Von letzterm
Blatt
[* 6] wurde er später Hauptredakteur. ist ein
Meister im volkstümlichen
Essay. Er veröffentlichte
zuerst Gedichte: »The dream of the
LillyBell« (1845) und »Sunrise in Italy« (1847);
zwei Sammlungen seiner in
Zeitschriften erschienenen
Essays als »Gossip« und »Memoirs
of Bartholomew
Fair« (1857) sowie
»Journal of a
London plaỷgoer«, eine Sammlung dramatischer Besprechungen (1866),
»An attempt towards a history of
English literature« (1887) u. a. Außerdem hat er 1868 den
»Spectator« von
Steele und
Addison kommentiert herausgegeben.
Von 1857 bis 1865 war Morley
Lektor am
King'sCollege
zu
London; seitdem bekleidet er die Professur der englischen Litteratur am University
College daselbst.
2)
John, engl. Litterarhistoriker, geb. 1838 zu
Blackburn in
Lancashire, wurde im
CheltenhamCollege erzogen, studierte in
Oxford
[* 8] und wandte sich dann der
Politik und Litteratur zu. Zu den sogen. philosophischen
Radikalen gehörig, war
er eine Zeitlang
Leiter der jetzt lange eingegangenen »Literary
Gazette«, deren
Titel nach einiger Zeit in
»Parthenon« umgeändert
wurde, und hatte 1867 bis
Oktober 1882 die Redaktion der »Fortnightly
Review« inne, durch welche er bedeutenden Einfluß auf
die laufende Litteratur ausübte.
Zugleich war er 1880-83
Herausgeber der
»Pall Mall Gazette« und seitdem (bis 1885) von »Macmillan's
Magazine«.
Seit 1883 Mitglied des
Parlaments, gehörte er zu den vorgeschrittensten
Radikalen und verteidigte 1886 als Generalsekretär
für
Irland im
MinisteriumGladstone dessen
HomeRule-Vorlage im
Unterhaus, deren Haupturheber er war. Er schrieb viele, teilweise
später in den »Critical miscellanies« (1871; neue
Ausg. 1886, 3 Bde.) vereinigte
Essays, die sich durch feine litterarische
Kritik auszeichneten, und die litterarhistorisch
sehr wertvollen
Monographien: »EdmundBurke, a historical study« (1867),
»Diderot and the Encyclopaedists« (1878, 2 Bde.; 3. Aufl.
1886),
»Life of
RichardCobden« (1881, 2 Bde.) sowie die
Schriften: »The struggle for national education« (1873)
und »On compromise« (1874; deutsch: »Überzeugungstreue«,
Hannov. 1878). Seit 1877 erscheint unter seiner Redaktion das biographische Sammelwerk
»English men of letters«, für welches
er selbst E.
Burke,
Swift u. a. bearbeitete.
(Latter-Day Saints,
Heilige vom
JüngstenTag), religiöse
Sekte inNordamerika,
[* 17] gestiftet
von Joe
Smith, geb. zu Sharon im
StaatVermont. Nachdem sich derselbe im
StaatNew York in verschiedenen Berufsarten
versucht,
grub er 1823 auf eine Engelserscheinung hin im
Hügel Cumorah bei
Palmyra nach »heiligen Messingplatten«, welche er
unter Leitung des
Engels22. Sept. d. J. fand, aber nach dessen Bestimmung erst heben
durfte. Dieselben waren mit einer
Schrift bedeckt, welche er nicht lesen konnte: in der
Kiste lag jedoch eine Wunderbrille,
Urìm und
Thummim genannt, mit durchsichtigen
Steinen statt
Gläsern, welche den des
Lesens unkundigen
Smith die geheimnisvollen
Zeilen zu lesen befähigte, ihm auch die Zukunft enträtselte. 1830 gab
Smith die gedruckte englische Übersetzung
der
Platten unter dem
Titel: »The book of
Mormon« (deutsch, Hamb. 1851) heraus.
Das
Buch erzählt in einer der biblischen nachgebildeten
Sprache,
[* 18] wie zur Zeit des
KönigsZedekia von
Jerusalem
[* 19] ein frommer Israelit,
Lehi, samt seiner
Familie von
Palästina
[* 20] nach
Amerika
[* 21] auswanderte und hier seine wunderbaren Reiseabenteuer
sowie die
Offenbarungen, welche ihm Gott hinsichtlich der Zukunft mitteilte, auf Messingplatten aufzeichnete. Mehrere seiner
Söhne gingen wie
Laman in die Wildnis und wurden die Stammväter und Häuptlinge der spätern
Rothäute.
