in Ostafrika, 124,208 in Südafrika und 60,640 in Westafrika. Amerika wird mit 352,033 aufgeführt, wovon auf Westindien 308,260
und auf Nordamerika 43,723 fallen. Den Schluß bildet Polynesien nebst Australien mit 280,648.
Diese Erfolge stehen nun allerdings in keinem Verhältnis zu der enormen Zahl von Arbeitskräften und Geldmitteln, die darauf
verwendet werden. Insonderheit stellen das mohammedanische Asien und Amerika einen ziemlich unfruchtbaren
Boden dar; sogar in Ostindien, wo alle möglichen Missionen sich in Bekämpfung einer uralten Kulturreligion den Rang ablaufen
wollen, sind die Erfolge bis jetzt noch fraglos klein. Wohlthätig hat die Mission fast überall da gewirkt, wo sie
tiefer stehenden Völkern zugleich mit einer überlegenen Bildung nahen konnte, so besonders bei den Negern,
Hottentoten und Kaffern.
Auf Madagaskar hat die Mission trotz mehrfacher Verfolgungen immer wieder festen Fuß gefaßt. Auf der Westküste Afrikas ist der
Erfolg der englischen, amerikanischen und deutschen Missionen fortwährend im Steigen begriffen. Ebenso hat die Mission auf
den nordöstlichen Inseln, besonders den Gesellschafts-, Sandwich-, Freundschafts- und Markesasinseln, namhafte Erfolge errungen.
Nur dürftige Erfolge weist dagegen die Mission unter den Juden auf, welche in neuerer Zeit besonders von England aus betrieben
wird.
Vgl. Henrion, Allgemeine Geschichte der Missionen (a. d. Franz., Schaffh. 1847-52, 4 Bde.);
Kalkar, Geschichte der christlichen Mission unter den Heiden (deutsch von Michelsen, Gütersl. 1879-81, 2 Bde.);
Wiggers, Geschichte der evangelischen Mission (Gotha 1845-46, 2 Bde.);
Vormbaum, Die Missionsgeschichte in Biographien (Elberf. 1864 ff., 5 Bde.);
Burkhardt, Kleine Missionsbibliothek (2. Aufl. von Grundemann, Bielef. 1876-81, 4 Bde.);
Plitt, Geschichte der lutherischen Mission (Erlang. 1871);
Buß, Die christliche Mission, ihre prinzipielle Berechtigung
und praktische Durchführung (Leid. 1876);
Christlieb, Der gegenwärtige Stand der evangelischen Heidenmission (Gütersl. 1880);
Gundert, Die evangelische Mission (2. Aufl., Kalw 1886);
Warneck, Abriß einer Geschichte der protestantischen Mission (2. Aufl., Leipz.
1883);
in der kath. Kirche überhaupt die Priester, welche in besondern Lehranstalten zu Missionären für
Nichtchristen, auch für Protestanten gebildet werden und in klösterlichen Vereinen für die Missionszwecke leben und thätig
sind;
der größte Strom Nordamerikas, der 10 Staaten berührt,
in Gegenden entspringt, wo Schnee und Eis den Boden ein halbes Jahr bedecken, und mündet, wo in einem fast
tropischen Klima beide nur dem Namen nach bekannt sind. Sein Quellbezirk, der erst 1832 von Allen und Schoolcraft aufgefunden
ward, liegt auf dem unbedeutenden Höhenzug der Schwarzen Hügel, die einen Teil der Wasserscheide zwischen dem
Mexikanischen Meerbusen,
der Hudsonbai und dem Atlantischen Meer bilden.
Hier entspringt er in einer Meereshöhe von 512 m, durchfließt den 1,39 qkm großen Elk Lake (481 m ü. M.) und ergießt sich
nach kurzem Lauf in den Itaskasee (47° 14' nördl. Br., 479 m ü. M.), der gewöhnlich als seine eigentliche Quelle angesehen
wird. Als ein Bach von 5 m Breite und kaum ⅓ m Tiefe tritt der aus diesem See heraus, fließt in nordöstlicher
Richtung, bildet eine Anzahl Stromschnellen und vereinigt sich bei dem Permidji- oder Traversesee, den er nahe seiner Einmündungsstelle
wieder verläßt, mit seinem andern Quellfluß, dem gleich langen La Place. Er durchfließt darauf noch
mehrere kleinere und größere Seen, zuletzt den Caß- und Winiboshishsee, von welchem an er südliche Richtung annimmt, die
er bis zu seiner Mündung beibehält.
