Ministránt
(lat.), s. v. w. Meßdiener; daher ministrieren, die Funktion des Meßdieners versehen.
(lat.), s. v. w. Meßdiener; daher ministrieren, die Funktion des Meßdieners versehen.
(lat.), Drohung, Bedrohung.
bei den Römern s. v. w. Zinnober, jetzt s. v. w. Mennige.
s. Nörz.
Abkürzung für Minnesota (Staat).
(althochd. minja, minna), ursprünglich s. v. w. Erinnerung, Gedenken. Die alten Deutschen pflegten bei festlichen Gelagen dem Andenken eines Abwesenden oder einem Gott beim Opfer einen Becher zu weihen und nannten dies »Minne trinken«. Im deutschen Mittelalter waren es dann vorzugsweise drei Heilige, denen zu Ehren Minne getrunken wurde: der Evangelist Johannes, der die Gefahr der Vergiftung abwenden sollte, die heil. Gertrud, die Nachfolgerin der germanischen Erd- und Totengöttin, deren Minne besonders Scheidende und Reisende tranken (s. Gesundheittrinken), und die heil. Walpurgis, in deren Namen man den Maitrank genoß (s. Maifest). Bald aber entwickelte sich in Deutschland für das Wort Minne die Bedeutung persönlicher und besonders geschlechtlicher Zuneigung, während »Liebe« nur das Erfreuliche, Angenehme, das Wohlgefallen (im Gegensatz zu Leid) bezeichnete. In den Liebesliedern des Mittelalters, bei den Minnesängern (s. d.), erscheint die als Verehrung der Frauen auch personifiziert als Frau Minne. Später erhielt das Wort Minne den Nebensinn des bloß sinnlichen Genusses, so daß es seit etwa 1500 als ein unanständiges ganz gemieden wurde und außer Gebrauch kam; erst die Dichter des 18. Jahrh. führten das fast vergessene Wort in seiner edlen Bedeutung wieder in die Dichtersprache ein.
Stadt im nordamerikan. Staat Minnesota, auf hohem Bluff am Mississippi, bei den Fällen von St. Anthony, die eine ergiebige Wasserkraft liefern, mit dem gegenüberliegenden St. Anthony durch eine 205 m lange Brücke vereinigt, ist Sitz der Universität des Staats und eines lutherischen theologischen College, hat Säge- und Kornmühlen, zahlreiche andre Fabriken und (1880) 46,887 Einw.
(Liebeshöfe, franz. Cours d'amour), gesellige Vereine von geistreichen Leuten beiderlei Geschlechts, welche gegen Ende des 12. Jahrh. in der Provence entstanden und von dort aus weitere Verbreitung fanden. Ihr ursprünglicher Zweck war, die bei den Zusammenkünften vorgelesenen Gedichte der Troubadoure (s. d.), namentlich die Tensons, zu besprechen und die darin enthaltenen Sprüche über Liebe und Ehre zum Gegenstand der Polemik zu machen. Um dergleichen Fragen endgültig zu entscheiden, bildete man scherzweise eine Art Gerichtshof, bei welchem jedes Mitglied der Gesellschaft irgend eine Stellung zugeteilt erhielt und die Präsidentschaft in der Regel Damen übertragen wurde, und behandelte nun den Streit der Parteien mit der in jener Zeit üblichen spitzfindigen Dialektik in aller Form des damaligen Rechtswesens. Später wurden auch nicht selten wirkliche Zwistigkeiten, Eifersüchteleien und Beschwerden von Liebespaaren den Minnehöfen vorgetragen und von diesen in höchster Instanz geschlichtet und entschieden. Daher ward es hier und da üblich, Gott Amor selbst als König der Liebe, umgeben von einem vollständigen Hofstaat oder Parlament, darzustellen und ihn ein regelrechtes Minnegericht halten zu lassen. An manchen Orten Frankreichs wurden dergleichen Minnegerichte (unter dem Vorsitz eines »prince d'amour« oder »prince de puy«) sogar öffentlich aufgeführt und ihre Urteile und Aussprüche sorgfältig