Der
Rio
[* 4]
Lerma, der in den Chapalasee fällt, ist nur Grenzfluß, und
Gleiches gilt von dem
Rio de las Balsas,
der dem
StillenOzean zuströmt. Unter den
Seen ist der von
Chapala, im Nordwestwinkel, der bedeutendste. Die Küstengegenden
sind öde, sandig und nur wenig angebaut; ein
Hafen existiert nicht. Das
Klima
[* 5] ist im größern Teil des
Landes mild und sehr
gesund; nur in den Küstenebenen kommen bösartige
Fieber vor. Die
Bevölkerung
[* 6] beträgt (1882) 784,108
Seelen, worunter viele
Mestizen und
Indianer, welch letztere die südliche Hälfte des
Staats fast allein bevölkern.
Der
Boden ist größtenteils sehr fruchtbar und zum Anbau von
Gewächsen aller
Zonen geeignet.
In den niedrigen Küstengegenden
und den tief eingeschnittenen
Thälern der Kordillerenabhänge gedeihen bei der reichlichen
BewässerungZuckerrohr,
Kaffee, Kakao,
Indigo,
[* 7]
Baumwolle
[* 8] vortrefflich, in den höher gelegenen Gegenden
Weizen,
Gerste,
[* 9]
Maguey,
Tabak,
[* 10] europäische
Gemüse und Obstsorten.
Mais kommt allenthalben fort. Die Gebirgsabhänge sind mit großen Wäldern bestanden.
(spr. mizkjéwitsch),Adam, der bedeutendste poln. Dichter, geb. zu Nowogrodek
in
Litauen, studierte in
Wilna,
[* 19] wo 1822 die erste Sammlung seiner
Balladen und
Romanzen erschien, und ward
sodann
Professor der Litteratur am
Gymnasium zu
Kowno. Unglückliche
Liebe inspirierte den Dichter hier zu seiner ersten größern
Schöpfung, einem dramatischen
Fragment, »Dziady« (»Totenfeier«,
1823; deutsch von S.
Lipiner, Leipz. 1887) genannt, worin er neben seinem persönlichen
Schmerz
den Verzweiflungsruf seiner
geknechteten
Nation in ergreifender
Weise ertönen läßt.
Wegen
Teilnahme an einer Studentenverbindung 1824 verhaftet und nach dem Innern Rußlands verbannt, lebte er in
Moskau,
[* 20] besuchte
von hier aus die
Krim,
[* 21] die er in
»Sonetten aus der
Krim« besang (deutsch von P.
Cornelius, Leipz. 1868),
künstlerisch vollendeter als die »Totenfeier«, gewann unter den
Polen die
Popularität eines Nationalepos und trug viel zur Weckung des Nationalgefühls bei. Der
Stoff dieses Gedichts wie
auch zu Mickiewicz' zweiter epischer
Dichtung: »Grażyna« (deutsch von Nabielak und
Werner,
Posen
[* 23] 1851; von
Weiß,
Prag
[* 24] 1876), ist den Verzweiflungskämpfen der Litauer gegen den
Orden
[* 25] der Deutschherren entlehnt. Seit 1829 bereiste Mickiewicz
Deutschland,
[* 26] Frankreich und
Italien.
[* 27] Auf die Nachricht von dem
Ausbruch der polnischen
Revolution wollte er nach
Polen eilen, ward aber in
Posen zurückgehalten und ging hierauf nach
Paris, wo er seinen
Dichtungen, die 1828 in 3
Bänden erschienen
waren, 1832 einen 4.
Band
[* 28] hinzufügte. In seiner
Schrift »Księgi narodu polskiego i pielgrzymstwa polskiego« (Par.
1832; deutsch u. d. T.: »Die
Bücher des polnischen
Volkes und der polnischen Pilgerschaft«, das. 1833) behandelte er in einer
der
Heiligen Schrift nachgebildeten
Diktion die Bestimmung
Polens in der Vergangenheit und Zukunft.
Zwei Jahre später erschien seine dritte epische
Dichtung:
»Pan
[* 29] Tadeusz« (Par. 1834, 2 Bde.;
deutsch von Spazier:
»HerrThaddäus, oder der letzte Sajasd in
Litauen«, Leipz. 1836; von
Weiß, das. 1882; von
Lipiner, das.
