mehr
schen ihnen eigentümliche Haarbildungen (Paraphysen, [* 1] Fig. 3 E p). Das Laub trägt dagegen die Geschlechtsorgane auf seiner obern Seite, bald an der freien Oberfläche unmittelbar sitzend, bald in das Gewebe [* 2] desselben eingesenkt; bei den Marchantiaceen treten dagegen besondere Fruchtstände, eigentümlich metamorphosierte Sprosse des Laubes, auf, z. B. bei Marchantia gestielte, schirmartige, gelappte Organe [* 1] (Fig. 2 A u. B), welche auf der Unterseite mit den weiblichen Organen, und schildartig gestielte Körper [* 1] (Fig. 2 D u. E), welche auf der Oberseite mit den männlichen Organen versehen sind.
Die männlichen
Organe sind Antheridien
[* 1]
(Fig. 4 G,
[* 1]
Fig. 3 E a,
[* 1]
Fig. 2 E
a): runde oder längliche, kurzgestielte Säckchen, meist mit einer zarten, zelligen
Haut,
[* 3] die sich an der
Spitze öffnet, um die in den Innenzellen entstandenen, kurz fadenförmigen, anfangs spiraligen und an dem einen Ende
mit zwei langen, feinen
Wimpern versehenen, zuerst noch in ihren Mutterzellen steckenden
Spermatozoiden
[* 1]
(Fig. 4
H und J)
zu entlassen. Die weiblichen
Organe oder Archegonien
[* 1]
(Fig. 5
A u.
B; auch
[* 1]
Fig. 6) sind flaschenförmige Körperchen, deren Halsteil
meist lang cylindrisch und von einem
Kanal
[* 4] durchzogen ist, welcher zu gewisser Zeit
oben sich öffnet, um den
Spermatozoiden
Zutritt zu der im Bauchteil des
Archegoniums liegenden
Eizelle zu gestatten. Antheridien und Archegonien
kommen entweder auf einem und demselben (einhäusige
[* 5] oder auf verschiedenen Individuen (zweihäusige Moose
) vor. Aus
der befruchteten
Eizelle entwickelt sich die zweite
Generation der Moose
, welche, da sie wesentlich der
Reproduktion der
Sporen
gewidmet ist, als
Sporogonium
[* 1]
(Fig. 5
C s g,
[* 1]
Fig. 6) bezeichnet wird und die ungeschlechtliche
Generation
darstellt, während das aus der
Spore hervorgehende Moospflänzchen als
Träger
[* 6] der
Geschlechtsorgane die geschlechtliche erste
Generation repräsentiert.
Das Sporogonium unterscheidet sich von dem geschlechtlichen Produkt der nächst höhern Kryptogamen hauptsächlich darin, daß es noch kein selbständiges Vegetabil darstellt, sondern von der fortlebenden vorhergehenden Generation (den Moosstämmchen) getragen und ernährt wird. Zunächst entsteht aus der Eizelle ein vielzelliger, von dem stark erweiterten Bauchteil des Archegoniums eingeschlossener Körper (Embryo), an welchem alsbald die Organe des Sporogoniums sich differenzieren.
Der wesentliche Teil des letztern stellt das eigentliche Fruchtorgan der Moose
dar: die in ihrem
Innere mit den
Sporen erfüllte
Kapsel oder
Büchse (theca,
[* 1]
Fig. 3
A B C;
[* 1]
Fig. 7 t;
[* 1]
Fig. 9 D E;
[* 1]
Fig. 2 C), auch
Sporangium genannt. Sie steht meist auf einem mehr oder weniger langen, dünnen Stiel oder auf einer
Borste (seta,
[* 1]
Fig. 7 s;
[* 1]
Fig. 9
D u. E;
[* 1]
Fig. 3 A;
[* 1]
Fig. 5 und 6 s), deren meist
knollig angeschwollene
Basis
[* 1]
(Fig. 5
C f) in das
Gewebe des
Stammes eingesenkt und befestigt ist. Gewöhnlich wird die
Büchse
durch eine beträchtliche Streckung der
Borste aus dem Bauchteil des
Archegoniums befreit.