Die Nachkommen seines
Sohns Nephi aber waren schon mehrere
Jahrhunderte vorChristus gute
Christen, in deren
Mitte die Priesterwürde und die Messingplatten forterbten. Dieser
Familie erschien dann auch der auferstandene
Christus und
wählte aus ihr zwölf
Apostel, die in kurzem das ganze Land zum
Christentum bekehrten. Als zu Anfang des 4. Jahrh. die
Kirche
infolge von
Spaltung und
Kriegen zerfallen war, erschien
Mormon (der
Name wird von den als »mehr gut« erklärt),
ein gewaltiger Kriegsheld und ein frommer
Christ, und vertrieb die damals rot
¶
mehr
gewordenen und der Barbarei verfallenen Lamaniten; doch kehrten dieselben um 400 zurück, und die Nephiten erlagen ihrem
Schwert. Mormons Sohn Moroni vollendete die Geschichte seines Volkes 420 auf den Messingplatten und bezeichnete auf denselben
ausdrücklich Joe Smith als ihren zukünftigen Entdecker.
Wiewohl SmithsBibel
[* 23] bald als ein 1812 von einem Pfarrer verfaßter geschichtlicher Roman nachgewiesen ward,
der angedruckt geblieben, aber durch den Buchdruckergehilfen Sidney Ridgon ^[richtig: Rigdon], einen der eifrigsten Anhänger
Smiths, diesem zugekommen war, fand der neue Prophet doch Glauben und organisierte die Sekte zu einer Gemeinde in Fayette,
einem Städtchen in der GrafschaftSeneca des StaatsNew York. Im nächsten Jahr siedelte die Sekte, schon
mehrere hundert Glieder
[* 24] zählend, nach Ohio, 1833 von hier verjagt, nach dem StaatMissouri über.
Ihre Intoleranz veranlaßte aber Konflikte und ihre Ausweisung; nach kürzerm Aufenthalt im County Caldwell wandte sich die Sekte
nach Illinois, wo sie in der GrafschaftHancock 1840 die aus 2100 Häusern bestehende Stadt Nauvoo und einen
schönen Tempel
[* 25] nach dem von Smith in einer Vision geschauten Bild erbaute. Die Stadt erhob sich unter strenger Ordnung bald zu
bedeutendem Wohlstand. Aber es entstanden auch hier feindselige Beziehungen zu den übrigen Einwohnern, und 1844 kam es zum
offenen Kampf, in welchem Smith den Tod fand und Nauvoo in Trümmer gelegt ward.
Die Mormonen zogen nun, etwa 1500 Mann stark, hierauf auf höchst beschwerlichen Pfaden über das Felsengebirge nach dem fernen
Westen und ließen sich 1847 am GroßenSalzsee (Salt-Lake) nieder, wo sie den bereits 1850 als Territorium
anerkannten StaatUtah gründeten, der sich bei der günstigen Lage seiner Hauptstadt, Great Saltlake City, eines Hauptpunktes
für die Karawanen auf dem Weg nach Kalifornien, bei der strengen Ordnung und dem regen Fleiß, welche allgemein herrschten,
sowie infolge der begeisterten, immer neue Einwanderer herbeiführenden Proselytenmacherei rasch hob.
Die Unionsregierung hatte den Nachfolger Smiths im Prophetentum, Brigham Young (s. d.), wegen seines großen
Einflusses zum Gouverneur des Territoriums ernannt und der Kongreß diesem 20,000 Doll. für die Errichtung öffentlicher Gebäude
und 5000 Doll. für die Anlegung einer Bibliothek übersandt; eine Kongreßakte vom ordnete das Verhältnis der Mormonen zur
Union. Gleichwohl lehnten sich erstere mehrfach gegen die von der Unionsregierung gesandten Verwaltungs-
und Gerichtsbehörden auf und zwangen dieselben, die Hauptstadt zu verlassen.
Die Union ernannte 1854 den Obersten Stepton und 1857 A. Cumming zum Gouverneur an BrighamYoungsStelle und sandte ihn mit 2500 Mann
nach Utah. Die Expedition stieß jedoch bei der vorgerückten Jahreszeit auf viele Schwierigkeiten, und
es mußten im folgenden Jahr Verstärkungen nachgesandt werden. Nach einem Gefecht kam es zu Unterhandlungen, es
wurde den Mormonen Amnestie erteilt, und Young blieb thatsächlich Gouverneur, zumal während des Sezessionskriegs 1861-65.
8) Wir glauben an das in der Bibel aufgezeichnete WortGottes und zugleich, daß dies im BuchMormon und allen andern guten Büchern
enthalten ist.
9) Wir glauben an alles, was Gott geoffenbart hat und noch jetzt offenbart, und sind überzeugt,
daß er noch wichtige Dinge in betreff des Reichs Gottes und der Wiederkunft des Messias offenbaren wird.
10) Wir glauben, daß Israel buchstäblich gesammelt werden wird; wir glauben auch an die Aufrichtung Zions auf dem westlichen
Festland, an die 1000jährige Herrschaft Christi auf Erden und an die Erneuerung der Erde zu paradiesischer
Herrlichkeit.
11) Wir glauben an die Auferstehung des Fleisches; die nicht in Christo Gebornen werden aber nicht eher auferstehen, als bis
die 1000 Jahre verflossen sind.