1778 zum Bibliothekar an der St.
Markuskirche ernannt. In dieser
Stellung bekundete er seinen kritischen
Scharfsinn und sein
umfassendes
Wissen namentlich durch seine »Bibliotheca manuscripta graeca et latina«
(Bassano 1802, Bd. 1). Seine letzte
Schrift waren die
»Epistolae septem variae eruditionis« (Pad. 1819). Er starb Seine
»Operette« erschienen gesammelt in 3
Bänden (Vened. 1820).
Seine weitere
Ausbildung erhielt er in
Paris
[* 8] und
Siena und durch häufige
Reisen in seinem Vaterland, welche ihn zu
Manzoni, Gino
Capponi und andern hervorragenden Männern
Italiens
[* 9] in Beziehung brachten. Durch seine
Reisen wurde aber auch sein Kunstinteresse
lebhaft gefördert. Das Jahr 1848 veranlaßte ihn auch zu einer politischen Thätigkeit, die jedoch einen
schnellen
Abschluß fand, und die er erst wieder aufnahm, als er 1859 von der piemontesischen
Regierung zum
Kommandanten der
Nationalgarde in
Magenta ernannt wurde. 1860-1870 war er Deputierter für
Bergamo, und 1873 wurde er
Senator des
KönigreichsItalien.
[* 10]
Die reichen kunstkritischen Kenntnisse, welche sich Morelli auf seinen
Reisen erworben, hat er zuerst in
Aufsätzen
niedergelegt, die 1874-76 in der »Zeitschr. für
bildende
Kunst« unter dem
PseudonymIwanLermolieff erschienen.
Sein neues kritisches, auf empirischen
Grundsätzen ruhendes
Verfahren,
das man als »Kennzeichenlehre« bezeichnet, faßte er zusammen in dem grundlegenden
Buch »Die Werke italienischer
Meister in denGalerien von
München,
Dresden
[* 11] u.
Berlin« (Lpz. 1880).
N., franz.
Publizist des 18. Jahrh., geboren zu
Vitry le François, im übrigen seinen Lebensverhältnissen
nach ganz unbekannt. Er war der Verfasser mehrerer
Schriften moralphilosophischen und sozialpolitischen
Inhalts, die großes
Aufsehen erregten und ihm heftige
Angriffe zuzogen. Die hauptsächlichsten sind: »Le
[* 12] prince; les delices
du cœur, ou traité des qualités d'un grand
roi etc.« (Amsterd.
1751, 2 Bde.),
die Schilderung eines
Fürsten, der sein
Volk durch Verwirklichung philosophischer
Ideen glücklich macht, und
»Naufrage des îles flottantes, ou la Basiliade« (angeblich
Messina
[* 13] 1753, 3 Bde.), ein
Heldengedicht in 14
Gesängen
(Prosa),
welches das
Glück eines nicht durch politische, sondern durch die
Gesetze der
Natur regierten
Volkes verherrlicht,
wobei die
Vorurteile, welche dem
Glück der Menschheit hindernd entgegenstehen, als die »îles flottantes«
bezeichnet werden.
Als drittes kommt »Le code de la nature« (Amsterd.
1755; neue Ausg. von Villegardelle, Par. 1841) hinzu, ein früher irrtümlich
Diderot beigelegtes Werk, das den vollendeten
Kommunismus predigt.
AndreSchriften, wie »Essai sur l'esprit humain« (1743),
»Essai
sur le cœur humain« (1745),
»Physique de la beauté« (1748), die gleichfalls große
Anfechtungen erlitten, werden von einigen
dem
Vater des
Autors zugeschrieben.
[* 1] (griech. Moirai, bekannter unter dem lat.
Namen Parcae,
Parzen), in der alten
Mythologie die Schicksalsgöttinnen,
die jedem sein
Geschick zuteilen. Bei
Homer ist
Moira das personifizierte Verhängnis, welches dem
Menschen von seiner
Geburt
an nach dem Ratschluß der
Götter beschieden ist. Hesiod kennt der Mören drei:
Klotho
(Spinnerin),
[* 18] welche den Lebensfaden spinnt,
Lachesis (Erlosung), welche seine
Länge bestimmt,
Atropos (die Unabwendbare), welche ihn abschneidet.Ihre
Abstammung ist eine doppelte, insofern sie mit den
Keren Töchter der
Nacht sind, dunkle, unerforschliche Schicksalsmächte,
die den
MenschenGutes und
Böses geben, und dann Töchter des
Zeus
[* 19] und der
Themis, als welche sie teil an der Bestimmung der
menschlichen
Schicksale haben. Im übrigen ist ihre Auffassung bei den verschiedenen Dichtern eine verschiedene
und schwankende. Besonders ihr Machtverhältnis
zu Zeus ist nicht genau fixiert: bald sind sie von seinem Willen abhängig, bald stehen sie über ihm. In der antiken Kunst
wurden die Mören anfänglich nur mit dem Zepter als Zeichen der Herrschaft (so auf dem archaisierenden Altar
[* 21] des Louvre), später
mit allerlei allegorischen Symbolen ausgestattet. In der Regel erscheint die Klotho als spinnend, die Lachesis
als das Geschick am Globus bezeichnend, die Atropos spinnend. Lachesis findet sich auch schreibend oder mit einer Rolle, Atropos
die Stunde an einer Sonnenuhr
[* 22] zeigend oder die Wage
[* 23] haltend. Eine der schönsten Darstellungen enthält das Humboldtsche Parzenrelief
in Tegel (s. Abbildung, S. 801).