Die ersten beträchtlichen Fälle des Mississippi sind die von Peckagama, 432 km unterhalb der Quelle, wo der Fluß in einem felsigen
Kanal von 24 m Breite in einem sehr geneigten Bett (von 6 m Fall auf 180 m) dahinstürzt. Von hier an bis zu seiner Mündung
ist der Fluß für Dampfschiffe fahrbar. Nur bei den Fällen von St. Anthony (1049 km von der Quelle), welche 5,5 m senkrecht
herabstürzen, wird dieselbe unterbrochen. 14 km weiter unten nimmt der Mississippi den Minnesota oder St. Peter's
River von W. auf, und etwa 130 km weiter stromabwärts den St. Croix, von O. her, und erweitert sich sodann zu dem 40 km
langen und 4,8 km breiten Pepinsee, an dessen unterm Ende der Chippewa von NO. her einmündet.
Unter 42° nördl. Br. wird der Mississippi durch den Wisconsin, nahe unter 40° durch den Des Moines, beide von W. her, und unter 39°
durch den Illinois, von O. her, verstärkt. 29 km weiter unten (2140 km unterhalb der Quelle) mündet von NO. her der Missouri
ein, der bei seiner Vereinigung mit dem Mississippi größer und wasserreicher als dieser ist
und dessen bis dahin klares Wasser trübt. Die weitern Nebenflüsse des Mississippi sind von O. her der schiffbare Kaskaskia und der
Ohio (2444 km von der Quelle), dann von W. her unter 34° nördl. Br. der White River, der in den Ozarkbergen
entspringt, und 25 km unterhalb desselben der Arkansas, nächst dem Missouri der wichtigste Nebenfluß, der im Felsengebirge
entspringt.
Ungefähr 1½° südlicher ergießt sich der Yazoo wieder von O. her in den und schließlich der, wie der Arkansas, an den
Felsengebirgen entspringende Red River (503 km oberhalb der Mündung des Mississippi). Unmittelbar unter der Mündung
des Red River zweigen sich vom Mississippi vier Arme ab, die aber dem Hauptstrom an Wasserreichtum bedeutend nachstehen: der erste,
der Atchafalaya, ein altes Bett des Flusses, mündet in die gleichnamige Bai am Meerbusen von Mexiko;
der zweite, der Iberville,
zweigt sich auf der Ostseite vom Hauptstrom ab und mündet, den Maurepas-, Pontchartrain- und Borgnesee durchfließend, östlich
in den Mexikanischen Meerbusen;
die beiden andere Arme, Plaquemine und Bayou la Fourche genannt, verlassen den Mississippi auf der Westseite
zwischen dem Atchafalaya und New Orleans, indem der erstere sich mit dem Atchafalaya verbindet, der letztere
aber unmittelbar in den Meerbusen von Mexiko mündet. 153 km unterhalb New Orleans ergießt sich der Hauptstrom in sechs Mündungen
von ungleicher Größe in den Meerbusen von Mexiko.
Diese Mündungen sind: der Nordostpaß, Paß à l'Outre, Ost-, Südost-, Süd-
und Südwestpaß. Der ganze Lauf des Mississippi beträgt 4209 km, und sein Flußgebiet umfaßt 3,221,800 qkm (58,514
QM.), verteilt wie folgt:
mehr
Namen der Flüsse
Flußgebiet QKilom.
Stromlänge Kilometer.
Wassermasse Kubikmeter in d. Sekunde
Oberer Mississippi
437700
2140
2900
Missouri
1341600
4983
3400
Ohio
554200
2035
4480
Arkansas
489500
2436
1780
Red River
251200
1930
1610
Kleinere Nebenflüsse
147600
-
4940
Man ersieht hieraus, daß, was Stromlänge betrifft, der Missouri als eigentlicher Quellstrom des Mississippi zu
betrachten ist. Der obere Mississippi führt über das Seenplateau von Minnesota und durch dicht bewaldete Gegend, und zwischen St.
