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zählen, und für die Zukunft ist ein drittes Aufgebot von 20 Bataillonen mit 18,000 Mann in Aussicht genommen. Die ersten Anfänge, die bisherige Miliz in ein stehendes Heer umzuwandeln, datieren aus dem Herbst 1885. - In Rjéka bestehen eine Waffenfabrik, Kugelgießerei und Pulvermühlen, in Cetinje eine Patronenfabrik. Der Fürst hat eine ständige Leibwache von 100 Mann. Von fremden Staaten unterhalten 1887 Vertreter in Montenegro: [* 2] Frankreich und Großbritannien [* 3] Geschäftsträger, Italien, [* 4] Österreich-Ungarn [* 5] und Rußland Ministerresidenten, die Türkei [* 6] einen außerordentlichen Gesandten.
Das Wappen [* 7] Montenegros besteht aus einem kaiserlichen Adler, [* 8] über welchem eine Königskrone mit durchgehendem Kreuz. [* 9] In der Brust des Adlers befindet sich ein ovaler Schild [* 10] mit drei Schrägbalken, unter dem Adler ein nach links gehender Löwe. Die Flagge (s. Tafel »Flaggen [* 11] I«) [* 12] ist rot mit großem weißen Kreuz (ganz wie die dänische),
in der Mitte die Buchstaben H. I. (Nicola I.). Nationalfarben sind: Weiß und Rot. An Orden [* 13] bestehen der 1853 von Danilo gegründete Orden »Danilo I., für die Unabhängigkeit der schwarzen Berge«, in vier Klassen, und der »Hausorden«, ursprünglich nur für die fürstliche Familie Montenegros bestimmt, zuweilen aber auch an andre Fürstlichkeiten verliehen. Sonstige Ehrenzeichen sind die »Obilića«, eine goldene Medaille mit dem Bilde des Milosch Obilić, für Thaten außergewöhnlichen Heldenmuts; die silbernen Medaillen »Za vjeru i slobodne« (»Für Religion und Freiheit«),
»Za junaštvo« (»Für Heldentum«) u. a. Hauptstadt ist Cetinje.
[Geschichte.]
Das Gebiet des jetzigen Fürstentums Montenegro bildete im 14. Jahrh. das Fürstentum Zeta, welches vom Slawenreich in Serbien [* 14] abhängig war. Als letzteres 1389 unter das türkische Joch fiel, flüchteten mehrere Plemena (Stämme) der Serben nach den Wäldern Zetas. Die Geschichte derselben ist eine endlose Reihe von Unabhängigkeitskämpfen gegen die Türken. Nach dem Erlöschen ihrer Fürstenfamilie Balschich (Balsići) 1421 wählten sie den tapfern Stephan Crnogorai, dessen Nachkommen sich Crnojević nannten, zu ihrem Woiwoden, nach dem das Land nun geheißen wurde; dieser gründete zwei Handelsplätze an der Küste des Adriatischen Meers und (1485) das Kloster Cetinje, welches fortan Regierungssitz ward, schloß mit Venedig [* 15] ein Schutz- und Trutzbündnis und bestand siegreiche Kämpfe gegen die Türken.
Auch sein Sohn Iwan, noch hochgefeiert in Volksliedern, lebte im beständigen Krieg mit denselben, bald siegreich, bald auf sein Hochland zurückgedrängt. Mit der Abdankung Georg Crnojević' 1516 zu gunsten des ersten geistlichen Würdenträgers (Metropoliten) Vavil beginnt die Reihe der geistlichen Herrscher (Vladiken) des Landes. Doch waren die einzelnen Plemena fast unabhängig, bekriegten sich untereinander und vereinigten sich nur zum Kampf gegen den türkischen Erbfeind.
