Eroberer mongolischen
Stammes,
Timur, das verwirrte
Reich unterjochte.
In dem Land nördlich vom
KaspischenMeer zwischen dem
Jaik und der
Wolga
(Kaptschak) hatte Tudschi ein
Reich gestiftet, das sich bis an den
Dnjepr erstreckte, sich aber bald in mehrere
kleine Chanate auflöste, die nach und nach sämtlich von den
Russen unterjocht wurden.
Ihrer ursprünglichen nomadisierenden
Lebensart am getreuesten blieben die
Mongolen in der
Bucharei, wo Dschaggatai eine Herrschaft gegründet
hatte, die sich vom
Gihon bis an den
Irtisch erstreckte.
Unter ihnen erstand auch jener zweite große Eroberer,
Timur (s. d.), der die Macht der
Mongolen vereinigte
und sie zu neuen
Eroberungen führte.
Timurs erste
Siege unterwarfen ihm 1380 ganz Chowaresmien; dann eroberte er
Persien und
Indien, drang bis
Vorderasien vor, unterjochte auf dem Rückweg nach
OstenGeorgien und war eben im
Begriff, in
China
[* 4] einzufallen, als er 1405 starb.
Die Zerwürfnisse unter seinen Verwandten über die
Nachfolge führten bald eine gänzliche
Auflösung des
Reichs herbei. Nur
in Dschaggatai erhielt sich die Dynastie
Timurs, und von hier aus gründete
Baber (s. d. 2) 1519 in
Hindostan
ein neues mongolisches
Reich (das großmogulische, s.
Ostindien,
[* 5] Geschichte). So verloren die
Mongolen seit dem Anfang des 16. Jahrh.
alle welthistorische Bedeutung und wurden zum größten Teil den benachbarten Völkern, den
Russen,
Türken, Persern und
Chinesen,
unterthan. In Dschaggatai (s.
Turkistan) allein behaupteten sich die mongolischen Herrscher, und dort
herrschen noch jetzt als
Chane Nachkommen
Dschengis-Chans und
Timurs unter chinesischer
Oberhoheit.
Die
Mongolen selbst sind, seit
sie den buddhistischen
Lamaismus angenommen, ein friedliches
Volk geworden. Eine Verschmelzung
der
Mongolen mit der herrschenden
Rasse der
Chinesen hat nirgends stattgefunden, Mischheiraten kommen selbst in den an
China angrenzenden mongolischen
Distrikten nicht vor; je weiter entfernt die
Mongolen von den
Mittelpunkten chinesischen
Lebens
sind, desto mehr tritt unter ihnen der
Haß und die Verachtung gegen ihre Gebieter hervor. Die
Russen unterhalten
Konsulate
in
Kobdo und
Urga (s. d.), der wichtigsten Stadt der Mongolei; diesen ist eine
militärischeBedeckung beigegeben, welche 1870 während des
Aufstandes der
Dunganen (s. d.) in
Urga verstärkt,
aber 1872 nach Beseitigung der
Gefahr durch die
Chinesen für diesen Teil der Mongolei wieder auf ihren frühern niedrigen
Stand zurückgebracht
wurde.
zur Geschichte:Hüllmann, Geschichte der
Mongolen bis 1206 (Berl.
1796);
d'Ohsson,Histoire des Mongols etc. (2. Aufl., Amsterd.
1852, 4 Bde.);
I.
^[IsaakJacob]
Schmidt, Forschungen im Gebiet der ältern religiösen, politischen und litterarischen Bildungsgeschichte
der
Mongolen etc. (Petersb. 1824);
im weitesten
Sinn die größte der sieben
Gruppen, in welche
Peschel das ganze Menschengeschlecht teilt, und
welche alle mongolenähnlichen
Völker, also die polynesischen und asiatischen
Malaien, die
Bevölkerungen im Südosten und
OstenAsiens, die Bewohner
Tibets sowie etliche Bergvölker des
Himalaja, ferner alle Nordasiaten samt ihren Verwandten in Nordeuropa,
endlich die amerikanische Urbevölkerung, einschließt. Als allen gemeinsame Körpermerkmale sind zu bezeichnen das lange,
straffe, im
Querschnitt walzenförmige
Haar,
[* 7]
Armut oder gänzlicher Mangel an Bartwuchs wie an Leibhaaren, eine Trübung der
Hautfarbe, von Ledergelb bis zum tiefen
Braun, bisweilen ins Rötliche spielend, vorstehende Jochbogen, begleitet bei den
meisten von einer schiefen
Stellung der
Augen.