Paul und Dubuque wird das Thal von steilen Rändern und Höhen begrenzt, die bis 180 m Höhe erreichen. Weiter abwärts durchschneidet
er die fruchtbare Region der Prärien, wo Grasflächen mit Wald abwechseln. Bei der Ohiomündung beginnt
die Alluvialregion des Mississippi, d. h. der Fluß wird hier bald auf der einen, bald auf der andern Seite streckenweise von großen
Niederungen begleitet, die er zuzeiten überflutet, und auf denen er große Massen der Sedimente, die er mit sich führt, abgelagert
hat.
Diese sumpfigen, zum Teil unter dem Wasserspiegel des Stroms gelegenen Niederungen lassen sich nach den Hauptnebenflüssen,
durch die ihre Gewässer abfließen, einteilen in das St. Francisbassin, auf der rechten Seite des Mississippi von der
Ohiomündung bis etwa 250 km abwärts, in die Yazoogründe, auf der linken Seite des Stroms noch 300 km
weiter abwärts, und in die sogen. Tensassümpfe, auf der rechten Seite bis zur Mündung des
Red River hinab. Jede dieser Niederungen ist bei einer Länge von 250-300 km etwa 50-80 km breit. Es sind außerordentlich unzugängliche,
von Waldung und Schilf bedeckte Terrains mit wenig Anbau, die aber, wenn sie durch Deiche gegen die Überschwemmungen
gehörig geschützt würden, ungemein ergiebig werden könnten.
Nur auf der östlichen Seite und auch hier nur streckenweise hat der Mississippi hohes Uferland, welches kein Alluvialboden
ist, zur Seite, namentlich auf der Strecke von der Ohiomündung bis Memphis, wo die erwähnten Yazoo Swamps beginnen,
und dann von der Mündung des Yazooflusses bis zum Anfang des Delta. Auf diesen hohen Uferrändern (bluffs) liegen die meisten
Städte am Mississippi. Auf der ganzen fast 1800 km langen Strecke von der Ohiomündung bis zum Meer ist das Bett des Mississippi mit natürlichen
Dämmen (banks) eingefaßt, welche sich der Strom selbst geschaffen hat, indem er bei Überflutungen feine
Sedimente zu beiden Seiten anhäufte.
Sie sind 3-5 km breit, am höchsten hart am Uferrand; landeinwärts sinken sie allmählich ab, und erst, wo sie aufhören,
beginnen die Sümpfe (swamps). Diese breiten, natürlichen Erdwälle des und seiner Nebenflüsse, die in ihrem
Unterlauf ebenfalls mit solchen eingefaßt sind, sind die ergiebigsten Bodenstriche des ganzen weiten Mississippithals, und
auf ihrem gewöhnlich nicht überschwemmten Rücken hat der Anbau mit Erfolg begonnen; hier liegen die Zucker- und Baumwollplantagen
am untern Mississippi. Hart am Ufer des Stroms auf dem höchsten Kamm der Bänke hat man hier und da künstliche Deiche
(levees) zur Verstärkung und Erhöhung der natürlichen aufgeführt, besonders um mehr Land vor Überschwemmung zu schützen.
Bei sehr niedrigem Wasserstand haben die Bänke, vom Fluß aus gesehen, das Ansehen hoher Dämme; bei gewöhnlichem, mittlerm
Wasserstand füllt
der Fluß gerade die Rinnen zwischen den Bänken aus; bei Hochwasser aber überflutet
er sie und überschwemmt dann die vorerwähnten weiten sumpfigen Niederungen. Bei der Abzweigung des Atchafalaya fängt das
durch die jüngern Ablagerungen gebildete und in fortwährendem Wachstum begriffene Delta des an, welches ungefähr 36,000
qkm (6559 QM.) groß ist und wenige Zentimeter bis 3 m hoch über dem Niveau des Meers liegt.
Da es alljährlich fast ganz unter Wasser gesetzt wird, so besteht es großenteils aus Seen und Sümpfen, die mit Rohr, Schilf
und Bäumen, namentlich Cypressen, bewachsen sind, und deren Ausdünstungen das Klima jener Gegenden so ungesund machen. Trotz
der 100-120 Mill. cbm fester Bestandteile, die der Fluß jährlich ins Meer führt, scheint das Delta kaum
zu wachsen, indem die neubildende Kraft des Stroms und die zerstörende des Meers sich das Gleichgewicht halten. Eigentümlich
sind noch dem Delta die sogen. Mud-lumps, d. h. Schlammbänke, die sich infolge der in ihnen vorgehenden Zersetzung von Pflanzenstoffen
aufblähen und über das Wasser erheben, um endlich wieder zusammenzusinken.
