mehr
der unabgerahmten Milch.
Allein das geübte
Auge
[* 2] erkennt derartige abgerahmte verdünnte Milch bei Betrachtung eines
Tropfens auf
dem
Nagel oder der am
Aräometer
[* 3] herabrinnenden Milch. Man hat auch
Rahmmesser
(Kremometer,
Galaktometer) empfohlen, meist zylindrische
Gefäße, in denen man die Milch zum Ausrahmen aufstellt, um nach 12-24
Stunden die Rahmmenge nach Volumprozenten
bestimmen zu können, ferner auch optische
Methoden, indem
man so lange Milch zu
Wasser fließen läßt, bis man durch das in ein
von parallelen Glaswänden begrenztes
Gefäß
[* 4] eingegossene
Gemenge eine Kerzenflamme nicht mehr erkennen kann, oder indem man
die
Dicke der
Schicht reiner Milch ermittelt, für welche die
Flamme
[* 5] eben unsichtbar wird
(Laktoskope, Galaktoskope).
Derartige Untersuchungsmethoden sind wenig zuverlässig, die sicherste Auskunft gibt die chemische
Analyse, welche in der
ihr neuerdings gegebenen Form sehr schnell ausführbar ist.
Die Muttermilch ist die normale Nahrung des Säuglings, der bei dieser am besten gedeiht (vorausgesetzt, daß die Mutter gesund ist). Schwieriger ist die Ernährung des Säuglings durch Ammenmilch (s. Amme), noch schwieriger durch Tiermilch (vgl. Auffütterung der Kinder). Beim Übertritt des Säuglings in das Kindesalter (Durchbruch der Schneidezähne) hört die Milch auf, die normale Nahrung zu sein; aber immer bleibt sie, wenn der Magen [* 6] sie überhaupt verträgt, ein vortreffliches Mittel, um, namentlich bei gewissen Krankheiten, die Kräfte schnell zu heben, den Ernährungszustand zu bessern. Daher werden Milchkuren und im Anschluß an diese Molkenkuren (s. Molken) sehr allgemein angewandt. Gegorne Stutenmilch (Kumys) dient ebenfalls als Heilmittel. Außer zur Bereitung von Butter und Käse (und Milchzucker aus der Molke) dient Milch zum Entfärben und Klären einiger Flüssigkeiten, zum Anstreichen der Wände etc.
Um die Milch haltbar zu machen, verdampft man sie unter Zusatz von etwa 12 Proz. Zucker [* 7] im Vakuum bei 50-60° und erhält als Milchextrakt (kondensierte Milch) ein gelblichweißes Präparat von starker Honigkonsistenz, welches mit 4,5-5 Teilen Wasser sofort eine Flüssigkeit gibt, die sich von frischer Milch nur durch den süßern Geschmack unterscheidet. Derartiges Milchextrakt wurde nach der Angabe von Horsford zuerst in Amerika, [* 8] seit 1866 auch in Cham und später in Luxburg (Thurgau), Kempten, [* 9] London, [* 10] Hamburg [* 11] etc. dargestellt. Die Zusammensetzung der Präparate schwankt bedeutend. Man fand 12,43-35,66 Wasser, 7,54-18,78 Fett, 7,79-20,14 Proteinkörper, 41,25-53,89 Zucker, 1,56-3,37 Mineralstoffe. Neuere Bemühungen waren darauf gerichtet, Milch ohne Zusatz und ohne Kondensierung zu präservieren. Becker erhitzte Milch unter Luftabschluß auf 60° und kühlte sie dann schnell wieder auf 12-15° ab. Sie erwies sich dann bedeutend haltbarer und gab mit Säuren nicht mehr ein klumpiges, sondern ein feinflockiges, breiartiges Gerinnsel, welches, wenn auch ein wenig schwerer verdaulich, doch wohl besser ausgenutzt wird, weil es den Verdauungssäften sehr viel mehr Angriffspunkte darbietet. Scherff erhitzte Milch in fest verschlossenen Flaschen auf 120°, hält die Korke während des Abkühlens mit Flanell bedeckt, welcher mit Paraffin [* 12] getränkt wurde, und bedeckt sie dann mit einer Paraffinschicht. Diese völlig sterilisierte, von allen Bakterien befreite Milch eignet sich vortrefflich für Kinder und Kranke. Sie ist etwas bräunlich und bildet beim Stehen eine kompakte Rahmschicht, die sich kaum wieder verteilt; auch wird sie nach Jahresfrist unter beginnender Ausscheidung von Proteinkörpern etwas bitterlich. Größere Verbreitung hat ohne Zusatz kondensierte Milch gefunden, zu deren Darstellung man die frische, auf Zentrifugen gereinigte Milch aufkocht, im Vakuum kondensiert, in Blechbüchsen [* 13] einschließt und auf 120° erhitzt. Derartige Milch, die auch exportfähiger ist als nicht kondensierte, liefern Drenckhan in Stendorf (Holstein), Walcker u. Komp. in Bremen [* 14] und Loxstedt, die Swiß Milk Company in Altona [* 15] etc. Sie enthält:
aus Stendorf | aus Bremen | |
---|---|---|
Wasser | 66.2 | 63.8 |
Fett | 8.4 | 9.8 |
Proteinstoffe | 10.9 | 10.4 |
Milchzucker | 12.3 | 13.7 |
Asche | 2.2 | 2.3 |
: | 100.0 | 100.0 |
Auch Ziegen-, Stuten- und Magermilch kommt präserviert in den Handel, die erstern zu Kurzwecken.
Vgl. Martiny, Die Milch, ihr Wesen und ihre Verwertung (Danz. 1871-72, 2 Bde.);
Fleischmann, Das Molkereiwesen (Braunschw. 1876-79);
Petersen, Boysen und Fleischmann, Studien über das Molkereiwesen, Reiseskizzen aus Dänemark, [* 16] Schweden [* 17] und Finnland (Danz. 1875);
Petersen, Anleitung zum Betrieb der Milchwirtschaft (2. Aufl., Brem. 1878);
Freytag, Fleischer u. a., Die Kuhmilch, ihre Erzeugung und Verwertung (3. Aufl., Bonn [* 18] 1881);
Schäfer, Lehrbuch der Milchwirtschaft (2. Aufl., Stuttg. 1883);
Wagner, Milch, Butter u. Käse (Weim. 1881);
Kirchner, Handbuch der Milchwirtschaft (2. Aufl., Berl. 1886);
Pfeiffer, Analyse der Milch (Wiesb. 1886);
Müller, Anleitung zur Prüfung der Kuhmilch (5. Aufl., Bern [* 19] 1883);
Feser, Die polizeiliche Kontrolle der Marktmilch (Leipz. 1878);
Vieth, Milchprüfungsmethoden (Brem. 1879);
v. d. Becke, Die Milchprüfungsmethoden (das. 1882);
»Milchzeitung« (das., seit 1872; hrsg. von Petersen);
»Milchindustrie. Organ für Molkereiwesen« (Bern, seit 1883).