2) AmbroiseAnatoleAuguste,
Graf von, franz. Pair,
Neffe des vorigen, geb. zu
Paris,
[* 3] trat 1806 in
die
Armee, wurde Ordonnanzoffizier
Napoleons I. und 1813 Oberst. 1831 wurde er
Maréchal de
Camp,
war in der Deputiertenkammer
einer der eifrigsten Verteidiger der Julidynastie und erhielt 1841 die Pairswürde. Er begleitete im
Februar 1848 die Herzogin
von
Orléans
[* 4] mit ihren
Söhnen auf der
Flucht von
Paris über den
Rhein. Er starb in
Marsan
(Gers). Auch als Dichter
hat er sich einen
Namen gemacht durch: »Chants divers« (1843, 2 Bde.),
»Moïse« (1850, 2 Bde.;
neue Ausg. 1864),
»Hercule« (1874, 2 Bde.),
Übersetzung desPetrarca (1843-45, 3 Bde.) und der Gedichte
Michelangelos (1875) u. einige
Dramen.
(spr. -wérde), 1) Claudio,Komponist, geb. 1568 zu
Cremona, trat als Violaspieler in die
Dienste
[* 7] des
Herzogs
von
Mantua,
[* 8] studierte unter dem dortigen
KapellmeisterIngegneri den
Kontrapunkt und wurde 1603 dessen Nachfolger, vertauschte
aber diese
Stelle mit der Kapellmeisterstelle an der
Markuskirche zu
Venedig,
[* 9] welche er bis zu
seinem
Tod im Beginn des
Jahrs 1643 bekleidete. ist eine der interessantesten
Erscheinungen in der Geschichte der modernen
Musik
und hat namentlich auf dem Gebiet der
Oper reformatorisch gewirkt (s.
Musik, Geschichte). Außer den
Opern: »Arianna«
(1606) und »Orfeo« (1607), beide von Rinuccini gedichtet, u. a.
hat er auch eine Anzahl früher komponierter
Madrigale und Kirchenstücke hinterlassen, in denen er sich als tüchtig geschulter
Tonsetzer bewährt.
Vergine (spr. wérdschine), ein zum
Neapolitanischen Subapennin gehöriger
Berg in der ital.
ProvinzAvellino, 1320 m
hoch, mit prachtvoller Aussicht.
Am M. liegt das gleichnamige
Kloster mit alter, 1182 geweihter und 1629 mit großer
Pracht umgebauter
Kirche, die einen berühmten Wallfahrtsort bildet. Am
Fuß des
Bergs in
Loreto befindet sich die ehemalige
Abtei des
Klosters mit dem berühmten
Archiv, welches jetzt einen Teil des Staatsarchivs in
Neapel bildet.
Sonst befinden sich in diesem Stadtteil noch das Universitätsgebäude, das große
Hospital La Caridad und
das Zollhaus, die
Börse (eine
Nachahmung der von
Bordeaux),
[* 21] die
Mauá und andre
Banken. Die
Neustadt
[* 22] enthält namentlich auch
die
Wohnhäuser
[* 23] der hier zahlreichen ausländischen Kaufleute. Montevideo hatte 1860: 37,787, 1884 aber 104,472 Einw.,
unter denen zahlreiche
Ausländer.
Handel ist die wichtigste, ja fast einzige Erwerbsquelle der Stadt, die eine
nicht zu verachtende Rivalin von
Buenos Ayres
[* 24] im Handelsgebiet des
La Plata geworden ist.
Der hinter der Stadt in der
Bai gelegene eigentliche
Hafen ist nur 4,6 m tief und versandet immer mehr, aber eine englische
Gesellschaft hat am gegenüberliegenden
Ufer der
Bai unter dem 148 m hohen
Cerro de Montevideo großartige
Docks von
7,3 m Tiefe angelegt, und ebenda befinden sich auch ausgedehnte
Saladeros, in denen jährlich 200,000
Rinder
[* 25] geschlachtet werden.
Nicht nur steht Montevideo durch Dampferlinien mit den Haupthäfen
Südamerikas und
Europas in
Verbindung, sondern
Eisenbahnen vermitteln
den
Verkehr auch mit seinem
Hinterland. Im J. 1885 liefen 1249
Schiffe
[* 26] von 1,232,962
Ton.
vom Ausland und 3326 Schiffe von 1,163,283 T. im Küsten- und Flußhandel ein. Die Ausfuhr wertete 16,692,946, die Einfuhr 23,644,944
Pesos. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt verdienen außer dem bereits genannten
Hospital La Caridad Erwähnung: das englische Hospital, ein Waisenhaus, ein Armenhaus, eine Irrenanstalt,
ein Magdaleneninstitut und eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher. Ein Zuchthaus liegt auf der Isla do Ratas (Ratteninsel)
in der Mitte der Bai und ein Lazarett auf der Floresinsel, 25 km östlich davon. Neben seiner Universität hat auch ein Museum
mit großer Bibliothek. Zwei Theater,
[* 28] ein Zirkus für Stiergefechte und mehrere Klubs (unter ihnen der deutsche
»Frohsinn«) dienen dem Vergnügen. - Montevideo wurde 1726 gegründet, nachdem die Portugiesen aus einem von ihnen 1724 erbauten Fort
vertrieben worden waren. Seit Anfang dieses Jahrhunderts hat die Stadt wiederholt durch Belagerungen und Bombardements durch
Engländer, Spanier, Portugiesen, Brasilier und Argentinier viel gelitten; aber seit 1851 ist sie ziemlich
rasch zu ihrer jetzigen Bedeutung herangewachsen.