Die türkische Herrschaft machte dieser Uneinigkeit wegen auch in Montenegro große Fortschritte, denen erst der Vladika Danilo Petrowitsch aus dem Pleme Njegusch, der 1697 die Herrschaft übernahm, ein Ende machte. Er verjagte oder tötete alle Nichtchristen, schloß mit Venedig und Rußland ein Bündnis und stellte sich, nachdem er das Vladikat in seiner Familie erblich gemacht, einen Gubernator zur Seite, der indes, auf Österreich [* 16] gestützt, bald eine rivalisierende Macht wurde und mit dem Vladika in Streit geriet. 1767 trat ein Abenteurer aus Kroatien, Stephan Mali, der sich für den (von den Orlows erdrosselten) Kaiser Peter III. von Rußland ausgab, in Montenegro auf, fand Anhang, wußte die verschiedenen Parteien Montenegros zu vereinigen und verteidigte das Land mit Glück gegen die Übermacht des Paschas von Rumelien und Bosnien, verlor aber 1774 in einer Empörung das Leben. Infolge der Manifeste, welche der Kaiser Joseph II. von Österreich und die Kaiserin Katharina II. von Rußland beim Ausbruch des Kriegs gegen die Pforte 1788 an die Montenegriner erließen, ergriffen diese die Waffen [* 17] und beschäftigten 50,000 Türken bis 1791, wurden aber in dem Friedensschluß von Sistowa trotz aller erhaltenen Versprechungen nicht berücksichtigt.
Nun folgte eine lange Zeit der Ruhe, die der nachmals heilig gesprochene Vladika Peter I. Pietrowitsch (seit 1782) zur Ordnung der innern Verhältnisse des Landes benutzte. Er stiftete Frieden zwischen den Stämmen, erweiterte die Befugnisse des obersten Gerichtshofs, erließ 1796 eine Art Militärrecht und gab 1798 in dem Grund- und Staatsgesetzbuch (Zakonik) von eine Zusammenstellung aller in Montenegro hergebrachten Gesetze und Gewohnheiten. Doch blieb das neue Staatsrecht ein toter Buchstabe, da die Montenegriner keine Steuer bezahlen wollten, und das Gubernatoramt bestand weiter.
Nach außen hin zeigten sich die Montenegriner sehr kriegslustig und nahmen an den Kriegen Rußlands gegen die Franzosen und Türken 1805-1807 und 1810-14 lebhaften Anteil, und Peter eroberte 1812 die Bocca und Cattaro. Sein Nachfolger war der junge, in Petersburg [* 18] gebildete edle Peter II. Pietrowitsch (seit der sich hohe Verdienste um die Zivilisation seines Volkes erwarb. Er richtete sofort eine regelmäßige Regierung ein, bestehend aus einem Senat von 12 Personen und einer Guardia von 150 Mitgliedern, und beseitigte das Gubernatoramt; der letzte Gubernator, Vuk Radonich, wanderte nach Cattaro aus.
Der Zakonik Peters I. wurde von neuem für gültig erklärt und eine Klassensteuer eingeführt. Wiederholte Kämpfe mit den Türken seit 1840 endeten in der Regel mit dem Sieg der tapfern Bergbewohner, doch konnten die gemachten Eroberungen nicht behauptet werden. Ein schwerer Verlust traf die Montenegriner durch die Wegnahme der Inseln Vradina und Lesendria durch die Albanesen, die seitdem die wichtigste Einnahmequelle Montenegros, die Fischerei [* 19] auf dem See von Skutari, störten. Nach dem Tod Peter II. Pietrowitsch' folgte sein Neffe Danilo I. Pietrowitsch-Njegusch (s. Danilo). Er verzichtete auf seine geistliche Würde und erwirkte 1852 von dem russischen Kaiser und Österreich die Anerkennung seines Fürstentitels. Er organisierte nun das neue erbliche Fürstentum, erließ 1855 ein neues erweitertes Gesetzbuch (Zakonik kneza Danila), führte eine Grundsteuer sowie eine auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht ruhende Militärordnung ein und schaffte die erbliche Kriegerwürde ab. 1852-54 führte er (zu gleicher Zeit mit dem Krimkrieg) mit der Türkei einen erbitterten Krieg, während dessen es ihm gelang, Aufstände im Innern zu unterdrücken und bei Grahowo mehrere Siege davonzutragen.