Der eigentliche ursprüngliche Boden des Mississippibetts von der Ohiomündung bis zum Meer besteht aus einem harten, bläulichen,
ungemein zähen Thon, der von dem Wasser kaum angegriffen wird. Streckenweise fließt der Strom unmittelbar auf diesem Thon hin,
während er ihn anderwärts mit Sand und Kies oder mit Erde und Schlamm bedeckt hat. Große Bänke mit reinem
Kieselsand, völlig frei von schlammigen Sedimenten, mit denen das Wasser geschwängert ist, werden besonders unterhalb der
Landspitzen in engen Inselkanälen (chutes), überhaupt überall da gefunden, wo der Mississippi schnell genug
fließt, um seinen Schlamm noch mit sich führen, und doch nicht schnell genug, um auch den Sand mit hinwegführen
zu können. Da, wo er im schnellen Fluß auch den Sand mit wegnimmt, erscheint dann jener harte, den ursprünglichen Boden des
Flusses bildende Thon. Da hingegen, wo der Fluß ganz langsam fließt oder beinahe stillsteht, hat er den Thon
mit Schlamm und Erde bedeckt und Schlammbänke (willow-battures, »Weidenbänke«) gebildet,
die, soweit sie aus dem Wasser hervorragen, mit Weidengebüsch bewachsen sind.
Während die mittlere Hauptader des Mississippi, im ganzen genommen, ohne ausgedehntere Abweichungen von gerader Richtung von N. nach
S. fließt, macht der Fluß, namentlich von der Ohiomündung abwärts, viele kleine Krümmungen und Windungen
(turns, bends), die erst im Delta aufhören. Sie sind zum Teil so extravagant, daß sie fast ringförmig in sich zurücklaufen
und nur einen schmalen Isthmus übriglassen. Diese Isthmen hat aber der Fluß stellenweise durchbrochen und sich einen geraden
Lauf geschaffen, neben dem dann das alte Flußbett sichelförmige Seen bildet.
Das Gefälle des Mississippi beträgt auf die ganze Länge seines Laufs etwa 12 cm auf das Kilometer. Der bei weitem größere Teil seines
Gefälles kommt selbstverständlich auf seinen obern Lauf, der kleinere auf seinen Unterlauf (von der Ohiomündung abwärts).
Bei Hochwasser liegt der Wasserspiegel hier 98 m ü. M., und
da der Strom von da an bis zu seiner Mündung (die Krümmungen eingerechnet) noch 1755 km lang ist, so beträgt sein Gefälle
auf dieser Strecke nicht ganz 56 mm. Auch dies schwache Gefälle nimmt immer mehr ab und beträgt vom Anfang des Delta bei der
Mündung des Red River bis zum Meer auf eine Länge
mehr
von 503 km nur 15 m, so daß also hier auf das Kilometer kaum 30 mm Gefälle kommen, die sich auf der letzten, 150 km langen
Strecke auf 20 mm verringern. Trotz dieses sehr geringen Gefälles behält der Mississippi bis zu seiner Mündung eine große Geschwindigkeit
bei und stürzt sich namentlich bei Hochwasser mit ungemeiner Rapidität in den Golf hinaus. Die mittlere
Geschwindigkeit seines Laufs beim höchsten Wasserstand beträgt auf der Strecke vom Ohio bis zum Arkansas 1,87, von da bis zum
Red River 1,84, von da bis Bayou la Fourche 1,8, und von da bis zum Anfang der Gabelspaltung 1,76
m auf die Sekunde, so daß sie sich also ziemlich gleichbleibt.
Erst in den Mündungsarmen nimmt sie beträchtlich ab, ist aber bei Hochwasser auch da verhältnismäßig noch groß genug,
indem sie noch an 1,22 m in der Sekunde beträgt, während bei niedrigem Wasserstand und zur Zeit der Flut oft
ein Gegenstrom vom Meer in die Arme hinaufgeht. Die große Geschwindigkeit des Laufs des Mississippi bei so geringem Gefälle erklärt
sich, wenigstens zum Teil, aus der verhältnismäßig großen Enge und Tiefe seines Bettes, worin seine gewaltigen Wassermassen
zusammengepreßt übereinander hingleiten.
