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oder Südlicht) des einen oder andern der Pole, aber alles vielfältig verhüllt von Wolkenzügen, deren Lichtglanz jeden andern auf der Erde, mit Ausnahme der noch über die Wolken ragenden beschneiten Hochgebirge, übertreffen wird. Es zeigt sich auch die allgemeine Abnahme des Lichts gegen die Phase und gegen den Rand der Erdkugel hin sowie sehr leicht die Wirkung der Rotation an dem Verschwinden dieser und an dem Auftreten andrer Punkte auf der Oberfläche. In dem Maß, wie die aufsteigende Sonne [* 2] sich dem Zenith und also auch der Erde nähert, hat die Phase dieser mehr und mehr abgenommen.
Die letzte, sehr feine Erdsichel, im Durchmesser viermal größer als die Sonnenscheibe [* 3] und dieser ganz nahe, wird unsichtbar, und es beginnt eine Sonnenfinsternis [* 4] von langer Dauer in dem Fall, daß ein zentraler Vorübergang stattfinden sollte. Dann werden sich die Phänomene, welche wir bei großen Sonnenfinsternissen beobachten, zum Teil in erhöhtem Maß zeigen, weil die Erdatmosphäre das Licht [* 5] der verdeckten Sonne rings um die Erde zum Teil durchlassen und so eine große und farbenreiche Corona [* 6] darstellen wird, deren Licht vielleicht nicht stark genug ist, um die vollständige Sichtbarkeit der Gestirne zu verhindern.
Auch darf man annehmen, daß während solcher Totalfinsternis die allgemeine Beleuchtung [* 7] von roter Farbe sein werde. Jedoch findet nicht jedesmal unter gedachten Umständen eine Finsternis statt, denn die Sonne kann auch seitlich an der Erde vorübergehen. Sobald die Sonne hinter der Erde wieder hervorgetreten ist, zeigt sich an letzterer bald wieder die feine Sichelform, und wenn sieben Tage später die Sonne untergeht, ist im Zenith die Erde wieder halb erleuchtet oder im ersten Viertel. Die Beleuchtung der Nachtseite des Mondes durch das von der Erde reflektierte Sonnenlicht gibt sich übrigens zu erkennen in der aschfarbenen Beleuchtung der Mondscheibe, die wir kurz vor und nach dem Neumond neben der glänzenden, der Sonne zugekehrten Lichtsichel gewahren. Kepler schrieb die richtige Erklärung dieses Phänomens seinem Lehrer Mästlin zu, doch hat dieselbe schon früher der geniale Ingenieur und Maler Leonardo da Vinci gegeben.
Mondatmosphäre.
Verschiedene ältere Mondbeobachter, von Hevel bis herab auf Schröter, haben dem [* 8] eine Atmosphäre zugeschrieben, andre, wie W. Herschel, haben dieselbe in Abrede gestellt, und diese Ansicht hat in der Hauptsache den Sieg davongetragen. Besäße nämlich der eine das Licht brechende Atmosphäre, so müßte uns ein Stern noch sichtbar sein, wenn er bereits hinter dem Mond steht, gerade so wie wir auch die Sterne infolge der atmosphärischen Strahlenbrechung [* 9] noch sehen, wenn sie sich bereits ein Stück unter dem Horizont [* 10] befinden.
Der aus der Dauer einer Sternbedeckung abgeleitete Durchmesser des Mondes müßte daher kleiner sein als der durch direkte Messung bestimmte. Da sich nun kein derartiger Unterschied ergab, so schloß Bessel, daß der Mond keine Atmosphäre besitze, deren Dichte den 900. Teil der unsrigen übersteigt. Neuere Untersuchungen haben indessen dieses Ergebnis einigermaßen modifiziert; es hat insbesondere Neison einen durch die Mondatmosphäre bewirkten Unterschied von 2'' in der Bestimmung des Monddurchmessers nachweisen zu können geglaubt und daraus auf die Existenz einer solchen Atmosphäre geschlossen, deren Dichte ungefähr 1/300 der unsrigen ist.
