Auch am Rumpfparlament nahm er teil. In allen nachherigen württembergischen Ständeversammlungen gehörte Mohl der äußersten
Linken an. Er war Mitglied des Zollparlaments und bis 1874 des Reichstags. Er gehörte zu den eifrigsten Anhängern der großdeutschen
Partei. Sein »Mahnruf zur Bewahrung Süddeutschlands vor den äußersten Gefahren« (Stuttg. 1867) bekämpfte den Anschluß
der süddeutschen Staaten an den Norddeutschen Bund; nach 1870 bekämpfte er jede Kompetenzerweiterung des Reichs. In Wort und
Schrift war er der thätigste Vorkämpfer der Schutzzollpartei, besonders durch seine »Ständischen
Berichte über den preußisch-französischen Handelsvertrag« (Stuttg. 1863). Er starb in
Stuttgart. Die Zahl seiner Flugschriften über Tagesfragen ist eine sehr große; er kämpfte für das Frankensystem
als Grundlage des deutschen Münzwesens (»Zur Münzreform«, Stuttg.
1867),
für Einschränkung der papiernen Umlaufsmittel (»Über Bankmanöver etc.«,
das. 1858),
für ein in den Händen der Einzelstaaten zentralisiertes Eisenbahnsystem (»Über den Entwurf eines Reichseisenbahngesetzes«,
das. 1874), für das Tabaksmonopol etc.
4) Hugo von, Botaniker, Bruder der vorigen, geb. zu Stuttgart, studierte seit 1823 in Tübingen
Medizin, widmete sich dann, nachdem er 1828 promoviert hatte, in München botanischen Studien und ging nach epochemachenden
Arbeiten über die Anatomie des Farnen-, Cykadeen- und Palmenstammes (1832) als Professor der Physiologie nach Bern,
1835 als
Professor der Botanik nach Tübingen und starb hier Seine wissenschaftlichen Untersuchungen sind beinahe allen Gebieten
der Botanik förderlich gewesen, namentlich aber förderte er die Phytotomie und machte speziell das feste Zellstoffgerüst
der Pflanzen zum Gegenstand der eingehendsten und erfolgreichsten Untersuchungen.
Auch Physiologie und Entwickelungsgeschichte wurde von ihm erheblich gefördert. Mohl unterschied 1844 den
Primordialschlauch und erkannte 1846 das Protoplasma, welches er mit dem noch jetzt üblichen Namen belegte. Er schrieb: »Über
den Bau und das Winden der Ranken und Schlingpflanzen« (Tübing. 1827);
»Über den Bau und die Formen der Pollenkörner« (Bern
1834);
»Mikrographie oder Anleitung zur Kenntnis und zum Gebrauch des Mikroskops« (Tübing. 1846);
»Grundzüge der
Anatomie und Physiologie der vegetabilischen Zelle« (Braunschweig 1851).
Eine Anzahl der wichtigsten Abhandlungen ist in seinen
»Vermischten Schriften botanischen Inhalts« (Tübingen 1845) gesammelt. Auch lieferte er Beiträge zu dem Palmenwerk von Martius,
und seit 1843 gab er mit Schlechtendal die »Botanische Zeitung« heraus.
Johann Adam, Hauptvertreter der neuern katholischen Theologie, geb. zu Igersheim, wurde 1819 zum Priester
geweiht und trat 1820 als Präparant im Wilhelmsstift und bald darauf als theologischer Repetent an der Universität Tübingen
auf. Nachdem er sich für Kirchenrecht, Kirchengeschichte und Patristik habilitiert, ward er 1826 zum außerordentlichen, 1828 zum
ordentlichen Professor der Theologie ernannt. 1835 folgte er einem Ruf in gleicher Eigenschaft nach München, wo er starb.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die Einheit in der Kirche oder das Prinzip des Katholizismus« (Tübing. 1825, 2. Aufl.
1843);
»Athanasius d. Gr. und die Kirche seiner Zeit im Kampf mit dem Arianismus« (Mainz 1827, 2. Aufl. 1844);
»Symbolik« (das. 1832, 9. Aufl. 1884),
worin er den
Protestantismus durch Idealisierung des Katholizismus bekämpfte.