Bei mittlerm Wasserstand ist er auf der Strecke vom Ohio bis zum Arkansas etwa 1370 m breit und nimmt von
da bis zur Gabelteilung in der Nähe seiner Mündung allmählich an Breite bis auf die Hälfte ab. Unterhalb des Arkansas ist er
1220, in der obern Hälfte des Delta nur 920 und unterhalb New Orleans nur 750 m breit. Erst bei der Gabelteilung
und an den äußersten Enden seiner Pässe erweitert er sich zu einer Breite von 2100-2400 m. Diese Breitenverhältnisse sind
bei einem so langen und wasserreichen Strom sehr unbedeutend; je geringer aber die Breite des Mississippi, desto größer ist seine
Tiefe.
Schon gleich unterhalb der Ohiomündung beträgt dieselbe bei Hochwasser in den tiefsten Rinnsalen 27 m,
welche Tiefe der Strom auf eine Strecke von 1755 km beibehält und in seinem Delta noch vermehrt. Gleich beim Anfang des letztern
unterhalb der Mündung des Red River ist er 30 m, bei New Orleans und der Gabelteilung 36, stellenweise sogar 45 m
tief. Weniger tief sind die Pässe, durchschnittlich 12 m; nur der Südwestpaß ist 15 m tief. Hart an den Mündungen dieser
Pässe sind Sandbänke (bars) aufgehäuft, die auf ihrem Kamm kaum eine Tiefe von 3-4 m haben; indes ist es (1876-79) durch
Anlage von Buhnen gelungen, den Südpaß auf 9 m zu vertiefen.
Der Mississippi schwillt in seinen zahlreichen Adern in verschiedener Weise und zu verschiedenen Zeiten an, weil Winter-, Frühlings- und
Sommerregen in dem weiten Gebiet zu verschiedenen Zeiten eintreten. Die westlichen Nebenflüsse kommen aus hohen Gebirgen,
wo der Schnee erst zu Anfang Juni schmilzt, die östlichen dagegen von niedrigern Höhenzügen, die schon
im März schneefrei werden. Im allgemeinen aber zeigt der Mississippi in seinem Laufe von der Ohiomündung bis zum Meer nur ein einmaliges
Anschwellen und ein einmaliges Fallen im Jahr.
Sieben Monate hindurch, von Ende Dezember bis Ende Juli, steht er über seiner mittlere Höhe, die übrigen
fünf Monate unter derselben. Der Unterschied zwischen hohem und niedrigem Wasserstand beträgt bei St. Paul 6,4, bei St. Louis
12,8, bei Cairo 15 und bei New Orleans 6 m. Selbst die stärksten Deiche am Mississippi erfüllen ihren Zweck, das Land gegen Überschwemmung
zu schützen, noch keineswegs, denn sie sind insgesamt weit niedriger und schwächer als die Wasserbauten
am Rhein, am Po und an der Weichsel.
Wie wichtig aber eine genügende Eindeichung des
Stroms ist, geht daraus hervor, daß das jetzt noch wüste und versumpfte
Alluvialland vom Ohio bis zum Red River einen Flächenraum von etwa 50,000 qkm einnimmt, wovon der größte
Teil kulturfähig zu machen ist, und daß der Schade, den eine einzige Überschwemmung, wie die große von 1858, in den Anpflanzungen
am untern Mississippi anzurichten pflegt, nur um wenige Millionen niedriger veranschlagt wird als die Kosten der Eindeichungen, die 7 Mill.
Dollar betrugen sollen. Sehr umfassende Regulierungsarbeiten hat neuerdings der Ingenieur Huntingdon (1884)
vorgeschlagen.
Was die Schiffahrt auf dem Mississippi anlangt, so wird dieselbe nicht bloß durch Wirbel und Gegenströmungen, sondern auch durch losgerissene
Uferstücke und Baumstämme (snags), die im Schlamm stecken, sehr erschwert. Segelschiffe brauchen oft 5-30 Tage zur Bergfahrt
von der Mündung des Flusses bis New Orleans, während sie bei günstigem Winde die Thalfahrt auf dieser
Strecke oft in 12 Stunden machen. Gegenwärtig wird der Fluß aufwärts fast nur noch mit Dampfbooten befahren; abwärts bedient
man sich außerdem, besonders zum Transport der Landesprodukte, großer Flachboote (arks), die aber nicht wieder aufwärts
gehen. Das erste Dampfboot für den Mississippi wurde 1811 zu Pittsburg gebaut; gegenwärtig beträgt die Zahl der
den und seine Nebenflüsse regelmäßig befahrenden Dampfboote 1149 mit 232,000 Ton. Gehalt (darunter einzelne von 1000-1800
Ton.).