Auch Küstner ist bei einer neuern Bestimmung des Monddurchmessers aus Plejadenbedeckungen zu der Überzeugung gelangt, daß die Beobachtung von Sternbedeckungen durch den Mond kein so zuverlässiges Mittel zur Entscheidung der Frage nach der Mondatmosphäre abgebe, als man früher geglaubt hat. Das ist indessen sicher, daß die Mondatmosphäre, wenn eine solche existiert, nur eine sehr geringe Dichte besitzen kann, daß also auch beträchtliche Ansammlungen von Wasser auf dem Mond nicht existieren können, weil dieses verdunsten und in die Atmosphäre übergehen würde.
Mondkarten und Mondlandsc
haften.
Als Galilei das eben erst erfundene Fernrohr [* 11] 1610 auf den Mond richtete, erkannte er die Unebenheiten seiner Oberfläche, die Schatten [* 12] der Gebirge, und wagte Vermutungen über die Höhe derselben. Gleiche Wahrnehmungen machten andre Beobachter, und schon um die Mitte des 17. Jahrh. gab es Mondkarten, unter denen jedoch nur die zahlreichen Abbildungen Hevels (1647) einen für die damalige Zeit erheblichen Wert beanspruchen können, wenn auch alles nur nach dem Augenmaß verzeichnet wurde.
Noch
vor der Mitte des 18. Jahrh. aber stellte
Tob.
Mayer in
Göttingen
[* 13] zuerst die
Lage verschiedener Hauptpunkte des
Mondes durch
wirkliche Messungen fest und brachte eine zwar kleine, aber sehr genaue Mondkarte zu stande, die 1787 durch
Lichtenberg veröffentlicht
wurde.
Mayer ist daher als der Begründer der wissenschaftlichen
Selenographie zu betrachten. Seit 1784 begann
Schröter in
Lilienthal bei
Bremen
[* 14] mit
Hilfe großer
Spiegelteleskope seine Mondstudien. Er schritt aber nicht auf
Tob.
Mayers Wegen
fort, da er die
Ortsbestimmungen seines Vorgängers nicht wieder aufnahm, sondern sich auf die Spezialbeobachtung vieler Mondlandsc
haften
[* 15] bei wechselnder
Beleuchtung beschränkte, worin er für seine Zeit
Großes geleistet hat.
Sehr bedeutend sind die Fortschritte der Selenographie in unserm Jahrhundert. 1820-36 war es Lohrmann in Dresden, [* 16] seit 1830 Mädler in Berlin [* 17] (dessen 1837 erschienene Karte, eine ausgezeichnet feine Lithographie, auch unsrer beifolgenden »Mondkarte« zu Grunde liegt), dieser in freigebigster Weise durch Wilhelm Beer unterstützt, die nach langjähriger Arbeit Abbildungen des Mondes im Durchmesser von 3 Pariser Fuß lieferten, mit denen die frühern Versuche in keinen irgendwie zulässigen Vergleich gebracht werden können. Lohrmanns Karte, in Kupferstich ausgeführt, ward erst 1877 durch J. F. J. ^[Johann Friedrich Julius] Schmidt veröffentlicht (Leipz.), nachdem Lohrmann selbst nur vier Sektionen (1824) publiziert hatte. Von Schmidt haben wir außerdem als Frucht langjähriger eigner Beobachtungen in Bonn, [* 18] Olmütz [* 19] und Athen [* 20] eine »Karte der Gebirge des Mondes nach eignen Beobachtungen in den Jahren 1840-74« (Berl. 1878) in 25 Blättern, nebst einem Erläuterungsband.
