Vgl. H.
Schulze,
Robert von
Mohl. Ein Erinnerungsblatt (Heidelb. 1886).
2)
Julius von, berühmter
Orientalist,
Bruder des vorigen, geb. zu
Stuttgart, studierte in
Tübingen erst
Theologie,
sodann in
England und zu
Paris
[* 16] unter Silvestre de
Sacy und
RémusatorientalischeSprachen (namentlich
Persisch,
Arabisch und
Chinesisch) und erhielt 1826 eine außerordentliche Professur der orientalischen Litteratur zu
Tübingen, verbrachte
aber die nächsten Jahre meist in
Paris,
London
[* 17] und
Oxford
[* 18] mit gelehrten Forschungen, als deren
Früchte die mit
Olshausen bearbeiteten
»Fragments relatifs
à la religion de Zoroastre« (Par. 1829) erschienen. Dann veröffentlichte
er zwei ältere lateinische, von gelehrten
Jesuiten herrührende Übersetzungen chinesischer Religionsbücher: »Confucii Chi-king,
sive liber carminum, ex latina P. Lacharme interpretatione« (Stuttg. 1830) und »Y-king,
antiquissimus Sinarum liber, ex interpretatione P.
Regis« (das. 1834-39, 2 Bde.),
wendete sich aber von nun an ausschließlich dem
Studium des
Persischen zu. Von der französischen
Regierung
mit der Herausgabe und Übersetzung des »Shâhnâme« von
Firdusi für die »Collection orientale« beauftragt, nahm er 1834 in
Tübingen seine Entlassung und siedelte ganz nach
Paris über, wo er sich naturalisieren ließ. Jenes Prachtwerk erschien in
sechs Foliobänden (Par. 1838-66), wozu nach Mohls
Tod noch ein siebenter (von Meynard vollendet, das.
1878) kam.
Die
AusgrabungenBottas in
Ninive wurden auf seine Veranlassung und nach seinem
Plan unternommen; in Beziehung darauf veröffentlichte
er:
»Lettres de
Mr.
Botta sur les découvertes à Khorsabad« (1845). Überhaupt war Mohl unermüdlich in der
Förderung wissenschaftlicher Bestrebungen, und sein
Salon bildete während des zweiten Kaiserreichs einen Sammelpunkt der
Gelehrten und litterarischen Berühmtheiten. Er starb Seine
Berichte an die
AsiatischeGesellschaft erschienen nach
seinem
Tod gesammelt unter dem
Titel: »Vingt-sept ans d'histoire des études orientales« (hrsg.
von seiner
Witwe, 1879-80, 2 Bde.).
Vgl.
Simpson,
Julius and
Mary Mohl, letters and recollections (Lond. 1887).
Auch am Rumpfparlament nahm er teil. In allen nachherigen württembergischen Ständeversammlungen gehörte Mohl der äußersten
Linken an. Er war Mitglied des Zollparlaments und bis 1874 des Reichstags. Er gehörte zu den eifrigsten Anhängern der großdeutschen
Partei. Sein »Mahnruf zur Bewahrung Süddeutschlands vor den äußersten Gefahren« (Stuttg. 1867) bekämpfte den Anschluß
der süddeutschen Staaten an den Norddeutschen Bund; nach 1870 bekämpfte er jede Kompetenzerweiterung des Reichs. In Wort und
Schrift war er der thätigste Vorkämpfer der Schutzzollpartei, besonders durch seine »Ständischen
Berichte über den preußisch-französischen Handelsvertrag« (Stuttg. 1863). Er starb in
Stuttgart. Die Zahl seiner Flugschriften über Tagesfragen ist eine sehr große; er kämpfte für das Frankensystem
als Grundlage des deutschen Münzwesens (»Zur Münzreform«, Stuttg.
1867),
für Einschränkung der papiernen Umlaufsmittel (»Über Bankmanöver etc.«,
das. 1858),
für ein in den Händen der Einzelstaaten zentralisiertes Eisenbahnsystem (»Über den Entwurf eines Reichseisenbahngesetzes«,
das. 1874), für das Tabaksmonopol etc.
Eine Anzahl der wichtigsten Abhandlungen ist in seinen
»Vermischten Schriften botanischen Inhalts« (Tübingen 1845) gesammelt. Auch lieferte er Beiträge zu dem Palmenwerk von Martius,
und seit 1843 gab er mit Schlechtendal die »BotanischeZeitung« heraus.