mehr
oder fehlt gänzlich, das Stämmchen geht direkt aus der
Spore hervor. Dasselbe ist bei den niedern
Formen der Moose
[* 2] durchaus
thallusähnlich und entwickelt erst bei den höhern
Lebermoosen und den Laubmoosen
einen kriechenden oder aufrechten
Stengel
[* 3] mit deutlichen Blättern. Man unterscheidet zwei Hauptformen des Moosstämmchens: den laubartigen oder frondosen
Stamm,
Laub (frons,
[* 1]
Fig. 2
A D), von flach blatt- oder bandartiger Gestalt, dem
Substrat aufliegend, an der Unterseite mit
Rhizoiden
versehen, blattlos oder nur auf der Unterseite mit unvollkommenen Blattbildungen besetzt, meist dichotom verzweigt, am Ende
mit einer Einbuchtung, in deren
Grunde der
Vegetationspunkt mit der
Scheitelzelle des Stämmchens liegt,
und den cylindrischen
Stamm oder
Stengel (Fig. 3
A D, 8, 7, 9 D), welcher eine runde, fadenförmige Gestalt hat und deutlich
beblättert ist, ebenfalls mittels einer
Scheitelzelle an der
Spitze wächst, bald aufrecht, bald kriechend ist und an den
mit dem
Substrat in Berührung befindlichen Teilen ebenfalls
Rhizoiden entwickelt.
Die Moosblätter sind bei meist ganzer, vom Linealischen bis ins Runde gehender Gestalt aus einer einzigen Schicht von Zellen zusammengesetzt, welche meist alle einander gleich und mit Chlorophyllkörnern versehen sind, oder von denen die randständigen oder die in der Mittellinie liegenden andre Beschaffenheit haben; im letztern Fall hat das Blatt [* 4] einen einfachen Mittelnerv, der bisweilen aus mehreren Schichten von gestreckten, zugespitzten Zellen zusammengesetzt ist, auch wohl an seiner Oberfläche mannigfaltige zellige Bildungen zeigt.
Mesophyll,
Epidermis
[* 5] und
Spaltöffnungen sind an den Blättern der meisten Moose
nicht vorhanden; nur Anthoceros ist auf der Unterseite
des
Laubes,
Marchantia an der Oberseite mit
Spaltöffnungen versehen. An den
Stengeln stehen die
Blätter
mehr- oder zweizeilig. Bei den kriechenden
Stengeln der
Lebermoose ist das letztere der
Fall, sie erscheinen dann mit ihren
an beiden Seiten stehenden
Blattzeilen der Unterlage oft fest angedrückt; da die
Blätter in diesem
Fall dem
Stengel schief
angeheftet sind, so liegt der gegen die Stengelspitze gekehrte Blattrand entweder unter (unterschlächtig)
oder auf dem
Rande des nächstfolgenden
Blattes (oberschlächtig); mitunter kommt an der Unterseite dieser
Stengel noch eine
dritte
Zeile meist viel kleinerer und anders gestalteter
Blätter
(Amphigastrien oder
Unterblätter) vor.
Die
Geschlechtsorgane erscheinen als Haarbildungen oder als umgewandelte
Blätter und
Sprosse auf den Moosstämmchen;
die von diesen mikroskopisch kleinen Gebilden eingenommenen
Stellen pflegt man die
Blüten der Moose
zu nennen. Die
Stengel tragen
sie entweder in den Blattachseln
[* 1]
(Fig. 4 G) oder auf dem Gipfel
[* 1]
(Fig. 3 E
D,
[* 1]
Fig. 6,
[* 1]
Fig. 5
A C); in letzterm
Fall sind sie oft von eigentümlich gestalteten Blättern (Perichätialblättern,
[* 1]
Fig. 3 E b) umstellt, und mitunter entwickelt sich später noch eine besondere blattartige
Hülle
(Perianthium,
[* 1]
Fig. 5 A) rings
um sie; auch stehen oft zwi-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 2. Marchantia polymorpha L. A Weibliche Pflanze mit einem Fruchtstand. B Weiblicher Fruchtstand im Durchschnitt. C Eine Kapsel. D Männliche Pflanze mit einem Fruchtstand. E Männlicher Fruchtstand im Durchschnitt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 3. Polytrichum commune L. Weibliche Pflanze mit einer Kapsel. B und C Kapseln. [* 6] D Männliche Pflanze. E Männliche Blüte.] [* 7]
^[Abb.: Fig. 4. Jungermann bicuspidata L. G Antheridium eines Stengelblatts in der Achsel. H Spermatozoid in der Mutterzelle. J Dergleichen ausgetreten und schwärmend.] ¶
mehr
schen ihnen eigentümliche Haarbildungen (Paraphysen, [* 8] Fig. 3 E p). Das Laub trägt dagegen die Geschlechtsorgane auf seiner obern Seite, bald an der freien Oberfläche unmittelbar sitzend, bald in das Gewebe [* 9] desselben eingesenkt; bei den Marchantiaceen treten dagegen besondere Fruchtstände, eigentümlich metamorphosierte Sprosse des Laubes, auf, z. B. bei Marchantia gestielte, schirmartige, gelappte Organe [* 8] (Fig. 2 A u. B), welche auf der Unterseite mit den weiblichen Organen, und schildartig gestielte Körper [* 8] (Fig. 2 D u. E), welche auf der Oberseite mit den männlichen Organen versehen sind.
