der
Prinzen von
Oranien. Bei seinem langen
Leben hat er eine große Zahl von Bildnissen, die sich durch Korrektheit der
Zeichnung
und Sorgsamkeit der Detailbehandlung auszeichnen, aber von
Härte und Trockenheit nicht frei sind, gemalt. Die meisten sind
noch in
Holland, namentlich in der königlichen
Galerie des
Haag
[* 2] und im Rijksmuseum zu
Amsterdam.
[* 3]
Andre befinden
sich in den
Galerien von
Berlin,
[* 4]
München,
[* 5]
Schwerin
[* 6] u. a. O. Unter seinen
Schülern sind sein Sohn Pieter, geb. 1596, gest. 1623,
ebenfalls tüchtiger Porträtmaler, und
Paul Moreelse hervorzuheben.
Sein Schwiegersohn Willem Jacobsz
Delff hat viel nach ihm
gestochen.
1)
Fransvan, der ältere, holländ.Maler, geb. zu
Leiden,
[* 7] war
Schüler des Glasmalers
A. Torenvliet und G.
Dous und erlangte bald einen solchen
Ruf, daß der
Großherzog von
Toscana und andre
Fürsten und vornehme
Herren bei ihm
Bilder bestellten. Er starb in
Leiden. Seine Meisterschaft beruht vornehmlich in der Feinheit
der malerischen Behandlung, in der
Eleganz der
Zeichnung und in der virtuosen Wiedergabe des Stofflichen. Doch sind seine
Porträte
[* 8] und Genrefiguren, die teils der vornehmen
Welt, teils dem Bürgerstand angehören, meist oberflächlich und glatt in der
Charakteristik.
Seine Genrebilder sind meist auf zwei oder drei
Figuren beschränkt. In derGalerie des
Haag sind die Bildnisse
von Mieris selbst und seiner
Frau, desgleichen in der
MünchenerPinakothek.
Letztere Sammlung ist besonders reich an Meisterwerken
von Mieris'
Hand
[* 9] (das Austernfrühstück, die Lautenspielerin, der Reiterstiefel, der Trompeter, die kranke
Frau), viele derselben
befinden sich auch in
Paris,
[* 10]
Dresden
[* 11] (Werkstatt des Künstlers,
Frau und Mädchen mit der
Laute) und
Berlin
(junge
Dame vor dem
Spiegel).
[* 12]
3) Willemvan, Sohn von Mieris 1), geb. 1662 zu
Leiden, gest. daselbst, malte in ähnlicher
Weise
kleine Gesellschaftsbilder, stand jedoch dem
Vater nach.
4)
Fransvan, der jüngere, Sohn von Mieris 3), geb. zu
Leiden, gest. daselbst, malte ebenfalls Genrestücke
und
Porträte in
Nachahmung seines
Vaters und Großvaters. Verdienstlicher als seine glatten
Bilder sind seine »Historie der
nederlandsche vorsten«
(Haag 1732-35, 3 Bde.),
das
»Groot charterboek der graven vanHolland, vanZeeland en herren van vriesland«
(Leipz. 1753-56, 4 Bde.),
zu welchen Werken er die
Münzen
[* 17] nach seinen
Zeichnungen stechen ließ, und die
»Handvesten der stad
Leyden«
(Leiden 1759, 2 Bde.; den 1.
Band
[* 18] sowie die Zusätze zu demselben besorgte
Daniel van
Alphen).
»Histoire de la révolution de Pologne« (Par. 1836-38, 4 Bde.).
1842 zum Mitglied der
Zentralbehörde der
polnischen
Emigranten
in
Paris erwählt, ward er 1845 zum
Zweck einer Schilderhebung in seinem Vaterland nach
Posen
[* 20] entsendet, hier aber verraten, verhaftet
und nach einem 1½jährigen
Prozeß in
Berlin zum
Tod verurteilt, jedoch zu lebenslänglicher
Gefängnisstrafe begnadigt. Durch die
Märzrevolution in
Berlin 1848 aus dem
Moabiter Zellengefängnis befreit, begab er sich
nach
Posen und begann sofort, eine polnische
Freischar zu bilden und einen
Aufstand zu organisieren.
Die preußischen Behörden verhandelten erst mit ihm; als Mieroslawski aber selbst den deutschen
Teil
Posens für das künftige
KönigreichPolen begehrte und die deutsche
Bevölkerung
[* 21] terrorisierte, trieb
GeneralColomb die
Insurgenten schnell zu
Paaren, und Mieroslawski mußte bei Bardo an der russischen
Grenze kapitulieren. Wiederum begnadigt, ging er nach
Paris zurück, wo er eine
Darstellung des posenschen
Aufstandes: »Powstanie poznanskie« (Par. 1853),
herausgab, und begab sich von da Anfang 1849 nach der
InselSizilien,
[* 22] um hier den Oberbefehl über die Kriegsmacht der Aufständischen
zu übernehmen. Er konnte hier der
Revolution ebensowenig zum
Sieg verhelfen wie sodann in
Baden,
[* 23] wohin er Anfang Juni als Obergeneral
der revolutionären
Armee berufen wurde. Nach Unterdrückung des badischen
Aufstandes floh er in die
Schweiz,
[* 24] von da nach
Frankreich. Nach dem
Ausbruch des polnischen
Aufstandes von 1863 von der polnischen Nationalregierung 25. Jan. zum
Diktator ernannt, erschien er 17. Febr. auf dem Kriegsschauplatz, ward aber bereits 22.
d. M. bei Raziejewo von den
Russen entscheidend geschlagen und zur
Flucht gezwungen und lebte seitdem wieder in
Paris, wo er starb.