Seine »Gesammelten
Schriften« (Regensb. 1839, 2 Bde.)
gab Döllinger, seine »Patrologie oder christliche Litterärgeschichte« (das. 1839) Reithmayr, seine »Kirchengeschichte« (das.
1867-70, 3 Bde.) Gams heraus.
(Moen), russ. Insel am Eingang des Rigaischen Meerbusens, zum Gouvernement Livland gehörig, 207 qkm (3¾ QM.) groß,
vom Festland durch den Mohnsund (s. d.), von Ösel, womit sie bis ins 14. Jahrh. zusammenhing, durch den
flachen, sogen. Kleinen Sund getrennt, wird von Esthen und einigen Deutschen bewohnt.
Henrik, Meteorolog, geb. zu Bergen in Norwegen, studierte daselbst, wurde 1861 Observator an der Sternwarte
der Universität und 1866 Direktor des wesentlich auf seine Veranlassung gegründeten meteorologischen Instituts in Christiania.
1876-78 leitete er eine Wissenschaftliche Expedition im norwegischen Nordmeer, und 1882 bis 1883 stand
auch die zu Bossekop errichtete Station unter seiner obersten Leitung. Mohn veranlaßte die Errichtung der im hohen Norden Europas
gelegenen meteorologischen Stationen und schrieb: »Grundzüge der Meteorologie« (4. Aufl., Berl. 1887);
»Température de la
mer entre l'Irelande, l'Écosse et la Norvège« (Christian. 1870);
rechtsseitiger Nebenfluß der Ruhr, im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, entspringt als Ahe in der Gegend von
Brilon, verschwindet dann auf einer Strecke von etwa 3 km in Kalksteinklüften, um dann als Möhne wieder hervorzutreten, und mündet
nach 55 km langem Lauf bei Neheim.
In der Schere zwischen und Ruhr der Arnsberger Wald.
(Oleum papaveris), fettes Öl der Samen des Mohns (Papaver somniferum), welche davon beim kalten Pressen 33, beim
warmen Pressen gegen 50 Proz. geben. Das ist blaßgelb, dünnflüssig, von angenehmem Geruch und Geschmack,
besitzt das spez. Gew. 0,922-0,925,
erstarrt erst bei -20° zu einer dicken, weißen Masse, trocknet an der Luft, löst sich in 25 Teilen kaltem und 6 Teilen heißem
Alkohol, verbrennt langsamer als die übrigen fetten Öle, liefert eine sehr harte, weiße Seife und besteht wesentlich aus
dem Glycerid der Leinölsäure. Man benutzt es vielfach als Speiseöl, zu feinerm Firnis etc.
Meerenge zwischen Esthland und den Inseln Mohn, Ösel und Dagö, verbindet den Finnischen mit dem Rigaischen Meerbusen,
hat eine Länge von 60 km, eine Breite von 6-19 km und eine Tiefe von 5,2-22 m. Im M. befinden
sich viele die Schifffahrt gefährdende Sandbänke, Riffe und Inseln (unter letztern Worms die bedeutendste).
1) Karl Friedrich, Chemiker, geb. zu Koblenz, studierte seit 1823 in Bonn Naturwissenschaft,
widmete sich dann der Pharmazie, studierte in Heidelberg und Berlin, hielt darauf in seiner Vaterstadt naturwissenschaftliche
Vorlesungen und beschäftigte sich viel mit Konstruktion und Anfertigung von Apparaten und Instrumenten. In diese
mehr
Zeit fällt auch die Vollendung der von Geiger begonnenen »Pharmacopoea universalis«. 1841 übernahm er die
väterliche Apotheke in Koblenz und wurde Medizinalassessor beim rheinischen Medizinalkollegium in Koblenz. Durch sein »Lehrbuch
der pharmazeutischen Technik« (Braunschw. 1847, 3. Aufl. 1866) wurde der
ganze pharmazeutische Apparat wesentlich umgestaltet und verbessert, und noch größere Bedeutung erlangte
in andrer Richtung sein »Kommentar zur preußischen Pharmakopöe« (3. Aufl., das. 1865; als »Kommentar zur Pharmacopoea germanica«,
das. 1874),
welcher für den chemischen Teil der Pharmazie als epochemachend bezeichnet werden kann. Die Maßanalyse bereicherte
er mit neuen Methoden und sehr zweckmäßigen Apparaten, und sein »Lehrbuch der chemisch-analytischen Titriermethode«
(Braunschw. 1855-59, 6. Aufl. 1886) ist bis jetzt das Hauptwerk
auf diesem Gebiet geblieben. 1857 zog sich Mohr von der Pharmazie zurück. 1864 habilitierte er sich in Bonn als Privatdozent
für Pharmazie, Chemie und Geologie und trat alsbald mit seiner »Geschichte der Erde« (Bonn 1866, 2. Aufl. 1875) hervor, welche
die plutonistische Theorie bekämpfte, zahlreiche Irrtümer nachwies und neue Theorien aufstellte, die aber fast allseitigen
Widerspruch hervorriefen.
