Milvische
Brücke [* 2] (Pons Milvius, jetzt Ponte Molle), Brücke über den Tiber oberhalb Rom; [* 3]
bekannt durch den Sieg Konstantins d. Gr. über Maxentius (312 n. Chr.).
Brücke [* 2] (Pons Milvius, jetzt Ponte Molle), Brücke über den Tiber oberhalb Rom; [* 3]
bekannt durch den Sieg Konstantins d. Gr. über Maxentius (312 n. Chr.).
Milvinae (Weihen), Unterfamilie der Falken aus der Ordnung der Raubvögel. [* 4]
(spr. mĭlwahkĭ), die größte und wichtigste Stadt des nordamerikan. Staats Wisconsin, am Michigansee, liegt an der Mündung des Milwaukeeflusses, der einen vortrefflichen Hafen bildet, und ist rasch zu einer blühenden Handels- und Fabrikstadt herangewachsen. Die Stadt liegt teils auf hohem Bluff, teils breitet sie sich über eine Ebene am See aus; sie ist hübsch gebaut, mit vielen Häusern aus rahmfarbigen Backsteinen, daher der Name »Rahmstadt« (cream city of the lakes).
Unter den Kirchen zeichnet sich die kath. Kathedrale zu St. Johann aus, von öffentlichen Gebäuden sind Zollhaus, Gerichtshof und Zuchthaus zu erwähnen. Milwaukee hat (1880) 115,587 Einw., worunter 31,483 geborne Deutsche [* 5] und nur 3659 Irländer. Das deutsche Element ist in der That tonangebend, und deutsche Biergärten, Turn- und Gesangvereine sind zahlreich. Die 844 gewerblichen Anlagen der Stadt beschäftigten 1880: 20,886 Menschen. Wichtig sind namentlich die Schweineschlächtereien, die Getreidemühlen, die Brauereien, Hochöfen und Walzwerke, Gießereien und Maschinenbaustätten, Zigarren- und Tabaksfabriken, Druckereien und Faßbindereien.
Als Handelsstadt ist Milwaukee gefürchtete Rivalin von Chicago. Seine Kornspeicher (elevators) sind ebenso riesig, und auch die Ausfuhr von Mehl, [* 6] Schweinefleisch, Schmalz, Butter, Wolle, Häuten und Bauholz erreichte eine bedeutende Höhe. Zum Hafen gehörten 1886: 352 Schiffe [* 7] von 79,052 Ton. Gehalt, und 1885-86 wurden Waren im Wert von 19,000 Dollar nach dem Ausland (Kanada) verschifft und von dort für 634,239 Doll. Waren eingeführt. Von wohlthätigen Anstalten sind zu erwähnen: das riesige Invalidenhaus, inmitten eines ausgedehnten Parks, die Taubstummenanstalt, ein Irrenhaus (in dem benachbarten Ort Wauwatosa), mehrere Waisenhäuser etc. Die Schulen sind vorzüglich. Der Unterhaltung dienen drei Theater [* 8] sowie mehrere Konzerthallen. Wo jetzt Milwaukee steht, stand 1835 inmitten einer Wildnis die Hütte eines Pelzhändlers, 1840 ein Dorf mit 1700 Einw. 1846 ward es als City inkorporiert und hatte 1850 bereits 20,061 Einw.
ursprünglicher Name von Lykien;
im persischen Zeitalter Bezeichnung des innern Hochlandes an der Grenze von Pisidien und Kabalia.
rechtsseitiger Nebenfluß der Fränkischen Saale, im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, entspringt bei Römhild im Herzogtum Meiningen. [* 9]
(Liën, Splen, s. Tafel »Eingeweide [* 10] des Menschen II«, [* 1] Fig. 1), eine große Lymphdrüse, in welcher die Bildung von Lymphzellen (weißen Blutkörperchen) [* 11] vor sich geht, die jedoch nicht wie bei den eigentlichen Lymphdrüsen durch die Lymphgefäße in die Venen übergeführt werden, sondern direkt in die Blutbahn eintreten. Mit Ausnahme der Leptokardier kommt sie bei allen Wirbeltieren vor und liegt stets in der Nähe des Magens. Beim Menschen links dicht unter dem Zwerchfell befindlich, wird sie von einem Teil des Bauchfelles überzogen und durch letzteres teils an das Zwerchfell, teils an den Magengrund angeheftet.