Die männlichen Organe sind Antheridien
[* 8]
(Fig. 4 G,
[* 8]
Fig. 3 E a,
[* 8]
Fig. 2 E
a): runde oder längliche, kurzgestielte Säckchen, meist mit einer zarten, zelligen Haut,
[* 10] die sich an der
Spitze öffnet, um die in den Innenzellen entstandenen, kurz fadenförmigen, anfangs spiraligen und an dem einen Ende
mit zwei langen, feinen Wimpern versehenen, zuerst noch in ihren Mutterzellen steckenden Spermatozoiden
[* 8]
(Fig. 4 H und J)
zu entlassen. Die weiblichen Organe oder Archegonien
[* 8]
(Fig. 5 A u. B; auch
[* 8]
Fig. 6) sind flaschenförmige Körperchen, deren Halsteil
meist lang cylindrisch und von einem Kanal
[* 11] durchzogen ist, welcher zu gewisser Zeit oben sich öffnet, um den Spermatozoiden
Zutritt zu der im Bau
chteil des Archegoniums liegenden Eizelle zu gestatten. Antheridien und Archegonien
kommen entweder auf einem und demselben (einhäusige oder auf verschiedenen Individuen (zweihäusige Moose
) vor. Aus
der befruchteten Eizelle entwickelt sich die zweite Generation der Moose
, welche, da sie wesentlich der Reproduktion der Sporen
gewidmet ist, als Sporogonium
[* 8]
(Fig. 5 C s g,
[* 8]
Fig. 6) bezeichnet wird und die ungeschlechtliche Generation
darstellt, während das aus der Spore hervorgehende Moospflänzchen als Träger
[* 12] der
Geschlechtsorgane die geschlechtliche erste
Generation repräsentiert.
Das Sporogonium unterscheidet sich von dem geschlechtlichen Produkt der nächst höhern Kryptogamen hauptsächlich darin, daß
es noch kein selbständiges Vegetabil darstellt, sondern von der fortlebenden vorhergehenden Generation (den Moosstämmchen)
getragen und ernährt wird. Zunächst entsteht aus der Eizelle ein vielzelliger, von dem stark erweiterten Bau
chteil des Archegoniums
eingeschlossener Körper (Embryo), an welchem alsbald die Organe des Sporogoniums sich differenzieren.
Der wesentliche Teil des letztern stellt das eigentliche Fruchtorgan der Moose
dar: die in ihrem Innere mit den Sporen erfüllte
Kapsel oder Büchse (theca,
[* 8]
Fig. 3 A B C;
[* 8]
Fig. 7 t;
[* 8]
Fig. 9 D E;
[* 8]
Fig. 2 C), auch
Sporangium genannt. Sie steht meist auf einem mehr oder weniger langen, dünnen Stiel oder auf einer Borste (seta,
[* 8]
Fig. 7 s;
[* 8]
Fig. 9 D u. E;
[* 8]
Fig. 3 A;
[* 8]
Fig. 5 und 6 s), deren meist
knollig angeschwollene Basis
[* 8]
(Fig. 5 C f) in das Gewebe des Stammes eingesenkt und befestigt ist. Gewöhnlich wird die Büchse
durch eine beträchtliche Streckung der Borste aus dem Bau
chteil des Archegoniums befreit.
Der letztere stellt in dieser Periode die Haube (calyptra,
[* 8]
Fig. 6 und 7 c) dar. Sie bleibt in ihrem untern
Teil oder, wenn sie an der Spitze durchrissen wird, in ihrer Totalität als Scheidchen (vaginula,
[* 8]
Fig. 6 v und
[* 8]
Fig. 9 D c) um
die Basis des Sporogoniums stehen; bei den Laubmoosen
wird ihr oberer Teil als eine von der Büchse getragene
Mütze oder Haube emporgehoben, welche bald regelmäßig glockenförmig, bald einseitig kapuzenförmig, bald kahl, bald dicht
behaart erscheint. Selten befindet sich am Grunde der Büchse eine eigentümliche, oft lebhaft gefärbte Anschwellung
[* 8] ^[Abb.: Fig. 5 Jungermannia bicuspidata L. A Spitze eines Stämmchens mit dem letzten Blatt und der weiblichen Blüte. B Archegonium. C Spitze eines fruktifizierenden Stämmchens mit dem Sporogonium.]
[* 8] ^[Abb.: Pottia lanceolata C. Müll.
Fig. 6. Weibliche Blüte mit zwei Sporogonien.
Fig. 7. Ganze Pflanze mit der Kapsel.]
[* 8] ^[Abb.: Fig. 8. Hypnum triquetrum L. Ein Stengel mit Kapseln.
Fig. 9. Jungermann bicuspidata L. D Ein Stengel mit der Kapsel. E Eine geöffnete Kapsel. F Eine Schleuderzelle nebst Sporen.] ¶