Als zur eigentlichen mongolischen
Rasse (wofür
Fr.
Müller mittel- oder hochasiatische
Rasse setzen möchte) gehörig begreifen
wir jene
Völker, welche das ganze östliche, mittlere und nördliche
Asien,
[* 8] mit Ausnahme der in dem letztern Teil von
Hyperboreern
eingenommenen
Striche, bewohnen und sich über einen ansehnlichen Teil des nördlichen
Europa
[* 9] verbreiten.
In physischer Beziehung durch gewisse leicht in die
Augen springende Merkmale von ihrer Umgebung geschieden, bilden sie trotz
ethnischer Verschiedenheit eine durch gewisse physisch-psychische Merkmale ausgezeichnete Rasseneinheit.
Als Stammland der mongolischen
Rasse ist
Mittelasien anzusehen. Nach der
Sprache kann man die hierher gehörigen
Völker in solche
mit mehrsilbigen und in solche mit einsilbigen
Sprachen teilen. Zur ersten
Gruppe gehören die Uralier,
Altaier,
Japaner und Koreaner, zur zweiten die
Tibeter und
Himalajavölker, die Birmanen und
Lohitavölker, die
Thai- oder Schanvölker,
die Anamiten,
Chinesen und die isolierten
VölkerHinterindiens. Mehrere dieser
Völker spalten sich wiederum in verschiedene
Zweige, der uralische Volksstamm in den samojedischen und finnischen
Zweig, von denen der letztere wieder
in vier
Familien zerfällt: die ugrische, die bulgarische oder Wolgafamilie, die permische und die finnische
(Lappen,
Finnen,
Esthen,
Liven)
Familie.
Der altaische Volksstamm zerfällt in drei
Zweige: den tungusischen
(Tungusen und
Mandschu), den mongolischen, auf den wir
weiter unten näher eingehen werden, und den türkischen
(Jakuten,
Tataren,
Kirgisen,
Uzbeken,
Osmanen u. a.). Die noch zu dieser
Gruppe gehörigen
Japaner und Koreaner bilden einheitliche,
in sich geschlossene Völkerfamilien. Sie finden, ebenso wie die
Völker der einsilbigen Sprachengruppe, eingehende Besprechung in den ihnen besonders gewidmeten
Artikeln.
Der eigentliche mongolischeZweig zerfällt in drei
Familien: die Ostmongolen, die Westmongolen oder
Kalmücken
und die
Buräten. Über die beiden letztern s. die betreffenden
Artikel. Die Ostmongolen, welche die
Mongolei, das eigentliche
Stammland der Mongolen, bewohnen und daher vorzugsweise als Mongolen bezeichnet werden, zerfallen in zwei Abteilungen:
die Khalka- oder Chalka-Mongolen, im
Norden
[* 10] der
Gobi, und die
Schara-Mongolen, im
Süden bis gegen
Tibet. Mit den übrigen
Mitgliedern der mongolischen
Rasse haben sie die durchschnittlich mittelgroße, bei den
Frauen kleine
¶
mehr
Statur, den kurzen Hals, die schmächtigen Gliedmaßen, kleinen, schwarzen Augen, schmalen, geraden Augenbrauen, hohen, vorstehenden
Backenknochen, die breite und platte Nase,
[* 12] fleischigen Lippen, das kurze Kinn und die großen, abstehenden Ohren gemein. Die
Schädelbildung zeigt den brachykephalen Typus. Der Breitenindex beträgt (nach Broca) bei und Türken 81,40-81,49, bei Chinesen
77,60, bei Indochinesen 83,51, bei Finnen 83,69, bei Lappen 85,07. Das schwarze Haupthaar ist schlicht und grob, der dünne
Bart wächst in der Regel nur um Lippen und Unterkinn.
Die Farbe der Haut
[* 13] ist weiß mit einem Stich ins Gelbliche; die eigentlichen Mongolen haben ein bräunliches Gesicht
[* 14] mit roten Wangen,
auch teilen sie nicht mit den andern Mongolen den Hang zum Fettwerden, sind vielmehr hager, dabei aber stark. Die
Beine sind infolge ihrer eigentümlichen Reitmethode (mit sehr kurzen Steigbügeln) ein wenig nach außen gebogen, weshalb
sie etwas gekrümmt einhergehen und ihr Gang
[* 15] stark wackelnd erscheint. Vermöge des Phlegmas, welches dem
Mongolen innewohnt, ist seine Gemütsstimmung vorwiegend eine sanfte und friedliche.