Sie ist blaurot bis bräunlichrot, weich, halbeiförmig, länglichrund, beim erwachsenen Menschen 14 cm lang, 8 cm breit, 3 cm dick und wiegt etwa 250 g. Nicht selten hängt am untern Ende oder an der innern Fläche der Milz noch die kleinere, kirschengroße, runde Nebenmilz, und bisweilen kommt eine ganze Reihe solcher Nebenmilzen vor. Außen ist die Milz mit einer derben Faserhaut (Milzkapsel) überzogen, welche an der Stelle, wo die Blutgefäße eintreten, mit ihnen zugleich als Scheide um sie in das Innere eindringt.
Von ihrer Innenfläche und den Gefäßscheiden gehen zahlreiche balkenartige Fortsätze aus, welche sich untereinander vielfach verbinden und somit ein festes Gerüstwerk (stroma) bilden, in dessen Zwischenräumen sich das eigentliche Drüsengewebe, die sogen. Milzpulpa, befindet. Letztere, eine weiche, rotbraune Masse, besteht aus einem sehr zarten bindegewebigen Netzwerk [* 12] und den in den Maschen desselben liegenden Blut- und Lymphzellen, ferner aus sehr feinen Kapillaren, in welche sich die Arterien der Milz auflösen, und aus denen die Venen hervorgehen.
Außerdem finden sich in der Pulpa noch an kleinen Arterienzweigen sitzende besondere Lymphschläuche, die Milzfollikel, -Bläschen oder -Körperchen (Malpighische Körperchen, corpuscula lienis s. Malpighii ^[richtig: Malpighi]), in Gestalt weißlicher, 0,5-1 mm großer Bläschen. Lymphgefäße besitzt die Milz nur in geringer Anzahl; ihre Nerven [* 13] stammen vom sogen. Milzgeflecht des Sympathikus. Über die Funktion der ist nichts Sicheres ermittelt, man zählt sie zu den sogen. Blutdrüsen. Viele betrachten die als ein Organ, in welchem eine Neubildung von Lymphkörperchen, die später in farbige Blutkörperchen umgewandelt werden, vor sich geht; nach einer andern Ansicht erfolgt dagegen in der Milz der Zerfall älterer farbiger Blutkörperchen. Über die Erkrankungen der s. Milzkrankheiten.
(Milzseuche, Blutseuche, Anthrax), ansteckende und oft in großer Verbreitung auftretende Krankheit des Rindviehs, der Pferde, [* 14] Schafe, [* 15] Schweine [* 16] und selbst des Wildes, die wesentlich in einer eigentümlichen Zersetzung des Bluts besteht und durch einen Spaltpilz, den Milzbrandbacillus (Bacillus anthracis) hervorgerufen wird. Der Bacillus pflanzt sich ungemein schnell fort und findet sich in ungeheurer Zahl im Blut und in den Geweben milzbrandkranker Tiere. Er besteht aus cylindrischen Stäbchen, die an den Enden fast rechtwinkelig abgestutzt sind, eine Andeutung von Gliederung besitzen und keine Bewegung zeigen. Er vermehrt sich durch Zweiteilung, bildet aber auch Dauersporen, und während die Stäbchen schon durch die Fäulnis des Bluts zu Grunde gehen, sind die Dauersporen ungemein widerstandsfähig und können sich Jahrzehnte im Boden und nach dem Eintrocknen auf den verschiedensten Gegenständen erhalten.
Die Aufnahme des Bacillus kann durch die äußere Haut, [* 17] wo diese leicht verletzt oder nur mit dünner Oberhaut bedeckt ist, ferner im Darm, [* 18] bei Pflanzenfressern auch durch die Lungen stattfinden. Bei den Pflanzenfressern wird der Bacillus indes meist mit dem Futter oder dem Getränk einverleibt. Futterstoffe, [* 19] welche, wenn auch nur mit ganz kleinen Quantitäten Milzbrandblut, verunreinigt sind, können noch nach Monaten den Milzbrand hervorrufen. Ferner kann die Infektion der Tiere dadurch erfolgen, daß sie die auf den Grabstellen von Milzbrandkadavern gewonnenen oder an diesen Stellen aufbewahrten (eingemieteten oder eingekuhlten) Futterstoffe, namentlich wenn diese noch mit Erde verunreinigt sind, verzehren. Von den Grabstellen wird der Bacillus leicht wieder verschleppt, wenn die Kadaver nur oberflächlich verscharrt sind. Die Futterstoffe können auch dadurch mit dem Bacillus verunreinigt werden, daß deren Standort mit Substanzen, denen Teile oder Abgänge von Milzbrandkadavern beigemengt ¶
wurden, gedüngt wird. Durch das Wasser kann das Gift von den Grabstellen in Tränken, Brunnen [* 21] und auch wieder in tiefer liegende Ställe geführt werden. Neuerdings ist nachgewiesen worden, daß auch im Erdboden eine Neubildung des Bacillus stattfindet. Erfahrungsmäßig kommt der Milzbrand vorzugsweise in warmen, dabei aber nicht allzu trocknen Jahren vor, während er in nassen und kalten sowie in recht trocknen Jahren seltener ist. Die Bodenbeschaffenheit und die Witterung haben auf die Entstehung des Milzbrandes nur insofern Einfluß, als davon die Feuchtigkeit und die Wärme [* 22] des Erdbodens abhängt.