Der letztere stellt in dieser
Periode die
Haube (calyptra,
[* 1]
Fig. 6 und 7 c) dar. Sie bleibt in ihrem untern
Teil oder, wenn sie an der
Spitze durchrissen wird, in ihrer
Totalität als Scheidchen (vaginula,
[* 1]
Fig. 6 v und
[* 1]
Fig. 9
D c) um
die
Basis des
Sporogoniums stehen; bei den Laubmoosen
wird ihr oberer Teil als eine von der
Büchse getragene
Mütze oder
Haube emporgehoben, welche bald regelmäßig glockenförmig, bald einseitig kapuzenförmig, bald kahl, bald dicht
behaart erscheint. Selten befindet sich am
Grunde der
Büchse eine eigentümliche, oft lebhaft gefärbte Anschwellung
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5 Jungermannia bicuspidata L. A Spitze eines Stämmchens mit dem letzten Blatt [* 7] und der weiblichen Blüte. [* 8] B Archegonium. C Spitze eines fruktifizierenden Stämmchens mit dem Sporogonium.]
[* 1] ^[Abb.: Pottia lanceolata C. Müll.
Fig. 6. Weibliche Blüte mit zwei Sporogonien.
Fig. 7. Ganze Pflanze mit der Kapsel.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 8. Hypnum triquetrum L. Ein Stengel [* 9] mit Kapseln. [* 10]
Fig. 9. Jungermann bicuspidata L. D Ein Stengel mit der Kapsel. E Eine geöffnete Kapsel. F Eine Schleuderzelle nebst Sporen.] ¶
mehr
(Apophyse,
[* 11]
Fig. 3 C a). Die meist derbe und lederartige, aus einer oder mehreren Zellschichten bestehende Wand der Kapsel bleibt
selten geschlossen; meist öffnet sie sich in Längsklappen oder mit Zähnen
[* 11]
(Fig. 9 E und
[* 11]
Fig. 2 C), bei den Laubmoosen
mit
einem Deckel (operculum,
[* 11]
Fig. 10 A d). Im letztern Fall bleibt unter demselben an der Mündung häufig
ein Mündungsbesatz oder Peristom (peristomium,
[* 11]
Fig. 10 A p und B) stehen, meist zahnförmige Läppchen oder Fäden von äußerst
mannigfaltiger, jedoch auffallend regelmäßiger und bei jedem Moos konstanter Bildung.
Sie treten in bestimmten Zahlen auf, die meist ein Multiplum von 4 sind; bisweilen unterscheidet man ein
äußeres und inneres Peristom, beide von verschiedener Bildung; die Zähne
[* 12] sind meist frei, bisweilen alle mit ihren Spitzen
durch eine die Büchse schließende Haut (Diaphragma) verbunden
[* 11]
(Fig. 3 C p). Bei den meisten Laubmoosen
befindet sich im Zentrum
der Büchse ein Mittelsäulchen (columella,
[* 11]
Fig. 10, A c), der übrige Raum (s) ist von den Sporen erfüllt.
Bei vielen Lebermoosen sind die Sporen gemengt mit eigentümlichen schlauchförmigen, spiralig verdickten Zellen (Schleudern
oder Elateren,
[* 11]
Fig. 9 F), deren hygroskopische Beweglichkeit die Ausstreuung der Sporen befördert. Letztere sind bei allen
Moosen
einzellig, meist rundlich, chlorophyllhaltig; sie entstehen zu vier in Mutterzellen
[* 11]
(Fig. 10 C,
verschiedene Entwickelungsstadien a-c). Von manchen Moosen
sind auch vegetative Vermehrungsorgane, Brutzellen und Brutknospen,
bekannt.
Die Moose
wachsen fast sämtlich gesellig und bilden eine immergrüne, perennierende, zum Teil auch einjährige Vegetation. Über 3800 Arten
sind über die ganze Erde verbreitet, treten aber in der größten Artenzahl in den kalten und gemäßigten
Zonen und in den höhern Gebirgsregionen auf, wo sie gegen die Gefäßpflanzen immer vorherrschender werden; ja, im äußersten
Norden
[* 13] und in den höchsten Gebirgen bilden sie zusammen mit einigen Flechten
[* 14] die letzten Spuren des organischen Lebens.
Manche Moose
sind Kosmopoliten, viele Laubmoose aber zeigen in der geographischen Verbreitung
ebensolche feste Grenzen
[* 15] wie die höhern Pflanzen. Die Moose sind anspruchslos in ihren Nahrungsbedürfnissen, wenig empfindlich
gegen Frost und rasche Temperaturschwankungen, können monatelang austrocknen und bei Wiederbefeuchtung zu neuem Leben erwachen.