Man warf ihm vor, daß er auf die chemischen Verhältnisse zu großen Nachdruck gelegt und die mineralogischen und geologischen
Verhältnisse nicht genügend berücksichtigt habe. 1867 wurde er zum außerordentlichen Professor der Pharmazie ernannt
und starb Er schrieb noch: »Mechanische Theorie der chemischen Affinität« (Braunschw. 1868),
mit Nachtrag: »Allgemeine
Theorie der Bewegung und Kraft« (das. 1869);
»Chemische Toxikologie« (das. 1874);
»Der Weinstock und der Wein« (Kobl. 1864).
2) Christian, Bildhauer, geb. 1823 zu Andernach, begann seine Laufbahn in Köln, führte dann in Mainz und
Koblenz einige Arbeiten von vorwiegend ornamentalem Charakter aus und lebt seit 1845 in Köln, wo er längere Zeit die Stelle
eines Dombildhauers bekleidete. Der König von Preußen verlieh ihm 1864 den Professortitel. Er hat ausgezeichnete Arbeiten
für den Dom und andre Kirchen geliefert, welche die Anforderungen des strengen Kirchenstils mit einer
künstlerisch geschmackvollen Formenbildung vereinigen. Besonders hervorzuheben sind davon die Standbilder des Apostels Petrus
und die von acht andern Heiligen, die Figuren der 59 Engel unter den Baldachinen in den Hohlkehlen des Südportals, die kleinen
Standbilder am Grab Konrads von Hochstetten, die Entwürfe für die Domthüren u. a. Auch hat er vortreffliche
Porträtbüsten geschaffen.
3) Eduard, Afrikareisender, geb. zu Bremen, widmete sich dem Handel, ging 1848 nach Amerika und von New York um das
Kap Horn nach Kalifornien, wo er bis 1851 verblieb. Von hier aus unternahm er verschiedene Handelsreisen nach Hawai und Indien,
kehrte 1859 über Aden und Suez nach Europa zurück, ging aber schon 1861 wieder nach New York und von da
nach Java. 1863 kam er nach Bremen, besuchte die Untersteuermannsschule und unternahm dann eine Jagdreise nach den Zululändern
in Afrika.
Nach Bremen 1867 zurückgekehrt, besuchte er die Obersteuermannsschule und trat darauf im Dezember 1868 eine
neue größere Reise an nach den Mosiwatunja- oder Victoriafällen des Sambesi. Die Resultate dieser Reise, auf der Mohr von dem
Hütteningenieur A. Hübner begleitet wurde, waren namentlich wertvoll
wegen der auf derselben gemachten astronomischen Bestimmungen. 1870 kehrte
Mohr nach Europa zurück und lebte als Privatmann in Bremen, bis er Anfang 1876 von der Deutschen Afrikanischen
Gesellschaft den Auftrag erhielt, von der Westküste Afrikas aus in das unbekannte Innere des Kontinents vorzudringen. Mohr verließ
Europa starb aber schon 26. Dez. d. J. zu Malange in Angola. Außer wertvollen Beiträgen in geographischen Zeitschriften
publizierte Mohr: »Reise- und Jagdbilder aus der Südsee, Kalifornien und Südostafrika« (Brem. 1868) und »Nach
den Victoriafällen des Sambesi« (Leipz. 1875, 2 Bde.).