Tausendjährigen
Reich, dessen
Mittelpunkt die phrygische Stadt Pepuza sein werde, nahe bevorstehe, drang der Montanismus auf
Reformation des christlichen
Lebens durch möglichste
Lösung aller
Bande, die noch irgend an die gegenwärtige
Welt fesseln;
hieraus entsprangen seine
Forderung der strengsten
Askese und einer harten
Bußdisziplin, die
Verwerfung der zweiten
Ehe, wiewohl
auch die erste eigentlich nicht zu empfehlen sei, feindselige
Stimmung gegen alle
Kunst und weltliche
Bildung. Im übrigen teilte
der Montanismus die
Dogmatik der damaligen katholischen
Kirche, von welcher er erst allmählich ausgeschieden wurde. S.
Chiliasmus
und
Christentum. Die auch Phrygier, Kataphrygier,
Pepuzianer genannt, während sie sich selbst als
Pneumatiker,
d. h. Geisterfüllte, bezeichneten, fanden Anhänger nicht bloß in
Kleinasien, sondern auch in
Gallien,
Italien
[* 2] und Nordafrika,
wo ihr namhaftester Vertreter, Tertullian, lebte.
(spr. mongtobāng),Hauptstadt des franz.
DepartementsTarn-et-Garonne, am schiffbaren
Tarn, nahe der Vereinigung
desselben mit dem
Aveyron, an der
Eisenbahn von
Bordeaux
[* 7] nach
Cette (mit Abzweigung nach St.-Sulpice) und an der
Orléansbahn, hat eine
Kathedrale von 1739 mit schönem Gemälde von
Ingres, mehrere andre ansehnliche Bauwerke, z. B. die
Präfektur, das restaurierte Stadthaus, ein
Theater, eine
Brücke
[* 8] aus dem 14. Jahrh. und (1886) 17,298 Einw.
In der Fabrikation von Wollenstoffen (cadis-Montauban) hat die Stadt ihre ehemalige Bedeutung an andre
Städte des
südlichen
Frankreich
(Mazamet,
Castres) verloren.
Dagegen hat Montauban
Fabriken für Mühlbeuteltuch, Strohhüte, ferner Seidenfilanden,
Handel mit
Leder,
Öl etc. In der Umgebung wachsen
berühmte
Weine. Montauban hat ein kathol.
Seminar, eine evangelisch-theolog.
Fakultät, ein
Lyceum,
Lehrer- und Lehrerinnenseminar,
eine
Bibliothek von 30,000
Bänden, ein
Museum, einen botanischen
Garten,
[* 9]
Gerichts- und Assisenhof, ein
Handelsgericht,
eine
Filiale der
Bank von
Frankreich und ist Sitz des
Präfekten und eines
Bischofs. - Montauban wurde 1317 Bischofsitz, gab sich 1570 als
einer der vier Sicherheitsplätze der
Protestanten eine Art von republikanischer
Verfassung und legte starke
Befestigungen an.
Es hatte in den
Religionskriegen vielfach zu leiden. Von
Ludwig XIII. lange vergebens belagert, ergab es
sich ihm 1629, worauf
Richelieu die Werke schleifen ließ. Auch unter
Ludwig XIV. hatten die Einwohner nach der Aufhebung des
Edikts von
Nantes
[* 10] (1685) um der
Religion willen wieder viele Drangsale zu erdulden. ist Geburtsort des Malers
Ingres.
(spr. mong-t-awróng),Anhöhe östlich von
Paris,
[* 11] als wichtiger, die Marneübergänge beherrschender
Punkt 1870 von
den
Franzosen stark befestigt, von den
Deutschen (12.
Korps) jedoch schon nach zweitägiger Beschießung 29. Dez. besetzt.
Enrico, ital. Dichter und Schriftsteller, einer der größten Vielschreiber,
geb. bei Portico di
Romagna in
Toscana, war schon im
Alter von 14
Jahren Mitarbeiter eines zu
Siena erscheinenden
Blattes, studierte in
Pisa
[* 12]
Medizin, schrieb aber auch da für
Journale und ging 1842 nach
Florenz
[* 13] als Mitarbeiter
des »Mondo contemporaneo«. Im folgenden Jahr gründete er die »Rivista
di
Firenze«, für welche er die besten
Kräfte der
Halbinsel zu vereinigen wußte.
Nach dem
Ausbruch der
Revolution gründete er das demokratische
Blatt
[* 14] »Il Popolano«, mit welchem er sich in einen Majestätsprozeß
verwickelte.
Fünf Jahre lang war er mit
Guerrazzi zuerst auf der
Festung
[* 15]
Volterra, dann in
Florenz eingekerkert und ging hernach
in dieVerbannung, zunächst nach
Marseille,
[* 16] wo er sogleich wieder die journalistische Thätigkeit aufnahm,
die er später in
Paris und
London
[* 17] fortsetzte. 1860 kehrte er nach
Italien zurück, übernahm in
Florenz die Redaktion des »Mondo
illustrato« und der »Rivista contemporanea«, schrieb eine große
Anzahl biographischer Hefte für die
»Galleria degli illustri contemporanei«, gründete und redigierte
noch andre
Zeitschriften in
Turin,
[* 18] kam wieder nach
Florenz, immer für
Journale thätig. Unermüdlicher
Publizist in drei
Sprachen,
fand Montazio noch die Muße, an siebzig
Romane zu schreiben, meist für das
Feuilleton von
Journalen. Im
Buchhandel erschienen unter
anderm: »Il pellegrinaggio di un' anima«;
»Francilla la fioraja«;
»I Rejetti« (1867, sehr verbreitet);
»Storia di tre baci« (1879).
Für das
Theater schrieb Montazio ebenfalls sehr viel; großen Erfolg hatte »L'origine
d'un gran banchiere«.