1882), das vollendetste Werk des Dichters und die
Perle der slawischen
Litteraturen überhaupt. Die
Fabel
spielt im Jahr 1812, das durch
Napoleons I.
Feldzug die polnische
Nation ihre Wiederherstellung hoffen ließ, und dreht sich
um eine Nachbarfehde und einen
Überfall (zajazd), einen der vielen
Mißbräuche, woran sich
Polens Eintracht und
Kraft
[* 30] zersplitterten.
Der epische
Faden,
[* 31] der sich durch das Gedicht zieht, ist nur ein dünner; desto reicher reihen sich daran
Schilderungen litauischen Volkslebens, idyllische Landschaftsgemälde und komische Genrebilder. Unter den Naturschilderungen
verdient die
Beschreibung der grauenvollen Waldeinsamkeit der litauischen
Urwälder besondere Hervorhebung. Nach diesem Werk
hat Mickiewicz kein größeres
Produkt mehr geliefert, sondern sich in historische
Studien über das Slawentum
vertieft.
Nach kurzem Aufenthalt zu
Lausanne,
[* 32] wo er eine Professur der lateinischen Litteratur bekleidete, wurde ihm 1840 die Professur
der slawischen
Litteraturen am
College de
Franceübertragen. Seine 1840-43 hier gehaltenen
Vorträge (»Vorlesungen über slawische
Litteratur und Zustände«, deutsch, Leipz. 1843-44, 4 Bde.; 2. Ausg.
1849), obschon mehr durch Schwung der
Phantasie als durch gründliches Quellenstudium ausgezeichnet, erregten anfangs großes
Aufsehen; als sie aber nach seiner Bekanntschaft mit dem
SchwärmerTowianski allmählich in eine Verherrlichung des sogen.
Messianismus ausarteten, wurde er durch ein
Dekret vom seiner Professur entsetzt und dieselbe
seinem
Freunde, dem Dichter A.
Chodzko,
übertragen.
Not und Mangel zogen jetzt in das
Haus des Dichters; auch sein Familienglück
begann zu schwinden.
LudwigNapoleon ernannte ihn 1852 zum Bibliothekar einer der kaiserlichen
Bibliotheken. Während
¶
mehr
des orientalischen Kriegs reiste als Abgesandter der französischen Regierung nach der Türkei;
[* 34] indes griff das ungewohnte
Lagerleben, dem er sich unterziehen mußte, seine Gesundheit dergestalt an, daß er bereits in Konstantinopel
[* 35] starb.
Der Leichnam wurde nach Paris gebracht und auf dem Friedhof zu Montmorency beerdigt. ist der eigentliche
Reformator der polnischen Litteratur und ohne Zweifel der bedeutendste Dichter, den die Slawen bis jetzt aufzuweisen haben.
Neben der Volkspoesie haben Shakespeare, Goethe und vorzugsweise Byron auf ihn eingewirkt. Er ward so der Bannerträger der
Romantik in seinem Land; allein er wußte dieselbe so glücklich mit den nationalen Elementen zu verschmelzen,
daß er mit Recht als der polnische Nationaldichter verehrt wird. In Posen ward ihm 1859 ein Denkmal errichtet. Seine vielfach
aufgelegten Schriften (»Pisma«) erschienen unter anderm gesammelt Paris 1860-61, 11 Bde.;
in einer
Volksausgabe (von Malecki) Lemberg
[* 37] 1885 ff., 4 Bde.
Aus dem Nachlaß wurden veröffentlicht: »Pierwsze wieki historii polskiéj«
(»Das erste Jahrhundert der polnischen Geschichte«, Par. 1868);
Mickiewicz' Briefwechsel (das. 1870-76, 3 Bde.)
und »Mémorial de la légion polonaise de 1848 créée en Italie« (das. 1877).
Vgl. »Adam eine biographische Skizze« (Leipz.
1857);
Fontille (Mainard), Adam Mickiewicz, sa vie et sa croyance (Par. 1862).