Sohn
Kimons, aus dem
Geschlecht der Philaiden, athen.
Feldherr, war 524
v. Chr. Archon
in
Athen,
[* 2] erbte nach dem
Tod seines
Bruders Stesagoras 518 die von seinem Oheim Miltiades 559 erworbene Herrschaft über die Dolonker
auf der thrakischen Chersonesos, eroberte
Lemnos und nahm 515 an dem Zug
des
KönigsDareios gegen die
Skythen teil, wo er mit den
Ioniern die Bewachung der Donaubrücke
übertragen erhielt und vorschlug, dieselbe abzubrechen und
so den
König nebst seinem
Heer dem Verderben preiszugeben.
Histiäos verhinderte jedoch die Ausführung dieses
Plans. Auf die Nachricht von dem Anzug der persischen
Flotte 494 nach
Athen
zurückgekehrt, ward er zwar wegen seiner Tyrannis in der Chersonesos angeklagt, indessen freigesprochen.Beim
Herannahen des persischen
Heers unter
Datis und Artaphernes gegen
Attika zu einem der zehn
Strategen erwählt, gewann er 12. Sept. 490 den
glänzenden
Sieg bei
Marathon und vereitelte darauf den
Versuch der
Perser,
Athen mit ihrer
Flotte zu überrumpeln. Da ihm 489 auf
dem Rachezug der
Athener gegen dieInseln im Ägeischen
Meer, die zu den Persern abgefallen waren, die Belagerung
von
Paros mißlang, ward er von dem undankbaren
Volk zu einer
Strafe von 50
Talenten verurteilt und, da er dieselbe nicht entrichten
konnte, ins Gefängnis geworfen, wo er bald darauf an einer auf
Paros erhaltenen
Verletzung starb.
Hier setzte der frühreife
Jüngling, unberührt von dem jugendlichen
Treiben seiner Genossen, das in
London begonnene
Studium
der alten
Klassiker fort, versuchte sich selbst bereits im Dichten in englischer wie in lateinischer
Sprache
[* 10] (z. B.
»Hymne on the nativity«) und bewies einen so eisernen Fleiß, daß er augenleidend wurde und den
Grund zu seiner spätern
Blindheit gelegt haben soll. Den mädchenhaft schönen, von den
Kameraden neckend die
»Lady of
Christchurch« genannten Milton empörte
indes die
Methode des englischen gelehrten
Unterrichts, der auf bloße mechanische Abrichtung hinauslief, und dem
Vorschlag
seines
Vaters, Theolog
zu werden, trat er mit der
Erklärung entgegen, daß er sich nie zu dem Sklavendienst herabwürdigen
werde, die
Artikel der bischöflichen
Kirche zu unterschreiben.
Diese puritanische Strenge bewies er sein ganzes
Leben hindurch. Nachdem er 1628
Bakkalaureus und 1632
Magister
der freien
Künste geworden war, verließ er
Cambridge, um zu seinem
Vater zurückzukehren, der damals zu Horton in
Buckinghamshire
wohnte.
Fünf Jahre lang war es ihm vergönnt, dort auf dem freundlichen Landsitz der Eltern seinen
Studien obzuliegen, und
zwar waren es
Shakespeare und seine Zeitgenossen, mit denen der
Jüngling sich vorzugsweise beschäftigte.
ein
Maskenspiel allegorischer Art, wie diese besonders seit
Jakob
I. am englischen
Hof
[* 11]
Mode waren. Die Anlehnung des
»Comus« an Szenerie und
IdeeBen Jonsonscher
»Masken«
[* 12] hat
Gifford im einzelnen nachgewiesen. Während aber den frühern englischen Maskendichtern eine moralische
Tendenz fern lag, verfolgt
der streng puritanische Milton ausgesprochenerweise eine solche. Im
»Comus« wird der
Sieg derKeuschheit über die
Versuchung an
einem jungen Mädchen dargestellt, welches von den ausgelassenen Geistern der
Nacht,
Comus und seinem
Gefolge, umschwärmt
wird.