gesammelt, woraus allmählich ein förmliches Liebesgesetzbuch entstand, das Martial von Auvergne herausgab (»Arresta amorum«) und ein berühmter Rechtsgelehrter, Benoît de Court, 1533 mit einem sehr gelehrten lateinischen Kommentar versah. Einer der glänzendsten Minnehöfe war der la Court amoureuse genannte, den Isabella von Bayern 1392 in Flandern ins Leben rief, und an welchem zahlreiche Mitglieder der vornehmsten Familien teilnahmen. Er zählte 2 Oberjägermeister, 188 Bewahrer der Liebesregister, 59 Ehrenkavaliere, 52 Schatzmeister, 57 Bittschriftenmeister, 32 Sekretäre, 8 Substituten des Generalanwalts etc. Noch ist zu bemerken, daß sich die Mode der Minnehöfe sogar in die Klöster einschlich; die Schilderung eines solchen Liebeshofs, wie er in einem Nonnenkloster der Diözese von Toul am Maifest abgehalten wurde, ist uns noch in einem lateinischen Gedicht: »Das Liebeskonzil« (hrsg. von Waitz in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 7), aufbewahrt. Vgl. v. Aretin, Aussprüche der Minnegerichte etc. (Münch. 1803); Diez, Beiträge zur Kenntnis der romantischen Poesie (Berl. 1825); Capefigue, Les cours d'amour (Par. 1863); Méray, La vie au temps des cours d'amour (das. 1876).
(Minnesinger) werden, mit besonderer Hervorhebung des von ihnen vorzugsweise behandelten poetischen Stoffes, die deutschen Lyriker des 12. und 13. Jahrh. in ihrer Gesamtheit genannt. Eigentlich lyrische Dichtungen treten in Deutschland erst in diesem Zeitraum auf; alles, was Laien und Geistliche früher gesungen, trägt im ganzen epischen Charakter, dessen Spuren auch den frühsten lyrischen Hervorbringungen noch anhaften. Mehr als die höfische deutsche Epik des Mittelalters darf der Minnegesang als originales Erzeugnis des deutschen Volksgeistes gelten. Zwar hat auch er erhebliche Einwirkungen von der romanischen Kunstpoesie erfahren; doch ist diese Beeinflussung, die vorzüglich von der provençalischen und nordfranzösischen Liebespoesie ausging, eine mehr oder minder formelle geblieben. Die unsern germanischen Vorfahren schon von Tacitus zugesprochene Empfindung für das »Heilige und Ahnungsvolle« in der Frauennatur und das Feingefühl für das Mysterium des weiblichen Wesens mußten dem im Geleit des Rittertums auftretenden Frauendienst in Deutschland ganz natürlich, der chevaleresken Galanterie der Romanen gegenüber, einen tiefern und innigern Charakter verleihen. Derselbe äußert sich im deutschen Liebesleben, wie es die Minnepoesie darstellt, als eine fast blöde Scheu des Liebenden vor der Geliebten, als ein zagendes Sehnen und schüchternes Verlangen aus der Ferne nach der Erkornen, als eine zu dem Marienkultus in unverkennbarer Beziehung stehende demütige Anschauung des geliebten Weibes als eines in reinerer Lebenssphäre als der Mann heimischen Wesens. Darum erscheint der deutsche Minnegesang, verglichen mit der mehr auf frischen Lebensgenuß, auf Waffenfreude und Fehdeluft, auf galante Abenteuer und sinnlichen Liebeslohn gerichteten Troubadourpoesie, nach J. Grimms treffendem Ausdruck »frauenhafter«, und wenn er auch sinnlicher Elemente keineswegs ganz entbehrt, vielmehr solche hier und da stark hervortreten läßt, so ist doch im großen und ganzen die deutsche Liebeslyrik des Mittelalters von ungleich idealerer Haltung als die romanische. Auch noch ein andrer Grundzug des Minnegesangs kennzeichnet diesen als echt germanisches Geisteskind: das überall aus ihm hervorklingende tiefsinnige Naturgefühl. Die ältesten Überbleibsel dieser mittelalterlichen Lyrik sind der Form nach noch ganz volksmäßig; bald aber
