Zeit fällt auch die Vollendung der von
Geiger begonnenen »Pharmacopoea universalis«. 1841 übernahm er die
väterliche
Apotheke in
Koblenz
[* 2] und wurde Medizinalassessor beim rheinischen
Medizinalkollegium in
Koblenz. Durch sein »Lehrbuch
der pharmazeutischen
Technik« (Braunschw. 1847, 3. Aufl. 1866) wurde der
ganze pharmazeutische
Apparat wesentlich umgestaltet und verbessert, und noch größere Bedeutung erlangte
in andrer
Richtung sein
»Kommentar zur preußischen
Pharmakopöe« (3. Aufl., das. 1865; als
»Kommentar zur Pharmacopoea germanica«,
das. 1874),
welcher für den chemischen Teil der
Pharmazie als epochemachend bezeichnet werden kann. Die
Maßanalyse bereicherte
er mit neuen
Methoden und sehr zweckmäßigen
Apparaten, und sein »Lehrbuch der chemisch-analytischenTitriermethode«
(Braunschw. 1855-59, 6. Aufl. 1886) ist bis jetzt das Hauptwerk
auf diesem Gebiet geblieben. 1857 zog sich Mohr von der
Pharmazie zurück. 1864 habilitierte er sich in
Bonn
[* 3] als
Privatdozent
für
Pharmazie,
Chemie und
Geologie
[* 4] und trat alsbald mit seiner »Geschichte der
Erde«
(Bonn 1866, 2. Aufl. 1875) hervor, welche
die plutonistische
Theorie bekämpfte, zahlreiche
Irrtümer nachwies und neue
Theorien aufstellte, die aber fast allseitigen
Widerspruch hervorriefen.
Man warf ihm vor, daß er auf die chemischen Verhältnisse zu großen
Nachdruck gelegt und die mineralogischen und geologischen
Verhältnisse nicht genügend berücksichtigt habe. 1867 wurde er zum außerordentlichen
Professor der
Pharmazie ernannt
und starb Er schrieb noch: »MechanischeTheorie der chemischen
Affinität« (Braunschw. 1868),
2)
Christian, Bildhauer, geb. 1823 zu
Andernach, begann seine Laufbahn in
Köln,
[* 7] führte dann in
Mainz
[* 8] und
Koblenz einige
Arbeiten von vorwiegend ornamentalem
Charakter aus und lebt seit 1845 in
Köln, wo er längere Zeit die
Stelle
eines Dombildhauers bekleidete. Der König von
Preußen
[* 9] verlieh ihm 1864 den Professortitel. Er hat ausgezeichnete
Arbeiten
für den
Dom und andre
Kirchen geliefert, welche die Anforderungen des strengen Kirchenstils mit einer
künstlerisch geschmackvollen Formenbildung vereinigen. Besonders hervorzuheben sind davon die Standbilder des
ApostelsPetrus
und die von acht andern
Heiligen, die
Figuren der 59
Engel unter den
Baldachinen in den
Hohlkehlen
[* 10] des Südportals, die kleinen
Standbilder am
GrabKonrads von Hochstetten, die
Entwürfe für die Domthüren u. a. Auch hat er vortreffliche
Porträtbüsten geschaffen.
3)
Eduard, Afrikareisender, geb. zu
Bremen,
[* 11] widmete sich dem
Handel, ging 1848 nach
Amerika
[* 12] und von
New York um das
KapHorn nach
Kalifornien, wo er bis 1851 verblieb. Von hier aus unternahm er verschiedene Handelsreisen nach
Hawai
[* 13] und
Indien,
kehrte 1859 über
Aden
[* 14] und
Suez nach
Europa
[* 15] zurück, ging aber schon 1861 wieder nach
New York und von da
nach
Java. 1863 kam er nach
Bremen, besuchte die Untersteuermannsschule und unternahm dann eine Jagdreise nach den Zululändern
in
Afrika.
[* 16]
Nach
Bremen 1867 zurückgekehrt, besuchte er die Obersteuermannsschule und trat darauf im
Dezember 1868 eine
neue größere
Reise an nach den
Mosiwatunja- oder Victoriafällen des
Sambesi. Die
Resultate dieser
Reise, auf der Mohr von dem
Hütteningenieur A.
Hübner begleitet wurde, waren namentlich wertvoll
wegen der auf derselben gemachten astronomischen Bestimmungen. 1870 kehrte
Mohr nach
Europa zurück und lebte als Privatmann in
Bremen, bis er Anfang 1876 von der
DeutschenAfrikanischenGesellschaft den Auftrag erhielt, von der Westküste
Afrikas aus in das unbekannte
Innere des
Kontinents vorzudringen. Mohr verließ
Europa starb aber schon 26. Dez. d. J. zu Malange in
Angola. Außer wertvollen Beiträgen in geographischen
Zeitschriften
publizierte Mohr:
»Reise- und Jagdbilder aus der
Südsee,
Kalifornien und Südostafrika«
(Brem. 1868) und »Nach
den Victoriafällen des
Sambesi« (Leipz. 1875, 2 Bde.).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Frankfurt,
[* 17]
Kreis
[* 18]
Königsberg,
[* 19] am MohrinerSee, hat eine schöne evang.