Der Bacillus anthracis (s. Tafel »Bakterien«, [* 23] Fig. 3) wurde von Davaine, Brauel und Pollender entdeckt, seine Lebensgeschichte aber von Koch nachgewiesen. Bollinger führt die Wirksamkeit des Bacillus darauf zurück; daß derselbe den roten Blutkörperchen den Sauerstoff entzieht. Der Ausbruch der Krankheit erfolgt mitunter sehr schnell, in andern Fällen erst 3-4 Tage nach der Einverleibung des Bacillus. Die pathologischen Veränderungen beim Milzbrand zeigen sich hauptsächlich im Blute.
Dieses ist nämlich dunkel, gallert- oder teerartig, gerinnt entweder gar nicht oder nur unvollkommen und zeigt bei mikroskopischer Untersuchung sehr zahlreiche, äußerst feine, stäbchen- oder fadenförmige, unbewegliche Körper. Die Leichen milzbrandiger Tiere gehen außerordentlich schnell in Fäulnis und Verwesung über. Nächst dem Blut zeigen sich in der Milz die auffallendsten Veränderungen, indem dieselbe vergrößert und zwar oft in sehr bedeutendem Grad, sehr blutreich und von brüchiger, breiig zerfließender Beschaffenheit ist und infolge der Zersetzung des in ihr enthaltenen Bluts kurze Zeit nach dem Tode des Tiers von Luft erfüllt und aufgetrieben erscheint.
Ähnliche Veränderungen zeigen häufig auch Leber, Nieren und Lungen. Das lockere Bindegewebe unter der Haut, zwischen den Muskeln [* 24] und in der Umgebung der Eingeweide ist zu einer gelben, sulzigen Masse entartet (sogen. gelbsulzige Ergießungen). Die Krankheit tritt in sehr verschiedenen Formen auf, die aber häufig ineinander übergehen und sich in zwei Gruppen bringen lassen: Milzbrand ohne äußeres, lokales Leiden [* 25] und Milzbrand mit lokalem Leiden. Erstere Form ist die des Milzbrandfiebers.
Dasselbe hat oft einen höchst akuten Verlauf, so daß der Tod schon nach wenigen Stunden erfolgt. Es befällt vorzüglich die kräftigsten Stücke der Herde und beginnt gewöhnlich mit einem heftigen Fieberschauer, worauf bald eine brennende Hitze folgt. Die weitern Symptome sind heftiger Herzschlag, schnelles, krampfhaftes Atmen, schneller und undeutlicher Puls, Zittern und Zucken in einzelnen Muskeln und Gliedern, mitunter Krämpfe, Schaumkauen, blutiger Ausfluß [* 26] aus Maul, Nase [* 27] und After, dunkel gefärbte, trockne, oft mit Blutklümpchen untermischte Exkremente.
Die Tiere zeigen entweder große Mattigkeit und stehen teilnahmlos, mit gesenktem Haupte, da, oder sie sind aufgeregt und unruhig, bis ein Zustand der Lähmung eintritt. In manchen Fällen dauert die Krankheit 2-3 Tage, ausnahmsweise 5-6 Tage. Bei mehrtägiger Dauer der Krankheit treten in der Regel abwechselnd Besserungen und dann wieder Verschlimmerungen ein, und der Tod erfolgt nicht selten plötzlich, nachdem der Zustand sich scheinbar bedeutend gebessert hatte.