Über 2000 Originalzeichnungen, zumeist nach Aufnahmen am Athener Refraktor, lieferten das Material zu dieser Darstellung, welche den Mond im Maßstab [* 21] 1:1,783,200 als Scheibe von 2 m Durchmesser zeigt. Beide hochverdienstlichen Arbeiten beruhen auf zahlreichen Messungen, die gemacht wurden, um für einige hundert Haupt- und Nebenpunkte die Positionen nach Länge und Breite [* 22] festzustellen, und auch Schröters Bestreben, die Höhe der Berge nach dem Schatten zu bestimmen, blieb nicht isoliert, da Mädler mehr als 1000 solcher Messungen hinzufügte. Bis zum Jahr 1840 gibt es keinerlei selenographische Arbeiten, die neben denen Lohrmanns und Mädlers eine hervorragende Bedeutung beanspruchen können. Nur die schriftlichen Notierungen von Kunowski in Berlin und vielleicht einige wenige Zeichnungen und Bemerkungen von ¶
mehr
Gruithuisen in München [* 24] wird man auch in Zukunft zu schätzen wissen. Versuche, die Mondoberfläche plastisch darzustellen, sind die von Russel und von der Hofrätin Witte in Hannover, [* 25] dann die sehr große Halbkugel des Mondes, seit 1850 von Thom. Dickert in Bonn unter Anleitung von J. F. J. ^[Johann Friedrich Julius] Schmidt gearbeitet. Seit der höhern Ausbildung der Photographie hat man auch auf diesem Weg die Oberfläche des Mondes dargestellt, und es gibt ausgezeichnete Lichtbilder von W. de la Rue, Rutherford und Nasmyth, die aber für die spezielle Topographie des Mondes bis jetzt nichts zu leisten vermochten, für die Darstellung des Vollmondes jedoch und selbst für Ortsbestimmungen noch zu großen Hoffnungen berechtigen. In neuerer Zeit haben sich besonders die Mitglieder des Lunarkomitees in London [* 26] mit der Topographie einzelner Landschaften beschäftigt; von Publikationen sei hier auf das am Schluß dieses Artikels citierte Werk von Nasmyth und Carpenter hingewiesen.
Wenn man durch Betrachtung der Mondkarten sich ein richtiges Bild von der Oberflächenbeschaffenheit unsers Trabanten verschaffen will, so muß man wohl berücksichtigen, daß dieselben die uns zugewendete Halbkugel des Mondes in orthographischer Projektion [* 27] zur Anschauung bringen. Demnach müssen die Oberflächenteile, je weiter sie von der Mitte des Bildes abstehen, mehr und mehr verkürzt und gegen die Ränder zu ganz hintereinander gedrängt erscheinen. Es wird also ein kreisförmiges Ringgebirge eine mehr und mehr elliptische Form annehmen, nach Maßgabe seines Abstandes von der Mitte, und wird dieser Abstand = 90°, so liegt das Ringgebirge im Rande des Mondes und stellt sich nun als eine Linie oder als einfacher Bergwall dar.
Das Erkennen wie das Zeichnen der Landschaften wird also um so schwieriger, je näher diese dem Rand liegen. Da aber die störende Trübung einer Mondluft nicht stattfindet, wird wenigstens die Klarheit oder Lichtstärke der Bilder am Rand sich von der der Mitte nicht unterscheiden. Als Übersichts- oder Gesamtbild betrachtet, kennen wir die eine Seite des Mondes besser als die Oberfläche unsrer Erde, weil auf dieser vieles noch gar nicht entdeckt oder nur unvollkommen erforscht ward; es genügt, an das Innere von Asien [* 28] und Afrika [* 29] sowie an die polaren Regionen zu erinnern.
Auch die Ortsbestimmungen erster Ordnung auf dem Mond sind, im ganzen betrachtet, wohl genauer, als es noch vor der Mitte des 18. Jahrh. sehr viele Längen- und Breitenbestimmungen auf der Erde waren. Erwägt man, daß die Karten von Lohrmann und Mädler ungefähr je 8000 einzelne Gegenstände darstellen, die größere Karte von Schmidt deren wenigstens 40,000 enthält, so folgt, daß sich die Selenographie in mancher Beziehung wohl mit der Geographie messen kann.
[Form und Höhe der Mondberge.]
Die Formen auf dem Mond, welche man mit Hilfe des Fernrohrs erblickt, zeigen sich bei günstiger Beleuchtung durch die Sonne in vorzüglicher Schärfe wegen des strengen Kontrastes von Licht und Schatten und wegen des Mangels an Übergängen zwischen jenen beiden Grenzen. [* 30] Die völlige Schärfe und reine Begrenzung der Schatten gestattet sehr genaue Messungen, und wie man aus dem Schatten eines Turms leicht seine Höhe findet, so kann man auf ähnliche Art auch zur Kenntnis der Höhe der Mondberge gelangen.
