erregte er nur das Mißtrauen der Versammlung, die durch ihren Beschluß vom 7. Nov., daß kein Mitglied
Minister werden dürfe,
eine parlamentarische
Monarchie und ein
Ministerium Mirabeau unmöglich machte. An den großen Verfassungsdebatten nahm Mirabeau lebhaften
Anteil im
Sinn der Mäßigung; berühmt waren namentlich seine zwei
Reden im Mai 1790 für das
Recht des
Königs,
Krieg zu erklären und
Frieden zu schließen, durch die er einen glänzenden
Sieg erfocht. Aber der König schenkte
ihm kein Vertrauen trotz aller
Denkschriften, in denen Mirabeau immer wieder seinen
Plan entwickelte und den König zu einem Entschluß
zu ermutigen suchte.
Überdies ließ er sich, da er trotz des
Todes seines
Vaters, der ihm 50,000
FrankRente brachte, in steter
Geldnot war, vom
Hof
[* 2] bezahlen. Diese neue
Schuld lastete auf seinem
Gewissen und lähmte seine Thätigkeit, wie sie auch das
Mißtrauen der
Nationalversammlung steigerte. Dazu kam der
Fluch seiner Vergangenheit. Er sah sich, vomHof
und von der Versammlung zurückgestoßen, zur Unthätigkeit verurteilt, und dies rieb ihn auf. Die Anfälle seiner
Unterleibskrankheit
steigerten sich, und ihnen erlag endlich sein riesenhafter
Körper.
Seine Gebeine wurden bei einem glänzenden Leichenbegängnis im
Panthéon beigesetzt, zwei Jahre später aber vom
Pöbel herausgerissen
und zerstreut. Mit Mirabeau starb der einzige Mann, der die
Revolution hätte beherrschen und in das Geleise
einer friedlichen
Entwickelung zurückführen können.
Etienne Méjean veröffentlichte eine »Collection complète des travaux
de Mirabeau l'aîné à l'Assemblée nationale« (Par. 1792, 5 Bde.),
Barthe die
»Œuvres oratoires de Mirabeau« (das. 1819, 3 Bde.).
Die erste vollständige
Ausgabe sämtlicher
Schriften Mirabeaus veranstaltete Mérilhou (Par. 1825-27, 9 Bde.).
Die zuverlässigsten Nachrichten über sein
Leben und Wirken teilte sein Adoptivsohn
LucasMontigny mit in den
»Mémoires biographiques,
littéraires et politiques de Mirabeau« (Par. 1835; 2. Aufl.
1841, 8 Bde.). Sehr wichtig ist die »Correspondance
de Mirabeau avec
le comte de
La-Marck« (hrsg. von Bacourt, Par. 1851, 3 Bde.).
Vgl. Pipitz, eine Lebensgeschichte (Leipz. 1850, 2 Bde.);
Reynald, et la
Constituante (2. Aufl., das. 1872);
3)
AndréBoniface Riquetti, Vicomte de,
Bruder des vorigen, geb. zu
Bignon, ergab sich früh einem ausschweifenden
Leben und erhielt wegen seiner ungewöhnlichen
Dicke den Beinamen
Tonneau. Nachdem er im amerikanischen
Befreiungskampf mitgefochten, bekam er vom
Hof ein Dragonerregiment. Nach dem
Ausbruch der
Revolution ward er vom
Adel von
Limoges
in die Versammlung der
Generalstaaten gesandt und trat hier als heftiger Aristokrat auf. Nach dem
Tod seines
Bruders verließ
er
Frankreich und errichtete am
Rhein die unter dem
Namen Hussards de la mort bekannt gewordene Emigrantenlegion,
mit der er 1792 einen blutigen Parteigängerkampf gegen sein Vaterland begann; doch starb er schon 15. Sept. d. J.
in Freiburg
[* 3] i. Br.
L.
(Wunderblume), Gattung aus der
Familie der Nyktaginiaceen, ein-
oder zweijährige tropische
Kräuter mit gegliedertem
Stengel,
[* 4] gegenständigen, ganzen Blättern, einzeln oder in achselständigen
Trugdolden stehenden,
stieltellerförmigen, großen, in der
Nacht geöffneten
Blüten und nicht aufspringender, einsamiger, nußartiger
Frucht. Mirabilis longifloraL., 60-120
cm hoch, mit eirund herzförmigen, spitzigen Blättern und weißen, sehr langröhrigen, am
Schlund purpurnen, auswendig schmierig-klebrigen, abends sehr wohlriechenden
Blüten, wächst auf den
Bergen
[* 5] von
Mexiko
[* 6] und wird,
wie die folgende, bei uns als
Zierpflanze kultiviert. MirabilisJalapaL. (falsche Jalape), 60-120
cm hoch, mit fast herzförmigen,
glatten Blättern und schönen roten, gelben oder weißen oder auch in diesen
Farben gestreiften und gesprenkelten,
geruchlosen
Blüten, ist im tropischen
Amerika
[* 7] heimisch. Die
Wurzel
[* 8] wirkt purgierend und wurde früher mit der Jalape verwechselt.
(lat. miracŭlum),
Wunder, zuweilen auch s. v. w. wunderthätiges Heiligenbild.
In der französischen und
englischen Litteratur heißen Miracles die die Anfänge der dramatischen
Poesie darstellenden dramatisierten
Legenden oder Heiligenkomödien.
Vgl.
Genée, Die englischen Mirakelspiele (Berl. 1878).
(spr. -mischi),Fluß in der britisch-amerikan.
ProvinzNeubraunschweig, der nach einem
Laufe von 192 km in die gleichnamige, in den St. Lorenzgolf öffnende fischreiche
Bai mündet. An ihm liegen
Chatham (s. d.)
und
Newcastle
[* 11] (s. d.).