Ferner entstanden damals die »Arcadia«, die
Elegie »Lycidas«, eine
Klage um den
Tod eines
Freundes, und die berühmten Gedichte:
»L'allegro« (»Der
Heitere«) und »Il penseroso« (»Der
Gedankenvolle«, beide erst 1645 in den
»Juvenile poems« erschienen; zuletzt hrsg. von
Hunter, Land. 1883),
in denen sich am
deutlichsten die Gemütsrichtung Miltons offenbart. Im
»Allegro« besingt er die lachende
Schönheit der
Erde, den Zauber des englischen
Waldes, die
Freuden der
Jagd und ländlicher
Feste, das trauliche
Treiben am winterlichen
Herde;
diesen nichtigen
Freuden aber stellt er im
»Penseroso« das höhere
Glück des
Denkers gegenüber, der im
Forschen die
Welt vergißt,
der seine
Seele nährt an den großen Geisteswerken alter
Zeiten und endlich die erhabene
Weisheit des
Propheten
erlangt.
Beide Gedichte gehören wegen der Pracht und anschaulichen
Wahrheit der Schilderung zu dem Schönsten, was auf dem Gebiet
beschreibender
Dichtung zu finden ist. So gehörte Milton bereits zu den Celebritäten, als er 1638, von
dem
Tod seiner
Mutter erschüttert, eine
Reise nach dem
Kontinent antrat. In
Paris
[* 13] verkehrte er mit
HugoGrotius und hielt sich
dann mehrere Jahre in
Italien
[* 14]
(Florenz,
[* 15]
Rom) auf, wo ihn die Beschäftigung mit den italienischen
Epopöen zuerst auf den
Gedanken
gebracht haben soll, der Litteratur seines
Landes ein episches Gedicht zu geben, das mit jenen wetteifern
könnte.
Eben gedachte Milton nach
Griechenland
[* 16] überzufahren, als ihn die
Kunde vom
Ausbruch der bürgerlichen
Unruhen nach
England zurückrief.
Anfänglich enthielt er sich hier jeder Einmischung in die öffentlichen Angelegenheiten und lebte längere Zeit in stiller
Zurückgezogenheit zu
London, beschäftigt mit derErziehung und
Bildung junger Leute, wobei er durch
Methode
und den ihm eignen Fleiß erstaunliche
Resultate erzielt haben soll. Seine Mitwirkung bei den politisch-kirchlichen Ereignissen
beginnt mit
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mehr
fünf publizistischen Abhandlungen (»Prelatical episcopacy«, »Reason
of church« etc., 1641 u. 1642), in welchen Milton sich
gegen den Grundschaden der englischen Reformation erhob, die anglikanische Kirche durch Verschärfung der bischöflichen Verfassung
dem Katholizismus wieder anzunähern. Die SchenkungKonstantins, welche die weltliche Macht und den Reichtum der Papstkirche
gegründet, bezeichnet Milton mit DantesWorten als »die wahre Büchse der Pandora«, und den Katholizismus überhaupt
erklärt er in diesen Schriften für eine politische Partei, welche unter dem Schein einer Kirche die priesterliche Tyrannei
anstrebe.
Inzwischen hatte sich Milton, in seinem 35. Jahr stehend, mit Mary Powel, der Tochter eines Landedelmanns in Oxfordshire,
vermählt. Die Ehe war aber sehr unglücklich. Die in royalistischen Anschauungen erzogene, vergnügungssüchtige Frau entfloh
bereits nach einem Monat ihrem puritanischen Gatten. Vergeblich versuchte Milton sie zurückzuführen und verfaßte nun vier Schriften
über die Ehescheidung (1643-45; deutsch von Holtzendorff, Berl. 1855), welche er, entgegen den Anschauungen der damaligen Zeit,
verteidigte, und zwar will er die Entscheidung über die Trennung der Ehe nicht den Gerichten, sondern,
der altjüdischen Anschauung entsprechend, nur dem Gewissen des Mannes überlassen. Um dieselbe Zeit schrieb Milton, mit der Erziehung
der Kinder einiger Freunde beschäftigt, ein Buch über Erziehung, in welchem er einen freien, wahrhaft klassischen Jugendunterricht
forderte.
