der Prinzen von Oranien. Bei seinem langen Leben hat er eine große Zahl von Bildnissen, die sich durch Korrektheit der Zeichnung
und Sorgsamkeit der Detailbehandlung auszeichnen, aber von Härte und Trockenheit nicht frei sind, gemalt. Die meisten sind
noch in Holland, namentlich in der königlichen Galerie des Haag und im Rijksmuseum zu Amsterdam. Andre befinden
sich in den Galerien von Berlin, München, Schwerin u. a. O. Unter seinen Schülern sind sein Sohn Pieter, geb. 1596, gest. 1623,
ebenfalls tüchtiger Porträtmaler, und Paul Moreelse hervorzuheben. Sein Schwiegersohn Willem Jacobsz Delff hat viel nach ihm
gestochen.
1) Frans van, der ältere, holländ. Maler, geb. 16. April 1635 zu Leiden, war Schüler des Glasmalers
A. Torenvliet und G. Dous und erlangte bald einen solchen Ruf, daß der Großherzog von Toscana und andre Fürsten und vornehme
Herren bei ihm Bilder bestellten. Er starb 12. März 1681 in Leiden. Seine Meisterschaft beruht vornehmlich in der Feinheit
der malerischen Behandlung, in der Eleganz der Zeichnung und in der virtuosen Wiedergabe des Stofflichen. Doch sind seine Porträte
und Genrefiguren, die teils der vornehmen Welt, teils dem Bürgerstand angehören, meist oberflächlich und glatt in der Charakteristik.
Seine Genrebilder sind meist auf zwei oder drei Figuren beschränkt. In der Galerie des Haag sind die Bildnisse
von Mieris selbst und seiner Frau, desgleichen in der Münchener Pinakothek. Letztere Sammlung ist besonders reich an Meisterwerken
von Mieris' Hand (das Austernfrühstück, die Lautenspielerin, der Reiterstiefel, der Trompeter, die kranke Frau), viele derselben
befinden sich auch in Paris, Dresden (Werkstatt des Künstlers, Frau und Mädchen mit der Laute) und Berlin
(junge Dame vor dem Spiegel).
2) Jan van, Sohn des vorigen, geb. 17. März 1660 zu Leiden, lernte bei Lairesse und malte meist Porträte in größerm Maßstab.
Er besuchte Deutschland, ging dann nach Florenz und endlich nach Rom, wo er 17. März 1690 starb.
3) Willem van, Sohn von Mieris 1), geb. 1662 zu Leiden, gest. 27. Jan. 1747 daselbst, malte in ähnlicher Weise
kleine Gesellschaftsbilder, stand jedoch dem Vater nach.
4) Frans van, der jüngere, Sohn von Mieris 3), geb. 24. Dez. 1689 zu Leiden, gest. 22. Okt. 1763 daselbst, malte ebenfalls Genrestücke
und Porträte in Nachahmung seines Vaters und Großvaters. Verdienstlicher als seine glatten Bilder sind seine »Historie der
nederlandsche vorsten« (Haag 1732-35, 3 Bde.),
das »Groot charterboek der graven van Holland, van Zeeland en herren van vriesland«
(Leipz. 1753-56, 4 Bde.),
zu welchen Werken er die Münzen nach seinen Zeichnungen stechen ließ, und die
»Handvesten der stad Leyden« (Leiden 1759, 2 Bde.; den 1. Band sowie die Zusätze zu demselben besorgte Daniel van Alphen).
Ludwig von, poln. Revolutionär, geb. 1814 zu Nemours in Frankreich als Sohn eines polnischen Offiziers,
der in der Armee des Großherzogtums Warschau gedient hatte, schloß sich als Fähnrich in einem polnischen
Regiment dem Aufstand von 1830 an, wurde zum Unterleutnant ernannt und nahm an den Kämpfen gegen die Russen bis zum Schluß teil.
Nach Niederwerfung des Aufstandes begab er sich 1831 nach Frankreich und widmete sich hier litterarischen Arbeiten; er schrieb:
»Kritische Darstellung des Feldzugs von 1831« (deutsch, Berl. 1848, 2 Bde.);
»Histoire de la révolution de Pologne« (Par. 1836-38, 4 Bde.).
1842 zum Mitglied der Zentralbehörde der
polnischen Emigranten
in Paris erwählt, ward er 1845 zum Zweck einer Schilderhebung in seinem Vaterland nach Posen entsendet, hier aber verraten, 12. Febr. 1846 verhaftet
und nach einem 1½jährigen Prozeß 17. Nov. 1847 in Berlin zum Tod verurteilt, jedoch zu lebenslänglicher
Gefängnisstrafe begnadigt. Durch die Märzrevolution in Berlin 1848 aus dem Moabiter Zellengefängnis befreit, begab er sich
nach Posen und begann sofort, eine polnische Freischar zu bilden und einen Aufstand zu organisieren.
