eingerichtet werden.
LangeTransporte verträgt die
Milch nicht. Der direkte Verkauf für den
Bedarf großer
Städte fordert die
Einrichtung von Milchwirtschaften in der nächsten Umgebung.
Mittels der
Eisenbahn wird die
Milch aus einer
Entfernung von 100 km
und darüber herbeigeschafft. Von großen
Gütern errichten die
Besitzer zuweilen in denStädten eigne
Verkaufsstellen für die
Milch. Sonst vermitteln Zwischenhändler (Milchpachter) das
Geschäft. In neuerer Zeit haben sich
in manchen Gegenden besondere
Genossenschaften zur Verwertung der
Milch durch Fabrikation von
Butter und
Käse etc. gebildet.
Im
Mittelpunkt mehrerer
Güter errichtet man die
Fabrik auf gemeinsame Rechnung und verkauft an dieselbe dieMilch
zu wesentlich höhern
Preisen, oder man liefert derselben die
Milch und verarbeitet sie auf gemeinsame Rechnung und
Gefahr.
Auch von kleinen bäuerlichen Wirten sind solche
Molkereigenossenschaften schon vielfach eingerichtet worden, besonders am
Rhein, in der
Schweiz,
[* 2] in
Württemberg
[* 3] und
Baden,
[* 4] während sonst das gesamte
Molkereiwesen und mit demselben auch die
genossenschaftliche
Entwickelung gegenwärtig am höchsten in
Dänemark
[* 5] floriert. Einen großen Aufschwung erhielt die
en gros
betriebene Milchwirtschaft dadurch, daß die Buttergewinnung mittels der
Zentrifuge
[* 6] sich verallgemeinerte.
Die Versorgung großer
Städte mit
Milch und Milchprodukten wird mehr und mehr von einzelnen großen
Geschäften bewirkt, welche
in ihren Etablissements vorzügliche
Apparate zur Konservierung der
Milch und zur
Butter- und Käsebereitung
besitzen. Täglich zweimal werden die
Artikel mit besondern
Fuhrwerken in den
Straßen umhergefahren und zum
Kauf offeriert.
Die
Wagen sind so eingerichtet, daß eine betrügerische Mischung der
Milch mit
Wasser nicht stattfinden kann. Vgl. Litteratur
bei
Milch.
C12H22O11 findet sich in der
Milch und wird in der
Schweiz und den
Bayrischen Alpen
aus den
Molken durch
Verdampfen und Kristallisieren gewonnen. Durch Umkristallisieren gereinigt, bildet der Milchzucker weiße, durchscheinende,
harte
Kristalle,
[* 8] die sich leicht in kochendem und in 5-6 Teilen kaltem
Wasser, aber
schwer in kochendemAlkohol
lösen, wenig süß und sandig schmecken und zwischen den
Zähnen knirschen. Die wässerige
Lösung lenkt die Polarisationsebene
nach rechts ab. Durch Einwirkung von
Fermenten und verdünnten
Säuren wird Milchzucker in
Galaktose
(Laktose) C6H12O6 verwandelt,
welche in alkoholische und namentlich leicht in Milchsäuregärung, auch in Buttersäuregärung versetzt werden kann, ist
also wie
Rohrzucker nicht direkt gärungsfähig, mit
Salpetersäure bildet er besonders Schleimsäure und
Oxalsäure. Man benutzt
den Milchzucker zur Herstellung von Silberspiegeln u.,
weil er auch als feines
Pulver an der
Luft nicht feucht wird, als
Vehikel für
Arzneimittel.
unterscheidet sich von
Güte (s. d.) dadurch, daß sie nicht wie diese gegen
Verdienst und
Schuld gleichgültig, sondern unverdient ist, von
Gnade aber dadurch, daß sie nicht gegen (wirklich oder vermeintlich)
niedriger Gestellte, sondern ohne Rücksicht auf die
Stellung des andern geübt wird.
AnnaPauline, verehelichte
Hauptmann, Opernsängerin, geb. zu
Konstantinopel,
[* 12] wo ihr
Vater bei der österreichischen
Gesandtschaft angestellt war,
wurde in
Wien
[* 13] durch
SigismundNeukomm zur Sängerin ausgebildet und trat 1803 am dortigen Kärntnerthortheater
zum erstenmal in die
Öffentlichkeit. Bei der AnwesenheitNapoleons in
Wien (1809) erhielt sie von diesem
einen
Antrag nach
Paris,
[* 14] dem sie jedoch nicht
Folge leistete; dagegen hatte sie bei einem Gastspiel in
Berlin
[* 15] 1815 so glänzenden
Erfolg, daß sie ein ihr hier gebotenes
Engagement annahm und für die fernere Dauer ihrer Laufbahn der
Berliner
[* 16]
Oper angehörte.
Im J. 1831 trat sie in den
Ruhestand und starb Der
Glanz derBerlinerOper während der 20er
Jahre unter
Spontinis Leitung war vornehmlich durch ihre Mitwirkung bedingt. Wie sehr ihre Leistungen von ihren Zeitgenossen
anerkannt wurden, beweist die
Thatsache, daß
Beethoven seinen »Fidelio« für sie geschrieben hat, wie
auch die anerkennenden
Worte, welche ihr
Goethe bei Gelegenheit ihrer 25jährigen Dienstfeier mit einem
Exemplar seiner »Iphigenia«
übersandte.
Umstände (franz. Circonstances atténuantes), besondere thatsächliche
Verhältnisse, welche in einem gegebenen Straffall die That in so mildem
Licht
[* 17] erscheinen lassen, daß die dafür gesetzlich
bestimmte
Strafe als zu hart erscheinen würde. Nach dem deutschen
Reichsstrafgesetzbuch, welch letzteres
nach dem Vorgang des preußischen
Strafgesetzbuchs die Berücksichtigung mildernder Umstände dem französischen
Recht
(Gesetz
vom entnommen hat, muß die
Strafe beim Vorhandensein mildernder Umstände gemindert werden, wenn es sich um eigentliche
Verbrechen handelt, während sie herabgesetzt werden kann, wenn einVergehen mit mildernden Umständen
vorliegt.
Bei
Übertretungen sind m. U. nicht zu berücksichtigen. Bei welchen
Delikten m. U. überhaupt zu berücksichtigen sind, ist
im
Strafgesetzbuch ausdrücklich angegeben, während dasselbe die
Frage, welche
Momente als m. U. aufzufassen sind, nicht entscheidet,
sondern ihre Beantwortung für den einzelnen
Fall dem richterlichen Ermessen anheimgibt. So wird z. B.
derjenige, welcher bereits zweimal als
Dieb im Inland bestraft wurde, bei dem dritten
Diebstahl mit
Zuchthaus von einem bis
zu zehn
Jahren bestraft.
Liegen aber m. U. vor, ist z. B. der Wertbetrag des Gestohlenen
nur ein ganz geringer, so kann auf
Gefängnisstrafe von drei
Monaten bis zu fünf
Jahren heruntergegangen
werden. Wo
Geschworne über die
Schuldfrage zu entscheiden haben, gebührt ihnen auch die
Entscheidung über die
Frage, ob m.
U. anzunehmen sind oder nicht (deutsche Strafprozeßordnung, § 295, 297, 307). Nicht zu verwechseln mit den mildernden Umständen
sind die sogen. Strafmilderungsgründe, d. h. solche Umstände,
welche kraft gesetzlicher Bestimmung die
Strafe mildern und welche in jedem
Fall berücksichtigt werden
müssen. Das deutsche
Strafgesetzbuch kennt jedoch nur einen eigentlichen Milderungsgrund: das jugendliche
Alter.