Vgl. Humphrey und Abbot, Physics and hydraulics of the Mississippi River (Philad. 1861);
(abgekürzt Miss.), einer der südlichen Staaten der nordamerikan. Union, liegt zwischen 30° 13'-35° nördl.
Br. und 88° 71'-91° 41' westl. L. v. Gr. und wird
begrenzt gegen O. von Alabama, gegen S. vom Golf von Mexiko und von Louisiana, gegen W. von Louisiana, gegen N. von Tennessee.
Die Oberflächenbeschaffenheit ist ziemlich einförmig. Die Küste am Golf von Mexiko ist ohne guten Hafen;
eine Reihe von flachen Inseln trennt dieselbe vom offenen Meer.
Ihr zunächst liegt eine sandige Ebene, in der mit Cypressen bewachsene Sümpfe und Moräste häufig sind, und der sich ausgedehnte
Nadelholzwälder anschließen. Das Innere des Staats ist wellenförmig, ja selbst hügelig und besteht
teilweise aus Prärien, teilweise (wie der als Flat Woods bekannte Landstrich) aus Wald. Diese »Uplands« treten in steilen Uferrändern
(bluffs) dicht an den Mississippi heran, nördlich von Vicksburg jedoch entfernen sie sich von demselben und umschließen
eine der ergiebigsten Alluvialebenen der Welt.
Bis jenseit des Yazoo auf eine Entfernung von 80 km vom Mississippi erstreckt sich hier das Überschwemmungsgebiet
des Flusses in einer Ausdehnung von nahezu 18,000 qkm. Der Hektar liefert hier 9-12 hl Weizen und 3-5 Ballen Baumwolle. Leider sind
die Eindeichungen (levees) während des Kriegs und seit Emanzipation der Sklaven vernachlässigt worden, so daß sich
dadurch einst ergiebige Ländereien in beständige Sümpfe verwandelt haben, in welchen Alligatoren, Schlangen und giftige Insekten
hausen. Der Staat wird von zahlreichen Flüssen bewässert. Hauptfluß ist der Mississippi, welcher die Westgrenze desselben
vier Breitengrade hindurch bildet, mit seinen bedeutenden Windungen aber eine Grenzlinie von 850 km beschreibt. Seine wichtigsten
Nebenflüsse in Mississippi sind der schiffbare Yazoo und der gleichfalls schiffbare Big Black River. Andre Flüsse
sind: der Pearl River, der Pascagoula und der obere Tom.
mehr
bigbee. Das Klima ist zwar im ganzen mild, wechselt aber sehr je nach der Lage. Im S. herrscht während des Sommers eine tropische
Hitze, und man wandelt unter Orangenbäumen, während im N. unsere europäischen Obstsorten gedeihen. Vicksburg hat eine mittlere
Jahrestemperatur von 19,2° C., die aber jährlich an 94 Tagen über 32° C. steigt. Sumpffieber sind während
des Herbstes häufig. Der Landwirt pflügt im Februar, säet sein Korn im März und erntet seinen Winterweizen im Mai.
Das Vieh bleibt während des ganzen Jahrs im Freien. Die Produkte des Staats sind mannigfaltig. Die Bodenschätze bestehen aus
Porzellanerde, Sand für die Fabrikation von Glas, Bausteinen und Mergel, werden aber kaum ausgebeutet. Die
wichtigsten Bäume sind: immergrüne Eichen (bis 31° nördl. Br.) und Zedern, Cypressen, Eschen, Buchen, Ulmen etc., und die Wälder,
welche 66 Proz. des Staats bedecken, liefern große Massen von Bauholz, Terpentin, Teer und andern Nebenprodukten. Mississippi hat ein
Areal von 121,155 qkm (2200,3 QM.) mit
(1870) 827,922, (1880) 1,131,597 Einw.,
von denen 650,291 Farbige sind.