Daher hat auch der Buddhismus in Zentral- und Ostasien so große Fortschritte machen können. Das schließt aber keineswegs eine
kriegerische Stimmung aus. Doch ist der Mongole nur dann zum tapfern Krieger geworden, wenn begeisterte Männer, die es verstanden,
ihn zu fanatisieren, sich an die Spitze stellten. Die Mongolen haben große Reiche gegründet, aber keins derselben
vermochte lange den Tod des Urhebers zu überdauern. Die großen Reiche im fernen OstenAsiens, deren Bewohner durchgehends der
mongolischen Rasse angehören, haben ihre Dauer vor allem dem Phlegma ihrer Bewohner zu verdanken sowie dem
Umstand, daß sie den ernsten Angriffen höher begabter Rassen nicht ausgesetzt waren.
Die Sprachen der zur mongolischen Rasse gehörigen Völker sind ebenso mannigfaltig wie die Kulturstufen, zu denen sich die
einzelnen Völker erhoben haben; dabei sind merkwürdigerweise die Sprachen der am tiefsten stehenden Stämme Nordsibiriens
durch eine mehr oder weniger entwickelte Formfülle ausgezeichnet, während die hoch entwickelten Chinesen
sich in der äußern Form ihrer Sprache an die einsilbigen IdiomeBirmas und Siams anschließen. Die Sprache der eigentlichen
Mongolen gehört zu den die Silben und Wörter ohne Beugung
[* 16] aneinander schließenden Sprachen; der Wortschatz ist ein Gemisch aus eignen,
chinesischen, türkischen und tibetischen Wörtern (vgl. Uralaltaische Sprachen).
Man druckt mit Holzblöcken; die Klöster sind der Sitz der Bücherkundigen und Gelehrten, der gemeine Mann ist völlig unwissend.
Als Produkte des mongolischen Volksgeistes sind die Erzählungen hervorzuheben, die jeder auswendig weiß, der auf den Namen
eines gebildeten Mannes Anspruch erhebt. Manche derselben sind von bedeutendem Umfang und beweisen die enorme
Gedächtniskraft dieses Naturvolks. Von den wenigen durch den Druck veröffentlichten Werken nennen wir: »Geschichte der Ostmongolen«
von dem Mongolenfürsten Ssanang-Ssetsen Khungtaidschi (um 1660; mongolisch und deutsch von I. J. ^[IsaakJacob] Schmidt, Petersb.
1829);
»Die Thaten des Gesser-Chan« (hrsg. von
I. J. ^[IsaakJacob] Schmidt, das. 1836; deutsch, das. 1839);
»Mongolische Annalen von Altan-Tobtschi« (mongolisch und russisch
von Galsang Gombojew, das. 1855);
»Mongolische Märchensammlung« (mongolisch und deutsch von Jülg, Innsbr. 1868);
»Proben
der Volkslitteratur der mongolischen Stämme« (hrsg. von Pozdnjejew, Petersb. 1880,
russisch). - Die Kleidung der ist bei beiden Geschlechtern dieselbe, bei den Weibern nur etwas mehr verziert.
Sie besteht im Sommer aus dunkeln Nankingröcken, im Winter aus Schafpelzen, die man mit einem Riemen zusammengürtet, von welchem
Messer,
[* 18] Pfeife und Tabaksbeutel herabhängen. Bei Regenwetter tragen die Vornehmen rote, die Gemeinen schwarze Tuchmäntel.
Den Kopf bedeckt eine im WintermitFuchs- oder Schaffell verbrämte Mütze, an den Füßen trägt man plumpe
Stiefel nach chinesischem Schnitt.
Beinkleider tragen beide Geschlechter gleichmäßig. Das Haupthaar scheren die Männer bis auf den Scheitel, an dem ein Zopf geflochten
wird; die Frauen teilen es nach beiden Seiten, flechten es in Zöpfe und schmücken es mit Perlen und Korallen.
[* 19] Den Bart scheren die Männer, rupfen ihn auch wohl aus. Die Wohnungen bestehen in runden Jurten aus hölzernen Gitterwänden,
die mit Filzdecken behängt sind; in der Mitte ist der Herd, auf dem nur Dung gebrannt wird. Im Winter beherbergt die Jurte auch
die kleinern Haustiere.