macht sich ein höfisch-konventioneller Charakter geltend. Nicht immer kommt wirklich erlebte Empfindung zum Ausdruck, sondern stehende Motive werden wieder und wieder vorgeführt. Die Hauptmasse der Dichtungen besteht aus Liebesliedern; ihnen reihen sich religiöse und gnomische Dichtungen an. Daneben finden sich noch Preis- und Klaggesänge beim Anfang oder Abschied der Jahreszeiten, Darstellungen aus dem Dorfleben, Lob- und Straflieder, an einzelne lebende Personen oder an ganze Stände und Geschlechter gerichtet, politische, satirische und allegorische Gedichte, deren meiste sich indes mehr oder weniger nahe mit einer oder der andern jener drei Hauptarten berühren. Stofflich am umfassendsten sind die Dichtungen des größten deutschen Lyrikers im Mittelalter, Walters von der Vogelweide. Was die formelle Gestaltung des Minnegesangs angeht, so sind drei Hauptformen desselben zu unterscheiden: Lied, Leich und Spruch. Während die ältesten Lieder noch zum Teil in der epischen Strophe abgefaßt sind, erscheint in der besten Zeit des Minnegesangs das Lied regelmäßig als ein aus gleichen, dreiteiligen Strophen bestehendes Ganze. Die zwei ersten Teile der Liedstrophe, die sogen. Stollen, sind identisch gebaut, der dritte, der Abgesang, ist in seinem Bau abweichend. Der Leich setzt sich aus ungleichen Strophen zusammen, die in zwei gleiche Teile zerfallen und durch den Sinn nicht immer scharf gesondert sind. Es werden Brautleiche und Hochzeitleiche genannt; dagegen sprechen die Dichter von »minneliet«, »brûtliet«, »trûtliet«, »tageliet« (welches das Scheiden der Liebenden beim Tagesanbruch schildert), »kriuzliet« (Kreuzfahrerlied), »lobeliet«, »jageliet«, »klageliet« etc. Sprüche endlich heißen Gedichte lehrhaften, reflektierenden Inhalts, einzeln stehende, meist größere mit langen Versen und wohl auch unteilig gebaute Strophen. Die Bezeichnungen »Wort« und »Weise« entsprechen den heutigen Ausdrücken Text und Melodie; letztere oder die Weise wird auch »Ton« genannt. Einen neuen Ton selbständig zu erfinden, war wesentliches Erfordernis für den Minnesänger; Aneignung fremder Strophenformen und Weisen galt für Unrecht, und gerade in dieser wunderlichen Anschauung war sowohl der große und ungemeine Formenreichtum der Lyrik des Mittelalters gegenüber der Formenarmut der heutigen als auch die allmählich eintretende Überkünstelung des Minnegesangs notwendig begründet. In innigster Beziehung stand derselbe zur Musik. Die Minnelieder wurden zum Saitenspiel, zu der Fiedel oder Geige gesungen; die »Fahrenden« trugen die Gesänge berühmter Meister von Ort zu Ort. Mit dem ästhetischen Sinken der mittelalterlichen Lyrik und ihrer formellen Verkünstelung aber lockerte sich auch das Verhältnis zwischen ihr und der Tonkunst. Die so eminent ausgebildete Technik des Minnegesangs, die in Feinheit und Strenge des Versbaues und Reims während der Blütezeit eine nie wieder erreichte Vollendung zeigte, setzte natürlich eine kunstgerechte Unterweisung, voraus. Doch war diese nicht eine wirklich schulmäßige; es gab keine eigentlichen Lehrer, keine Schulen des Minnegesangs, sondern die Kunst des Gesangs, der Musik und des Dichtens pflegten die Söhne der Ritter neben den übrigen Gegenständen höfischer Bildung von ihren Erziehern, von Geistlichen oder Spielleuten zu erlernen.