Da aber auf unserm Trabanten ein allgemeines Niveau, entsprechend dem Meeresspiegel bei uns, fehlt, so können wir die Höhen nicht als absolute auffassen, sondern müssen uns darauf beschränken, anzugeben, wie groß der Höhenunterschied zwischen dem Gipfel und jenem Punkt sei, der zur Zeit der Messung vom Schatten des Gipfels berührt ward. Die Rechnung gibt dann nach geschehener Messung für jenen Punkt die Sonnenhöhe = H und die relative Berghöhe = h. Wird ein Berg mehrfach gemessen, also bei ungleicher Höhe der Sonne, so wird auch das Resultat für h verschieden ausfallen, sowohl wenn der Gipfel abgerundet ist, als auch, wenn das Ende des Schattens auf bergiges Terrain fällt. Als Beispiel diene ein Teil der Messungen des hohen Berggipfels Huygens, angestellt von Schröter, Mädler und Schmidt.
H | h | |
---|---|---|
4° 46' | 3033 Toisen | Schmidt |
4° 47' | 2930 " | Mädler |
4° 48' | 3158 " | Schröter |
4° 51' | 3021 " | Schmidt |
5° 1' | 3419 " | Schröter |
5° 2' | 3045 " | Schmidt |
5° 4' | 2771 " | Mädler |
5° 18' | 2540 " | Schmidt |
5° 18' | 2475 " | Schmidt |
5° 20' | 2683 " | Schmidt |
Hier bemerkt man, daß bei zunehmender Sonnenhöhe H die Berghöhe h abzunehmen scheint, weil entweder der Gipfel kuppelförmig ist, oder die Ebene, welche der Schatten durchzieht, selbst ungleiche Höhe hat. Das Mittel dieser Messungen ist: H = 5° 1,5', h = 2906,5 Toisen oder 17,439 Pariser Fuß. Ähnlich wird man nun aus Messungen für die Tiefe eines Kraters die Werte h nach H ordnen, das Maximum der Tiefe erkennen und selbst annähernd die Krümmung der Bodenfläche des Kraters ermitteln können.
Nachdem viele Hunderte von Bergen [* 31] in solcher Weise vermessen und auch beiläufig hinsichtlich ihrer Neigungsmittel untersucht worden sind, war es möglich, ein Bild der Oberfläche des Mondes ganz in derselben Weise zu entwerfen, wie dies mit der Darstellung der Erdoberfläche, also auf den Landkarten, [* 32] geschieht. Was die Höhen der Mondberge anlangt, so erreichen die höchsten etwa 7500 m, 22 unter den 1100 von Beer und Mädler gemessenen sind über 4800 m, 6 über 5800 m hoch.
Die Form der Gebirge auf dem ist eine doppelte: Gebirge, die denen auf unsrer Erde gleichen, und ringförmige Bildungen. Der erste Typus ist nur wenig vertreten, hauptsächlich durch die Gebirgsketten, die sich ungefähr in der Mitte der nördlichen Mondhälfte in einem flachen Bogen [* 33] durch mehr als 30 Breitengrade von S. nach N. ziehen und mit den Namen Apenninen, Kaukasus und Alpen [* 34] belegt werden. Weit häufiger ist der Typus der ringförmigen Berge, welche charakterisiert sind durch einen kreisförmigen Wall, in dessen Innerm eine tiefe Ebene liegt, aus welcher oft ein oder auch mehrere Berge hervorragen, ohne indessen die Höhe des Walles zu erreichen.
Nach ihrer Größe und sonstigen Beschaffenheit bezeichnet man diese Gebilde mit verschiedenen Namen. Die größten von 75-275 km Durchmesser, mit unregelmäßigen, oft durchbrochenem Wall, heißen Wallebenen. Ihr Inneres ist verhältnismäßig eben, nur manchmal von unregelmäßigen Bergen besetzt oder durch Gebirgsarme geteilt. Schon Galilei hat dieselben mit dem großen geschlossenen Becken von Böhmen [* 35] verglichen. Die Mehrzahl derselben liegt auf der Südseite der sichtbaren Mondscheibe, wo sie mehrfach zusammenhängende Reihen in meridionaler Richtung bilden, wie die mit den Namen Katharina, Theophilus und Cyrillus bezeichneten. Von kleinern Dimensionen sind die Ringgebirge, deren Durchmesser 10-40 km beträgt. Sie sind regelmäßig gebaut, von einem kreisrunden, nach innen steiler als nach außen abfallenden Wall ¶