweicht und, falls er zu fett ist, mit Sand magerer
gemacht oder mit gehacktem Stroh vermischt, gibt den Lehmmörtel, welcher als Bindemittel für Lehmsteinwände
und bisweilen auch zum Vermauern der Backsteine im Innern der Gebäude verbraucht wird. Der Lehmmörtel erhärtet bei weitem
nicht in dem Maß wie der Kalkmörtel, auch treten keine chemischen
mehr
Veränderungenein. Da er sehr weich verarbeitet wird, so schwindet er stark. Einmal getrocknet, scheidet der Lehmmörtel nicht
weiter (wie der Kalkmörtel durch Aufnahme von Kohlensäure aus der ausgeatmeten Luft der Bewohner) Wasser aus; die mit Lehmmörtel
verputzten Zimmer sind daher auch früher bewohnbar als die mit Kalkmörtel verputzten. Dagegen zieht
der Lehmmörtel sehr leicht Feuchtigkeit an. Ausgedehnte Anwendung findet er zum Aufführen des Mauerwerks für gewöhnliche
Feuerungsanlagen; auch dient er als Schutzmittel gegen Feuersgefahr, insofern das damit überzogene Holz ziemlich lange dem
Feuer widersteht.
Schamottemörtel besteht aus feuerfestem Thon (s. Thon) und dem Pulver der Porzellankapseln, der Schamottesteinbruchstücke oder
Quarzsand. Man benutzt ihn zu feuerfesten Mauerwerken. Mischt man Kalkbrei mit gröblich gepulvertem Kalkspat oder kristallinischem
Marmor, so erhält man die Masse, aus welcher der Stuck bereitet wird.
Vgl. Heusinger v. Waldegg, Kalk-, Ziegel- und Röhrenbrennerei
(3. Aufl., Leipz. 1875);
Rühne, Lehrbuch der Kalk-, Zement-, Gips- und Ziegelfabrikation (Braunschw. 1877);
Zwick, Kalk- und Luftmörtel (Wien 1879);
Feichtinger, Chemische Technologie der Mörtelmaterialien (Braunschw. 1885).