Darum vermißt man sie auch kaum irgendwo, und keine Vegetationsform schließt ihr Vorkommen gänzlich aus.
Mehrere bedingen als gesellige Pflanzen einen eigentümlichen Vegetationscharakter, indem sie allein eine zusammenhängende
Vegetationsdecke von oft meilenweiter Ausdehnung
[* 16] bilden, so besonders Arten aus den Gattungen Sphagnum, Polytrichum, Hypnum.
Fossile Moose sind wenige aus tertiären Schichten bekannt; im Bernstein [* 17] eingeschlossen hat man Überreste mehrerer ausgestorbener Arten von Aneura, Lejeunia, Radula und noch lebender Arten von Jungermannia gefunden. Die Moose sind vielfach die ersten Ansiedler auf kahlem, unfruchtbarem Boden und auf nackten Gesteinsflächen, erzeugen mittels der Humusbestandteile, welche durch ihre abgestorbenen Teile der Unterlage zugeführt werden, allmählich eine Dammerdeschicht und machen so den Boden für die größere Vegetation urbar; am erfolgreichsten ist diese Wirkung bei den torfbildenden Moosen, Arten der Gattungen Sphagnum, Hypnum, Polytrichum u. a., deren im Lauf der Jahrhunderte angesammelte verkohlte Überreste den wesentlichsten Teil mancher mächtigen Torflager bilden. Da die Moose Wasser in sich einsaugen, so schützen sie auch den Boden vor raschem Austrocknen. Im Winter bilden sie für die zwischen ihnen befindlichen Pflanzen und Samen [* 18] sowie für zahlreiche Insekten [* 19] eine schützende Decke, [* 20] dienen größern Tieren zum Lager, [* 21] den Vögeln zum Nestbau, den Menschen als Pack- und Polstermaterial, zum Ausfüttern der Wände, zum Besetzen der Fenster, zu Kränzen. Medizinisch sind früher nur einzelne Arten aus den Gattungen Marchantia, Polytrichum und Hypnum im Gebrauch gewesen. Schaden bringen einige als Unkräuter auf Wiesen und diejenigen größern Laubmoose, welche an den Stämmen der Bäume wachsen (s. Baumkrätze).
Einteilung der Moose.
Die Moose zerfallen in folgende Ordnungen:
1) Ricciaceen, Stamm laubartig, Sporogonium in der Haube eingeschlossen bleibend, Schleuderzellen und Mittelsäule fehlen.
2) Anthoceroteen, Stamm laubartig; das Sporogonium durchbricht die Haube an der Spitze, tritt als eine in zwei Klappen aufspringende, mit Mittelsäule und Elateren versehene, schotenförmige Kapsel hervor.
3) Marchantiaceen, laubförmig, Antheridien und Archegonien meist auf besondern Sprossen; das Sporogonium durchbricht die Haube an der Spitze, tritt als echte, meist mit Klappen oder Zähnen aufspringende Kapsel hervor und enthält Elateren, aber keine Mittelsäule (wichtigste Gattung: Marchantia).
4) Echte Lebermoose (Jungermanniaceen) mit Laub oder beblätterten Stengeln, welche die meist vierklappigen Kapseln unmittelbar einzeln tragen; in ca. 1300 Arten über die ganze Erde verbreitet, meist zarter als die Laubmoose, teils auf dem Boden, teils auf glatten Baumrinden und Steinen wachsend, denen sie oft wie aufgemalt erscheinen (wichtigste Gattung: Jungermannia L.).
5) Torfmoose (Sphagnaceen) mit beblättertem Stengel; das Sporogonium durchbricht die Haube an der Spitze, tritt als echte, mittels Deckel sich öffnende Kapsel hervor, mit Mittelsäule, ohne Schleuderzellen; weißliche, in schwammigen Polstern auf der Erde wachsende Moose; einige 20 über die ganze Erde verbreitete Arten in der einzigen Gattung Sphagnum Ehrh.
6) Echte Laubmoose (Bryineen, Stegocarpae) mit beblättertem Sten-
[* 11] ^[Abb.: Fig. 10. Funaria hygrometrica Hedw. A Längsschnitt durch die Kapsel. B Peristom. C Bildung der Sporen.] ¶