Bei Pferden werden neben den genannten Symptomen sehr häufig Kolikschmerzen, die mitunter sehr heftig, in andern Fällen aber nur gelind sind, beobachtet. Die akuteste Form, der Milzbrandblutschlag (Anthraxapoplexie), kommt am häufigsten beim Schaf, [* 28] oft auch beim Rindvieh, seltener beim Pferd [* 29] vor und befällt vornehmlich wohlgenährte, kräftige Tiere von jüngerm Alter. Die Tiere fangen dabei, oft während des Fressens, der Arbeit etc. plötzlich an zu taumeln, stürzen zur Erde und sterben schon nach 5-10 Minuten unter Krämpfen und Zuckungen.
Manchmal geht dem schlagflußartigen Tod ein kurzer Tobanfall voraus. In andern Fällen verläuft auch diese Form der Krankheit weniger rasch. Die Tiere zeigen einige Stunden vor dem schlagartigen Anfall Mattigkeit, Mangel an Freßlust, Zittern am ganzen Körper, schwankenden, taumelnden Gang, [* 30] beschleunigtes, unregelmäßiges Atmen, unmerkbaren oder pochenden Herzschlag, erhöhte und zugleich verteilte Körperwärme, bekommen dann Zuckungen, taumeln, stürzen zur Erde nieder und verenden unter Krämpfen.
Der Milzbrand mit lokalem Leiden (Karbunkel) tritt ebenfalls in verschiedenen Formen auf. Es bilden sich dabei leicht brandig werdende Anschwellungen oder Geschwülste an dem einen oder dem andern Körperteil, am Hals, am Rumpf, an den äußern Geschlechtsteilen, an den Gliedmaßen, an der Zunge oder auch im Mastdarm. Diese Karbunkel bilden entweder die erste Erscheinung der Krankheit, oder sie erscheinen gleichzeitig mit dem Allgemeinleiden, oder sie treten erst zu letzterm hinzu. Je nach ihrem Sitz rufen die Karbunkel noch besondere Symptome hervor, nämlich Erscheinungen der Bräune beim Sitz am Hals (Milzbrandbräune), Ausfluß von mißfarbigem und übelriechendem Schleim aus dem Maul beim Sitz an der Zunge (Zungenanthrax, Glossanthrax), Abgang von zersetztem Blut aus dem After beim Sitz im Mastdarm (Rücken- oder Lendenblut), Lahmgehen beim Sitz an einer Gliedmaße.
Die äußerlich am Körper vorkommenden Karbunkel sind anfangs klein, vergrößern sich aber bald bedeutend; sie sind zuerst gewöhnlich heiß und schmerzhaft, werden aber bald kalt und unempfindlich, brechen gewöhnlich nach ein- oder zweitägigem Bestehen auf und entleeren eine blutige, jauchige Flüssigkeit. Danach bessert sich zuweilen das Allgemeinleiden, und es erfolgt Genesung; meist ist die Besserung aber nur von kurzer Dauer und der Ausgang ein tödlicher.
Ein zuverlässiges Heilmittel ist noch nicht gefunden. Die prophylaktischen Maßregeln sind Abstellung oder Minderung der die Krankheit erzeugenden Ursachen durch Futter- oder Weideveränderung, durch Vermeidung des mit dem Infektionsstoff verunreinigten Wassers oder durch gründliche Reinigung und Desinfektion [* 31] des Stalles. Die kranken Tiere sind von den gesunden zu sondern, auch besondern Wärtern zur Pflege zu übergeben. Die Wärter haben sich durch sorgfältige Vermeidung der Besudelung mit Milzbrandstoff vor Ansteckung zu hüten und sich fleißig mit lauem Seifenwasser zu waschen.
Blut und sonstige Abgänge von kranken Tieren sind tief zu verscharren, damit nicht Schweine, Hunde, [* 32] Geflügel dadurch angesteckt werden. Die Kadaver der gefallenen Tiere sind nach vorheriger kreuzweiser Durchschneidung der Haut an einem entlegenen Ort wenigstens 1,5 m tief zu verscharren oder auf chemischem Weg zu zerstören. Die von den kranken Tieren oder von den Kadavern verunreinigten Orte sind gründlich zu reinigen und zu desinfizieren, ebenso die Stallutensilien, Instrumente etc., die bei den kranken Tieren oder bei der Beseitigung der Kadaver benutzt worden sind. Das Schlachten [* 33] milzbrandkranker Tiere oder auch nur der Krankheit verdächtiger sowie der Verkauf der Milch von solchen ist aufs strengste zu verbieten. Durch Toussaint und Pasteur wurde 1881 aus experimentellem Weg ermittelt, daß das Milzbrandkontagium ¶