In der Geschichte der Minnedichtung lassen sich drei Entwickelungsepochen unterscheiden. Die erste, etwa 1150 beginnende zeigt die deutsche Lyrik in ihrer Loslösung von epischer Form und Haltung und im Übergang zu kunstmäßiger Gestalt; die zweite umfaßt die glänzende Zeit künstlerischer Vollendung der Minnepoesie; die dritte läßt den Übergang der Kunstlyrik aus den höfischen Kreisen in die bürgerlichen und ihr ästhetisches Herabsinken zu dem nüchternen Formalismus des Meistergesangs (s. d.) wahrnehmen. Der entstehende Minnegesang erklang von Oberösterreich auf die Donau auf und ab; schon gegen 1180 breitet er sich (und gerade um diese Zeit hebt die Glanzepoche der mittelalterlichen Lyrik an und dauert bis gegen die Mitte des 13. Jahrh.) von Südosten her nach dem Niederrhein hin aus, wo der französische Einfluß sich stärker geltend macht. Bald verzweigte sich die neue Kunst ostwärts nach Thüringen und Sachsen, über das Schwabenland, spärlicher nach dem nördlichen Osten. Die Dichter gehören bis auf wenige bürgerliche (auch ein Jude wird unter diesen genannt) dem ritterlichen Stand, meist dem niedern Dienstadel an; aber auch Fürsten übten die edle Kunst des Minnesingens, darunter König Heinrich VI. Es sind uns etwa 300 Namen von Minnesängern und ungefähr von 160 unter denselben Lieder erhalten. Die ältesten der uns bekannten Dichter sind der von Kürenberg und Dietmar von Eist, die sich in ihren einfach-kräftigen, naiven Liedern noch in der epischen Form der Nibelungenstrophe und den altepischen Reimpaaren ergehen. Künstlerisch ausgebildet erscheint der Minnegesang zuerst bei Friedrich von Hausen und Heinrich von Veldeke, die beide noch dem 12. Jahrh. angehören. Neben dem alle überragenden Walter von der Vogelweide stehen als Vertreter der besten Zeit der Minnepoesie: Heinrich von Morungen, Reinmar (der Alte), Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, welch letzterer die sogen. »Tage- oder Wächterlieder« wenn nicht zuerst eingeführt, doch in Schwung gebracht hat, u. a. m. Aus dem Anfang und bis zur Mitte des 13. Jahrh. sind mit Auszeichnung zu nennen: Otto von Botenlauben, Christian von Hamle, Gottfried von Neifen, Schenk Ulrich von Winterstetten, Burkhart von Hohenfels, Reinmann von Brennenberg, Walter von Metz, Hiltbold von Schwanegau, Reinmar von Zweter u. a. Den zur Unnatur und karikierenden Übertreibung ausartenden Frauendienst vertritt in dieser Zeit Ulrich von Liechtenstein. Besondere Erwähnung fordert Neidhart von Reuenthal, der für den Erfinder der sogen. höfischen Dorfpoesie gilt, jedenfalls aber diese am talentvollsten geübt hat. In frischer Eigentümlichkeit und oft derbsinnlicher Lebendigkeit schildern seine Lieder das bäuerliche Treiben seiner Zeit, Tanz und Getümmel, Liebeshändel und Schlägereien auf dem Dorf. Die Spitze formeller Virtuosität und zugleich das Eindringen der Formenverkünstelung in den Minnegesang repräsentiert am deutlichsten Konrad von Würzburg. Aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. endlich möge als Vertreter der die Lyrik in ihren besten Elementen zerstörenden gelehrten Spitzfindigkeit Heinrich von Meißen (Frauenlob genannt) hier erwähnt sein. Die Hauptpflegestätten des Minnegesangs waren die Höfe der österreichischen Herzöge, des Königs von Böhmen, der Grafen von Henneberg, der Markgrafen von Meißen und Brandenburg, das Hoflager der Hohenstaufenkaiser, vor allen aber der Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen, dessen Ruhm besonders Walter von der Vogelweide in hellen Tönen verkündet. Früh wohl wurden die Lieder einzelner Dichter gesammelt, obgleich uns keine derartige Sammlung erhalten ist. Später bildete man aus den Einzelsammlungen größere. Solche sind uns überliefert in der