(tschech. Střibro, d. h.
Silber), Stadt im westlichen
Böhmen,
[* 26] am
Fluß Mies (im weiternLaufBeraun genannt, s. d.) und an der Staatsbahnlinie
Pilsen-Eger, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und
Revierbergamtes, hat ein altes
Rathaus, eine
Brücke
[* 27] mit
Turm
[* 28] aus dem 16. Jahrh., ein Obergymnasium,
Bergbau
[* 29] auf
Blei
[* 30] mit etwa 500 Arbeitern,
Bleischmelzhütte und Schroterzeugung, Bierbrauerei
[* 31] und (1880) 4179 Einw. 1427 ergriff
das Reichsheer, welches Mies belagerte, vor den
Hussiten die
Flucht.
(MytilusL.),
Gattung aus der
Familie der Miesmuscheln (Mytilidae). Die gemeine oder eßbare (Miesmuschel edulisL.),
mit länglich eiförmiger, fast keilförmiger
Schale, bis 8
cm lang, meist einfarbig violettblau oder violett gestreift auf
hellerm
Grund, findet sich fast in allen
Meeren rings um
Europa,
[* 33] an den deutschen
Küsten auf
Sandbänken
in unzähliger
Menge. Die einzelnen
Muscheln
[* 34] hängen meist mit den Byssusfäden, mittels deren sie sich am
Grund festheften,
aneinander. Sie dienen nicht nur als Köder, sondern werden auch häufig sowohl roh als gebraten gegessen und vielfach gezüchtet.
Bei La
Rochelle, gegenüber der
InselRé, hat man
Pfähle inReihen, die paarweise gegen das
Meer hinaus konvergieren,
eingerammt und durch
Flechtwerk miteinander verbunden. Die so erhaltenen
¶
mehr
Wände sind 200-300 m lang und 2 m hoch. Weiter hinaus im Meer sind nur stärkere Pfähle eingerammt. An diese setzt sich die
schwärmende Muschelbrut an und erreicht im Juli Bohnengröße. Man löst sie dann mit einem Eisen
[* 36] ab und verpflanzt sie auf
das Flechtwerk, wo sie sich durch ihre Byssusfäden alsbald wieder festspinnen. Später verpflanzt man
sie noch weiter landeinwärts, und im Alter von 10-12 Monaten bringt man sie auf den Markt. Diese Kultur wird dort seit dem 13. Jahrh.
betrieben und bringt einen bedeutenden Gewinn.
Ähnlich verfährt man im Meerbusen von Tarent. Bei Venedig
[* 37] sammelt man die Muscheln von den Hafenpfählen
und Planken, Fahrzeugen und Bojen und züchtet sie an schwimmenden Flößen. In der Apenrader und KielerBucht werden Bäume von
3-6 m Höhe, deren Stamm unten zugespitzt ist, in den Meeresgrund gesetzt, so daß sie stets unter Wasser bleiben. Die sich
ansetzenden Muscheln sind nach 3-5 Jahren ausgewachsen und werden den ganzen Winter hindurch geerntet. In
neuester Zeit hat man Versuche angestellt, diese Methode, welche sehr gute Muscheln liefert, einfach und billig ist, aber auch
manche Mängel hat, durch eine vollkommnere zu ersetzen.
An der Westküste Holsteins benutzt man die als Dünger, weil man keine Einrichtungen besitzt, sie durch
Kultur schmackhafter zu machen. Neuerdings sind in Wilhelmshaven
[* 38] tödlich verlaufende Vergiftungen beim Genuß von Miesmuscheln,
welche aus stagnierendem Wasser des Hafens stammten, vorgekommen. In erster Linie war die Leber giftig. Brieger fand darin ein
Alkaloid, Mytilotoxin, welches den Ptomainen nahesteht und dem Curare ähnlich wirkt und durch Erstickung
infolge von Lähmung der Brustmuskeln tötet.
Dies Gift bildet sich nur in Muscheln, die in stagnierendem Wasser leben, während die in freier See gezüchteten oder gefangenen
völlig unschädlich sind. Die giftigen Muscheln besitzen einen süßlichen, ekelerregenden Bouillongeruch und geben, mit
Alkohol übergossen, eine goldgelbe Flüssigkeit, die beim Erhitzen mit einigen TropfenSalpetersäure grasgrün
wird.
Vgl. Möbius, Austern- und Miesmuschelzucht (Berl. 1870);
Sabatier, Études sur la moule commune (Par. 1877).