Seine Gemälde leiden an den Mängeln der Kunstrichtung seiner Zeit, besonders an
Kälte und konventionellem
Wesen; dagegen
ist sein aus der venezianischen
Schule stammendes
Kolorit wärmer und harmonischer, auch übertreffen seine
Gestalten, namentlich die Madonnen, die seiner französischen Zeitgenossen an
Anmut. Seine
Porträte
[* 4] sind die besten und geistvollsten
dieser ältern französischen
Schule. Im
Louvre befindet sich eine bedeutende Anzahl seiner Gemälde; viele seiner Werke sind
durch den
Stich vervielfältigt worden.
Eins seiner hervorragendsten Bildnisse, das der
MariaMancini, besitzt
das
Berliner
[* 5]
Museum.
(spr. minj),JacquesPaul, namhafter katholischer Theolog, geb. zu St.-Flour, begründete
in
PetitMontrouge bei
Paris eine großartige (1868 abgebrannte) Buchdruckerei, aus welcher außer zahlreichen andere theologischen
Werken der schon mehrere hundert
Bände umfassende »Patrologiae cursus completus sive bibliotheca universalis
s. patrum et scriptorum ecclesiasticorum« (erste, latein.
Serie seit 1844; 2. Aufl. 1878; zweite, griech. seit 1857),
die »Encyclopédie théologique« (99 verschiedene Lexika
in 168 Bdn.) und (seit 1833)
Journale, wie »L'Univers religieux« u.
»La Vérité«, hervorgegangen sind. Er starb in
Paris.
FrançoisAugusteAlexis, ausgezeichneter franz. Geschichtschreiber, geb. zu
Aix, studierte mit seinem
FreundeThiers daselbst die
Rechte und wurde 1818
Advokat. Der Erfolg seiner Preisschrift
»De l'état du gouvernement de
saint Louis et des institutions de ce prince« (Par. 1822),
die gekrönt ward, bestimmte ihn,
sich der Litteratur zu widmen. Er wandte sich 1821 nach
Paris und beteiligte sich bei der Redaktion des liberalen Oppositionsblattes
»Courrier français«, bis er 1830 zu dem von
Thiers neugegründeten
»National« überging. Gleichzeitig
hielt er geschichtliche Vorlesungen am
Athénée und schrieb seine berühmte
»Histoire de la révolution française« (Par.
1824, 2 Bde.; 13. Aufl. 1880; deutsch
von
Burckhardt, Leipz. 1842, 2 Bde.;
von
Köhler, das. 1873), worin er in glänzender
Sprache,
[* 6] jedoch nichtfrei vonTendenz, den ursachlichen
Zusammenhang der einzelnen Revolutionsereignisse entwickelte.
Die geistreichen Gedächtnisreden, die
er als
Sekretär der fünften
Klasse des
Instituts gehalten hat, sowie
einige kürzere
Aufsätze finden sich in den »Notices et mémoires historiques« (Par.
1843, 2 Bde.; 3. Aufl. 1854; deutsch
von
Stolz, Leipz. 1843, 2 Bde.) und
den »Nouveaux éloges historiques« (1877) gesammelt.
Als Mitglied des unter
GuizotsMinisterium gegründeten historischen
Komitees gab Mignet das vortreffliche Werk »Négociations relative
à la succession d'Espagne« (Par. 1836-44, 4 Bde.)
heraus.
(spr. minjóng),Abraham,
Maler, geb. 1640 zu
Frankfurt
[* 9] a. M., lernte bei dem Blumenmaler
Jakob Moreel, dann bei
Jan D. de
Heem, war 1665 wieder in
Frankfurt und soll daselbst 1679 gestorben sein. Er malte
Blumen,
Früchte und kleine
Tiere
mit äußerst fleißigemPinsel und gewissenhafter
Zeichnung sowie Frühstücke mit Weingläsern und Eßgerät
gefällig auf Marmortischen gruppiert.
(franz. migraine, verstümmelt aus dem griech.
Hemikrania, »halbseitiges Kopfweh«),
besondere Art
Kopfschmerz, welche gewöhnlich nur eine Seite des
Kopfes einnimmt, heftiger ist als der gewöhnliche
Kopfschmerz und ohne äußere Veranlassung periodisch wiederkehrt. Die Migräne betrachtet
man als eine
Krankheit des sympathischen
Nervengeflechts, welche in Form eines Gefäßkrampfes (Hemicrania sympathico-tonica)
oder in Form einer Gefäßlähmung (Hemicrania sympathico-paralytica) auftreten kann. Die Migräne kommt
bei beiden Geschlechtern, am häufigsten aber beim weiblichen und bei blutarmen
Personen vor.
Vielleicht bei der Hälfte aller an Migräne leidenden
Frauen treten die Anfälle nur zur Zeit der
Menstruation (s. d.) oder unmittelbar
vor derselben ein.
In den meisten
Fällen datiert der Anfang des
Leidens, wenn auch nicht aus der ersten
Kindheit, so doch aus den
Jahren des Schulbesuchs her. Nachdem sich die Kranken am
Tag vor dem Anfall gewöhnlich wohl befunden
haben, bemerken sie meist gleich nach dem Erwachen die Vorboten des Anfalls oder den Anfang desselben. Sie sind verstimmt
und gereizt, klagen über leichtes
Frösteln, haben ein
Gefühl von großer Mattigkeit und Abgeschlagenheit,
Neigung zum
Gähnen, Appetitmangel und pappigen
Geschmack im
Munde. Dazu stellen sich
Kopfschmerzen ein, welche schnell eine fast
unerträgliche
Höhe erreichen.
Abspannung und die
Schmerzen¶
mehr
treiben die Kranken ins Bett,
[* 11] sie sind sehr empfindlich gegen Licht
[* 12] und Geräusch und suchen das dunkelste und entlegenste Zimmer
auf. Der Puls ist meist verlangsamt; auf der Höhe des Anfalls tritt häufig Übelkeit und nach heftigem Würgen Erbrechen ein.
Nach dem Erbrechen pflegt der Anfall nachzulassen; meist gegen Abend stellt sich Schlaf ein, aus welchem
die meisten Kranken am andern Morgen zwar noch angegriffen, aber frei vonSchmerz erwachen. Die Krankheit bedroht niemals das
Leben; aber nur selten werden Kranke, wenn sich auch die Anfälle zu manchen Zeiten langsamer wiederholen, gänzlich von ihrem
Leiden
[* 13] befreit.
Bei der krampfartigen Verengerung der Gefäße, bei weiter Pupille läßt man zuweilen mit gutem Erfolg
Amylnitrit einatmen, welches eine Lähmung der sympathischen Gefäßnerven bewirkt; im entgegengesetzten Fall, wenn die Pupille
der kranken Seite eng, die Schläfenarterie weit, die Haut
[* 14] der Wangen und das Ohr
[* 15] gerötet ist, wird das Ergotin empfohlen. Namentlich
wird der Elektrizität
[* 16] (nach der Methode von Holst angewandt) dauernder Erfolg nachgerühmt; zugleich lasse
man die Kranken sich zu Bett legen, sorge für ein mäßig durchwärmtes Zimmer und vermeide jedes Geräusch in der Nähe des
Patienten. In der anfallsfreien Zeit hüte sich der Kranke vor Erkältungen, Gemütsbewegungen, vor starker geistiger Anstrengung
und Diätfehlern.