Die preußischen Behörden verhandelten erst mit ihm; als Mieroslawski aber selbst den deutschen
Teil Posens für das künftige Königreich Polen begehrte und die deutsche Bevölkerung terrorisierte, trieb General Colomb die
Insurgenten schnell zu Paaren, und Mieroslawski mußte bei Bardo an der russischen Grenze kapitulieren. Wiederum begnadigt, ging er nach
Paris zurück, wo er eine Darstellung des posenschen Aufstandes: »Powstanie poznanskie« (Par. 1853),
herausgab, und begab sich von da Anfang 1849 nach der Insel Sizilien, um hier den Oberbefehl über die Kriegsmacht der Aufständischen
zu übernehmen. Er konnte hier der Revolution ebensowenig zum Sieg verhelfen wie sodann in Baden, wohin er Anfang Juni als Obergeneral
der revolutionären Armee berufen wurde. Nach Unterdrückung des badischen Aufstandes floh er in die Schweiz,
von da nach Frankreich. Nach dem Ausbruch des polnischen Aufstandes von 1863 von der polnischen Nationalregierung 25. Jan. zum
Diktator ernannt, erschien er 17. Febr. auf dem Kriegsschauplatz, ward aber bereits 22. d. M. bei Raziejewo von den
Russen entscheidend geschlagen und zur Flucht gezwungen und lebte seitdem wieder in Paris, wo er 23. Nov. 1878 starb.
(tschech. Střibro, d. h. Silber), Stadt im westlichen Böhmen, am Fluß Mies (im weitern Lauf
Beraun genannt, s. d.) und an der Staatsbahnlinie Pilsen-Eger, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und
Revierbergamtes, hat ein altes Rathaus, eine Brücke mit Turm aus dem 16. Jahrh., ein Obergymnasium, Bergbau auf Blei mit etwa 500 Arbeitern,
Bleischmelzhütte und Schroterzeugung, Bierbrauerei und (1880) 4179 Einw. 1427 ergriff
das Reichsheer, welches Mies belagerte, vor den Hussiten die Flucht.
In der Nähe ein Silberbergwerk (Kscheutz).
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, am Fuß der Alpen, an der Schlierach und der Linie München-Schliersee
der Bayrischen Staatsbahn, 677 m ü. M., hat ein Schloß, ein Bezirksamt, ein Amtsgericht, Papierfabriken, Steinkohlengruben,
Viehhandel und (1885) 2396 kath. Einwohner.
(Mytilus L.), Gattung aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae). Die gemeine oder eßbare (Miesmuschel edulisL.),
mit länglich eiförmiger, fast keilförmiger Schale, bis 8 cm lang, meist einfarbig violettblau oder violett gestreift auf
hellerm Grund, findet sich fast in allen Meeren rings um Europa, an den deutschen Küsten auf Sandbänken
in unzähliger Menge. Die einzelnen Muscheln hängen meist mit den Byssusfäden, mittels deren sie sich am Grund festheften,
aneinander. Sie dienen nicht nur als Köder, sondern werden auch häufig sowohl roh als gebraten gegessen und vielfach gezüchtet.
Bei La Rochelle, gegenüber der Insel Ré, hat man Pfähle in Reihen, die paarweise gegen das Meer hinaus konvergieren,
eingerammt und durch Flechtwerk miteinander verbunden. Die so erhaltenen
mehr
Wände sind 200-300 m lang und 2 m hoch. Weiter hinaus im Meer sind nur stärkere Pfähle eingerammt. An diese setzt sich die
schwärmende Muschelbrut an und erreicht im Juli Bohnengröße. Man löst sie dann mit einem Eisen ab und verpflanzt sie auf
das Flechtwerk, wo sie sich durch ihre Byssusfäden alsbald wieder festspinnen. Später verpflanzt man
sie noch weiter landeinwärts, und im Alter von 10-12 Monaten bringt man sie auf den Markt. Diese Kultur wird dort seit dem 13. Jahrh.
betrieben und bringt einen bedeutenden Gewinn.
Ähnlich verfährt man im Meerbusen von Tarent. Bei Venedig sammelt man die Muscheln von den Hafenpfählen
und Planken, Fahrzeugen und Bojen und züchtet sie an schwimmenden Flößen. In der Apenrader und Kieler Bucht werden Bäume von
3-6 m Höhe, deren Stamm unten zugespitzt ist, in den Meeresgrund gesetzt, so daß sie stets unter Wasser bleiben. Die sich
ansetzenden Muscheln sind nach 3-5 Jahren ausgewachsen und werden den ganzen Winter hindurch geerntet. In
neuester Zeit hat man Versuche angestellt, diese Methode, welche sehr gute Muscheln liefert, einfach und billig ist, aber auch
manche Mängel hat, durch eine vollkommnere zu ersetzen.
An der Westküste Holsteins benutzt man die als Dünger, weil man keine Einrichtungen besitzt, sie durch
Kultur schmackhafter zu machen. Neuerdings sind in Wilhelmshaven tödlich verlaufende Vergiftungen beim Genuß von Miesmuscheln,
welche aus stagnierendem Wasser des Hafens stammten, vorgekommen. In erster Linie war die Leber giftig. Brieger fand darin ein
Alkaloid, Mytilotoxin, welches den Ptomainen nahesteht und dem Curare ähnlich wirkt und durch Erstickung
infolge von Lähmung der Brustmuskeln tötet.
Dies Gift bildet sich nur in Muscheln, die in stagnierendem Wasser leben, während die in freier See gezüchteten oder gefangenen
völlig unschädlich sind. Die giftigen Muscheln besitzen einen süßlichen, ekelerregenden Bouillongeruch und geben, mit
Alkohol übergossen, eine goldgelbe Flüssigkeit, die beim Erhitzen mit einigen Tropfen Salpetersäure grasgrün
wird.
Vgl. Möbius, Austern- und Miesmuschelzucht (Berl. 1870);
Sabatier, Études sur la moule commune (Par. 1877).