Mittlerweile hatten die Presbyterianer im »langen Parlament« die Oberhand gewonnen; sie bewiesen aber die gleiche Unduldsamkeit
wie die gestürzten Bischöflichen und beschlossen (1644),
Unverzüglich antwortete Milton mit seinem »Eikonoklastes« (»Bilderstürmer«),
worin er denBetrug enthüllte und treffende Worte über die Schwäche sprach, welche die großen öffentlichen Sünden eidbrüchiger
Fürsten über den kleinen Tugenden ihrer Häuslichkeit vergißt.
Da schrieb der gelehrte Saumaise (Salmasius) »für den Judaslohn
von 100 Jakobsthalern« die »Defensio regia«, welche Milton mit der »Defensio pro populo anglicano« (1651) beantwortete:
gegenüber den erkauften Schmähungen jenes französischen Reformierten verkündet er die Freiheit als ein angebornes Recht derVölker und spricht der Nation das Recht zu, einen verräterischen Tyrannen zu richten und zu strafen.
Übermäßige Anstrengung bei Ausarbeitung dieser Schrift, mit der er vom Staatsrat beauftragt worden, hatte indessen seine
gänzliche Erblindung zur Folge. Einige kleinere Flugschriften im Interesse der Republik (»Upon the model
of common wealth«, »Ready and easy way to establish a free common wealth«)
beschließen die Reihe seiner prosaischen Schriften. Miltons Staatsschriften dienten der PolitikCromwells, dessen Hoffnung es
war, »den gesamten protestantischen Namen in brüderlicher Eintracht zusammenzuknüpfen« und diese gesammelte Macht
dem HausHabsburg entgegenzustellen.
Nach dem Fall der Republik und der Wiedereinsetzung der Stuarts hatte Milton von seiten der rachedürstenden Royalisten und Presbyterianer
harte Verfolgungen auszustehen. Am wurde die »Defensio« öffentlich durch den Henker verbrannt, und nur der Verwendung
einflußreicher Freunde gelang es, den bereits verhafteten Dichter zu befreien. Einsam und verlassen kehrte
Milton ins Privatleben zurück, das sich jedoch keineswegs glänzend für ihn gestaltete. Seine erste Frau war 1652 unter Hinterlassung
von drei Töchtern gestorben.
Nach Jahresfrist, in den Tagen seines politischen Wirkens, hatte er sich mit Katharine Woodcock vermählt, die aber schon
vor Ablauf
[* 22] eines Jahrs ebenfalls starb. Die dritte Ehe, die der 50jährige hilfsbedürftige Blinde auf das
Zureden seiner Freunde einging, war ebenso unglücklich wie die erste. Dazu war sein Vermögen in den Wirren des Bürgerkriegs
verloren, sein Haus im großen LondonerBrand (1666) zu Grunde gegangen. So starb er in kümmerlichen Verhältnissen in
Bunhill bei London und wurde in der Kirche St. Giles begraben; 1737 setzte man ihm ein Denkmal in der Westminsterabtei.
Das persönliche Leid der letzten Lebensjahre hatte Miltons starken Geist sowenig gebeugt wie das staatliche Elend. Er nahm
seine poetische Thätigkeit wieder auf und kehrte zum Vorsatz seiner Jugend zurück, ein großes Epos zu
schaffen. Aber alle Pläne weltlicher Dichtung, die er vorzeiten gehegt, stieß er jetzt von sich; nur dem Höchsten sollte
sein Dichten gewidmet sein. So entstand das Werk, auf welchem Miltons Dichterruhm vornehmlich beruht: »The
paradise lost« (12 Gesänge, in reimlosen Iamben gedichtet), das den Sündenfall des ersten Menschenpaars
episch darstellt und zwar in der Art, daß die Tragödie des Paradieses sich auf die Idee des tragischen Kampfes zwischen Himmel
[* 23] und Satan baut. Das Gedicht erinnert an die »Göttliche Komödie«, das
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