Gouvernement im westlichen Rußland, wird von den
GouvernementsWitebsk,
Mohilew,
Tschernigow,
Kiew,
[* 8]
Wolhynien,
Grodno und
Wilna
[* 9] umschlossen und umfaßt 91,405,7 qkm (1660 QM.). Das
Land zerfällt in zwei ungleiche Teile: den nordwestlichen, ein
Hochland mit dem 344 m hohen Lüssaja
Gora, 1/5 des Gesamtareals
umfassend und aus tertiären
Bildungen mit meist lehmigem
Boden bestehend, und den südöstlichen Teil,
des
Areals, welcher eine von großen Wäldern und
Sümpfen bedeckte Tiefebene bildet, aus der stellenweise gleichsam
Inseln,
Sandberge, aber von nicht über 200 m Meereshöhe, emporsteigen.
Diese sogen. Polesje besteht aus
Diluvium,
[* 10] Süßwasseranschwemmungen und
Torf, mit einem
Boden, der nur der rationellen Bearbeitung
harrt, um reiche
Ernten zu spenden. An
Wasser hat Minsk Überfluß. Von den 350
Seen sind die bedeutendsten:
der 73 qkm (1,32 QM.) große fischreiche
Knjäs (Shid), der Swjätizkoje, der dem Oginskischen
Kanal
[* 11] als
Reservoir dient, und
der Wuljko (Woljanskoje) an demselben
Kanal, als Überwinterungshafen für die
Schiffe
[* 12] dienend. Von den vielen
Flüssen sind
wichtig die Essa, Jassolda,
Pina,
Beresina,
Pripet.
Die
Sümpfe in verschiedenster Form, vom undurchdringbaren, mit
Urwald bewachsenen bis zum
Schilf- und
Torfmoor herab, nehmen 11 Proz.
des
Areals ein, verteilen sich aber ungleich. Der bedeutendste
Sumpf ist der 1600 qkm (29 QM.) große Sarotschja im
Kreis
[* 13]
Pinsk.
Die sumpfige Gegend soll beitragen zu dem hier sehr häufig auftretenden
Weichselzopf
(Plica polonica).
Die großen Waldungen, vorherrschend Nadelbäume
(Kiefern), nehmen 38 Proz. des
Areals ein, verteilen sich aber ebenfalls ungleich;
auf Ackerland kommen 24 Proz., auf
Wiesen und
Weiden 15 Proz. Zur Ausfuhr kommt nur
Roggen; im westlichen Teil wird auch
Weizen,
imS. und O. werden
Kartoffeln gebaut.
Das
Klima
[* 18] ist gemäßigt, die mittlere Jahrestemperatur beträgt 5,6-6,2°
C.
(Januar -6,27,° Juli +18,17°). Die Einwohner
(1883: 1,591,767; 17 auf das QKilometer), teilweise durch die vollständige Unzugänglichkeit ihrer Wohnorte ein halbwildes
Volk, sind meist
Weißrussen; weniger stark sind die
Polen, Litauer, Großrussen und
Juden vertreten, und
Kleinrussen,
Tataren
und Deutsche
[* 19] zählen nur nach einigen
Tausenden. Der
Adel, meist von russischen
Familien, die seit 1569, der Zeit
der politischen
Union, hier einwanderten, abstammend, ist durch den Einfluß der
Polen und besonders der
Jesuiten römisch-katholisch
und allmählich auch polnisch geworden.
Die gleichnamige Hauptstadt (in alten
Urkunden Mjensk, Menesk) liegt am Swisslotsch und dem
See Plebanskoje in hügelreicher
Gegend; hat enge
Straßen, 7 griechisch-katholische, 8
römisch-katholische und eine luther.
Kirche, eine
Synagoge nebst 10 jüdischen Bethäusern, römisch- und griechisch-kath. Klöster und
Seminare, ein
Theater,
[* 28] 2
Banken, ein klassisches
(seit 1722), ein
Real- und ein Mädchengymnasium und (1883) 54,307 Einw. ist Sitz
des
Generalkommandos des 4.
Armeekorps, eines
Zivilgouverneurs, eines griechisch-katholischen und eines römisch-katholischen
Bischofs. - Im 9. Jahrh. lebte in dem Teil des
GouvernementsMinsk, den jetzt die
KreiseBorissow,
Igumen, und
Bobruisk einnehmen, der slawische Volksstamm der Kriwitschen (Krewinnen), welcher seit
Wladimir I. zum
FürstentumPolozk gehörte
und später unter
Weißrußland stand.
Der übrige Teil wurde von den Dregowitschi, teilweise auch von Drewljänen
(Drewliern) bewohnt. Vom 12.-14.
Jahrh. entstand hier eine
Menge besonderer Fürstentümer, welche im 13. und 14. Jahrh. an
Litauen, später an
Polen und mit
diesem 1793 an Rußland fielen. Die Stadt Minsk wird zuerst im 11. Jahrh. erwähnt.
In der
Kriegsgeschichte ist die Besetzung von Minsk durch
Tschitschagow 1812 denkwürdig. Auch
gab es hier
während der polnischen
Revolution von 1831 harte
Kämpfe.
(v. franz. ménestrel) hießen in
England während des
Mittelalters die
Sänger, welche die von ihnen selbst
oder andern gedichteten
Lieder mit
Begleitung eines Saiteninstruments, gewöhnlich der
Harfe, vortrugen. Sie standen entweder
im
Dienste
[* 29] der
Fürsten und
Großen, oder zogen
frei vonOrt zu
Ort. Sie entsprachen daher den französischen
Ménétriers oder
Jongleuren (s. d.), aber nicht etwa den
Trouvères oder
Troubadouren, da es einen ritterlichen Sängerstand,
wie in
Nord- und Südfrankreich, bei den Engländern nicht gab.
Auch waren ihre
Gesänge vorzugsweise epischen oder episch-lyrischen
Charakters. 1381 errichtete
Johann von Gaunt
zu Tutbury in
Staffordshire einen
»Gerichtshof der Minstrels«
(Court of Minstrels), der die
Vollmacht erhielt, im Gebiet von fünf umliegenden
Grafschaften den Minstrels ihre
Gesetze zu geben, ihre Streitigkeiten zu schlichten und Widerspenstige zu verhaften. Dieser
Gerichtshof
tagte jährlich (16. Aug.). Auch ward den Minstrels das
Recht bewilligt, einen König mit vier Beamten zur Seite zu
ernennen, welche ihre gemeinsamen Angelegenheiten leiteten. Nach und nach kamen aber diese
Sänger herab, und schon gegen
das Ende des
¶
mehr
16. Jahrh. waren sie in der öffentlichen Meinung so sehr gesunken, daß 1597 die KöniginElisabeth eine Verordnung erließ,
nach welcher vagabundierende als Landstreicher bestraft werden sollten. Seit dieser Zeit wird ihrer nicht mehr gedacht. In
Schottland hielten sie sich etwas länger in Ehren.