Kommissare der Großmächte stellten endlich die Grenzen [* 20] des neuen Fürstentums fest. Am wurde Fürst Danilo von einem Montenegriner aus Rache meuchlerisch durch einen Pistolenschuß verwundet, an dessen Folgen er am nächsten Tag starb, worauf sein Neffe Nikita (Nikolaus, geb. 1841), Sohn des Mirko Pietrowitsch, als Nikolaus I. Pietrowitsch zum Fürsten von Montenegro ausgerufen ward. Unter diesem kam es infolge vielfacher Parteinahme Montenegros für die von der Türkei abgefallene Herzegowina 1862 ¶
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wieder zum offenen Krieg mit der Pforte. Die Türken überschritten die Grenze Montenegros, trugen bei Ostrog (10. Juli) und Rjéka (24.-25. Aug.) entscheidende Siege davon und besetzten Anfang September Cetinje, worauf Fürst Nikita 13. Sept. die ihm gestellten Friedensbedingungen annahm, denen zufolge mehrere Punkte an der Straße von der Herzegowina nach Skutari durch das Innere Montenegros türkischen Besatzungen (bis 1870) eingeräumt werden mußten. Ein Vertrag vom regulierte sodann die Grenzen zu beiderseitiger Zufriedenheit. Im Oktober 1866 machte der Sultan dem Fürsten Nikolaus weitere Konzessionen hinsichtlich der Blockhäuser und überließ ihm den Landstreifen von Novosella, wodurch die Montenegriner freien Zugang zu dem Meer erhielten.
Gleichzeitig mit Serbien begann Montenegro wieder Krieg gegen die Türkei. Nikita rückte mit 15,000 Mann gegen Novosinje vor, ward zwar zum Rückzug genötigt, brachte aber auf demselben 28. Juli dem allzu eilig verfolgenden Mukhtar Pascha eine empfindliche Niederlage bei. Da die Türken sodann ihre Hauptkraft gegen Serbien wandten, konnte Montenegro wieder angriffsweise vorgehen und 21. Okt. Medun erobern. Die Intervention Rußlands zu gunsten Serbiens machte auch dem Krieg zwischen der Türkei und Montenegro ein Ende.
Die Konferenz der europäischen Großmächte beantragte Januar 1877 für eine ansehnliche Gebietserweiterung, welche jedoch die Türkei ablehnte. Daher begann im Juni 1877 der Krieg von neuem. Suleiman Pascha drang von Norden [* 22] her durch den Dugapaß in Montenegro ein; da jedoch die Pforte ihre Truppen gegen die Russen notwendig brauchte und sie abberief, konnten die Montenegriner ihrerseits angriffsweise vorgehen. Fürst Nikita zwang 8. Sept. Nikschits zur Übergabe, wandte sich dann gegen Süden, nahm Spizza und eroberte im Januar 1878 Antivari. Im Berliner [* 23] Vertrag vom wurde darauf die vollständige Unabhängigkeit Montenegros anerkannt, und dasselbe erhielt einen so erheblichen Zuwachs an Gebiet (5100 qkm), daß dies sich mehr als verdoppelte; von großem Wert war namentlich der Erwerb von Nikschits, Podgoritza und Antivari, wozu 1880 anstatt der albanesischen Distrikte Gusinje und Plava Hafen und Gebiet von Dulcigno kamen. 1879 verwandelte der Fürst den alten mit konsultativer Stimme ausgestatteten Senat in einen gesetzgebenden Staatsrat und berief das erste konstitutionelle Ministerium.
Die Beziehungen zur Türkei gestalteten sich durchaus friedlich, ja freundschaftlich, und 1883 stattete sogar der Fürst dem Sultan einen Besuch in Konstantinopel [* 24] ab, wo er mit hohen Ehren empfangen wurde.
Vgl. Frilley und Wlahovitz, Le [* 25] Montenegro contemporain (Par. 1875);
Gopčević, und die Montenegriner (Leipz. 1877);
Schwarz, Montenegro, Schilderung einer Reise (das. 1882);
Tietze, Geologische Übersicht von Montenegro (Wien [* 26] 1884);
Andrič, Geschichte des Fürstentums Montenegro bis 1852 (das. 1853);
Delarue, Le Montenegro, histoire, etc. (Par. 1862);
Denton, Montenegro, its people and their history (Lond. 1877);
Maton, Histoire du Montenegro (1881);
Kaulbars, Mitteilungen über Montenegro (russisch, Petersb. 1881);
Gopčević, Der turko-montenegrinische Krieg (Wien 1877-79, 3 Bde.);
Derselbe, Die Kämpfe der Montenegriner mit den Franzosen 1806-14 (in den »Jahrbüchern für die deutsche Armee und Marine«, Bd. 32, Berl. 1879).