Kirche,
eine Erziehungsanstalt für arme
Kinder, Maränenfischerei und (1885) 1390 meist evang.
Einwohner.
(Möhre,
DaucusL.),
Gattung aus der
Familie der
Umbelliferen,
[* 23] ein- oder zweijährige, gewöhnlich borstig rauhhaarige
Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern mit schmalen oder kleinen
Segmenten, vielblätterigen oder fehlenden
Hüllen
und
Hüllchen, weißen
Blüten, oft brauner Gipfel- oder Zentralblüte und vom
Rücken zusammengedrückter, stachliger
Frucht.
Etwa 20
Arten. Die gemeine Mohrrübe
(gelbe Rübe, D. CarotaL.), zweijährig, 30-60
cm hoch, mit gefurchtem, steifhaarigem
Stengel,
[* 24] doppelt oder dreifach gefiederten Blättern mit fiederspaltigen Blättchen und länglich lanzettlichen Zipfeln,
vielblätterigen
Hüllen und
Hüllchen, drei- oder fiederspaltigen Hüllblättchen, wächst in
Europa, Nordasien und
Nordamerika
[* 25] und wird vielfach der
Wurzel
[* 26] halber angebaut, welche, ursprünglich dürr und holzig, durch die
Kultur
fleischig, süß schmeckend, rot oder gelb geworden ist.
Die Mohrrübe gedeiht in jedem gut zubereiteten, dungkräftigen
Boden, wenn derselbe nicht zu bindig ist, und liebt hauptsächlich
Tiefgrundigkeit,
Frische und Lockerheit und sonnige
Lage; am besten gedeiht sie auf
Kalk- und Sandmergel,
während bei Mangel an
Kalk der Zuckergehalt sinkt. Da die Mohrrübe sehr langsam wächst und leicht vom Unkraut erstickt wird, so
bringt man sie gern nach
Hackfrüchten und bearbeitet den
Boden im
Herbst sehr tief, selbst durch
Rigolen, und im Frühjahr nochmals.
Bei den Futtermöhren kommt es hauptsächlich auf großen
Ertrag an; die zartern, zuckerreichen
Mohren,
welche sich allmählich zuspitzen, und die noch feinern Karoten
(Karotten) oder Hornmöhren, welche kurz, unten rundlich abgestumpft
sind und in ein dünnes
¶
mehr
Würzelchen auslaufen, werden gegessen. Zur Aussaat mischt man den Samen
[* 28] mit feuchtem Sand, läßt ihn keimen und säet ihn
dann in Reihen, die 20-45 cm voneinander entfernt sind, wobei man die Samen am besten in 2-3 cm tiefe, 8-18 cm voneinander entfernte
Löcher legt und mit guter Komposterde deckt. Jäten, Behacken, Verstellen und abermaliges Behacken bilden
die weitere Bearbeitung. Vor derErnte
[* 29] schneidet man das Kraut ab und hebt dann die Rüben bei trocknem Wetter
[* 30] aus.
Sie lassen sich bei zweckmäßiger Lagerung recht gut bis zum Frühjahr aufbewahren. Samenmöhren werden sorgfältig im Keller
überwintert. Man beschneidet sie bis gegen die Herzblätter, steckt sie in kaum angefeuchteten Sand und
setzt sie zur Zeit der Baumblüte an sonnigen, geschützten Stellen in Gärten fußweit voneinander. Von der großen Futtermöhre
hat man über 1200 Ztr. vom Hektar geerntet, doch gilt als Mittel ein Ertrag von 600-640 Ztr. Feinde der Mohrrübe sind: die Möhrenfliege
(Pslia rosaeFabr.), deren Larve, wie der Engerling und der Drahtwurm (ElatersegetisL.), die Wurzeln beschädigt,
die Raupe der Flöhkrauteule (MamestrapersicariaeL.), welche das Kraut abfrißt, die Mohnblattlaus (AphispapaverisFabr.),
welche die obern Stengelteile aussaugt. Im Gemenge mit Trockenfutter sind die Mohrrüben ein gedeihliches Futter für alle
Haustiere und eignen sich auch zur Mästung; besonders sind sie für Schafmütter und Lämmer, für Pferde
[* 31] und Geflügel sehr zu empfehlen, auch für Kühe und Schweine
[* 32] jedem andern Wurzelgewächs, besonders den Kartoffeln, vorzuziehen.