Die öffentlichen Schulen wurden 1885 von 279,020 Kindern besucht, doch können 16 Proz. der über 10 Jahre alten Weißen und 75 Proz.
der Schwarzen nicht schreiben. An höhern Lehranstalten gibt es 2 Universitäten (Oxford für Weiße, Rodney
für Schwarze) und ein College. Acker- und Plantagenbau, der indes seit der Befreiung der Sklaven sehr zurückgegangen ist, beschäftigen 82 Proz.
der Bevölkerung. Hauptprodukt ist Baumwolle (1870: 121,721 Ton., 1880: 207,512 Ton.). Außerdem baut man Mais, Hafer, Weizen, Reis,
Bataten, Zuckerrohr und Tabak.
Übrigens waren 1880 erst 16,6 Proz. des Areals angebaut. An Vieh zählte man 1880: 112,000 Pferde, 130,000
Maultiere, 717,000 Rinder, 288,000 Schafe und 1,152,000 Schweine, gegen die Sklavenzeit eine sehr erhebliche Zunahme. Die Industrie
(1880: 1479 Anstalten mit 5827 Arbeitern) beschränkt sich fast ausschließlich auf Herstellung von Bauholz und Mehl, Fabrikation
von wollenen und baumwollenen Waren und Wagenbau. Der Staat besitzt zwar 151 Seeschiffe von 5952 Ton. Gehalt,
aber sein Haupthandel geht über New Orleans und Mobile.
Die Eisenbahnen hatten 1885 eine Länge von 3090 km. Nach der seit 1870 gültigen Verfassung liegt die gesetzgebende Gewalt in
den Händen eines Senats von 37 und eines Repräsentantenhauses von 115 Mitgliedern. Der Governor sowohl
als die obersten Staatsbeamten und Senatoren werden vom Volk auf vier Jahre gewählt. Die drei Richter des Obergerichts ernennt
der Governor auf neun Jahre, mit Zustimmung des Senats. Gottesleugner können kein öffentliches Amt bekleiden.
Außerdem gibt es 14 Kreisgerichte, und in jeder der 73 Grafschaften werden jährlich vier Gerichtssitzungen
abgehalten. Die Staatseinnahmen beliefen sich 1886 auf 821,442 Dollar, die Ausgaben auf 904,378 Doll. Die Staatsschuld betrug
3,178,694 Doll.; außerdem aber schuldete der Staat 7 Mill. Doll., auf welche seit 1842 keine Zinsen gezahlt worden sind. Wie
sehr der Bürgerkrieg und die Emanzipation der Sklaven dem Wohlstand der Bevölkerung geschadet haben, mag
man daraus ersehen, daß das liegende und bewegliche Eigentum 1860 auf 356 Mill. Doll., 1870 auf nur 209 Mill. Doll., 1880 auf 111 Mill.
Doll. geschätzt wurde.
Indes ist Mississippi nicht von nördlichen Abenteurern ausgeplündert worden wie andre Staaten des Südens, und
wenn auch Zusammenstöße zwischen weißen und schwarzen Bürgern nicht ausgeschlossen sind (wie noch im Dezember 1874 in Vicksburg),
so
haben doch die letztern eine zurückhaltende Stellung beobachtet und bei Besprechung der öffentlichen Verhältnisse im
Senat und Repräsentantenhaus viel Verständnis an den Tag gelegt. Hauptstadt ist Jackson am Pearl River. - 1682 nahm
La Salle von Mississippi im Namen des Königs von Frankreich Besitz, und 1699 erbauten die Franzosen ein Fort an der Bai von Biloxi; 1716 wurde
Natchez gegründet.
Die Indianer (Tschokta, Tschikasa u. a.) traten den neuen Ankömmlingen feindselig entgegen. Mit Ausnahme des südlich
vom 31. Breitengrad gelegenen Teils wurde das Land 1763 von Frankreich an England abgetreten und kam 1783 an
die Union, welche ihm 1798 mit Einschluß von Alabama eine Territorialregierung gab; 1811 ergriff die Union auch von dem südlich
vom 31. Breitengrad gelegenen, eigentlich spanischen Gebiet Besitz. Das gesamte Gebiet wurde darauf 1817 in zwei Teile geteilt,
von denen der östliche Alabama bildete, der westliche aber 1. März d. J. als Staat Mississippi in die Union aufgenommen wurde. Mississippi war einer
der ersten Staaten, welcher sich 1861 der südlichen Konföderation anschloß. Aber bereits eroberten die Unionstruppen
Biloxi, und Vicksburg fiel nach langer Belagerung Am ward Mississippi von neuem
als Staat zur Union zugelassen. S. Karte »Vereinigte Staaten«.